Hallo zusammen!
Gestern war - wie alle zwei Monate - eine abendliche FoBi in der Uniklinik Frankfurt für den Rettungsdienst.
Das Thema war diesmal - entgegen der ursprünglichen Ausschreibung:
EINSATZTAKTISCHE VORBEREITUNGEN DER KRANKENHÄUSER BEI KONTANIMIERTEN PATIENTEN.
Der Chemiestandort Frankfurt und die zahlreichen Verkehrswege mit Gefahrguttansporten ist auch ohne jedes Bedenken eines terroristischen Anschlags grundsätzlich gefordert, sich hier Gedanken zu machen.
Die FW - dies ist nämlich der Irrglauben vieler Kliniken - wird nämlich nicht vor der Krankenhauspforte einen Behandlungsplatz aufbauen und dort eintreffende Patienten abduschen.
Die FW ist im eigentlichen Schadenszenario bereits im Einsatz und damit unabkömmlich.
Anhand des Anschlags mit dem Giftstoff 'SARIN' in der U-Bahn vonTokio vor vielen Jahren informierte der Referent über die hohe Anzahl von vergifteten Einsatzkräften des Rettungsdienstes und der Kliniken.
Dies lag daran, daß viele Patienten (wie in Frankfurt bereits mehrfach geübt) nach einem MANV nicht mit dem RD, sondern sich zu Fuß/per Taxi als 'Selbsteinweiser' in die Kliniken begeben.
Die hohe Schadenquote bei den RD-MA lag daran, daß die Patienten versorgt und transportiert wurden, ihre Garderobe aber anbehielten
Der Grundsatz des kompletten Entkleidens solcher Patienten wurde damals nicht beachtet.
Erster Grundsatz eines KH wäre demnach das komplette Verschliessen ALLER Zugänge, um eine Kontanimierung zu verhindern.
Zweitens ist der Aufbau und Betrieb einer De-Kontanimierungsstelle notwendig; entweder in der ohnehin meist vorhandenen Fahrzeughalle für den RD oder an einer anderen Stelle.
Die Stadt Frankfurt stellt hierzu Schutzausrüstungen für die KlinikmitarbeiterInnen zur Verfügung.
Die Klinik trägt die Personalkosten für die notwendige Schulung ihrer MitarbeiterInnen; der Lehrgang selbst ist kostenfrei.
Ebenso müssen mehrfache Duschgelegenheiten installiert werden, Schutzvorhänge und div. Materialcontainer für Ersatzkleidung etc.
Die Schutzkleidung für die Einsatzkräfte ist jedem geläufig, der schon einmal einen US-Katastrophenfilm gesehen hat.
Herkömmliche Schutzkleidung, wie er bspw. bei Krankentransporten mit Infektionspatienten getragen wird, bietet keinen Schutz gegen chem. Einflüsse!
In den städt. Krankenhäusern ist die Umsetzung dieses Konzepts 'einfach' per Order möglich; bei Häusern mit anderer Trägerschaft ist ein Umdenken erforderlich.
Dieses Umdenken wird bspw. damit gefördert, daß dem Verwaltungsleiter eines leicht unwilligen Krankenhauses klar gemacht wird, daß sein Haus bei einer erfolgten Kontanimation für zwei bis drei Tage komplett geschlossen werden kann.
Dies würde konkret einen leicht berechenbaren Einnahmeverlust und einen nicht berechenbaren Imageschaden bedeuten..
Ergebnis: ein AHA-Erlebnis; alle werden mitmachen.
Umgesetzt (lt. dem Referent vorbildhaft) hat das Konzept bspw. das Bethanien-Krankenhaus in Ffm.
Der gut gemachte Vortrag wurde abgerundet durch das probeweise Anlegen eines Schutzanzuges durch zwei hierin noch nicht geschulte Teilnehmer der Veranstaltung.
Damit konnte dem Publikum auch verdeutlicht werden, daß trotz Schutzanzug genügend 'Feingefühl' für Arbeiten wie Pulstasten oder Braunüle legen vorhanden ist.
Ergänzend zum Thema wurde mitgeteilt, daß die sechszehn Frankfurter Kliniken mit tgl. Kontakt zum RD ab dem nächsten Jahr ebenfalls im zweimonatigen Rhythmus gesonderte Veranstaltungen für den RD anbieten wollen.
Offensichtlich hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, daß der RD nicht nur ein Störenfried des klin. Alltags sein kann, sondern ein Kundenlieferant.
Ein zufriedener Kunde wird - wie im richtigen Leben auch - die Wahl über die Klinik bei einem kommenden Wahleingriff womöglich davon abhängig machen, wie sein Eindruck bei der Notfalleinlieferung war.
Käthe, nee, Edith:
Fehler in der Überschrift korrigiert