Durchfallquoten bei RA Prüfungen

  • Hallo zusammen


    Seit einigen Monaten bin ich als hauptamtlicher Ausbilder an der Feuerwehr- und Rettungsdienstschule der BF Köln für die Ausbildung der RA mitverantwortlich. Wir bilden ausschließlich BF Angehörige im Rahmen eines verkürzten Lehrgangs (§§8&9 RettAssG) aus und haben eine meiner Meinung nach recht durchschnittliche Durchfallquote von ca 20%. Jetzt kam die Diskussion auf, ob diese Quote im Vergleich zu anderen Schulen eher hoch oder niedrig sei und hier ist somit meine Frage:


    Wer kann halbwegs zuverlässige Durchfallquoten in % angeben. Dabei ist es egal, ob es nun 22 oder 24% sind, ein Richtwert reicht mir.


    Diese Zahlen sollen mir helfen zu verstehen, ob man unser Ausbildungskonzept überdenken muss, ob wir damit im Schnitt liegen oder auch ob die Azubis Recht mit der Behauptung haben, unsere Ansprüche seien zu hoch. Diese Prozentangaben sind allerdings nur ein kleiner Faktor in diesem Beurteilungsprozess und Sinn des Threads soll nicht sein, welche Inhalte und Methodik/Didaktik etc. hier verwendet wird.


    Ich freue mich über eure Unterstützung.


    Lieben Gruß

  • Ich kann dir zwar keine Vergleichswerte liefern - Aber Durchfallquoten von 20 % halte ich im Allgemeinen für durchaus durchschnittlich; das schaut bei uns an der Uni in der Regel nicht viel anders aus.


    Ich würde es von der anderen Seite versuchen zu sehen: 8 von 10 Leuten haben anscheinend kein Problem mit der Prüfung; das heißt, dass so schlecht euer Konzept gar nicht sein kann. Aus welcher Ecke kommt denn der Vorwurf der zu strengen Prüfung? Vom gesamten Kurs oder von der durchgefallenen Minderheit?


    Letztendlich halte ich es immer für höhst problematisch nur auf die Durchfallquoten zu achten: Die Vorbildung und Motivation der Teilnehmer spielt da ebenso eine Rolle wie häufige Dozentenwechsel, Fehlzeiten durch Ausfall etc. - Sprich sowas sollte man immer multifaktoriell untersuchen.


    Grüße aus Lindenthal ;)

  • Wie gesagt: Die Durchfallquote soll nur ein Aspekt von Vielen sein, der zur Beurteilung des Gesamtkonzepts führen soll.
    Interessanter Weise kommt die Hauptkritik nicht mal von den Azubis, sondern eher von Seiten der Wachvorsteher, die natürlich mit dem Personal rechnen und einen Ausfall zu kompensieren haben, wenn der Azubi die Prüfung nicht besteht.

  • Mal ganz nebenbei, wie oft darf man praktisch bei der Prüfung durchfallen? Und wie würde es sich für ein 2maliges durchfallen in der praktischen Prüfung verhalten? Ist man dann Bundeland oder Deutschlandweit gesperrt?
    P.S. es geht nicht um mich :-) und es handelt sich um Niedersachsen....

  • Mal ganz nebenbei, wie oft darf man praktisch bei der Prüfung durchfallen? Und wie würde es sich für ein 2maliges durchfallen in der praktischen Prüfung verhalten? Ist man dann Bundeland oder Deutschlandweit gesperrt?
    P.S. es geht nicht um mich :-) und es handelt sich um Niedersachsen....


    Man kann jeden Prüfungsteil (maximal) ein Mal wiederholen. Das steht in der RettAss-Ausbildungs- und Prüfungsverordnung in §12. Da es sich hierbei um Bundesrecht handelt, kann die Prüfung auch in einem anderen Bundesland nicht häufiger wiederholt werden. Nach dem zweiten Mal ist Schluss.


    J.


    PS: Als Rettungsassistent sollte man das eigentlich wissen oder zumindest wissen, wo man es nachlesen kann.

  • Da es sich hierbei um Bundesrecht handelt, kann die Prüfung auch in einem anderen Bundesland nicht häufiger wiederholt werden. Nach dem zweiten Mal ist Schluss.


    Theoretisch könnte man die Prüfungen durchaus ein drittes und viertes Mal antreten. Dann nämlich, wenn man in einem anderen Bundesland als zuvor die Ausbildung noch einmal komplett absolviert. Es gibt bis dato kein zentrales Register, in welchem die Schüler der RettAss-Schulen erfasst werden, daher ist es einer Schule in Niedersachsen im Regelfall nicht möglich zu überprüfen, ob ein Schüler die Ausbildung und Prüfung vielleicht schon in Baden-Württemberg in den Sand gesetzt hat.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Theoretisch könnte man die Prüfungen durchaus ein drittes und viertes Mal antreten. Dann nämlich, wenn man in einem anderen Bundesland als zuvor die Ausbildung noch einmal komplett absolviert. Es gibt bis dato kein zentrales Register, in welchem die Schüler der RettAss-Schulen erfasst werden, daher ist es einer Schule in Niedersachsen im Regelfall nicht möglich zu überprüfen, ob ein Schüler die Ausbildung und Prüfung vielleicht schon in Baden-Württemberg in den Sand gesetzt hat.


    Rechtmäßig erschiene mir dieses Vorgehen aber dennoch nicht. Dass es funktionieren würde, kann ich mir durchaus vorstellen.

  • Rechtmäßig wäre es auch nicht. Aber ohne Kontrollmöglichkeit....(wo kein Kläger, da kein Richter)

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Rechtmäßig erschiene mir dieses Vorgehen aber dennoch nicht. Dass es funktionieren würde, kann ich mir durchaus vorstellen.


    Ich kenne da jemanden, der die Prüfung 2 mal versemmelt hat. Diese Person hat es doch tatsächlich fertig gebracht, danach den kompletten Lehrgang noch mal zu besuchen. :dash: Danach war dann anscheinend auch eine dritte Prüfung möglich. Von den Kosten mal ganz abgesehen. :pillepalle:

  • Wenn mann den kompletten Lehrgang wiederholt, darf man erneut zur Prüfung.


    Das ist richtig. Ich habe noch einmal nachgeschaut: fällt ein Schüler auch in der zweiten Prüfung durch, bleibt ihm nur noch, die Ausbildung noch einmal komplett zu durchlaufen. Danach kann er tatsächlich die Prüfung erneut antreten.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Diese Zahlen sollen mir helfen zu verstehen, ob man unser Ausbildungskonzept überdenken muss, ob wir damit im Schnitt liegen oder auch ob die Azubis Recht mit der Behauptung haben, unsere Ansprüche seien zu hoch.


    Ich finde es gut, wenn Du die Prüfungsergebnisse auch von dieser Seite betrachtest. Als ich meine Ausbildung durchlaufen habe (schon ein paar Tage her) gab es auch schon Schulen mit einem hohen Anspruch und Schulen bei denen die Prüfungskriterien nicht so hoch angesetzt waren. Ich behaupte, dass hier auch die Finanzierung der Schule einen Einfluß hat. Wenn ich es richtig verstehe, bildet ihr nur intern aus und der Druck der Finanzierung ist nicht so extrem wie z.B. an einer privaten für alle zugänglichen Schule.


    Interessanter Weise kommt die Hauptkritik nicht mal von den Azubis, sondern eher von Seiten der Wachvorsteher, die natürlich mit dem Personal rechnen und einen Ausfall zu kompensieren haben, wenn der Azubi die Prüfung nicht besteht.


    Ich würde meinen Frust auch auf die Prüfung verlagern, wenn ich den Dienstplan schreiben müsste. Aber da liegt wahrscheinlich der Fehler im System. Azubi X von bis auf Lehrgang, also ab Datum Z einsetzbar. Im Umkehrschluß, mit Anmeldung zum Lehrgang bereits bestanden.

  • Zitat ahnungsloser:
    "Ich würde meinen Frust auch auf die Prüfung verlagern, wenn ich den Dienstplan schreiben müsste. Aber da liegt wahrscheinlich der Fehler im System. Azubi X von bis auf Lehrgang, also ab Datum Z einsetzbar. Im Umkehrschluß, mit Anmeldung zum Lehrgang bereits bestanden"



    Und genau so läuft es zum Glück nicht mehr. Mittlerweile "trauen" sich die Schule und das Gesundheitsamt, die Prüfung so abzuhalten, dass auch Leute durchfallen können.


    Die Prüfungsverordnung sieht ja erstmal nur vor, dass bei Nichtbestehen eines der 3 Prüfungsteile (schriftlich, mündlich oder praktisch) die Prüfung zu wiederholen ist. Dabei besteht die praktische Prüfung aus 3 Prüfungsteilen. Jetzt gibt es aber eine Gesetzteskommentierung (seit 2009) in welcher steht, dass das Durchfallen durch einen der 3 praktischen Teile zum Nichtbestehen der praktischen Prüfungen führt. Bis vor einem jahr war es so, dass man bei uns auch eine der 3 praktischen Prüfungen mit 5 abschließen konnte, und trotzdem die praktische Prüfung in ihrer Gesamtheit bestanden hatte.


    Das empfinde ich auch als sinnvoll, da es immer noch nciht wirklich gut ist, wenn man nur jeden dritten Patienten schädigt.



    Aber nochmal zurück zu meiner eigentlichen Frage: Gibt es Erfahrungswerte, was für eine Durchfallquote normal ist?

  • Hat zwar jetzt gar nix mit Deinen Durchfallquoten zu tun, aber vielleicht ein interessanter Ansatz, wenn Du in Zukunft etwas umplanen sollst/musst.


    Ein kleiner Exkurs, wie es bei mir war ...


    Ich hatte - zum Glück - einen Kursleiter, der keine Aufsager, sondern Vorgangversteher ausbilden wollte.


    In der Prüfung (mündlich, wie schriftlich) kamen Fragen zu ~90% Verständnisfragen.
    - Situationsbedingte Medikamentengabe (Warum, weshalb, wieso; pro, contra zu verschieden)
    - Dosierungen (wieviel und was geben Sie denn, bzw. bereiten Sie vor?)
    - Die gängigen RTW-Medikamente wurden abgefragt (Indizierte/Kontraindizierte Fragestellung, DOSIERUNG!!!)
    - Warum strahlt bei einem HI es in den Oberbauch und linken Arm aus
    - Erklären Sie den Unterschied von Acetylcholin als Neurotransmitter beim Sympatikus/Parasympatikus
    - "Na Parasympatolytika .... da kann man doch bei Bauchkrämpfen auch Atropin geben"
    - Erklären Sie die Unterschiede in der Wirkungsweise von ASS und Heparin


    Es gab vielleicht 3-4 Fragen ala:
    - Nennen Sie vier sichere Frakturzeichen
    - "Sie sind ein rotes Blutkörperchen, nennen Sie mal die Stationen bei Ihrem Kreislauf durch den Körper"



    Nach der Ausbildung kann ich sicher nicht jeden Muskel, Knochen, Nerv, Arterie, Vene lateinisch benennen, dafür weiss ich, was ein Notfallmedikament auf meinem RTW kann/bewirkt und verstehe die Zusammenhänge bei Medis und den Organreaktionen.


    lg,
    Tobias

    ----------
    Aktuelle "Patient bleibt zu Hause Quote": 67% :stop_1:

    Einmal editiert, zuletzt von TobHa31 ()

  • Kein Ding,
    ich geh trotzdem glücklich und zufrieden ins Bett.
    Gute Nacht :beer:

    ----------
    Aktuelle "Patient bleibt zu Hause Quote": 67% :stop_1:


  • - "Na Parasympatolytika .... da kann man doch bei Bauchkrämpfen auch Atropin geben"


    Geht doch auch. Mal abgesehen von den zentralen Wirkungen des Atropins.


    Oder versteh ich grad dein Posting falsch?

  • Naja,


    also theoretisch kann man Atropin geben. Wurde ja auch lange Zeit getan in solchen Fällen.
    Aber möchte man man einem gestressten Körper, mit Schmerzen, per Atropin dem Herzen noch nen Extraschub geben?


    Genau so waren meine RA Prüfungen aufgebaut. Fast nur Fallbeispiele und Fragen zu Medikamenten, Dosierungen, Lagerungsarten, Patientenversorgung....


    Worauf ich hinaus wollte war eigentlich, dass ich mittlerweile viele RA im Anerkennungsjahr kennengelernt habe, die in der RA Prüfung zum TEil nur stumpf nach lateinischen Muskel-, Nervenbezeichnungen abgefragt wurden, oder Bilder zum Beschriften vom Ohr, Skelett, den Inneren Organen gehabt haben.
    Bei a1,a2,ß1,ß2 Rezeptoren, geschweige denn Medikamentenwirkungen gabs nur Glubschaugen.
    Ich finds halt nicht gut/schade, wenn RAiPs nicht mal was mit mit Acetylcholinesterase anfangen können oder einem NA nicht erklären können, wie z.B. Fenetorol als
    ß2-Sympathomimetika wirkt, aber Protokolle mit Fachbegriffen vollhauen können, wo selbst der Arzt in der Rettungsstelle zum Buch greifen muss.


    Ob innovativ oder nicht. Meine Meinung vertret ich gerne.
    Und wenn zu Prüfungen und Durchfallquoten gefragt wird, find ich Aussagen wie meine durchaus als angebracht.
    Wobei meine Meinung sicher zu noch höheren Durchfallquoten führen würde ... weil stumpf auswendiglernen kann jeder!


    Gute Nacht, diesmal wirklich :sleeping:


    Rechtschreibfehler und fehlende ä,ü,ö,h bitte ich zu entschuldigen

    ----------
    Aktuelle "Patient bleibt zu Hause Quote": 67% :stop_1:

  • Ist die Fragestellung missverständlich oder warum bekomme ich keine Aussage zu den Durchfallern?


    Ich formuliere die Frage mal um: Wer kann mir sagen, wie viele RA Anwärter in einem Kurs, an dem er/sie teilgenommen hat, durchgefallen sind (1 von 10 oder 2 von 14 usw...)?


    Ich nehme auch gerne Posts von Kursteilnehmern an, nicht nur von Lehrgangsleitern, gerne auch via PN, falls das nicht für alle sichtbar sein soll. Zur Info: ich würde diese Zahlen gerne in eine Präsentation für unseren Führungsdienst einbauen, um eine Übersicht zu schaffen. Allerdings stellt es für mich auch kein Problem dar, auf Wunsch die Zahlen zu anonymisieren.


    Natürlich nehme ich auch gerne Hinweise zur Verbesserung von Unterrichten an. Das soll aber nicht Ziel dieser kleinen Umfrage sein.

  • aus Ex-TN Sicht eines Lehrgangs aus 2002 kann ich bestätigen, dass 1 TN von ca. 20 durchgefallen ist
    es war mein Teampartner in der Abschlussprüfung, welcher im Vorfeld schon massiv Probleme hatte, allen Hilfsangeboten der Kollegen aber in den Wind schlug