AOK Niedersachsen forciert Ehrenamt im Rettungsdienst

  • Wie der S&K-Verlag in seiner aktuellen Ausgabe der RETTUNGSDIENST (November 2006) mitteilt, unterstützt die AOK Niedersachsen mit einer Initiative den verstärkten Einsatz von Ehrenamtlichen im Rettungsdienst.
    Zeitlich befristet bezuschusst die AOK die ehrenamtlich geleisteten Stunden; es bestehe nun "eine landesweit einheitliche Regelung zur Vergütung Ehrenamtlicher mit dem Ziel, den Einsatz Ehrenamtlicher im Rettungsdienst auszubauen bzw. zu stabilisieren."


    Die möglichen Folgen sind absehbar: verstärkter ehren- bzw. nebenamtlicher Einsatz im Rettungsdienst führt zwangsläufig zum Abbau hauptamtlicher Arbeitsplätze, sollte sich zeigen, daß Dienstpläne mit dem Einsatz der Ehrenamtlichen aufrecht erhalten werden können.
    Die Stellung der hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen wird nachhaltig geschwächt, die Möglichkeit, als Rettungsassistentin/-assistent eine hauptberufliche Anstellung im niedersächsischen Rettungsdienst zu finden, wird erschwert. Die AOK Niedersachsen unterstützt somit eine zunehmende Arbeitslosigkeit im Rettungsdienst.


    Der S&K-Verlag verweist auch auf die "Milchmädchenrechnung" der AOK, da durch den Wegfall von hauptberuflichen Mitarbeitern zwangsläufig auch deren Sozialabgaben und Steuern wegfallen und die Zahlungen von Arbeitslosengeld steigen werden.
    Auch die Hilfsorganisationen, die sich an dieser Initiative beteiligen, dürften sich bei den nächsten Tarifverhandlungen für die rettungsdienstlichen Leistungen wundern, wenn plötzlich drastische Kürzungen (neben der nach wie vor im Raum stehenden 3%-Kürzung bei den Fahrkosten) ins Haus stehen.


    Eine Entwicklung, die sicherlich auch ausserhalb Niedersachsens für Aufsehen sorgt.



    Informationen der AOK Niedersachsen zum Rettungsdienst/Krankentransport

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    Der S&K-Verlag verweist auch auf die "Milchmädchenrechnung" der AOK, da durch den Wegfall von hauptberuflichen Mitarbeitern zwangsläufig auch deren Sozialabgaben und Steuern wegfallen und die Zahlungen von Arbeitslosengeld steigen werden.


    Für die AOK ist das doch keine Milchmädchenrechnung!
    Was interessiert es ein Unternehmen, ob dem Staat Sozialabgaben und Steuern flöten gehen? In der Wirtschaft (und sonst auch) ist sich immer noch jeder selbst der nächste.....

  • Naja, es gibt ja genug Studien die beweisen, dass sozial schwächer gestellte öfters krank sind, als die "oberen Geselschaftsschichten"
    Und wo sind viele solcher versichert?!...AOK....


    Grüße aus Ghana

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Das hast du natürlich Recht.


    Andererseits entwickelt natürlich nicht jeder gerade arbeitslos gewordene Retter (der übrigens per se erstmal nicht zur "oberen Gesellschaftsschicht" gehört) umgehend eine chronische Krankheit.


    Die hat er doch meistens vorher schon.... :D


    Grüß mal die Elfenbeinküste!


  • Da hast Du vollkommen recht....aber dann zahlt ja hoffentlich die Berufsunfähigsversicherung :D


    Grüße aus Ghana

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • von Felix@112

    Zitat

    Für die AOK ist das doch keine Milchmädchenrechnung!
    Was interessiert es ein Unternehmen, ob dem Staat Sozialabgaben und Steuern flöten gehen?


    Krankenkassen leben u.a. von den Sozialabgaben (Krankenversicherung), also denk ich mal schon, dass die AOK Interesse hat an einer kleinen arbeitslosen Gemeinschaft.


    Für mich klingt das sehr stupide was die AOK davon sich gibt. Wenn wir Laien das sogar schon erkennen das diese Rechnung nicht aufgehen kann *Kopfschüttel*


    malteman

  • Da muß ich auch gleich meinen Kopf mitschütteln!!!!


    Noch mehr sparen geht ja schon nicht mehr, langsam geht die sparerei
    auf Menschenleben!!!


    Wie soll man(n) wenn Autos abgebaut werden unsere Anfahrtzeiten einhalten z.B. Bei einer Reanimation ist diese Sparpolitik nicht länger
    tragbar !!!! :mauer: "motz" :nein:

  • Zitat

    Original von autohusky


    Noch mehr sparen geht ja schon nicht mehr, langsam geht die sparerei
    auf Menschenleben!!!



    ...und mir solche Phrasen auf den Wecker!



    Gruß,


    Ani

  • Rettungsdienststandorte werden auch früher oder später geschlossen bzw. Vorhaltestunden reduziert und zur Einhaltung der Hilfsfrist werden First Responder aus dem Boden gestampft. Das ist eine sinnvolle Sparpolitik.



    Und bitte:


    Zitat

    Original von Weltreisender
    Grüße aus Ghana


    Wir wissen es! Danke!


  • Das Sparen sollte ja eigentlich nicht bei den Besatzungen und Fahrzeugen der Vorhaltung erfolgen, sondern bei Arbeitsabläufen und Verwaltung. Aber in diesen Bereichen ist die Krativität in den HiOrg´s halt deutlich geringer. Schade



    Eddy

  • Wenn ich mir diesen Thread durchlese , entsteht für mich wieder eine Parallele zu der Diskussion "SanH im Rettungsdienst" ! Mal ganz und gar von den dort diskutierten Gegebenheiten, (egal ob es nun um Sanitätshelfer , Rettungssanitäter oder Rettungsassitenten geht) abgesehen, ist diese Forderung in allen Belangen sehr bedenklich.
    Die Gehälter der Klinikärzte sind nun , dem Streik sei dank, endlich angehoben worden. Im Gegenzug werden, natürlich von einer anderen Institution , in einem anderen Bereich die Arbeitslosigkeit gefördert, Gehälter gedrückt, ein Berufsstand dadurch auch sekundär schwer geschädigt.In Bezug auf einheitliche Versorgungsstandarts wieder ein riesiger Rückschritt.Aber das ist eben wieder ein anderer Punkt, durch die AOK aber zwangsläufig eben dann hervorgerufen !
    Ich hoffe das diese abstrusen Forderungen weder unterstützt, noch umgesetzt werden!


    Gruß,
    Sebastian

  • RS200


    Ich glaube ja, dass den Krankenkassen die Gehälter der Ärzte herzlich am Allerwertesten vorbeigehen. Die zahlen ihr Sümmchen, egal wofür die Kliniken es ausgeben. Und wenn alles fürs Gehalt des Pförtners draufgeht, mehr zahlen werden sie sicher nciht.
    Allerdings haben die KK dann auch nix mitzureden, wo dann genau Einsparugen vorzunehmen sind.

  • Solange die sogenannten Hilfsorganisationen mit ihren pseudosozialen Einstellungen kein Rückgrat besitzen um ihre berechtigten Forderungen auf eine kostendeckende Vergütung ihrer Leistungen bei den Leistungsträgern einzufordern, sondern lieber die betreffenden Betriebsteile auf Kosten der ihnen vertrauenden und von ihnen abhängigen Beschäftigten privatisieren ( siehe hier: DRK ), um bloss nicht ihre lieb gewonnenen Pfründe abgeben zu müssen, solange werden die Leistungsträgen mit ihnen machen können was sie wollen.
    Aber was ist denn heute noch ein Arbeitnehmer wert? Schliesslich gibt es an jeder Strassenecke genügend Ersatz, der den Job auch für wenig oder garkein Geld übernimmt.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    "eine landesweit einheitliche Regelung zur Vergütung Ehrenamtlicher ..."


    Das wird sicher Finanzamt und Sozialversicherung interessieren. Wie das Wort "Ehrenamt" schon sagt, gibt es dafür keine Vergütung. Ich habe den Artikel nicht und auf der AOK-Seite auf Anhieb die Meldung nicht gefunden, aber was hier passiert, klingt doch auf den ersten Blick nach der Begründung geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse.


    Beste Grüße

  • Ein kleines Beispiel aus der Region Hannover!


    Wie die meisten sicherlich wissen, wurde aus der Stadt und dem Landkreis Hannover die Region Hannover gegründet. Es sollte vieles besser werden- das Gegenteil ist an der Tagesordnung. Alles wurde teurer und die Leistungen dafür schlechter.


    Es vergeht kaum ein Tag wo ich mich nicht über diese Region aufrege. Hier einige Beispiele:
    Die Region leistet sich ZWEI Abrechnungsstellen für den Rettungsdienst/Krankentransport. Da kann man sparen.


    Jetzt werden viele Mitarbeiter aus dem Rettungsdienst in die Arbeitslosigkeit entlassen, weil eine andere Organisation eine Rettungswache bekommen hat. Nach HÖREN-SAGEN soll diese Wache zu 50% mit ehrenamtlichen betrieben werden. Soll eine Einsparung von einem vierstelligen Betrag pro Jahr bringen! ? Muss ich nicht verstehen, ist verwaltungstechnisches denken! Was kostet mich ein arbeitsloser RA pro Jahr, das doppelte? Aber man hat in dieser Kostenstelle gespart.Jo!


    Im Gegenzug hat die Leitstelle eine neue Küche bekommen, 30.000? soll das gute Stück gekostet haben. UI! Was hat die? Goldbeschläge?


    Stadt und Land werden im Rettungsdienst eigenständig gesehen, obwohl es eine Region ist. Warum?


    Warum wird die Bevölkerung in dem ehemaligen Landkreises schlechter behandelt als in der Stadt. Die RTW`s müssen 2-3 Jahre länger gefahren werden als in der Stadt. Warum? Ich zahle doch den gleichen KK-Beitrag.


    Wir haben schon mit ein paar Kollegen überlegt, die alle in einer FF sind, mal den Vorschlag zu machen, bei der BF Hannover ehrenamtlich zu arbeiten und die können im Gegenzug einen Feuerwehrbeamten einsparen. Herr Lange würde uns auslachen. Kommt doch auch keiner auf die Idee so etwas zu machen.Ist doch auch völlig absurt.


    Aber im Rettungsdienst soll es gemacht werden! So lange die Bevölkerung glaubt, dass der Rettungsdienst von Ehrenamtlichen gemacht wird, können wir auch keine Lobby haben! Wenn das Sparen so weiter geht, zumindest in der Region Hannover, sehe ich das bald kein hauptamtlicher RA seine Familie mehr ohne sozialhilfe ernähren kann. So viel zu einer familienfreundlichen Region Hannover.

  • sehe ich das bald kein hauptamtlicher RA seine Familie mehr ohne sozialhilfe ernähren kann.


    Ganz meine Meinung !!! 8o


  • Kann ich verstehen, aber ich denke so lange man mit dem EA keine vollen Planstellen besetzt ist es auch kein Problem. Ich weiss ja nicht wer alles unter der Woche so neben dem Job noch RTW fahren kann. Bei uns auf der Wache werden wir nur dann eingesetzt, wenn kein Springer mehr da ist, oder mehr Leute Urlaub wollen als möglich ist. Oder der Krankenstand mal wieder explodiert. Da finde ich den Einsatz von 600? Kräften und EA echt ok. Auch am Wochenende, dadurch kann der AG natürlich konkurrenzfähig bleiben. Nur das man versucht 50% des HA Personals durch EA zu ersetzen wird sicher nicht durchführbar sein.


    Grüße


    Marco

    Der Inhalt des Textes, möchte keine Lehrmeinung vertreten er stellt eine rein persönliche Ansicht des Autors da. Die Nutzung ausserhalb des Forums ist nicht gestattet.
    * 150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Aus Liebe zum Menschen * :rtw:

  • Zitat

    Original von MaMo
    Nur das man versucht 50% des HA Personals durch EA zu ersetzen wird sicher nicht durchführbar sein.


    @ Marco:


    Das es durchführbar ist, machen doch leider Länder wie Luxemburg, Österreich, Irland, Italien vor.


    Solange wir uns mehrere hundert verschiedene Krankenkassen mit hohen Verwaltungskosten leisten, solange werden diejenigen die sich nicht gegen die Kürzungen wehren (s.o.) die Leid tragenden sein.


    Glücklicherweise wird es - wie man an anderer Stelle hier im Forum aktuell lesen kann - die RD-Kollegen nicht treffen. Im Gegenteil. :ironie:

  • Ich möchte an dieser Stelle vielleicht eine kleine Anregung geben -
    welche Antwort würde man wohl bekommen, wenn man bei seiner zuständigen Krankenkasse (und hier insbesondere bei der AOK Niedersachsen) folgende Anfrage stellt:



    Sehr geehrte Damen und Herren,


    ich bin ausgebildeter Kaufmann im Gesundheitswesen, derzeit allerdings hauptberuflich in einem anderen Bereich tätig.
    Um den Bezug zu meinem Ausbildungsberuf nicht zu verlieren und um die durch die Gesundheitsreform stark beanspruchten Kassen zu entlasten, würde ich gerne ehrenamtlich bei ihrer Kasse in der Verwaltung tätig werden.
    Ich verfüge über fundierte Kenntnisse und großes Engagement und bin sicher, daß ich durch meine unentgeltliche Arbeitsleistung einen Beitrag zur Entlastung der Allgemeinheit leisten würde.


    Über Ihre positive Antwort und eine ehrenamtliche Tätigkeit in Ihrem Hause würde ich mich freuen.



    Mit freundlichen Grüßen



    Probieren wir es aus...


    P.S. Der Kaufmann im Gesundheitswesen im Text kann natürlich auch durch den Sozialversicherungsfachangestellten ersetzt werden

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.