Berufspolitik: Weiterentwicklung Tarifverträge

  • Hier kommt noch ein wichtiger Beitrag für unsere jungen RA´s, die älteren haben ja vorläufig noch Bestandsschutz:


    Im neuen Tarifvertrag verliert man die Gehaltsstufe, wenn man z.B. nach 10 Jahren den Arbeitgeber wechselt. Dies ist sozial eine der schlimmsten Rückstufungen die man sich vorstellen kann. Da unsere Arbeitgeber Fahrzeuge nur nach Qualifikation = Titel besetzen muss ist ihm in der Regel egal wer das Auto besetzt. Bisher musste er mehr Geld bezahlen, wenn er einen erfahrenen im Team haben wollte, das hat sich geändert.


    Nun kann er zu einem Älteren sagen, ich nehme Dich aber nur zum Tarif eines 20-jährigen. Z. b. bei Umzug zur Freundin in eine 200 km entfernte Stadt.


    Gleichzeitig werden dadurch soziale Bindungen beschädigt und die Zukunftsplanung wird extrem erschwert, weil bei einem Arbeitgeberwechsel selbst nach vielen Jahren wieder von Null an angefangen werden muss, also das zu kaufende Häuschen nicht gesichert ist. Dies ist zutiefst unsozial und schafft Angst - und Bedrohungsszenarien, weil der ARbeitgeber ja jederzeit sagen kann, wenns Dir nicht passt dann geh doch, wohlwissend, daß der dann vielleicht 30-jährige keine Chance hat, in gleicher STufe wieder einzusteigen.


    Dieser Passus muss vor allem für unsere jungen Berufsanfänger sofort wieder verschwinden, genauso wie die maximal Beschäftigung über Zeitverträge für die Dauer von 4 Jahren. Das gehört wieder auf 2 Jahre gekürzt, danach sollte sich ein Arbeitgeber entschieden haben, was er braucht.


    Fred

  • Zitat

    Original von Snoopy
    Natürlich ist es dumm, aber man braucht ja auch nicht zu Wechseln.
    In anderen Jobs ist es genauso.


    ja es ist in so gut wie allen jobs so....

  • wenn Du Schlosser bist, und kannst in alle Lagen schweißen, dann bekommst Du für Deine Fähigkeiten auch mehr Geld. Im It Bereich genau so. Beim RA ???


    In diesem Beruf ist es da leider anders. Im Prinzip ist die Qualität egal, hauptsache ein RA auf dem Auto. Ich weiß ja nicht wie alt Ihr seid, aber wollt Ihr das wirklich ? Beim Arbeitgeberwechsel immer ganz unten bei den 18 jährigen neu anfangen zu müssen ? Selbst mit 40 ???


    Wollt Ihr nicht mal ein Haus/Wohnung kaufen und seid darauf angewiesen, daß die Höhe des Geldes mindestens ungefähr bleibt?


    "aber man braucht ja nicht zu wechseln" ist eine sehr beschränkte Sicht. Es sei denn Du lebst in einem Wunderland, wo Du selbst alle Dinge bestimmten kannst, z.B. bis hin zum wirtschaftlichen Überleben des aktuellen Arbeitgebers. Spätestens wenn der dann insolvent ist musst Du Dir eine andere Stelle suchen . Und fängst wieder ganz unten an. Das war bisher anders durch den Bewährungsaufstieg und ich verstehe nicht, wie man solche naive Antworten geben kann. Hast Du eigentlich schon mal einen Bankkredit zurückbezahlt ?


    Was machst du wenn du plötzlich nach Arbeitgeberwechsel 250 Euro weniger hast ??? Sagst Du dann einfach, na dann verkauf ich mal das Haus ....


    Arbeitest Du in diesem Beruf ausschließlich oder ist das nur ein Nebenjob ?


    Wir sollten in einem solchen Forum (Fachpersonal) schauen, daß wir voran kommen und nicht rückwärts gehen. Wieso sollten wir Verschlechterungen akzeptierten ? Tragen wir nicht schon genug Risiken die nicht honoriert werden ?


    Fred

  • Eine vernünftige Arbeitnehmervertretung ist natürlich auch für das RD-Personal sehr wünschenswert.
    Selbstverständlich hast Du Recht mit Deinen Ausführungen, aber es ist halt in anderen Branchen auch nicht anders. Machen wir uns nichts vor. Der RD ist ein Job für junge Menschen, die es nur Zeitweise machen, weil die Studieren (werden) o.ä. Ältere Kollegen findet man kaum, weil die meisst vorher schon wegen Berufsbedingte Zipperlein aufgegeben haben oder sich einen Job suchten, wo die mehr verdienen.
    Für einen jungen Berufsanfänger ist die Bezahlung wirklich ein Witz, aber immer noch höher, wie in allen anderen nicht handwerklichen oder akademischen Jobs.
    Bundesweit wird sich die Verdi kaum für diese kleine Splittergruppe interessieren und es wird mehr und mehr dazu übergegangen, eigene Haustarife zu machen in den einzelnen Kreisverbänden etc.

  • Zitat

    Der RD ist ein Job für junge Menschen, die es nur Zeitweise machen, weil die Studieren (werden) o.ä. Ältere Kollegen findet man kaum...


    Das kann so pauschal nicht ausgesagt werden.
    Es gibt zahlreiche Beispiele (Wachen), die zeigen, dass das Arbeiten im Rettungsdienst bis zum Eintritt ins Rentenalter möglich ist.
    Allerdings verschlechtern sich die Bedingungen auch im Rettungsdienst kontinuierlich, sodass es heute kaum noch einen Anreiz dafür gibt, sich für die (langfristige) Arbeit im Rettungsdienst zu entscheiden. So wird der Rettungsdienst mehr und mehr zur Durchgangsstation zu anderen Berufen oder Tätigkeiten, womit gleichzeitig die Basis, die es für vernünftige Verhandlungen benötigt, geschwächt wird. Ein Teufelskreis den es gilt zu durchbrechen, bevor der Zug für diejenigen, die diesen Beruf weiterhin ausüben möchten, endgültig abgefahren ist.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Genau das ist auch das Problem.


    solange günstig ehemalige ZDL, FSHler, immer wieder nachgezüchtet werden, kommt junges Blutf ertig ausgebildet nach und man macht sich um die mittelalterlichen Kollegen keine GEdanken mehr. Geschweige denn um die wirklich älteren.


    Ist das nicht zynisch einfach nur zu denken, die müssen sich dann halt was anderes suchen, wenn sie durch den Job nicht mehr so können ?


    Warum wird nicht einfach auch an die gedacht, die diesen Beruf als Beruf gelernt haben ? Oder übergeleitet sind ? Nicht als Zwischenstation sondern als erfahrene Kräfte mit vollem Engagement ?


    Ist Notfallrettung so wenig wert, daß man sich da keine GEdanken drum machen muss ?


    Welche Berufsgruppe nimmt denn gerne Umschüler mit Zipperlein ???


    Warum ist das alles bei Feuerwehrens anders ? Warum gehen die mit 60 mit vollen Bezügen in die Rente ?


    Warum denkt niemand an den Status Familienvater und Eigentum.


    Wir sind für die anderen da, aber unsere Berufgruppe ist nicht für sich selbst da. Solidarität fehl am Platze......krank durch den Berufs, Pech gehabt....


    Nein das ist die falsche Einstellung. Habt mal Mumm in den Knochen und denkt an die Kollegen, für die das nicht die Durchgangsstation ist sondern ihren Beruf bis ans Ende des Arbeiterlebens machen müssen. Seid mit denen solidarisch auch wenn ihr später was anderes macht. Arbeitet mit daran.


    Auch das zählt zum Teamwork.


    Fred

  • Zitat

    Original von fred
    Oder übergeleitet sind ? Nicht als Zwischenstation sondern als erfahrene Kräfte mit vollem Engagement ?


    Wahrlich ein Ausbund an Engagement. Berufsurkunde per Post :rolleyes:


    Es lebe die qualifizierte Notfallversorgung

  • @Fred


    Führst Du Statistik, wieviele Kollegen nach dem Dienst mit Dir den Job wechseln und/oder sich etwas antuen wollen? :ironie:


    Aber mal im Ernst. Ich lese immer nur ein monotones Gejammer.
    Wie eine Schallplatte die einen Sprung hat, kommen die gleichen Parolen und Beschwerden immer und immer wieder.


    Ich habe den Eindruck, über den Punkt Misstände anzuprangern, kommt Ihr nicht hinaus.
    Ich seh bei eurem Engagement kaum konstruktive Lösungsvorschläge und aktive Bemühungen, die ein gewisses Maaß an Nachhaltigkeit versprechen.


    Und Fred: Niemand steigt in Dein Boot, wenn Du hier so tust, als wärst Du der erste und einzige der sich engagiert.


    Gruß!


    ach und PS:
    die mittelalterlichen Kollegen dürfte das ganze Thema ja nicht so sehr betreffen (trotz des Rentenalters :) ) aber vielleicht meintest Du ja die Kollegen mittleren Alters.

    Einmal editiert, zuletzt von Lasse ()

  • Tja, Fred.
    Das ist das reale Leben in allen Branchen. Wenn Du jung und gesund bist, alles klar, aber wenn Du älter, fett, mit Zipperlein oder gebundener bist, hast Du ein Problem. Das ist in allen Branchen so.
    Weshalb sollte ich einen 50 jährigen 120 Kilo Familienvater Einstellen, wo ich weiss, das er gesundheitlich nach maxi 5 Jahren Ärger macht, der viel teurer sein wird, wie einer Anfang 20 und mir als Chef sogar widerspricht?
    Als Chef würde ich auch lieber mich im Topf der billigen, gesunden und theoretisch fitten "Kinder" bedienen.
    Dieses spiegelt sich in allen Branchen wieder.


    Ach ja, ich kenne mehrere Wachen der verschiedenen Organisationen aus unserer Ecke. Bei den meissten findet man nur Leute bis etwa mitte 30. Die Wachen, die ältere haben, haben einen extrem hohen Krankenstand. Einige Wachen, nicht vom Marktführer, haben sogar fast nur frische, junge, billige Schulabgänger mit Zeitverträgen.

  • Hiermit grüße ich alle Kollegen, die schon vor 1989 in der Notfallrettung tätig waren!


    In dem Beruf finde ich Erfahrung besonders wertvoll, außerdem bilden sich tatsächlich auch ältere Kollegen fort. So manch einem "Jungretter" fehlt es auch einfach an Lebenserfahrung, die man mit 19 Jahren einfach noch nicht haben kann!


    Und schließlich ist jeder für sein Engagement selber verantwortlich, egal wie jemand zur Rettungsassistentenurkunde gekommen ist, vor ´89 oder danach!


    merle


  • Mit der Lebenserfahrung hast Du Recht, aber ich habe gemerkt, das gerade die älteren Kollegen, zwar so was wie einen siebten Sinn und dauerndes Deja Vu haben, aber in der Versorgung eher die Minnimalversorgung bevorzugen. Einer, der noch nicht so lange aus der Schule raus ist, wird eher das volle technische Programm fahren.
    Diese Diskussion hatte ich die Tage schon mit September Rain und manchmal wird man richtig angemault, wenn man das volle Basismonitoring fahren will.

  • :rolleyes:


    Zitat

    Original von Merle
    In dem Beruf finde ich Erfahrung besonders wertvoll, außerdem bilden sich tatsächlich auch ältere Kollegen fort. So manch einem "Jungretter" fehlt es auch einfach an Lebenserfahrung, die man mit 19 Jahren einfach noch nicht haben kann!


    Und schließlich ist jeder für sein Engagement selber verantwortlich, egal wie jemand zur Rettungsassistentenurkunde gekommen ist, vor ´89 oder danach!


    merle


    Genau. Sag ich auch immer. Wer nur lang genug als Sanitätshelfer mitgefahren ist, steckt eh jeden armen jung-RettAss in die Tasche. Was brauchts da schon eines Basiswissens bez. Pharmakologie, Physiologie oder spezieller Notfallmedizin, braucht man im Dienstbetrieb eh alles nicht. Sauerstoff, Zugang, EKG und RR, bis man damit durch ist erscheint eh der NA, was soll man sich da noch den Kopf zerbrechen. Es reicht völlig aus, sich in seinen Patienten hineinzufühlen mit all seiner Lebenserfahrung, dann kommt man jedem Problem schon auf den Grund.

  • Zitat

    Original von Lasse


    Ich habe den Eindruck, über den Punkt Misstände anzuprangern, kommt Ihr nicht hinaus.
    Ich seh bei eurem Engagement kaum konstruktive Lösungsvorschläge und aktive Bemühungen, die ein gewisses Maaß an Nachhaltigkeit versprechen.


    Einen "konstruktiven Lösungsvorschlag" in Punkten, in denen es letztlich um Einsparungen bei Personalkosten geht zu finden, ist schwierig.
    Ältere Mitarbeiter mit einem gewissen sozialen Status sind und bleiben nunmal gegenüber jüngeren Mitarbeitern ohne familiäre Verpflichtungen Kosten-aufwändiger. Hier kann nur immer wieder an die soziale Verantwortung der Arbeitgeber appelliert sowie auf den (hoffentlich vorhandenen) Benefit, den sie durch den Einsatz gut ausgebildeter, erfahrener Mitarbeiter haben, hingewiesen werden.


    Was tarifpolitische Bemühungen betrifft, so gibt es auch hier nur wenig Spielraum für konstruktive Lösungsvorschläge, da diese grundsätzlich mit erhöhten Kosten für Arbeitgeber verbunden sind. Unterstützung durch die Basis, also die Mitarbeiter im Rettungsdienst, ist hier lediglich durch eine Mitgliedschaft in einer entsprechenden Gewerkschaft möglich.


    Was das ewige Anprangern von Missständen betrifft: man muss dem Personal im Rettungsdienst offensichtlich regelmäßig vor Augen führen, wohin die eigene Untätigkeit langfristig führt bzw. führen kann. Deutlich wird dies nicht zuletzt dadurch, dass selbst durch das öffentliche Anprangern von Missständen und entsprechenden Aufrufen kaum jemand bereit ist, sich in irgend einer Art zu engagieren oder zu beteiligen. Würde man den Kolleginnen und Kollegen nicht auf den Schlips treten, würde auch der letzte Rest an Engagement einschlafen. Das Personal im Rettungsdienst scheint - zumindest was berufspolitische Dinge anbelangt - zu bequem und zu phlegmatisch. Es muss erst mit harten Fakten konfrontiert werden, um Aktivität hervorzurufen.
    Und letztlich wird ein Großteil der Bemühungen aus unterschiedlichen Gründen aus den eigenen Reihen zunichte gemacht.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Rettungsassistenten aller Anbieter vereinigt Euch! Damit wir eine vernünftige Interessenvertretung bekommen können und keine Gewerkschaft, die möglichst viele Bereiche abdecken will.

  • Zitat

    Original von Nils
    also quasi die GDL des Gesundheitswesens 8)


    Die Pilotenvereinigung Cockpit hatte damals 30 % Gehaltsanhebung durchgesetzt. Dies wäre doch der ideale Partner.