Spritze entlüften??

  • Liebe Leute,


    kürzlich musste ich der merkwürdigen Situation beiwohnen, wie mein Fahrer (RS, cand.med.) unseren Praktikanten (RH, cand.med.) anfuhr, doch bitte auf das Entlüften der Spritze zu verzichten, da dies einen unnötigen Zeitverlust bedeute und Luftboli von bis zu 20ml unschädlich seien.


    Ungeachtet der reinen Fakten, war ich als LRA doch etwas befremdet, weil ich es eigentlich immer als wertvoll erachtet hatte, handwerkliche Fertigkeiten gründlich erlernen zu lassen, um diese Gründlichkeit im Hinblick auf die Gesamthaltung zur rettungsdienstlichen Arbeit zu konservieren.


    Meinungen?

  • Man sollte schon auf das Entlüften einer Spritze Wert legen. Auch wenn diese Luftmengen nicht gefährlich sind, kann es doch durch die veränderte Stempelposition zu einer Fehldosierung kommen.


    Was ich allerdings bei Rettungsdienstpraktikanten im Krankenhaus immer nervig finde: sie lernen, mit der Nadel aufzuziehen. Wir tun's nicht, aber das ist okay. Aber noch nerviger ist: sie versuchen schon beim Aufziehen möglichst wenig Luft mit zu aspirieren. Das ist oft eine minutenlange Fummelei und funktioniert sowieso nicht. Letztendlich muß die Luft trotzdem rausgedrückt werden. Den ersten Schritt kann man sich also sparen. Gilt übrigens nicht nur für Praktikanten... ;)

  • Zitat

    ... weil ich es eigentlich immer als wertvoll erachtet hatte, handwerkliche Fertigkeiten gründlich erlernen zu lassen, um diese Gründlichkeit im Hinblick auf die Gesamthaltung zur rettungsdienstlichen Arbeit zu konservieren.




    In meiner Ausbildung wurde auch drauf geachtet das beim Aufziehen größere Luftansammlungen vermieden werden!




    Und so viel Zeit nimmt das ja nun wahrlich nicht in Anspruch det bissel Luft raus zu drücken oder?!!


    Zügig, nicht hektisch und gründlich!




    @ Ani


    Uns wurde auch gelehrt das man mit der Nadel aufziehen soll (damit jeder kleine Rest auch mit in der Spritze landet...)


    Klar geht es auch ohne Nadel ist halt alles Übungssache!




    Zitat


    Letztendlich muß die Luft trotzdem rausgedrückt werden. Den ersten Schritt kann man sich also sparen.


    So wurde es uns auch gesagt!!!



    :rtw:

  • Dummerweise kummuliert die Summe an Luft die sich mit einer solchen Arbeithaltung ansammelt.
    Gesund ist es auf jeden Fall nicht, gerade bei kritisch Kranken dürften auch nicht initial vital bedrohliche Mengen eine Verschlechterung mit bedingen.
    Ein normaler Infusionsschlauch fasst etwa 10 ml - der wird ja trotzdem tunlichst entlüftet. Oder macht das der Herr Kollege nicht? ;-)


    Die Nadel beim Aufziehen hat auch den Grund dass z.B. kleinere Glassplitter nicht mit aufgezogen werden sollen.


    Grüsse,


    Gerrit

  • Die Nadel beim Aufziehen hat auch den Grund dass z.B. kleinere Glassplitter nicht mit aufgezogen werden sollen.


    eher die grösseren Glassplitter ;-) die kleineren werden so oder so mit aufgezogen.

  • Nichts. :-D
    Bei einem Patientengut (waren es Dialysepatienten ?) findet man wohl grössere Mengen an Glasstaub in den Nieren.

  • Genau. Die ganz kleinen werden von Makrophagen phagozytiert und die "größeren" sammeln sich vor allem in den lymphoreticulären Organen wie der Milz. Das gilt übrigens für alle nicht natürlichen Fremdkörper im menschlichen Organismus. Gefährlich werden sie vor allem, wenn sie groß genug sind eine Embolie auslösen zu können. Alles scheint im Augenblick akademisch.

  • Ein normaler Infusionsschlauch fasst etwa 10 ml - der wird ja trotzdem tunlichst entlüftet. Oder macht das der Herr Kollege nicht? ;-)


    Ein Infusionsschlauch fasst wesentlich weniger Flüssigkeit. Ich weiß es nicht 100%ig, aber es sollten 2ml sein und keine 10ml.
    Ich rede jetzt hier nur von dem Stück Schlauch unter der Tropfkammer bis zum Ende.


    Gruß Punki

  • Die 20ml Luft sind eine Maßeinheit, die (damals noch 20 ccm) zigtausenfach in diversen Lagern gründlichst ausgeübt wurden.


    Vegessen wird bei der Übertragung auf heutige Zeiten, dass wir nicht immer erwachsene Patienten vor uns haben, sondern auch juvenile P. mit geringerem Körpergewicht / Körpergrösse.


    Und wie es Peter112 ja schon beschrieben hat: es ist alles eine Sache der Übung - in dem Fall wohl eher der hundertfachen Wiederholung.


    Der Anfänger wird sich schon schwertun, aus einer 10ml-Glasampulle mit grosser Öffnung ohne Aufziehkanüle den Inhalt komplett in die Spritze zu bekommen - der Fortgeschrittene schafft u.U. sogar wesentlich kleinere Ampullen ohne Aufziehkanüle.


    Letzendlich halte ich es für fahrlässig, gerade Neulingen mit diversen "Ausnahmen von der Regel" vom sorgfältigen Arbeiten auch unter Zeitdruck den Kopf zu verwirren.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • @raph.-wi.


    Ich ziehe Dir aus jeder Glasampulle ohne Nadel den angegebenen Inhalt raus. Mit Garantie. Ist Übungssache und geht schneller. Und im OP und wenn man auf sich alleine gestellt ist, ist Schnelligkeit halt Trumpf...



    @Punki


    Ich hab's nie gemessen, aber 2 ml halte ich für zu wenig...

  • @Ani: Ich denke, dass Du auch ein Fortgeschrittener bist.


    Angenommen, Du hättest für jede geöffnete Glasampulle in Deinem Leben einen Euro bekommen - welcher Betrag käme da wohl zusammen?


    Ich dachte wirklich an die Anfänger, die alles mögliche neu lernen müssen und viele Dinge der Grob- und Feinmotorik beherrschen müssen - da ist es wohl besser, es wird gründlicher eingeübt.


    Ein (kampferprobter) Soldat wird mitten in der Nacht mit verbundenen Augen unter Beschuss seine Waffe auseinandernehmen und wieder zusammen setzen können - ein Rekrut wird das nicht hinbekommen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
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    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich sehe das auch so: Bevor man Spritzen "wie die Profis" aufziehen will, sollte man erst einmal lernen, wie es korrekt, also mit Desinfektion (sowohl Hände als auch Ampulle), Kompresse beim Aufbrechen und Kanüle zum Aufziehen gemacht wird.


    Gruß, Mr. Blaulicht

  • das erinnert mich an den tag als unser rs praktikant dem notarzt stolz eine solu decortin anreichte. beim entlüften ging wohl ein drittel der lösung auf die strasse, wurde jedoch mit luft aufgefüllt und präsentiert.


    die spritze fiel dann zu boden und er durfte nochmals sauber aufziehen und vermischen üben ^^ lerneffekt hatte es allerdings keinen...

  • @Ani: Ich werds bei Gelegenheit mal messen.


    Ein Anfänger muss das ganze Prozedere mit Desinfezieren, Tupfer, Kanüle und so weiter durchgezogen bekommen. Was er dann später nach seiner 100. Ampulle macht und wenn sein LRA nicht zuschaut, das sei ihm überlassen.
    Wenn dem Anfänger das nicht so beigebracht wird, schleichen sich Fehler ein und er arbeitet eventuell bei anderen Sachen auch ungenau.


    Gruß Punki

  • Dass man die Ampulle (!) desinfizieren soll höre ich grade das erste Mal. Dass sowas im "echten Leben" eh nicht gemacht wird scheint mir klar, aber kann mir jemand erklären, warum man einen Auszubildenden dann mit sowas verwirrt? Ich gehe mit der sterilen Spitze einer sterilen Spritze oder Kanüle in eine von innen sterile Ampulle. Mir erschließt sich der Sinn einer Desinfektion der Außenseite nicht.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

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  • Ich wüsste auch nicht, dass ein desinfizieren der Ampulle gelehrt werden würde.
    Ausgenommen wären nur Stechampullen, bei denen bereits die Schutzkappe entfernt ist.

  • Erinnert mich das an das tolle Desinfizieren der Infusionsflaschen ... Na ja; im Krankenhaus hat man uns die Rambo-Methode gelehrt - Kanüle in die Plastikflasche rammen und gut ists ... :D :D :D