Bodycheck

  • Hallo ihr lieben...


    Ich arbeite derzeit an einer Ausarbeitung über den Bodycheck für RS.
    Leider gibt es dazu kein einheitlichen Curriculum.


    Nun meine Frage: Was muss ein RS können. Denke Inspektion, Palpation und eventuell Auskultation sollten reichen.


    Welche Krankheitsbilder sollte er erkennen und auf was achten?!


    Bin mir nicht sicher und möchte die Aufgaben nicht zu hoch ansetzen.


    Ich habe meine Ausbildung (RA) in Vollzeit gemacht und habe deshalb leider auch nicht das Wissen darüber was ein RS lernt.
    Über eure hilfe wäre ich sehr dankbar :thinking:

  • Schau doch mal in Fachbüchern nach, die die Ausbildung zum RS begleiten sollen.


    Prinzipiell würde ich von einem RS eine grundlegende Untersuchung von Patienten erwarten, was die unterschiedlichen Fachgesellschaften oft in "Basic"-Kursen vermitteln.


    Perkussion und Auskultation sind Dinge, die nicht nur in theoretischen Kursen vermittelt werden können - wobei sich wohl auch viele Rettungsassistenten schwer tun. Hier würde ich mit Ausnahme von Grundkenntnissen bei der Auskulation der Lunge von einem RS nichts erwarten. Einen Knochenbruch, einen instabilen Thorax oder ein instabiles Becken muss er aber erkennen.

  • Unabhängig ob RS oder RA:
    was kann die Person an einem Notfallort innerhalb von 15 sec. mit ihren Sinnen und ohne Hilfsmittel erfassen?

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • @ra-wi: Ich habe letztens eine geöffnete Packung eines TK-Kuchens erblickt. Ich war begeistert, denn ich wusste nicht, dass es TK-Kuchen gibt, die sich aus vier unterschiedlichen Vierteln zusammensetzen: 1 Viertel Apfelkuchen, 1 Viertel Kirschkuchen, 1 Viertel Pflaumenkuchen, 1 Viertel Pfirsich..oder so.


    Die Frage war ja auf RS gemünzt.


    Ich stimme joe-gando zu: Ins Lehrbuch schauen und realisierbares wie Inspektion und Palpation (das ist auch nicht unbedingt sooo einfach) mit in deinen Ablauf aufnehmen.


    Wenn du "tiefer" gehen möchtest, ist ein Schema a la ABCDE hilfreich.

    Hier
    findest du einen BodyCheck-Algorithmus (Nr.11) aus dem Kanton Schwyz.

  • im RS-lehrgang unterrichte ich folgende variante der orientierenden körperlichen untersuchung.


    ziel ist es, eine handlungsorientierte, grobe untersuchung einzuüben, die einfach und schnell ist und wenig bzw, keine vorkenntnisse voraussetzt. was kann ein RS? er kann offene verletzungen versorgen, patienten lagern und bedrohliche verletzungen erkennen und entsprechend darauf reagieren [durch nachforderung].


    das wichtigste zuerst: wir beginnen am kopf. hierzu bekommt der patient zunächst eine kurze aufklärung, damit er weiß, worum es geht und was im folgenden passiert. je nach unfallmechanismus erfolgt natürlich frühzeitig die anlage einer cervikalstütze durch 2 helferInnen.


    (1) kopf


    den kopf inspizieren. sichtbare verletzungen? auch an die ohren, die nase und an den mund denken. bei schlecht beleuchteten einsatzstellen eine taschenlampe einsetzen. den kopf abtasten auf der suche nach beulen, instabilitäten etc.. die hände kurz flach unter den kopf schieben, um verdeckte verletzungen zu erkennen. einen blick in die pupillen werfen.


    (2) wirbelsäule


    wird im rettungsdienst nicht physisch untersucht. gibt der unfallmechanismus eine schädigung her? immoblilisation!


    (3) thorax


    inspektion: sichtbare verletzungen, hämatome, deformierungen? kompression in zwei ebenen, einmal von oben, einmal von der seite. fragen, ob der patient gut luft bekommt. eine auskulation des thorax in der RS-ausbiädung halte ich für nicht sinnvoll.


    (4) abdomen


    inspektion. palpation in 4 quadranten, frage nach druckschmerz, suche nach abwehrspannungen.


    (5) becken


    inspektion. komprimieren in 2 ebenen. schmerzauslösung, deformierungen, instabilität?


    (6) extremitäten


    kurz aber flächendeckend abtasten. durchblutung, sensorik und motorik überprüfen. kein passives durchbewegen bei trauma-patienten.


    übungstipp:


    die teilnehmerInnen üben in wechselnden 2er-teams und bekommen pro team ein paar verbandpäckchen, die der "verletzte" an unterschiedlichen stellen unter der kleidung verstecken soll. das motiviert die TN dazu, auch tatsächlich zu suchen und nicht nur so zu tun als ob. man sollte natürlich während der übungsphase genügend stifnecks parat haben und den handlungsablauf auch regelmäßig in den kontext eines fallbeispieles einbauen.

  • vielen dank schonmal für die vielen antworten...


    problem mit der recherche in RS Literatur war... des ich leider nicht zuhause bin sondern derzeit auf Weiterbildung und ich in meiner Unterkunft keine Literatur habe...


    im großen und ganzen stimme ich mit euch überein.... denke ein RS sollte jedoch auch auskultieren können ob eine Lunge belüftet ist oder nicht... bzw. ob der Magen intubiert wurde.


    sonst denke ich das res cogitans Ausführung in jedem Fall ausreichen. Immerhin muss man ja davon ausgehen das die lieben Teilnehmer bei fast Null anfangen.

  • denke ein RS sollte jedoch auch auskultieren können ob eine Lunge belüftet ist oder nicht... bzw. ob der Magen intubiert wurde.


    auskultation des thorax in hinblick auf seitengleiche belüftung: vielleicht was für den erfahrenen RS, der was auf sich hält. konsequenzen für das handeln des RS kann das aber kaum haben.
    die auskultatorische lagekontrolle eines endotrachealen tubus würde ich niemals einem RS übertragen. aus praktischen, aber auch aus rechtlichen gründen. am sichersten ist die lagekontrolle durch den arzt, der intubiert hat.

  • Die von mir erwähnten 15sec. sind auch keine Lehrausage; sie könnten ebenso 20 oder 30 sec. dauern.
    Es ging mir darum, die Wichtigkeit des Einsatzes der Sinne zu betonen:


    Ich sehe sichtbare Verletzungen, grobe Fehlstellungen der Extremitäten, verbrannte Kleidung/versengte Haare/Rußpartikel, Hautverfärbungen aller Art, Essensreste.
    Die Garderobe gibt mir u.U. weitere Hinweise: verschmutzt/zerrissen, eingenässt/eingekotet...
    Ich registriere z.B. die hellrote Hautfarbe nach einer Kohlenmonoxydvergiftung oder die Blässe eines hypothemen Patienten...


    Ich höre Atemgeräusche oder auch ein Knochenreiben.


    Ich rieche ggf. Chemikalien oder den typischen Apfelgeruch eines hyperglykämisch entgleisten Patienten; ggf. das Odeur von Ausscheidungen


    Ich fühle die grobe Körpertemperatur und ggf. Einlagerungen; das Eindrücken der Fingerkuppe in Verbindung mit dem "Draufschauen" gibt mir bei normalen Aussentemp. einen groben Aufschluß über die periphere Durchblutung.
    Ich gebe dem Patienten die Hand und erfahre bereits aus der Reaktion darauf, wie er womöglich "drauf" ist.


    Ich rieche Nikotin und Alkohol.


    Auf das Schmecken verzichte ich lieber.


    Wird es jetzt klarer?
    Basics sind nun einmal das A + O.
    Bevor ich mit Stethoskop, Monitor mit zehn EKG-Kabeln und einem Pulsoxysensor, dem BZ-Meßgerät und der RR-Manschette beginne, kann ich schon eine Fülle an Informationen bekommen - wenn ich es mir antrainiere.
    Hierfür reicht eine sehr kurze Zeitspanne.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • die auskultatorische lagekontrolle eines endotrachealen tubus würde ich niemals einem RS übertragen.


    Es gibt Bundesländer, in denen ein RS mit seinem Notfallkoffer als verantwortlicher Transportführer eingesetzt wird. Da wird die Lagekontrolle "im Zweifelsfall" nicht übertragen, sondern die Reanimation bis zum Eintreffen des höherwertigen Rettungsmittels alleine durchgeführt. Insofern halte ich die Lagekontrolle für einen wichtigen Bestandteil der RS-Ausbildung. Es ist mir durchaus klar, dass dies meiner niedersächsischen Rettungsdienstherkunft geschuldet ist, und es ist mir auch klar, dass in einigen Bundesländern ein Rettungsmittel ohne RettAss an Bord völlig undenkbar ist. Aber es ist halt kein deutschlandweiter Standard.

  • Ich finde den Begiff "Bodycheck" fuuuuurchtbar.......


    Ansonsten gibt es Standards (ITLS, PHTLS...) die kann man hervorragend auch mit RS und auch SanC, Einsatzsanitätern etc trainieren.
    lediglich die Konsequenzen der Untersuchung sind dann evtl. unterschiedlich.

  • rüüüüüüüüüüüschtüüüüüüüsch..... einfach mal nen itls basic kurs buchen und besuchen...




    Wieso nicht gleich jeden Sani Praktikant auf kosten der
    Wache dahin schicken??

  • Es müssen ja nicht gleich alle da hin.
    Aber wenn ein Ausbilder sich dort weiterbilden lässt, kann er die Prinzipien doch hervorragend in seine Ausbildung übernehmen.
    Und für den weniger anspruchsvollen Rahmen genügen auch die Lehraussagen aus dem Buch.

  • Ich glaube, die Frage des Threadstellers bezieht sich eher auf ein durch ihn zu unterrichtendes Thema, und nicht um seine eigene Ausbildund zum Trauma-Gott.


    Res-cogitans Ausbildung deckt's wie üblich sehr schön ab, auch der Tip mit den Verbandpäckchen ist gut - das Thema Auskultation wird schwierig zu bewerten sein, für den "normalen" RS halte ich es jedoch auch für völlig unnötig.
    Es bringt nichts, in der Ausbildung ein Stethoskop auf das Plastikphantom zu pressen und vermeintliche Atemgeräusche zu erahnen - beim richtigen Patienten klappt das so nicht und bringt unnötige Unsicherheiten in den Ablauf...

  • Drum heißt bei uns auch "Traumatologischer Notfallcheck" :)

    Und das ist besser? :pfeif: ;)


    Ich bleibe einfach bei der "orientierenden körperlichen Untersuchung", da weiß dann auch jeder, was gemeint ist.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • bodycheck ... oder wie auch immer man das nennen mag bezieht sich doch nicht nur auf traumatologische patienten. dort natürlich insbesondere, aber eigentlich machen wir doch bei jedem patienten eine erste orientierende untersuchung.


    habt mir mit euern antworten jedenfalls sehr geholfen. hab den unterricht sehr gut überstanden :)