Bozen/Südtirol: Verband der Krankenpfleger verhindert erweiterte Ausbildung von Rettungssanitätern

  • Der Landesverband der Krankenpfleger in Bozen konnte sich vor dem Verwaltungsgericht gegen eine erweiterte Ausbildung (Ausbildungsstufe C) von Rettungssanitätern des Weißen Kreuz durchsetzen. Der Landesverband sah wohl eine Kompetenzüberschneidung von Rettungssanitätern und Krankenpflegern, wenn es um die Zusammenarbeit mit Notärzten geht.
    Nun werden die möglichen Auswirkungen des Urteils geklärt, das möglicherweise noch durch die Landesregierung angefochten werden soll.
    Die Ausbildungsstufen A und B für Rettungssanitäter sind von dem Urteil nicht betroffen.


    Quelle: http://www.provinz.bz.it/lpa/n…ws_d.asp?art=140602&HLM=1


    PDF zum Weißen Kreuz mit umfangreichen Informationen zum Rettungsdienst

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Hat da jemand Angst, dass ihm der Job abgenommen werden könnte, oder warum machen die sowas???


    Absolut kein Verständniss, sorry!

  • Woran erinnert mich das nur....?!? 8)


    Schlimm schlimm, wenn man bedenkt das eigendlich alle Hand in Hand für den Patienten arbeiten sollten...jeder (ARZT, PFLEGEPERSONAL; RETTUNGSFACHPERSONAL) aus seiner Sparte und im Mittelpunkt ist der Pat...

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Tja, wenns ums liebe Geld geht, dann ist schluss mit dem Vorsatz "Alles für den Patienten".... :( armes Deutschland

  • Jörg
    Sag lieber nicht zu einem Südtiroler er sei ein "Armer Italiener";)



    Wenn dann: Armes Südtirol

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • Zitat

    Original von SanSold
    Jörg
    Sag lieber nicht zu einem Südtiroler er sei ein "Armer Italiener";)



    Wenn dann: Armes Südtirol


    Oh, ja...das kann ganz schnell ganz böse enden...und dann weiß man ja wer kommt...


    *duckundweg*


    Ohne Witz...bin mal vor ein paar Jahren in ein solche Fettnäpfchen bei einem älteren Südtiroler bei Brixen...ein wunderschönes Wandergasthaus...getreten und hab dann einen halbstündigen Exkurs über Südtiroler Geschichte bekommen. Was aber auch sehr interessant war.


    Grüße aus Karlsruhe...noch...

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

    Einmal editiert, zuletzt von Weltreisender ()

  • Hallo zusammen !


    In Italien gibt es eine völlig andere Rechtsgrundlage für den RD.
    Die dortigen Gesetze sehen des Einsatz von examiniertem Pflegepersonal im RD eigentlich zwingend vor, doch im Tagesgeschäft sieht das ganz anders aus.
    "Load-andGo" ist auch heute heute vielfach die vorherrschende Versorgung - auch bei Notfällen, die eine Vor-Ort-Stabilisierung sinnvoll erscheinen lassen.


    Südtirol ist eine autonome Provinz und hat seine weitgehende Selbständigkeit (vom italienischen Schlendrian) in den 60-er-Jahren erreicht. Als Mittel hierzu dienten übrigens auch terroristische Massnahmen wie Bombenattentate !!!


    Bis zum Ende des 1. Weltkrieges gehörte Südtirol zu Österreich. Nach dem Krieg wurde es Italien zugeschlagen.
    Unter Mussolini erfolgte eine Migrationspolitik veramter Süditaliener in den Norden, während gleichzeitig Hitler versuchte, die Südtiroler zum Exodus in die neuen deutschen Gebiete in den Osten (Ukraine etc.) umzusiedeln.
    Auch nach dem 2. Weltkrieg ging der massive Druck der italienischen Regierung auf die deutschsprachige und deutsch-kulkturell geprägte Bevölkerung weiter.
    Nach Einschalten der UNO in diesen Konflikt gab es dann endlich die lang ersehnte Autonomie von "Alto-Adige", so der italienische Name von Südtirol; mit weitgehenden Rechten für die Provinz.


    Ende der 60-er Jahre gründete sich in Südtirol der Verein "Weisses Kreuz" - als Konkurrenz zum vorhandenen Italienischen Roten Kreuz.
    Unter massiver Unterstützung der Bevölkerung wurde ein ehrenamtliches Rettungssystem ausfgebaut.
    Auch heute noch ist die Ehrenamtlichkeit das Fundament der tgl. Rettung dort; auch wenn es inzwischen Hauptamtliche und Zivildiener gibt.
    Das Manko der Ehrenamtlichkeit besteht im Ausbildungsstand - Standard in der Notfallrettung ist eine Sanitätsausbildung. Den RS machen engagierte Helfer oft beim ASB in Deutschland, weil das "WK" zur weltweiten Samaritergemeinde gehört.
    Nach wie vor sind die Gemeindeärzte in das System der Notfallrettung integriert - es gibt aber auch 2 - 3 RTH in der Provinz Südtirol.
    RA-Kompetenzen sind absolute Ausnahmen.


    Der "Rettungsdienst" aus dem s+k-Verlag hat bereits Reportagen über das "WK" gebracht.
    In der web-site: http://www.bos-fahrzeuge.info findet ihr die typischen VW-Hochdach-Fahrzeuge.


    Es findet sich also eine Situation, dass es an den Krankenhäusern in Brixen, Meran und Bozen exam. Pflegepersonal gibt, die eigentlich im RD eingesetzt werden könnten (aber nicht richtig wollen), dafür aber alle gewerkschaftlich organisiert sind.


    So wie bei uns die Welt zusammenbricht, wenn der süddeutsche Metallarbeiter nicht mehr jede Stunde seinen Lungenkrebs fördern darf (Steinkühler-Pause) so wird in Italien fröhlich an den Besitzständen festgehalten.


    Und weil es ja schliesslich so im Gesetz steht (obwohl Rom weit weg ist...), wird halt geklagt.


    Literaturhinweis über die Autonomiegeschichte Südtirols:
    Feuernacht - Südtiroler Bombenjahre
    Bozen 1992
    ISBN: 88-7283-010-9

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Der süddeutsche Metaller hat aber sein generelles Recht auf die Steinkühler-Pause gerade erst verloren.


    Eddy


  • Nein, wie peinlich... :rolleyes: *schäm*


    Hörte sich aber deutsch an...

  • Hallo zusammen !


    Vielen Dank für den Artikel von Daniel Grein.


    In Italien gab und gibt es keinerlei Bemühungen um eine Berusausbildung nach deutschen (Rettungsassistent) oder anglo-amerikanischen (Paramedic) Grundlagen.
    So bleibt halt nur der verwandte Beruf der Krankenpflege als Qualifikation der notärztlichen Assistenz.


    Dem Weissen Kreiúz muss man zugute halten, dass es in den letzten Jahren das Rettungswesen in Südtirol qualitativ aufgewertet hat.
    Statt Load-and-go im eigenen KTW der Orstvereinigung unter Umgehung der Landenotrufzentrale wird jetzt z.B. das NEF aus Meran angefordert.
    Nach wie vor sind ehrenamtliche Helfer das absolute Gerüst der Notfallrettung - und damit ist eine der deutschen RS-Qualifikation angeglichene Ausbildung das Mass aller Dinge.


    Wer jetzt: "das darf doch aber gar nicht sein" ruft:
    bis Anfang der 80-er-Jahre war das auch in Deutschland allgemein so...


    Exam. Pflegepersonal mit Interesse an rettungsdienstlicher Arbeit sind eher selten anzutreffen - doch Besitzstandswahrung geht über alles.


    Da Südtrol einerseits ein sehr hohes Steueraufkommen hat und andererseits seit den 60-er Jahren energisch immer wieder die italienische Staatsregierung in ihre Schranken verwiesen hat, bin ich guter Dinge, dass in diesem Streit eine "Lex Alto Adige" gefunden wird.
    Weisse Kreuz und der Landeshauptmann (Ministerpräsident) werden
    eine Lösung hinbekommen, die auch weiterhin die alltäglichen Erfordernisse erfüllt.


    Ich könnte mir vorstellen, dass man halt Vollzeitstellen für die notarztbesetzten Rettungsmittel in Südtirol schaffen wird.
    Dabei handelt es sich um 2 - 3 (je nach Saison) RTW und NEF/NAW-Standorte in Brixen, Meran, Bozen etc.
    Grob überschlagen etwa 10 Standorte insgesamt; bei grosszügiger Stundenregelung incl. Ausfallzeiten also max. 60 Stellen.


    Der Rest der Rettung wird weiterhin ehrenamtlich bzw. mit ZDL und den wenigen auch jetzt schon vorhandenen hauptamtlichen Mitarbeitern laufen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Hallöle zusammen,


    bezüglich der Ausbildung in Südtirol kann ich folgendes beitragen:
    Ich habe nun schon ca. 15 Mitarbeiter des Weissen Kreuzes bei mir in einem RA-Lehrgang sitzen gehabt und sie haben auch alle bestanden.
    Fakt ist jedoch, dass sie ihre erlernten Massnahmen nur in einem sehr bedingtem Rahmen anwenden dürfen, so dass in letzer Zeit die Teilnahme von Seiten der Süd-Tiroler faktisch ausgeblieben ist.
    Dagegen ist aber auch festzuhalten, dass im ital. RD eben ein Grossteil der Arbeit von Seiten der Hospitäler erledigt wird. Zu diesem Zweck werden die entsprechenden Mitarbeiter des Landeskrankenhauses in Bozen z.B. von unseren Mitarbeitern in Bozen auf ein dem RA annäherndes Mass geschult.


    Denke, dass sich dort schon noch einiges tun wird und ich wünsche es den dortigen Kollegen, ihr Berufsbild weiter zu stärken, aber auch bei uns ist ja unser Berufsbild immer noch ein wenig läpprig (was nicht zuletzt an unserer nichtvorhandenen Lobbyarbeit und einigen profilneurotischen Vertretern unserer Zunft liegt).


    Grüssle


    Janosch

  • Im Moment ist die Stimmung bei den Rettern in der Provinz Bozen ziemlich mieß, dank der letzten Urteile muss auf jedem RTW und auf dem NEF ein Krankenpfleger sitzen, die Rettungsassistentenausbildung (viele haben in Deutschland gelernt) wird im Südtirol nicht mehr anerkannt. Die Krankenpfleger wachen streng darüber, dass ja kein Retter eine medizinische Maßnahme jenseits der ersten Hilfe vornimmt und scheuen auch nicht vor Klagen zurück, im Endeffekt bedeutet dies die Degradierung der Südtiroler Retter zu Fahrern und Trägern.


    Für die Krankenpfleger ergeben sich hier zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Zwar waren schon vorher viele Krankenpfleger ehrenamtlich im RD, mit dem neuen Gesetz ist der Bedarf aber natürlich gestiegen, so dass auch Leute auf Honorarbasis arbeiten. Die im RD tätigen Krankenpfleger haben übrigens zusätzliche Qualifikationen.
    Nicht zuletzt deshalb kann von load and go keine Rede sein, Ausrüstung und Verfügbarkeit der Rettungsmittel entsprechen weitgehend dem deutschen Niveau.


    Allerdings läuft viel mehr übers Ehrenamt, so fahren auf fast allen Wachen nachts und am WE ausschließlich Ehrenamtliche, es gibt weit weniger
    Hauptamtliche als in D., dies dürfte sich durch die neue Gesetzeslage jedoch bald ändern.


    Trotz dieser Entwicklung zu mehr hauptamtlichen Rettungsdienst bedeutet dies einen schweren Rückschlag für die Bemühungen ein Berufsbild im Rettungsdienst in der Provinz Bozen zu schaffen, und trifft letztendlich besonders die bisher im RD hauptamtlichen tätigen.