Hausarzt verärgert über Rettungsdienst-Einsatz

  • Ein Hausarzt im thüringischen Streufdorf ist verärgert über den Einsatz des Rettungsdienstes sowie die Reaktion des Leitstellenpersonals ihm gegenüber.
    Ein Jugendlicher aus dem ortsansässigen Asylbewerberheim war mit einer leichten Mittelohrentzündung in seine Praxis gekommen. Nachdem er diesem ein Antibiotikum verschrieben und die Eltern über die Harmlosigkeit der Erkrankung aufgeklärt hatte, hatten diese unzufrieden die Praxis verlassen.
    Wenig später fuhr ein Rettungswagen mit Sondersignalen zum Heim. Auf telefonische Nachfrage und dem Versuch der Intervention des Arztes bei der zuständigen Leitstelle wurde ihm mitgeteilt, dass der Rettungsdienst telefonisch aus dem Heim angefordert wurde und lediglich die Besatzung vor Ort entscheiden könne, ob ein Transport notwendig sei oder nicht. Der Arzt hatte zuvor mitgeteilt, dass ein Transport in eine Klinik nicht notwendig sei.


    Der Junge wurde mit einem Rettungswagen in das Klinikum Suhl transportiert, wo die Diagnose des Hausarztes bestätigt wurde.
    Letzterer vermutet nun, dass es bei dem Transport lediglich um Geld ging und ist erbost darüber, dass das Leitstellenpersonal mehr Entscheidungsbefugnis als ein erfahrener Arzt hat.
    In der Vergangenheit sei es schon häufiger zu überflüssigen Rettungsdienst-Einsätzen - auch mit dem Rettungshubschrauber - gekommen, zu denen die Hausärzte bislang geschwiegen hätten.
    Der Hausarzt hat nun das Sozialamt Hildburghausen darüber informiert und bat darum, die Bezahlung des Transportes kritisch zu überprüfen.
    Eine Stellungnahme der Geschäftsführerin der Leitstelle wurde bislang abgelehnt.


    Quelle: http://www.freies-wort.de/nach…burghausen/art2480,691470

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Ja, ein gekränktes Ego führt halt manchmal zu merkwürdigen Aktionen.
    Also ein bißchen versteh ich Ihn ja. Wobei der gute sich dann ja auch mal mit dem Thema "Freitagseinweisung" auseinandersetzen könnte.

  • Zuviele niergelassene /-Hausärzte kennen den Ablauf, die Möglichkeiten und die Aufgaben des RD nicht - diese Erfahrung mache ich fast täglich.


    Ihr notfallmedizinisches Wissen ist zu häufig leider gering bis nicht vorhanden; so sagte mir eine Praxisäztin neulich "Ich hab noch nichts gemacht, weil ich nicht weiss, was der Notarzt macht". Hallo? Wo leben wir denn?


    Die einen Ärzte haben nicht der Arsch in der Hose, ein Zugang zu legen und wenigstens ein paar Medikamente bereit zu legen - und andere nehmen sich das Recht heraus, ferndiagnostisch irgendwelche Leitstellenentscheidungen beeinflussen zu wollen.


    Hier zumindest ist es so, dass der NAW-Doc lieber hochkommt - und dann halt wieder geht - wenn der RA über 2 m-Funk sich nicht gaaaanz sicher ist.

  • Zitat

    Original von JohnGage
    und andere nehmen sich das Recht heraus, ferndiagnostisch irgendwelche Leitstellenentscheidungen beeinflussen zu wollen.


    Immerhin war der Patient ja bei ihm in der Praxis ...

  • Zitat

    Original von Hilope


    Immerhin war der Patient ja bei ihm in der Praxis ...


    Das heisst, er ist nicht mehr vor Ort, also hat er de facto gar nichts mehr über den Patienten zu melden;
    Man male sich aus: Eine Oma war zufällig an einem Tag bei ihrem Hausarzt, Abends wird der RD gerufen, weils Oma schlecht geht. Der Hausarzt bekommt das mit, sagt "Omi Müller war vorhin noch hier - alles gut!". Der RTW fährt nicht (lt. "weisung" des Arztes) und Oma stirbt...

  • Zitat

    Original von JohnGage


    Das heisst, er ist nicht mehr vor Ort, also hat er de facto gar nichts mehr über den Patienten zu melden;
    Man male sich aus: Eine Oma war zufällig an einem Tag bei ihrem Hausarzt, Abends wird der RD gerufen, weils Oma schlecht geht. Der Hausarzt bekommt das mit, sagt "Omi Müller war vorhin noch hier - alles gut!". Der RTW fährt nicht (lt. "weisung" des Arztes) und Oma stirbt...


    Dem gings aber nicht schlecht, er hatte eine leichte (!!) Mittelohrentzündung.

  • Zitat

    Original von Jupp


    Dem gings aber nicht schlecht, er hatte eine leichte (!!) Mittelohrentzündung.


    Manche haben auch Flöhe UND Läuse.

  • Schon klar, wenn man irgendwie weiterkonstruiert dann gibts immer was, was man haben kann.
    Aber ein Jugendlicher mit einer leichten Mittelohrentzündung kann zwar Läuse und Flöhe haben, aber auch das wäre nicht wirklich was für nen RTW-Transport.

  • @JohnGage:
    Der Arzt hatte ihn untersucht und eine Diagnose gestellt. Wie Jupp gesagt hat: eine Mittelohrentzündung. In Daniels Zitat steht, ein RTW fuhr "wenig später" dorthin. Eine Mittelohrentzündung, die sich zu einem Notfalleinsatz innerhalb kürzester Zeit entwickelt *lach*. Man muss auch mal realistisch bleiben. Wenn sich der Zustand des Patienten verschlechtert hätte, hätte er ja nochmals zum Bereitschaftsarzt gehen können (und nein, ein Patient mit Mittelohrentzündung dekompensiert nicht in kürzester Zeit), ging er aber nicht, warum wohl?


    blackylein:
    Der Arzt hat mit der Leitstelle telefoniert. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass sowohl der Disponent als auch der Arzt über die selbe Person gesprochen haben, z.B. relativ einfach in dem der Name des Patienten genannt wurde.

  • Und wenn es dann doch was ernstes war/geworden ist, steht der Herr Doktore wohl auch als erster da und schreit "Warum haben Sie nicht wenigstens jmd vorbeigeschickt."


    Der Leitstelle ist kein Vorwurf zu machen. Eher der RTW Besatzung, dass Sie nicht den Transport abgelehnt haben.
    In vielen Regionen ist es oft noch so, dass die RettAss einfach nicht die Kompetenz zugestanden bekommen einen Pat nicht mitzunehmen.
    Im Grunde auch nicht falsch, nur in wirklich ganz eindeutigen Fällen, sollte ie Besatzung auch mal sagen können: Ne, Herr XY, rufen sie sich mal schön ein taxi.
    Und, jaaaaa, vielerorts wird es so gemacht, vielerorts aber auch nicht. da heißt es, dann, wir sind schonmla da, dann können sie auch mit uns ins KH.
    (bitte den Thread jetzt nicht mit irgendwelchen "den hab ich nicht gefahren " geschichten zumüllen)

  • In BaWü besteht eine Transport-Pflicht!
    Davon abgesehen wissen wir aus der Ferne nicht, wie sich der Zustand des Patienten nach dem Arztbesuch entwickelt hat, oder ob doch der Hausarzt die Sache falsch sah.


    Meine Frau hatte auch eine kleine Ohrenentzündung, die sich rapide zu einem vereiterten Ohr mit Trommellfellriss entwickelte und dieses war GESTERN! Binnen kürzester Zeit kamen Kreislaufstörungen, extreme Schmerzen, eine Eiterschwemme und Gleichgewichtsprobleme.
    Nur, weil gerade kein Blaulichtauto in 20km Umkreis war, fuhr Andreas Chefin, eine Hausärtzin, sie schnell selber zum Ohrenarzt. (HNO-Klinik wären 40km gewesen) Dieser bekam auch die Kreislaufstörungen in den Griff.


    Ich Denke, im Falle des Threaderöffners fehlen uns einfach zu viele Infos, um auch subjektiv Beurteilen zu können.

  • Zitat

    Original von Snoopy
    Meine Frau hatte auch eine kleine Ohrenentzündung, die sich rapide zu einem vereiterten Ohr mit Trommellfellriss entwickelte und dieses war GESTERN! Binnen kürzester Zeit kamen Kreislaufstörungen, extreme Schmerzen, eine Eiterschwemme und Gleichgewichtsprobleme.
    Nur, weil gerade kein Blaulichtauto in 20km Umkreis war, fuhr Andreas Chefin, eine Hausärtzin, sie schnell selber zum Ohrenarzt. (HNO-Klinik wären 40km gewesen) Dieser bekam auch die Kreislaufstörungen in den Griff.


    Ich Denke, im Falle des Threaderöffners fehlen uns einfach zu viele Infos, um auch subjektiv Beurteilen zu können.


    Sehr schön.... Genau das ist doch das Problem, in dem Moment wo ich als HA nicht mehr am Patient bin, finde ich es lediglich eine Trotzreaktion, die RLS an zu rufen.


    Hört der Herr Doc. den Funk mit? Er konnte ja nicht wissen das es der selbe Patient ist.. finde ich dreist, und ich als Disponent hätte einen Tagebucheintrag gemacht, oder in den Einsatz diesen Anruf dokumentiert und auch die Entscheidung warum ich den Einsatz habe regelrecht ablaufen lassen.


    Grüße


    Marco

    Der Inhalt des Textes, möchte keine Lehrmeinung vertreten er stellt eine rein persönliche Ansicht des Autors da. Die Nutzung ausserhalb des Forums ist nicht gestattet.
    * 150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Aus Liebe zum Menschen * :rtw:

  • Wie wäre es denn mit dem Ansatz, dass der HA versucht hat einen unnötigen Transport, KH-Aufenthalt und damit verbundene Kosten, zu verhindern??? Ich finde das Verhalten des Arztes geradezu lobenswert. Eher ist hier vielleicht der Fehler bei der Leitstelle zu suchen, die die Informationen scheinbar nicht an die RTW-Besatzung weiter gegeben hat.


    Alle regen sich über unnötige Fahrten und Notrufmissbrauch auf und wenn mal jemand etwas dagegen unternimmt ist es auch nicht richtig... :motz:

  • Trotzdem MUS der RD ausrücken, wenn er angefordert wird und es besteht eine TransportPFLICHT.
    Was hätte die Leitstelle machen sollen? Alle Ärzte Anrufen und Fragen, ob es sich um einen Simulanten handelt?


    Der RD hat einfach nur seinen Job gemacht.

  • Es steht im RD Gesetz der Bundesländer.
    Schau einfach mal nach, ob es auch im Thüringischen steht. Oder heisst es Thüringer...?

    Liebe Dein Leben, denn Du hast nur das eine.

    Einmal editiert, zuletzt von Snoopy ()

  • @ snoopy: Mus er??? :P


    Kommunikation ist hier das Stichwort! Sicher mus die Leitstelle im Zweifel erstmal einen RTW alarmieren und braucht nicht alle vorher alle HÄ im Ort anrufen. In diesem Fall hat aber der Doc die Leitstelle darüber informiert, dass der Patient bereits anbehandelt wurde. Mit dieser Info im Kopf hätte die RTW-Besatzung vielleicht anders entscheiden können. Alternativen hätten hier zum Beispiel eine erneute Vorstellung in der Praxis oder ein Hausbesuch des HA sein können. Ob in Thüringen eine Transportpflicht besteht, weiß ich nicht, ist mir auch egal, in S.-A. gibt es keine.


    Aber wie so oft im Leben gilt auch hier der Satz: Hätte der Hund nicht geschissen, hätte er den Hasen gekriegt!


    Ich wollte eigentlich nur mal aufzeigen, dass der Doc nicht zwangsläufig als Buuhmann herhalten muss, sondern vielleicht auch edlere Gründe hatte, als ein gekränktes Ego.

  • Zitat

    Original von kahnteh
    @ snoopy: Mus er??? :P


    Ich wollte eigentlich nur mal aufzeigen, dass der Doc nicht zwangsläufig als Buuhmann herhalten muss, sondern vielleicht auch edlere Gründe hatte, als ein gekränktes Ego.


    Da können wir nur spekulieren da uns die letzten Fakten fehlen!


    Für mich ist klar, wenn ich der Disponent gewesen wäre, hätte ich ganz klar den Einsatz laufen lassen.


    Das Rettungsfachpersonal ist ja Fachpersonal, kann den Patienten aufklären ihm auch klar machen das alles ja bereits versorgt ist und wieder gehen.


    Wären dann ja keine Kosten entstanden. Das Fahrzeug wäre gleich wieder frei gewesen.


    Wenn der Pat. darauf besteht in eine HNO Klinik gebracht zu werden, dann ist das verdammt noch mal sein gutes Recht!


    Der Kostenträger, und darauf müssen wir hinweisen, hat aber auch das gute Recht eine nicht indizierte Fahrt nicht zu bezahlen, was bedeutet das der Patient in dem Fall auch das Recht hat den Einsatz zu bezahlen. Dafür haben wir spezielle Formulare, die dafür genutzt werden.


    Wenn der Doc nicht mehr vor Ort ist, dann ist der Einsatz in dem Moment wo er die Einsatzstelle verläßt erledigt! Danach hat der Rettungsdienst die notwenigen Entscheidungen zu treffen. Ich kann es nunmal nicht haben, wenn ein nicht mehr anwesender Hausarzt meint er muss das Fachpersonal per Telefon entmündigen!


    Der Einsatz war mit Sicherheit auf Grund der Sachlage des Disponenten und später auch vom RTW Personal korrekt abgearbeitet worden.


    Ist also in BaWü so... deshalb bin ich mit Klaus da absolut Meinungskonform!


    Grüße


    Marco


    P.S. Wenn der "Herr Dr." Kosten sparen möchte, dann solle er doch bitte vor Seiner eigenen Türe zu erst aufräumen! Z.B. durch Hausbesuche, dann müsste nicht so viele Pat. mit vielen KTWs in die Hauspraxen gebracht werden!

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