Unsicher bzgl. Ausbildung zum RA

  • Hallo, ich hab mich heute spontan angemeldet da ihr mir als erfahrene Ra/Rs bestimmt einige Tipps oder Empfehlungen aussprechen könnt.


    Meine Situation ist folgende:
    ich möchte nach abgebrochener (in meinen Augen zukunftslos und nicht erfüllend) Ergotherapieausbildung einen Beruf erlernen der näher am medizinischen Notfallgeschehen gelagert ist. Erst dachte ich, dass Krankenpflegerin ein guter Beruf ist doch das scheint aussichtslos. Hab schon knapp 15 Absagen bekommen und zwei Entscheidungen stehen (nach absolviertem Vorstellungsgespräch) noch aus. D.h. wenn ich Pech hab dann wird das dieses Jahr nix mit der Krankenpflege. Also alternativ den Fokus auf das Rettungswesen gerichtet. Informiert habe ich mich auch über Schulen, Seminarkosten, Förderung usw. Wäre alles machbar.
    Das eigentliche Problem liegt aber woanders...
    bin sehr mitfühlend und hilfsbereit, auch bei jeglichen Verletzungen an anderen Menschen ist es oft so, dass es mir irgendwie selbst weh tut. Bei schweren Wunden wird mir auch körperlich unangenhem und schwindelig. Nun weiß ich nicht ob ich mit so einer Eigenschaft vielleicht nicht in die Notfallrettung sollte, da es weder hilfreich noch kompetent wäre am Unfall/Einsatzort einen Durchhänger zu bekommen geschweige denn aufgrund evtl. vorherrschender schwerer Verletzungen einen Black-Out / Ohnmachtsanfall zu erleiden. Oder fehlt einfach die "Gewöhnung" an solche Bilder und Situationen?


    Wie seht ihr das?
    Gibt es oft Azubis die Abbrechen weil sie psych. nicht mit der starken Belastung klar gekommen sind oder ist es eher anders herum, dass sich die Neulinge alles schlimmer vorstellen als es ist und ihre Aufgaben dann doch mit Bravour meistern? Wie reagiert man auf Kinder? Ist man in schlimmen Fällen gelähmt, geschockt oder sogar handlungsunfähig? Muss/ darf man auch weinen bei Vorfällen die persönlich berühren oder zählt eher die "Scheißegal-Einstellung" ?


    Ich finde diese Berufsrichtung sehr spannend und interessant, anderen Menschen zu helfen wenn sie selbst nicht mehr in der Lage dazu sind oder sogar deren Leben zu retten. Aber woher weiß ich ob es 100%ig der richtige Beruf ist?


    Danke im vorraus für (hoffentlich keine bösartigen / abwertenden) Antworten.


    Caro

  • Dann lasse es am besten sein und Suche Dir einen anderen Job.
    Die Lehrgangskosten sind einfach zu hoch, als das man sie einfach verschenkt.

  • Hallo Caro.


    Mach doch einfach ein Praktikum auf einer Rettungswache, wenn du die Möglichkeit dazu hast. Wenn du nach 2 oder 3 Wochen merkts, dass ist nichts für dich, hast du ja deine Antwort.


    Das kostet dich zwar ein paar Wochen deines Lebens, dafür gibts du aber kein Geld aus und vergeudest nicht ein oder zwei Jahre.

  • @ snoopy


    das ist ja der Punkt, die Motivation und Hilfswunsch können riesig sein aber wenn es letztendlich an der Praxis scheitert wäre alles für den *Popo* ich möchte trotzdem gern im med. Bereich arbeiten aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es niemandem so geht/ging wie mir. Es sind doch nicht alle gefühlslose Eisklötze, die im Rd arbeiten und heftige Situationen wegstecken als wär nie etwas gewesen,oder?


    Hattet ihr nie Ängste, Zweifel oder mal einen Durchhänger,
    nicht einmal zu den Anfangszeiten?


    @ Hilope


    ist so ein Praktikum auch möglich wenn man es nicht in Verbindung mit einer Ausbildung macht und wie hoch ist die Möglichkeit eines zu bekommen wenn doch Praktikantenstellen rar gesät sind?

  • Zitat

    Original von caro21
    @ Hilope


    ist so ein Praktikum auch möglich wenn man es nicht in Verbindung mit einer Ausbildung macht und wie hoch ist die Möglichkeit eines zu bekommen wenn doch Praktikantenstellen rar gesät sind?


    Das ist sicher möglich. Vielleicht nicht überall, aber wenn du in deiner Umgebung einmal nachfagst, wirst du sicher etwas finden. Die raren Praktikantenstellen beziehen sich mehr auf die Stellen für das Annerkennungsjahr, aber nicht auf Stellen für ein "Schnupperpraktikum".


    Wie gesagt, bieten vielleicht nicht alle Wachen/ Hilfsorganisationen an, einfach mal herumtelefonieren.

  • Hm, ich denke mal, dass ASB, DRK, Johanniter und Promedica erste Anlaufstellen sind. Hab grad gegoogelt und alle weiteren bedingungen würden mir sicher in einem kurzen Telefonat mitgeteilt werden.


    Aber das war ja nur eines meiner Anliegen.
    Gab es bei dir keine Probleme bzgl. der psych. Stabilität und schweren Einsätzen?

  • Zitat

    Original von caro21


    bin sehr mitfühlend und hilfsbereit, auch bei jeglichen Verletzungen an anderen Menschen ist es oft so, dass es mir irgendwie selbst weh tut. Bei schweren Wunden wird mir auch körperlich unangenhem und schwindelig.


    So gut klingt das nicht, aber es gibt viele Dinge, an die man sich gewöhnen kann.
    Das Beste wird wirklich sein, wenn Du Dich bei einer Rettungswache in Deiner Nähe nach einem Schnupperpraktikum erkundigst. Schlecht fände ich auch ein Praktikum im Krankenhaus nicht.


    Du musst Dir aber auch darüber im Klaren sein, dass die Ausbildung zum RA viel Geld kostet und die Suche nach einer Stelle für's Anerkennungsjahr und danach für einen Job sich sehr schwierig und langwierig gestalten kann.


    Benutze auch die Suchen-Funktion hier, die kann Dir sicherlich auch weiterhelfen.

    "You are one of God's mistakes" --->(Placebo - Song to say Goodbye)

  • Zitat

    Original von caro21
    Gab es bei dir keine Probleme bzgl. der psych. Stabilität und schweren Einsätzen?


    Letztendlich ist das völlig unerheblich, denn man kann nicht von Einen auf den anderen Schließen.
    Dir sollte klar sein, daß belastende Einsätze auch im Rettungsdienst nicht an der Tagesordnung sind und die meisten in diesen Beruf reingeschlittert sind, ohne sich vorher oder währenddessen die Seele zu verbiegen. Dasselbe gilt ebenso für die Tausenden von Ärzten, die, bevor sie Studenten wurden, auch noch nie mit solchen Dingen konfrontiert wurden und trotzdem in ihrem Job klarkamen. Richtig ist natürlich, daß man in diesem Beruf verstärkt mit belastenden Einsätzen rechnen muß, aber sie sicherlich nicht das alltägliche Arbeitsleben beherrschen.

  • Zitat

    Original von caro21
    Aber das war ja nur eines meiner Anliegen.
    Gab es bei dir keine Probleme bzgl. der psych. Stabilität und schweren Einsätzen?


    Erstmal finde ich es wirklich gut, sich tatsächlich mit seinen Schwächen auseinander zu setzen. Das hebt dich schonmal deutlich von der breiten Masse der Rettungshelden ab.


    Außerdem - das ist erstmal meine Erfahrung nach ein paar Jahren im Rettungsdienst - sind die meisten Einsätze deutlich unterhalb der Vorstellungen von Blut, Leid und Elend. Es geht primär in ca. 80% (variiert ggf. nach deinem Einsatzort) um internistische (Notfall)patienten, die nach und nach zur Routine werden. Selbstverständlich geht es hier auch um belastende Ereignisse für persönlich Betroffene, aber auch da lernt man mit umzugehen.


    Es kommen Einsätze, die man ohne Hilfe nicht vergisst, auch wenn man es sich erstmal nicht eingesteht. Aber nicht jeden Tag und nicht jede Woche, mit etwas Glück vielleicht auch nie. Mir fallen jetzt ca. 3-4 wirklich belastende Einsätze aus ca. 8 Jahren ein, das soll jetzt nichts bedeuten, denn jeder Mensch nimmt andere Sachen und andere Details, die dem Kollegen möglicherweise gar nicht auffallen mit ins Bett.


    Wie schon gesagt, mach ein Praktikum, behalte deinen Spürsinn und wenn dich etwas belastet, sprich mit den Kollegen drüber. Wenn du im Ansatz merkst, dass es nichts ist, lass es bleiben. Wenn es dir gefällt, mach vielleicht erstmal die Schulung zum Rettungssanitäter und gucke dir in dem 4-wöchigen Praktikum alles genauer an. Danach kannst du immer noch Rettungsasistentin werden.

  • So, nachdem ich gerade gesehen hab, dass in dem open verlinkten Thread relativ viel Schwachsinn steht (neben einigen ausgezeichneten Beiträgen), empfehle ich dir, einfach mal ein paar unserer Rettungs-Weblogs zu lesen. Da steht drin, was wir so machen und womit wir so konfrontiert werden. Der Alltag eben:


    http://www.rettungsfachpersonal.de/board.php?boardid=18

  • @ Ani
    Da hast du Recht, jeder reagiert anders und es ist schwierig Verhalten im Notfall zu vergleichen.
    Als Krankenschwester wäre man sicher nicht mit diesen extremen Sit. konfrontiert oder sehe ich das falsch.
    Also sind es überwiegend relativ ruhige Einsätze und nicht viele Schwerverletzte?
    Mir ist schon klar, dass ein Tag im RD nicht abläuft wie es innerhalb von 10min im Fernsehen dargestellt wird aber es gibt Situationen, z.B. bei einem verletzten Kind, wo ich nicht wüsste ob ich auch angemessen und schnell handeln könnte. Ich habe selber eine kleine Tochter und weiß wie schlimm es wär wenn ihr etwas passieren würde.


    Das Praktikum werd ich auf jeden Fall in Angriff nehmen und hoffen, dass es mir Klarheit bringt.

  • Zitat

    Original von caro21
    ...Mir ist schon klar, dass ein Tag im RD nicht abläuft wie es innerhalb von 10min im Fernsehen dargestellt wird aber es gibt Situationen, z.B. bei einem verletzten Kind, wo ich nicht wüsste ob ich auch angemessen und schnell handeln könnte. Ich habe selber eine kleine Tochter und weiß wie schlimm es wär wenn ihr etwas passieren würde.


    Das Praktikum werd ich auf jeden Fall in Angriff nehmen und hoffen, dass es mir Klarheit bringt.


    In solchen Situationen musst du es genau so machen, wie du es in deiner Signatur vorschlägst:
    "Baby, du darfst traurig sein...aber du musst gut aussehen dabei!"


    :DJ.

  • Caro:


    Wie sagt man so schön in Düsseldorf-Süd: Jeder Jeck ist anders.


    So sind auch alle Einsätze unterschiedlich. Keiner ist gleich.
    Auch die persönlichen Empfindungen sind bei jedem Einsatz anders. Manchmal auch nur aufgrund der eigenen Tagesform.


    Was aber immer gleich bleibt - da international genormt -, sind die zu "ertragenden" Gewichte: Kilogramm bleibt Kilogramm.
    Eine Trage mit Fahrgestell wiegt ca. 40kg ohne Patient.
    Der Durchschnittspatient wiegt 80+kg ohne Trage.


    Das Ganze an ca. 220 Arbeitstagen rund 10-15 mal (z.T. zzgl. Umlagern, etc.).


    Hierüber - wie auch über die finanzielle Situation der Ausbildungskosten und Einkommen - solltest Du Dir auch im klaren sein.
    Nicht ohne Grund arbeiten im Rettungsdienst und Krankentransport (der den grössten Teil der Arbeit ausmacht) mehr junge als ältere Kollegen.
    Tausende Kollegen haben Probleme mit dem Bewegungsapparat. Und tausende Kollegen sind arbeitslos.


    Wie sieht zudem Deine Familien-/Beziehungsplanung aus? Würde sie dem dauernden Schichtdienst standhalten?
    Wie kommst Du mit dem dauernden Sexismus auf den Wachen aus? So manche Kollegin ist schon geflüchtet, weil die männlichen Kollegen sehr extrem sein können.


    Wenn Du Dich dennoch für den Beruf entscheidest, kann es einer der schönsten / interessantesten Berufe sein.
    Doch musst Du in jeder Beziehung hart im nehmen sein können.

  • @ Basti 8000


    naja, nachdem ich hier im Forum gestöbert habe, kam in mir eher das Gefühl auf, dass für einige User >Schwächen< "fehl am Platz sind" (siehe Link von Jörg). Aber so sind wir Menschen doch, teilweise stark aber auch schwach. Viele wollen sich das anscheinend nicht eingestehen. Kann es eher nicht verstehen wenn man sich für diesen Beruf entscheidet und nie darüber nachdenkt was im schlimmsten Fall passieren kann und wie man damit umgehen würde.


    Jörg


    die Signatur ist Programm ;)
    und die erbrachte Leistung muss noch stimmen,
    dann ist (fast) alles gut


    @medic5754


    danke für die Anregungen,
    *das Maß der körperlich einzusetzenden Kraft und deren Spätfolgen sind mir geläufig, Sport kann helfen, beugt aber leider den Abnutzungserscheinungen nicht vor
    *finanz. Sit. ist mir auch klar, man muss sich eben durchfitzen,
    Jobben oder Bildungskredit
    *Familie und Schichtdienst...schwierig aber machbar da ich nicht allein mit meiner kleinen bin und Unterstützung von meinem Freund habe
    *Sexismus? Ist nicht gut. Da kann man nur versuchen sich zu wehren aber es gibt ja auch Typen die nicht lockerlassen. Ist das momentan so schlimm auf den Wachen?

  • Zitat

    Original von caro21
    *Sexismus? Ist nicht gut. Da kann man nur versuchen sich zu wehren aber es gibt ja auch Typen die nicht lockerlassen. Ist das momentan so schlimm auf den Wachen?


    Nein Baby, so schlimm ist das gar nicht!
    :ironie:



    ;)Jörg

  • Einmal editiert, zuletzt von Medic5754 ()

  • Zitat

    Original von caro21


    Als Krankenschwester wäre man sicher nicht mit diesen extremen Sit. konfrontiert oder sehe ich das falsch.


    Die haben andere belastende Situationen. Zum Beispiel die Pflege einer 30jährigen mit Ovarialkarzinom im Terminalstadium...