Mittelsachsen: Katastrophenschutzübung am 11. September stößt auf Unverständnis

  • Weil das Landratsamt Mittelsachsen ausgerechnet am zehnten Jahrestag der Terroranschläge von New York am 11. September eine Katastrophenschutzübung abhalten möchte, gibt es reichlich Unverständnis bei den Beteiligten.
    Aber nicht nur das denkwürdige Datum, sondern auch der Tag, an dem die Übung stattfinden soll - ein Sonntag - stößt auf Kritik: "Das ist eine sehr unglückliche Entscheidung. Der Sonntag ist immerhin ein Ruhetag, dem man auch Rechnung tragen muss", so der Bürgermeister der Stadt Penig, in deren Nähe die Übung auf der dortigen Autobahnbrücke stattfinden soll. Das städtische Ordnungsamt habe sich deshalb beschwert - ohne Erfolg. Ebenfalls Zweifel an der Tageswahl haben Gemeindewehrleiter Thomas Cramer und der Landrat Volker Uhlig (CDU).
    Feuerwehrchef Cramer konstatiert: "Wir haben Kirchgänger in der Truppe. Zudem wird der Sonntag stets als Ruhetag proklamiert". Dass die Übung an einem Wochenende stattfindet, sei zwar okay, "aber nicht sonntags, wenn viele meiner Männer obendrein nachmittags schon wieder auf Montage müssen". An einem Wochentag zu üben hält der oberste Feuerwehrmann für ungünstig, da aufgrund des Berufsverkehrs die Einsatzkräfte lange Anfahrtswege hätten.


    Mit Terminzwängen begründet die Kreisbehörde die Entscheidung für diesen Tag: "Da sich die Bundeswehr am Einsatz beteiligt, kommt nur der 11. September infrage. Außerdem wird am Autobahnabschnitt werktags einschließlich samstags gearbeitet. Der Termin ist Zufall und wurde mit dem Autobahnamt abgestimmt", so eine Sprecherin.


    Quelle: http://www.freiepresse.de/NACH…stfall-artikel7727200.php

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Genial, der Kommentar zur Meldung:


    Zitat

    ...
    entlang der autobahnen etc. sollten die lustigen gas-weg-ohne-alkohol-plakatierungen durch den ernstgemeinten hinweis "katastrophenschutz - jederzeit für sie bereit, außer in der ruhezeit" ersetzt werden.


    :thumbsup:

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Wenn man am 11.9. einen Terroranschlag als Szenario wählen würde könnte ich die Aufregung verstehen...

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Eigenltich sollte doch gerade der sich jährende Terroranschlag dazu anspornen, Großschadenslagen zu trainieren. Und wer lieber in die Kirche geht, statt sich auf besondere Gefahrensituationen vorzubereiten, sollte sich über seinen Platz in der Feuerwehr nochmal Gedanken machen.
    Das Sommerloch scheint hier aber mal wieder alle dazu zu nötigen, Kleinigkeiten aufzubauschen und dagegen die Moral- und Glaubenskeule zu schwingen.

  • Wenn man die ganze Sache auf die Spitze treiben will, muss man ja vorher jedesmal Wikipedia und andere Nachschlagewerke wälzen, bevor man einen Termin wählt...


    Außerdem empfinde ich bei diesem Datum nicht unbedingt eine so tiefe Betroffenheit, dass ich diesen Tag als sakrosankten Trauertag ansehen würde. Eine derartige Diskussion in den USA würde ich einsehen, aber es erscheint mir als ein typisches "Luxusproblem"...

  • Zum einen war mir gar nicht bewusst, daß in Sachsen der sonntägliche Kirchenbesuch so ein Highlight zu sein scheint.
    Über alle Medien habe ich eher die Information, daß die ostdeutschen Bundesländer aufgrund der anderen Geschichte
    hier eher religionsfremd sind.


    Zum anderen wird ja ausgeführt, daß einige/viele Mitglieder der Feuerwehr dort bereits am Sonntagnachmittag wieder
    auswärts reisen, um an ihre Arbeitsplätze zu bekommen.
    In der Endkonsequenz bedeutet das doch, daß ab Sonntag, 18:00 Uhr kein realer FW-Einsatz stattfinden darf, der wirklich mehrere Fahrzeuge mit Besatzungen bindet - denn die Leute sind ja wohl nicht mehr da.


    2011 jähren sich die Terroranschläge in den USA zum zehnten Mal.
    Sicherlich wird es diverse TV-Reportagen, Radiokommentare + Zeitungsartikel geben.
    Viele Menschen - nicht nur Einsatzkräfte - können sich noch sehr gut daran erinnern, wie sie diesen Tag erlebt haben.
    Genauso trifft dies aber auf die erste Mondlandung, die letzte Fussball-WM usw. zu.


    Folge ich diesem für mich nicht nachvollziehbaren Unverständnis, dann darf es 2020 kein Übungsszenario mit einer Massenpanik geben und 2021 keine Übung mit einen angenommenen Gewaltexzess in einem Ferienlager ?(

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • also ...



    Sonntag Vormittag geht nicht, da gehen alle Feuerwehrleute in die Kirche.
    Sonntag Nachmittag geht nicht, da fahren alle Feuerwehrleute zu weit entfernten Arbeitsplätzen.
    Montag bis Freitag geht nicht, da sind alle auf Arbeit.
    Samstag wäre also möglich, allerdings muss man ja auch mal einkaufen, die Hypothek abwohnen und den ehelichen Pflichten nachkommen.


    Vielleicht in der Nacht von Samstag auf Sonntag ?


    Hoffentlich brennt's da nie, scheinbar kann ja praktisch nie jemand kommen (ausser vielleicht in der Nacht von Samstag auf Sonntag).


  • Ich hatte den gleichen Gedanken, da es ja irgendwie immer irgendwo kneift und irgendwas besonders beachtet werden soll... :pillepalle:


    Übrigens, bei mir sind am 11.September Kommunalwahlen. Geht echt gar nicht...!!! Da wollte ich doch in die Kirche, Ruhetag ist auch und dieser politische Wahlterror an einem solchen Tag...!? Und arbeiten muss ich auch noch! Menno... :motz:


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Feuerwehrchef Cramer konstatiert: "Wir haben Kirchgänger in der Truppe. Zudem wird der Sonntag stets als Ruhetag proklamiert".


    Man kann das aber auch andersherum sehen: In einer Gegend, in der es offensichtlich schwierig zu sein scheint, Freiwillige Feuerwehrler zu finden oder zu halten, könnte man zumindest bei *planbaren* Terminen Rücksicht auf deren Befindlichkeiten nehmen. Gerade weil es in der Natur der Sache liegt, dass Feuerwehrleute oft genug zu ungünstigen Zeiten ausrücken müssen und deren Familien dabei regelmäßig Kompromisse eingehen müssen. Wenn die Leute dann gerne den Sonntag frei hätten (abgesehen von *Einsätzen*, aber darum geht es ja nicht), kann ich das nachvollziehen. Und auch wenn nicht jeder hier praktizierender Christ ist, ist die Religionsausübung ein Grundrecht. Ich sehe nicht, wieso man sich darüber (als Argument) erheben oder gar lustig machen sollte.


    J.

  • Ich denke, daß sich hier niemand darüber lustig macht, sondern die Argumentation eher hergezogen findet.
    Verfolge ich Deinen Gedanken weiter, dann dürften die auf einem kirchlichen Fundament ruhenden Hiorgs an Sonntagen und kirchl. Feiertagen keine Sanitätsdienste übernehmen - die sind ja auch kein Notfall, sondern langfristig geplant.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich denke, daß sich hier niemand darüber lustig macht, sondern die Argumentation eher hergezogen findet.
    Verfolge ich Deinen Gedanken weiter, dann dürften die auf einem kirchlichen Fundament ruhenden Hiorgs an Sonntagen und kirchl. Feiertagen keine Sanitätsdienste übernehmen - die sind ja auch kein Notfall, sondern langfristig geplant.


    Man kann das ja machen. Man muss nur auch Verständnis haben, wenn ehrenamtliche und freiwillige Helfer dann etwas anderes vorhaben.

  • In einer Gegend, in der es offensichtlich schwierig zu sein scheint, Freiwillige Feuerwehrler zu finden oder zu halten, könnte man zumindest bei *planbaren* Terminen Rücksicht auf deren Befindlichkeiten nehmen.


    Evtl. beziehst du den Satz auf mein Posting ? Deine Argumentation ist durchaus zunächst schlüssig. Wenn man allerdings schon personelle Bedenken bei einer Übung hat, die einen Monat vorher bekannt ist, stellt sich mir die Frage nach der grundsätzlichen Einsatzfähigkeit der lokalen Kräfte.


    Und auch wenn nicht jeder hier praktizierender Christ ist, ist die Religionsausübung ein Grundrecht. Ich sehe nicht, wieso man sich darüber (als Argument) erheben oder gar lustig machen sollte.


    Mir ging es nicht um die verfassungsgemässe Ausübung der Religionsfreiheit - und schon gar nicht darum, mich darüber lustig zu machen. Vielmehr gilt auch hier das oben geschriebene.


    Ich denke, daß sich hier niemand darüber lustig macht, sondern die Argumentation eher hergezogen findet.


    Genau. Darüber hinaus finde ich das (spezielle) Datum für die Festlegung einer Übung nicht bedeutsam. Hier verweise ich gerne auf ein von Jörg gepostete Video über eine Übung "Amoklauf" - fast genau 9 Jahre nach einem solchen Geschehen.


    Man muss nur auch Verständnis haben, wenn ehrenamtliche und freiwillige Helfer dann etwas anderes vorhaben.


    Grundsätzlich ja - ich verweise aber auch hier an meine Bedenken bezüglich der grundsätzlichen Einsatzfähigkeit.

  • Moin an alle!!
    da will ich mal aus erster Hand informieren.... 8)
    die letzten Jahre fanden die geplanten Katastrophen immer Samstags statt, das war schon allen lieber. Und in dem Umfang wie es in dem Zeitungsartikel dargestellt wird, ist es nicht wirklich.Der Unmut an der Basis hält sich in Grenzen.


    könnte man zumindest bei *planbaren* Terminen Rücksicht auf deren Befindlichkeiten nehmen. Gerade weil es in der Natur der Sache liegt, dass Feuerwehrleute oft genug zu ungünstigen Zeiten ausrücken müssen und deren Familien dabei regelmäßig Kompromisse eingehen müssen.


    :positiv: =Samstag fanden schon alle besser, LRA sah aber keine andere Möglichkeit :rolleyes:


    Wenn man allerdings schon personelle Bedenken bei einer Übung hat, die einen Monat vorher bekannt ist, stellt sich mir die Frage nach der grundsätzlichen Einsatzfähigkeit der lokalen Kräfte.


    Seitens des RD`s werden nur Reserve-Kfz eingesetzt, d.h. bei uns rollt ein RTW los....so zieht sich das durch alle Reihen...das KH der Schwerpunktversorgung soll ein Polytrauma, 3-4 Schwerverletzte und 10 Leichtverletzte bekommen.Die Rettungsstelle dort ist ab um 8 mit zwei Pflegekräften besetzt.... :dash: usw.usw....
    bin zu der Zeit leider im Urlaub, aber wer mehr Wissen will..kanns ja sagen...


    Grüsse


    PS: wir stellen den Orgl, der hat in seinem Auto gar keine ausrüstung bzw. :D Handfunkgerät(aber ein Handy)

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • ich verweise aber auch hier an meine Bedenken bezüglich der grundsätzlichen Einsatzfähigkeit.


    Stefan, du hast Recht, mit allem, was du hier schreibst. Ich finde nur, dass das zwei verschiedene Aspekte sind - ein grundsätzlicher und ein akuter:


    - Grundsätzlich muss die Wehr an ihrer Einsatzfähigkeit, d.h. an ihrem Personalstamm, arbeiten und diesen evtl. erweitern. Das scheint aber nicht so einfach zu sein. Irgendwann haben wir doch hier im Forum schon einmal das Thema "Einführung von Pflichtfeuerwehren in der ostdeutschen Provinz" (sinngemäß) diskutiert?!


    - Akut muss die Wehr mit einem dezimierten Personalstamm und dadurch einer höheren Belastung für den Einzelnen leben und arbeiten. Gerade in dieser Phase könnte es wichtig sein, bei planbaren Veranstaltungen (hier: die Übung) größere Rücksicht auf deren Befindlichkeiten zu nehmen. Ansonsten hat man bald vielleicht ein noch größeres Personalproblem (unmotivierte Freiwillige, Austritte).


    Insgesamt habe ich dazu keine fest gefasste Meinung, ich wollte nur darauf hinweisen, dass das Problem möglicherweise komplexer ist, als es auf den ersten Blick zu sein scheint.


    :prost: J.

  • Passend und aktuell: Landkreis Greiz braucht Feuerwehrleute


    Zitat

    "Mir ist kein Fall bekannt, bei dem eine Feuerwehr im Landkreis bei einem Notfall nicht ausrücken konnte", sagt Stephan Junghans. Und dennoch treibt es dem Kreisbrandinspektor die Sorgenfalten ins Gesicht, wenn er an die Tagesbereitschaft der Wehren denkt: "Die Situation ist angespannt. Alle Notfälle unter der Woche sind problematisch."

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Wobei es natürlich auch ein westdeutsches Problem ist, nicht nur in Sachsen:
    nahezu alle Landkreise, in denen tgl. Pendlermassen in die umliegenden Städte fahren, haben Probleme bzw. spezielle Lösungen, um eine akzeptable Tagesalarmstärke sicherstellen zu können.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • PS: wir stellen den Orgl, der hat in seinem Auto gar keine ausrüstung bzw. Handfunkgerät(aber ein Handy)


    Macht Sinn...! 8| Ähm, wie ist eigentlich "sein" Auto gemeint? Sein Dienstfahrzeug oder sein Privat-PKW?


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Hallo!
    Ja mittlerweile haben wir es zu einem Dienst-Orgl Kfz geschafft....was allerdings nur auf der Wache stehen darf.
    Es steckt halt alles noch in den Kinderschuhen hier,Überzeugungsarbeit ist äußerst schwierig...
    Die Übung wird ja warscheinlich wie jede laufen: so gestaltet das es funktioniert...


    Grüsse

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...