21 Tote durch Massenpanik auf der Loveparade in Duisburg


  • Jep. Er steht nicht mehr aufgertüstet in Laupheim, sondern es muss erst, falls man ihn brauchen und einsetzen wollte, eine CH 53 mit der GRH-Ausstattung beladen werden werden.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Bevor bekannt wurde, wodurch die Raver gestorben sind (Treppensturz), hab ich überlegt, was wohl das führende Traume bei einer Massenpanik ist. Hat von euch vielleicht wer Literaturangaben dazu? Ich vermute das als ersts die Asphyxie durch Thoraxtrauma/-quetschung kommt, gefolgt von SHT und Verbluten durch stumpfe Traumata. Das wäre zumindest das, worauf ich mich vorbereiten würde, wenn ich zu so einem Ereignis alarmiert werden würde.

  • Auf bei EMS Responder wird über diese Katastrophe berichtet: 18 Killed in Stampede at German Music Festival.


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    Die Staatsanwaltschaft wird nun ermitteln. Und es werden sicherlich Köpfe rollen (müssen). Sich gegenseitig die Schuld zu zu schieben ist traurig. Stadt und Veranstalter haben die Verantwortung und Konsequenzen zu tragen. Keinesfalls aber die Besucher und Opfer dieser Tragödie.
    Warten wir ab, zu welchen Ergebnis die Ermittlungen kommen werden. Auch wenn dieses weder die Opfer noch die Angehörigen trösten wird, egal wie es ausgeht.


    Opfer, Angehörige und Helfer sind traumatisiert, und bedürfen langer fachlicher Betreuung.
    Und aus eigener Erfahrung kann ich JEDEM dort vor Ort eingesetztem Helfer nur dringend raten, Angebote der psychologischen Betreuung anzunehmen oder sich von selbst in diese zu begeben.

  • Zitat

    Auf spiegel.de wird ein Forscher für Massepanik (Institut für Verkehrsforschng) zitiert, dass das Sicherheitskonzept ausgereicht hat, jedoch der Umstand von abstürzenden Menschen die Panik auslöste und eben genau dieser Umstand wohl nicht einkalkuliert wurde. Warum auch immer...


    Naja, er war aber selbst bei der Planung beteiligt und hat dem Konzept im Vorfeld so zugestimmt, klar, dass er jetzt nicht sein eigenes Urteil revidiert, sondern die Schuld bei den Leuten sucht, die geklettert sind.

  • Stadt und Veranstalter haben die Verantwortung und Konsequenzen zu tragen. Keinesfalls aber die Besucher und Opfer dieser Tragödie.


    Mein persönlicher Eindruck ist, dass die teils sehr emotionalen Reaktionen genau darauf zurückzuführen sind: die Schuld wird unterschwellig den Besuchern bzw. Opfern zugeschoben, die sich nicht "nach Plan" verhalten haben. Und das in Anbetracht der Tatsache, dass bereits im Vorfeld das Konzept (durch Laien!!) als potentiell gefährlich kritisiert wurde.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Und das in Anbetracht der Tatsache, dass bereits im Vorfeld das Konzept (durch Laien!!) als potentiell gefährlich kritisiert wurde.


    Eben. Es waren ja nur Laien, was können die denn schon über Veranstaltungskonzepte und-sicherungen wissen?
    Warum sich also mit solchen Aussagen und Befürchtungen auseinandersetzen, und das eigene, tolle Konzept vielleicht nochmal überdenken?
    Hier zeigt(e) sich wieder einmal mehr die Überschätzung der eigenen "Fähigkeiten" bei den Planern. Bleibt nur zu hoffen, dass man daraus etwas lernt.
    Wobei sich mir allerdings ein anderes Unglück aufdrängt, das ein ähnliches Problem der Eineingung hatte und bei dem ebenfalls viele Tote und Verletzte zu beklagen waren: Katastrophe von Heysel. Ich will hier jetzt keine Diskussion über Heysel, sondern damit nur zeigen, dass es anderswo bereits zu ähnlichen Unglücksfällen kam aus denen man hätte lernen können.

  • [quote='Newton',index.php?page=Thread&postID=208504#post208504]:-( Ich war mit den Ersten Rettungskräften ( RTW) vor Ort. Auf der Anfahrt bekamen wir nur die Meldung, das 2 bis 3 Personen reanimiert werden. Aber was genau passiert ist, wurde uns nicht mitgeteilt.




    Bei unserem Eintreffen, bot sich uns ein Bild des Grauens. Ich persönlich bin in den Ersten Minuten davon ausgegangen, dass es sich evtl. um einen Anschlag mit Sprengstoff handelt, da überall stark verschmutzte Leichen, Verletzte Personen und Kleidungsstücke, Taschen, Bauzaungitter auf dem Boden lagen.


    Polizisten, die weinten und teilweise auf dem Boden saßen, "Zivilisten", die uns mit KS-Tragen entgegen kamen, auf denen Verletzte lagen, Menschen die schrien vor Schmerzen da sie Frakturen aufwiesen, Apathisch wirkende Menschen, die einfach nur da saßen, Menschen die Hyperventilierten, weinten.




    Ich selber musste auch um Fassung ringen. Ich weiß nicht einmal , wieviele Verletzte ich selber Erstversorgt habe im "Schnellverfahren".


    Es war einfach nur schrecklich! In meiner langjährigen Rettungsdienstlichen Tätigkeit, habe ich so etwas noch nie erlebt.




    Viele Kollegen/Kolleginnen (vor allem sehr junge), mussten nach dem Einsatz ihren Dienst aufgrund erlittener Traumata, beenden und wurden durch Notfallseelsorger betreut.


    Ich selber habe auch daran zu knabbern.


    Im übrigen wurde uns morgens bei der Einsatzvorbesprechung noch mitgeteilt, das dass Areal nur für 500.000 Menschen geeignet wäre, aber man alles bestens durchdacht und im Griff haben würde. Zugangswege wären gekennzeichnet und man ist auf alles vorbereitet. quote]


    Es sollte noch erwähnt werden, das nach dem Einsatz über Funk die Anweisung der Einsatzleitung kam, sich auf gar keinen Fall gegenüber der Presse zu äußern. Auch keine persönlichen Eindrücke, dürfen geschildert werden.

  • Bevor bekannt wurde, wodurch die Raver gestorben sind (Treppensturz), hab ich überlegt, was wohl das führende Traume bei einer Massenpanik ist. Hat von euch vielleicht wer Literaturangaben dazu? Ich vermute das als ersts die Asphyxie durch Thoraxtrauma/-quetschung kommt, gefolgt von SHT und Verbluten durch stumpfe Traumata. Das wäre zumindest das, worauf ich mich vorbereiten würde, wenn ich zu so einem Ereignis alarmiert werden würde.


    Hierzu zitiere ich aus Amanda Ripley's "Survive":
    "Eines der ganz großen Probleme bei Menschenmengen ist die fehlende Kummunikation. Die Leute hinten können nicht wissen, das vorn jemand gefallen ist. Das Einzige, was sie sehen, ist eine freie Fläche, wo eben noch jemand war. Deshalb schieben sie nach vorn und üben so immer mehr Druck auf den Gefallenen aus. Genau das passierte auch 1990. Sieben Menschen, die über eine überfüllte Brücke gingen, fielen herunter, als ein Geländer brach. Sie landeten am Ausgang eines Fußgängertunnels (...). Durch die plötzliche Ansammlung von Menschen musste die Menge unten anhalten, doch am anderen Ende des Tunnels wusste niemand, was passiert war. Deshalb arbeitete sich die Menschenmenge trotzdem immer weiter vor und begrub dabei mehr als 1400 Menschen unter sich.
    Menschen, die bei einem Menschenandrang sterben, werden nicht zu Tode getrampelt, sondern sie ersticken. Durch den Druck von allen Seiten wird das Atmen unmöglich, etwa so, als ob man in eine Müllpresse geraten ist. Die Lungen werden zusammengedrückt, das Blut erhält keinen neuen Sauerstoff mehr. Die geballte Kraft von 5 Menschen reicht aus, um einen Menschen zu töten. Druck verstärkt sich exponentiell, deshalb hat eine Menschenmenge schnell dieselbe Kraft wie ein Schwertransporter. Der Mensch verliert schon das Bewusstsein, wenn er dreißig Sekunden gequetscht wird. Nach etwa sechs Minuten ist man hirntot. Man kann sogar sterben, ohne hinzufallen."

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Zitat

    Bochums früherer Polizeipräsident Thomas Wenner: "Ich zeige den Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, die leitenden Beamten der Stadt und die Veranstalter an." Wenner hatte im vergangenen Jahr als amtierender Polizeipräsident die ursprünglich für Bochum geplante Loveparade abgesagt, unter anderem wegen des zu kleinen Bahnhofs der Stadt.

    Quelle: http://www.rp-online.de/nieder…en-nieder_aid_885762.html



    Wie sehr dieses Ereignis jeden beschäftigt, zeigt nicht zuletzt die aktuelle Aktivität hier im Thread.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Um 17:32Uhr hat die Polizei Duisburg gestern Abend eine kurze Pressemitteilung herausgegeben, dass der Zugang z.Zt. geschlossen ist.



    In meinem Haus wurde gestern der Katastophenalarm ausgelöst und Mitarbeiter im Frei in die Klinik beordert. Ich Endeffekt ist aber wohl nur ein Pat. über die Uniklinik Essen zu uns gekommen. Wenn ich das richtig verstanden haben sollte mit multiplen Frakturen und einer rupturierten A. femoralis (zumindest haben die Gefäßchirurgen noch in der Nacht operiert). Ich befand mich gestern noch in Holland, wurde zwar angerufen, war aber dementsprechend nicht im Haus.

  • Um 17:32Uhr hat die Polizei Duisburg gestern Abend eine kurze Pressemitteilung herausgegeben, dass der Zugang z.Zt. geschlossen ist.

    Ich will ja nix sagen aber diese mitteilung wiederspricht der Pressemitteilung im TV nicht nur in dem Punkt das nicht gesperrt worden wäre.


    Es wiederspricht auch der Aussage das gelände sei zu keiner Zeit voll gewesen...

  • http://sueddeutsche.de/panoram…stufen-blockiert-1.979339


    Zitat

    Loveparade: Augenzeugin im Interview "Sensationsgierige haben die Stufen blockiert"



    Interessantes Interview mit einem der DJ:


    http://sueddeutsche.de/panoram…aeunter-affenzoo-1.979389

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    James Elroy Flecker

    Einmal editiert, zuletzt von condorp4 ()

  • Während der Pressekonferenz wurde gesagt, im Tunnel selbst sei niemand ums Leben gekommen. Aber auf mehreren Aufnahmen sind abgedeckte Leichen im Tunnel zu sehen. Wie kommt das zustande?

  • Erinnert ihr euch noch an diesen THread: Katastrophenschutz in Deutschland gut aufgestellt
    Hat man jetzt noch Glück im Unglück gehabt, dass die WM in Deutschland bereits am 10.07. vorbei war?


    Der Rettungsdienst im Ennepe-Ruhr-Kreis wurde laut Newsletter gegen 20:40 Uhr alarmiert, der PTZ-10 EN rückte innerhalb des vorgegebenen Zeitfensters mit 2 KTW über Sollstärke aus.
    Die eingesetzten Helfer werden gebeten, sich bei Bedarf an Nachsorge an den ÄLRD zu wenden.


    Abgesehen von dem mir sehr spät erscheinenden Alarmierungszeitpunkt scheint die Schlagkraft derartiger Einheiten an manchen Orten nicht geschwächt zu sein.


    Aus dem Konzept des PTZ10 in NRW:

    Zitat

    Der Â?Patiententransport-Zug 10 NRWÂ? (PT-Z 10 NRW) ist so aufzustellen, dass das eingeplante Personal und die vorgesehenen Fahrzeuge und Rettungsmittel nicht aus dem Potential des Regelrettungsdiensts gestellt werden.
    Er muss ca. 60 Minuten nach der Alarmierung als Marschverband in der festgelegten Kräftesammelstelle abmarschbereit sein.


    http://www.idf.nrw.de/service/…90731_konzept_pt_z_10.pdf


    Auch sonst ein lesenswertes Konzept. 20-22 Funktionen zu besetzen, ohne auf Personal des Regelrettungsdienstes zurückzugreifen, finde ich bei den einzuhaltenden Qualifikationsniveaus auf Rettungsdienstniveau schon eine anspruchsvolle Aufgabe.

  • Zitat

    11 Opfer sind aus Deutschland. Acht weitere
    Getötete stammen aus Australien, den Niederlanden, China, Italien,
    Bosnien-Herzegowina und Spanien. Die deutschen Opfer stammen aus
    Gelsenkirchen, Münster, Düsseldorf, Castrop-Rauxel, Bad Oeynhausen,
    Bielefeld, Mainz, Lünen, Hamm, Bremen, Steinfurt und Osnabrück.

    Wer findet den Fehler?!

  • Wer findet den Fehler?!


    Kein Fehler. Das "chinesiches" Opfer lebt in Deutschland.....


    (Aber eigentlich ist das etwas makaber und auch, denke ich, OT.)

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
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    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
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    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker