Spritze entlüften??

  • das erinnert mich an den tag als unser rs praktikant dem notarzt stolz eine solu decortin anreichte. beim entlüften ging wohl ein drittel der lösung auf die strasse, wurde jedoch mit luft aufgefüllt und präsentiert.



    Danke für dieses Beispiel!


    Gerade das Vorbereiten von Medikamenten mit Lösungsmittel und Trockensubstanz ist eben nicht ohne.


    Auch weitere Fertigkeiten wie:


    - Händedesinfektion wie aus dem Lehrbuch (3ml - 30 sek.)


    - Anziehen von sterilen Handschuhen


    - Öffnen und Anreichen von sterilem Material


    - Abreissen von Heftpflaster mit angezogenen Einweghandschuhen


    - Vorbereiten einer Infusion


    - Durchführung einer Augenspülung


    und vieles mehr - ist in der theoretischen Ausbildung immer recht einfach erklärt - beim ersten Üben zeigen sich dann die vielfachen Schwierigkeiten - und erst durch zig-faches selbst-Tun wird eine sichere Handhabung (auch morgens um 03:00 auf einem stockdunklem Hinterhof-Treppenabsatz) möglich.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich hab's nie gemessen, aber 2 ml halte ich für zu wenig...

    Ich auch.


    Angenommener Innendurchmesser des Infusionssystemschlauch: 0.3 cm
    Länge Infusionssystem: 150 cm


    macht: 0.15cm * 0,15cm * 3.14 * 150cm ~10,6 ml Luft

  • Ich wüsste auch nicht, dass ein desinfizieren der Ampulle gelehrt werden würde.
    Ausgenommen wären nur Stechampullen, bei denen bereits die Schutzkappe entfernt ist.

    Wahrscheinlich geht es auch um eine Stechampulle.
    In der Krankenpflegeausbildung wird es so gelehrt, dass man die Öffnung nach Entfernen der Schutzkappe desinfiziert (und natürlich die Einwirkzeit abwartet).
    Praktischere Naturen unter den Dozenten sagen dazu, dass das Schwachsinn ist.
    Außerdem gibt es auch immer wieder ellenlange Diskussionen darüber, dass dann ja Desi mit in die aufgezogene Lösung kommt undundund... :eyeroll:

    "You are one of God's mistakes" --->(Placebo - Song to say Goodbye)

  • Praktischere Naturen unter den Dozenten sagen dazu, dass das Schwachsinn ist.

    Sehe ich auch so.


    Vor allem, da immer wieder mit Hände-. oder Schleimhautdesinfektionsmittel und nicht mit einem Flächendesinfektionsmittel desinfiziert wird.


    Es sollte unter der Abdeckung sowieso steril sein, daher sorgt das Desinfizieren eher noch für eine Verunreinigung der Oberfläche. Weiterhin können so Bestandteile des (auch angetrockneten) Desinfektionsmittels in den Patienten gelangen.

  • Diese ganzen Dinge sind primär eine Frage der Übung und sekundär eine Frage des Geschicks. Der eine braucht halt u.U. etwas länger bis er es drauf hat.
    Medikamente ohne Nadel aufzuziehen ist nett und schaut cool aus. Aber eine relativ ungeübte Person wird nicht in der Lage sein den kompletten (!) Inhalt der Amuplle in die Spritze zu bekommen. Dies erfordert einfach Geschick und Übung.


    Grundsätzlich auf das Entlüften einer Spritze zu verzichten halte ich persönlich für falsch. Hier spart man an der falschen Stelle.


    Das Desinfizieren von Stechampullen kenne ich persönlich nur beim Aufziehen von Perfusorspritzen mit Propofol.

  • Meiner Meinung nach schadet es gar nix, sauber zu arbeiten. Ich lege IV´s auch Patienten, deren Leben nicht von einem Zugang abhängt. Man glaubt gar nicht, wie lang einem die Einwirkzeit dabei vorkommt. BTW, meist ist dann der NA schon eingetroffen :-). Das mit den kleinen, unsichtbaren Tierchen ist eben so eine Sache... wir werden nie erfahren, ob wir dem Patienten geschadet haben, oder nicht. Ich bin sicher nicht päpstlich, auch praktikabel bleiben... aber Desinfektionslösung nur zum Anfeuchten der Haut vor dem Zugang... Habe schon Kollegen erlebt, die dann mit Ihren dreckigen Fingern ohne Handschuhe nochmal auf die Punktionsstelle gefingert haben um rumzutasten. :negativ:

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Es ist wahrscheinlich wie so oft, es kommt nur auf die Übung an.
    Ich denke nicht, dass es wesentlich schneller geht (für geübte Personen), eine Ampulle mit Nadel aufzuziehen.
    Schon in meinem allerersten RD-Praktikum hab ich es mit Nadel gelernt, davon werde ich auch nicht abweichen.

    "You are one of God's mistakes" --->(Placebo - Song to say Goodbye)

  • Also, angesichts mancher Aussagen zum Desinifizieren rate ich dem ein oder anderen, sich doch nochmals eingehender mit der Materie zu beschäftigen.
    Auch Ampullen (sowohl Brech- als auch Säge-) werden an der Bruchkante in spe desinfiziert, um eine Keimverschleppung beim Öffnen in das Medikament zu verhindern.
    Bei Stechampullen (oder auch Infusionsflaschen) ist die offene Stelle des Gummipropfen nicht steril. Wie auch? Wer sich so ein Teil mal genauer angeschaut hat, sieht, dass es keine dichte Verbindung zwischen Stechampulle und Schutzkappe gibt.
    Dies gilt übrigens auch für Insulin. Die Keimresistenz von Humaninsulin infolge eines zugesetzen Desinfektionsmittels und das dadurch nicht nötige Desinfizieren ist ein Mythos.
    Ebenso gilt dies auch für die Infusionsflaschen, die mit Aluminiumfolie verschweißt sind. Es gibt keine Garantie, dass darunter keine Keime sind. Zumindest war das die Aussage eines Lehrers, der bei einer der entsprechenden Firmen angefragt hat.


    Das die Praxis im Notfall oft anders aussient, ist auch mir klar.
    Aber bevor ich lerne, wie man es nicht mache, sollte ich wissen, wie man es macht.


    Gruß, Mr. Blaulicht

  • 1. Bei Stechampullen (oder auch Infusionsflaschen) ist die offene Stelle des Gummipropfen nicht steril. Wie auch? Wer sich so ein Teil mal genauer angeschaut hat, sieht, dass es keine dichte Verbindung zwischen Stechampulle und Schutzkappe gibt.


    2. Aber bevor ich lerne, wie man es nicht mache, sollte ich wissen, wie man es macht.

    1. Das ist meiner Erfahrung nach anders. Aber vielleicht gibt es zwei Arten von Stechampullen und ich hatte die eine noch nicht in der Hand.
    2. Ja, aber sicherlich desinfizierst du mit einem Flächendesinfektionsmittel, denn ein Hautdesinfektionsmittel ist (zumindest erstmal grundsätzlich) nicht für die Desinfektion von Oberflächen geeignet (mit alkoholischen Präparaten funktioniert es zwar, aber ich denke nicht, dass dieses den formellen regulatorischen Anforderungen entspricht). Und dann möchte ich gerne noch wissen, ob denn die Rückstände des (Flächen-) Desinfektionsmittels durch die Spritze in den Körper gelangen dürfen. Das würde mich wundern.

  • Evtl. hilft diese Veröffentlichung weiter:


    Desinfektion von Infusionsflaschen


    Kurz gesagt, es gibt zwei Arten von Verschlusssystemen. Z.B. Braun mit dem ecoflac-plus System garantiert für die Sterilität, sofern der Alu-Verschluss unbeschädigt ist. Hier ist ein Desinfizieren nicht notwendig.Bei Glasflaschen oder Flaschen mit Plastikverschluss ist weiterhin alkoholisch zu desinfizieren.

  • Im übrigen läuft eine Infusion nicht, sollte der Schlauch nicht entlüftet sein.......so zumindest das eine mal wo ich das gesehen habe. Kann das jemand bestätigen oder physikalisch erklären? Hab da auf die schnelle nichts zu gefunden.

  • vielleicht fehlte es an der Sogwirkung?...



    als ich mein Aquarium entleeren musste war der Schlauch auch komplett mit Wasser zu füllen - sobald Luft ins System kam konnte es passieren das der Wasserlauf aufhörte...

  • Vielleicht sollte man in die verlängerte Ausbildung mal kurz das Fach physikalisches Grundwissen einfügen. Das eine ist ein Schwerkraftsystem und lief wahrscheinlich aufgrund der zu großen Oberflächenspannung im Schlauchsystem nicht, das andere ist das Prinzip der Kommunizierenden Röhren.


    Gruß, Christian

  • vielleicht fehlte es an der Sogwirkung?...

    In peripheren Venen gibt es keinen Sog. Nur Überdruck.


    Zur nichtlaufenden Infusion: ich bin zwar kein Physiker, aber ich denke es liegt daran, daß die Luft im Schlauchsystem komprimiert wird. Von oben die Infusion, von unten der Venendruck. Übersteigt einer der Drücke die maximale Kompression der Luft (z.B. Druckmanschette), kann diese letztendlich trotzdem in die Vene gedrückt werden. Ein Grund, weshalb Druckinfusionssysteme für Glasflaschen obsolet sind. Bei normalen Schwerkraftverhältnissen passiert das glücklicherweise nicht.

  • Ich denke, es wird da wohl Parallelen geben, kann's aber nicht begründen. Werde mir mal Gedanken machen. Vielleicht gibt's nach ja noch physikalisch versierte User hier im Forum, die helfen können. Vielleicht spielen bei beiden Phänomenen mehrere Gesetze der Physik eine Rolle.


    Und daß in Venen immer ein Überdruck herrscht, erkennst Du an der Sauerei im RTW, wenn Du die Infusion anschließen willst... :D

  • Ani meint vermutlich dass in den peripheren Venen kein solcher Unterdruck herrscht, dass von dort aus Luftembolien gezogen werden können. Sog an sich gibt es schon (s. S. 15. ), aber halt jeweils nur kurz - zu kurz um die Sauerei zu vermeiden und um Luftembolien zu ziehen.
    Müsste man mal bei einem Hersteller nachfragen ob das was mit der Länge der Venenverweilkanülen und dessen Durchmesser zu tun hat.


    Grüsse,


    Gerrit

  • Vielleicht ist der Begriff "Sog" etwas irreführend und sollte durch den Begriff "Unterdruck" ersetzt werden. Laut meines physiologischen Wissens gibt es in peripheren Venen keinen Unterdruck im Sinne eines negativen Druckes. Auch nicht kurz. Würde es ihn geben und er u.a. durch die Diastole entstehen, währen wir bei allen Verletzungen letzendlich emboliegefährdet. Eine Diastole dauert lang genug, um bei schlecht gefüllten zentralen Venen (z.B. V. subclavia, Kopfsinus) eine Luftembolie auszulösen.

  • Bei venösen Verletzungen fallen die Venen zusammen, wenn aber eine Venenverweilkanüle liegt wird das Zusammenfallen ja verhindert und je nach dem wieviel Blut um die Kanüle herum strömt, wie die Addhäsionskräfte in der Kanüle sind könnte ich mir schon vorstellen dass da Luft mitgezogen werden könnte. Quasi das Prinzip einer Wasserstrahlpumpe.
    Der Link war etwas unglücklich gewählt, das ist vielleicht etwas anschaulicher.