Kalifornien / USA: Kaum Konsequenzen bei Fehlverhalten

  • Paramedics und EMT's im US-Bundesstaat Kalifornien haben selten Konsequenzen aus Fehlverhalten zu befürchten.
    Wie die Los Angeles Times berichtet, gibt es keine zentrale Überwachung der Rettungsdienste bzw. deren Angestellte; Behandlungsfehler und Fehlverhalten werden selten publik - auch nicht innerhalb der Rettungsdienste. Professionelles Verhalten und fachliche Kompetenz der Paramedics und EMT's werden grundsätzlich vorausgesetzt, aber nicht überprüft.


    Als Beispiel nennt die LA-Times den Fall einer Patientin, der bei einem Verkehrsunfall die Augen verätzt wurden. Weder das Personal des Los Angeles County Fire Department, noch das Personal des privaten Rettungsdienstes, das sie anschließend in eine Klinik verbrachte, spülte die Augen der Patientin, obwohl diese darauf hingewiesen hatte. Als Begründung führte das Personal des privaten Rettungsdienstes auf, dass der Boden der Ambulance nass werden würde.
    Der Rettungsdienst wurde nun nach fünf Jahren zu einer Schmerzensgeld-Zahlung verurteilt; der Fall selbst wurde allerdings niemals an die für den Rettungsdienst zuständige Stellle in Los Angeles weitergeleitet.


    In den Jahren 1999 bis 2006 gab es auf 10.000 EMT's in LA lediglich 122 disziplinarische Maßnahmen, die 1 Entlassung, 2 vorübergehende Suspendierungen und 216 Verwarnungen beinhalteten.


    Quelle: http://www.latimes.com/news/lo…ry?coll=la-home-headlines


    Weitere Zahlen: http://www.latimes.com/media/acrobat/2007-05/29560602.pdf

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    Als Begründung führte das Personal des privaten Rettungsdienstes auf, dass der Boden der Ambulance nass werden würde.


    Soll helfen ...


    8)

  • Ich frage mich gerade ob "Fehlverhalten" hier bei uns ausreichend geahndet wird....


    Ich kenne Fälle, bei denen selbst grober Mist kaum disziplinarische, geschweige denn rechtliche Konsequenzen gehabt hätte.


    Kein einzger, mir bekannter Fall hat zu einer Nachschulung, Entzug der Urkunde oder Ähnlichem geführt.


    Die "Spezialisten" retten fleißig weiter ! :rolleyes:

  • Zu dem von Daniel genannten Problem könnte sich am besten mal Dammedic äussern. Immerhin hat er einige Jahre für AMT in San Diego gearbeitet.


    Und Ahndung von Fehlverhalten hier bei uns?
    Auch mir kein Fal bekannt.
    Sogar das Rammen eines falsch parkenden Autos mit dem RTW - damit dieser zum Einsatzort ausrücken konnte - und begangener Fahrerflucht mit Blaulicht wurde nicht geahndet. Im Gegenteil. Der Falschparker ist mit seiner Klage auf Schadensersatz sogar vor dem LG gescheitert.
    Das Rettungsdienstpersonal und seine Aufgabe der Menschenrettung scheint den Rechtsprechenden viel Wert zu sein.

  • Zitat

    Original von Medic5754
    Das Rettungsdienstpersonal und seine Aufgabe der Menschenrettung scheint den Rechtsprechenden viel Wert zu sein.


    Das hört man doch gerne ;)


    Zitat

    Sogar das Rammen eines falsch parkenden Autos mit dem RTW - damit dieser zum Einsatzort ausrücken konnte - und begangener Fahrerflucht mit Blaulicht wurde nicht geahndet. Im Gegenteil. Der Falschparker ist mit seiner Klage auf Schadensersatz sogar vor dem LG gescheitert.


    Richtig so. Rettungswege sind frei zu halten. Auch wenn ich so meine Hemmungen hätte, solch ein Auto zur Seite zu schieben: an und für sich ist das doch ne coole Aktion 8)

  • Aber trotzdem behauptet jeder Rettungsassistent/-sanitäter, er stünde immer bei seiner Arbeit mit einem Bein im Gefängnis. In Zeiten evidenzbasierter Fakten ist so eine Bemerkung also nicht mehr haltbar... ;)



    Gruß,


    Ani

  • Ich seh auch kein Problem, wenn eine Sachbeschädigung begangen wird, um ein Menschenleben zu retten.
    Das ist sogar im Paragraphen "Nothilfe" ausdrücklich genehmigt, "Rechtfertigender Notstand" tut sein übriges.


    Stichwort: Rechtsgüterabwägung etc...


    Natürlich muss der Fahrer des RTW den Vorfall dann melden, ich denke, in dem Fall hat er es garantiert getan.

  • Zitat

    Original von Ani
    Aber trotzdem behauptet jeder Rettungsassistent/-sanitäter, er stünde immer bei seiner Arbeit mit einem Bein im Gefängnis. In Zeiten evidenzbasierter Fakten ist so eine Bemerkung also nicht mehr haltbar... ;)


    Genau so Polemik Seitens einiger Rettungsassistenten wie das angeblich patientenschützende Getue einiger Rettungsgötter ;)

  • Die LA-Times untermauert ihren Artikel mit einem weiteren Tatsachenbericht:


    Rettungsdienstpersonal des LA Fire Department wurde zu einem selbstständigen Unternehmer mit Brustschmerzen, Atemnot, einem tauben Arm und Schweißausbrüchen in dessen Ladengeschäft gerufen.
    Anstatt den Mann zu untersuchen, diagnostizierten sie sofort eine "Panik-Attacke" und wiesen die anwesende Ehefrau an, ihn nachhause zu bringen, ihm ein Bier zu geben und ihn ausruhen zu lassen.
    Zudem versuchten sie, den Mann von einem Transport mit dem Rettungswagen abzubringen, wobei sie von einem "teuren Taxitransport" sprachen.
    Erst auf Drängen des Patienten und dessen Ehefrau wurde ein EKG angelegt, was allerdings keine weitere Handlung der Paramedics zur Folge hatte. Nachem dem Patienten die Klebeelektroden vom Oberkörper abgerissen wurden, forderte der Patient die Paramedics zum Gehen auf; er wurde anschließend von seiner Ehefrau in ein Krankenhaus gefahren.
    Dort wurde ein akuter Myokardinfarkt diagnostiziert und der Patient als Notfall behandelt.


    Ein Beschwerdeschreiben an den Chef des Fire Department hatte wenig Erfolg. In einem Antwortschreiben, dass die Ehefrau einen Monat später erhielt, wurde das Vorgehen der Paramedics als "standardisiert" bezeichnet, lediglich für den "Tipp", zuhause ein Bier zu trinken entschuldigte man sich und wies auf eine diesbezügliche Ermahnung der Paramedics hin. Zudem sei ein empfohlener Transport durch den Patienten abgelehnt worden. Damit war der Fall für das Fire Department erledigt.
    Weitere Stellungnahmen wurden auf Nachfrage der LA-Times abgelehnt.


    Quelle: http://www.latimes.com/news/pr…ntpage&ctrack=1&cset=true

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von JohnGage
    Natürlich muss der Fahrer des RTW den Vorfall dann melden, ich denke, in dem Fall hat er es garantiert getan.


    Habe ich.
    Und: Der PKW wurde nicht weggeschoben, sondern "nur" der Kofferraum etwas kräftiger touchiert.
    Hätte ich zur Vorbeifahrt nicht getan, wäre ein NAW verfügbar gewesen.

  • Zitat

    Original von Ani
    Aber trotzdem behauptet jeder Rettungsassistent/-sanitäter, er stünde immer bei seiner Arbeit mit einem Bein im Gefängnis. In Zeiten evidenzbasierter Fakten ist so eine Bemerkung also nicht mehr haltbar... Augenzwinkern


    Na, wir wollen doch wohl nichts verallgemeinern :D



    Zitat

    Original von Daniel
    In den Jahren 1999 bis 2006 gab es auf 10.000 EMT's in LA lediglich 122 disziplinarische Maßnahmen, die 1 Entlassung, 2 vorübergehende Suspendierungen und 216 Verwarnungen beinhalteten.


    Gibt es eine entsprechende Statistik auch für Deutschland? Kommen denn die 10.000 deutschen Rettungsassistenten auf mehr disziplinarische Maßnahmen, oder sind wir einfach besser?


    Oder zielt das ganze ausschließlich mehr in Richtung medikamentöse Therapie, die ja hierzulande dem Arzt vorbehalten ist (Bitte keine Diskussionen über "Notkompetenz" etc.)?



    Edit: Zitat

  • Würde endlich jeder Arbeitgeber darauf bestehen, das für jeden RTW-Einsatz Protokolle geschrieben werden, würden diese Protokolle auch ausgewertetet, würden auch KTW-Patienten ob ihrer Zufriedenheit befragt, würden sich an Fortbildungsveranstaltungen verbindliche Prüfungen anschließen, würden Beschwerden ordentlich abgearbeitet werden (wobei man bei uns eher darauf gehen kann, dass der AG einen ganz schnell abserviert, wenn's Hart auf Hart kommt und man den entsprechenden Mitarbeiter gerne los sein möchte), würde man sich dazu durchringen endlich einheitliche Ausbildungs - und damit auch Therapiestandards wenigstens für die einfachsten Maßnahmen einzuführen...JA DANN könnte man vielleicht eine Überprüfbarkeit der Arbeitsqualität erreichen, die nicht nur Fehler aufdeckt, sondern im Umkehrschluss vielleicht auch mal zum Mitarbeiter des Monats (=> Motivation?) führt...?


    Da das alles nicht der Fall ist wird der Kokolores, den manche (viele?) heute produzieren genauso unentdeckt bleiben wie die echten Perlen.

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • Mein Chef geht anders vor.
    Er sammelt alle Beschwerden (es kommen nicht wenige) und etwa 4-6 Monate später hält er es einem vor die Nase, mit Abmahnungen, Verwarnungen und Co. Nach so viel Zeit lässt es sich nicht mehr Nachvollziehen und er beruft sich aufs QM.
    Komischerweise bekommt er recht wenig Gegenwind, obwohl diese Art und Weise rechtlich eher als lächerlich zu werten ist.

  • Zitat

    Original von Snoopy
    Mein Chef geht anders vor.
    Er sammelt alle Beschwerden (es kommen nicht wenige) und etwa 4-6 Monate später hält er es einem vor die Nase, mit Abmahnungen, Verwarnungen und Co. Nach so viel Zeit lässt es sich nicht mehr Nachvollziehen und er beruft sich aufs QM.
    Komischerweise bekommt er recht wenig Gegenwind, obwohl diese Art und Weise rechtlich eher als lächerlich zu werten ist.


    Wie du selbst geschrieben hast, sind die doch das Papier nicht Wert auf denen sie stehen. Warum macht er sich dann die Mühe? Nichts zu tun? Schlechter Alleinunterhalter?

  • Snoopy


    Sprichst du nun von deiner hauptberuflichen Arbeit oder von deiner ehrenamtlichen Tätigkeit ?
    Falls die hauptberufliche gemeint ist: welche Art Beschwerden können bei Mitarbeitern im Wachschutz vorkommen und welche Konsequenzen können die bemängelten Punkte haben ?

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.