Umsätze wie ein DAX-Konzern: das DRK in Deutschland

  • Das DRK wächst und erobert dabei neue Märkte: nach Blut, Rettung und Pflege sind auch Parkplatzbewirtschaftung oder Busbahnhofsmanagement Bereiche wirtschaftlicher Betätigung der DRK-Gliederungen. Im Jahr 2010 wurden 10.000 neue Arbeitsplätze beim DRK geschaffen.


    http://www.capital.de/unterneh…&utm_campaign=artikelkopf

  • Ein sehr lesenswerter Artikel, der für mich als völliger DRK Außenseiter viele Dinge aus einer interessanten Sichtweise beleuchtet. Einige Bereiche der Führung des Gesamtunternehmens bis zum kleinsten Ortsverein werden ja nicht nur beim DRK so durchgeführt, trotzdem scheint das DRK als erster Verein daraus resultierende Probleme zu erkennen und beheben zu wollen. Es geht nämlich auch bei einer Hilfsorganisation nicht immer nur darum, jeden glücklich zu stellen, sondern natürlich darum, gewinnorientiert zu wirtschaften. Und das ist wohl der nächste größte Vorteil einer HiOrg, dass unter dem Deckmantel der Gemeinnützigkeit immense Steuervorteile bis hin zu theoretisch konstruierbaren Steuerhinterziehungen legal möglich sind. Kaum auszudenken, wenn Geschäftsbereiche, die gut ein Drittel des Umsatzes ausmachen, plötzlich steuerpflichtig werden, wie eine Einnahme eines normalen privaten Unternehmens es nunmal auch sind. Dazu kommen die jedem bekannten Möglichkeiten, Personal zu einem Bruchteil des in vielen Branchen üblichen Mindestlohnes zu bezahlen und dadurch bedingte Einsparungen der Lohnkosten. Das ist alles nicht neu und auch nicht erst seit heute bekannt, aber es führt mir nach dem Lesen des Artikels mal wieder ganz deutlich vor Augen, wie immens der Unterschied zur Privatwirtschaft ist. Wenn ich die Möglichkeit hätte, die Jahreseinnahmen meines Unternehmens nicht zu versteuern und sie zu reinvestieren, dazu könnte ich sagen wir 20% meiner Mitarbeiter zu 2,50 Euro vollkommen legal beschäftigen... Meine Güte, da müsste ich keine 5 Jahre mehr arbeiten und würde jeden Abend vor Lachen kaum in den Schlaf kommen.


    Da ich ja auch beim ASB ein paar Jahre sowohl erst im ehrenamtlichen Vorstand, auch im Landesvorstand und danach als hauptamtlicher Geschäftsführer gearbeitet habe, kenne ich die Leitungsaufgaben (wie sie beim DRK ja offenbar auch organisiert sind) sehr gut und finde es genauso spannend, dass hier im Artikel die richtigen Eindrücke geschildert werden. Der ehrenamtliche Vorstand will sich vom hautpamtlichen Geschäftsführer nichts sagen lassen und will schon gar nicht, dass der Bundesverband einem in`s Geschäft funkt. Jeder noch so kleine OV hat die Möglichkeit, völlig anderen Strategien nachzugehen, als es der Nachbarverein tut, was einerseits sicherlich Vorteile bringt, andererseits aber erlebte positive Merkmale nicht zwingend umsetzen lässt. Man muss ja nicht zweimal parallel einen Fehler begehen, den ein Dritter schon vor einiger Zeit erfolgreich behoben hat.


    Vor Jahren wurde ich schon immer dafür belächelt, dass ich mir gewünscht habe, eine bessere und deutlicher von Oben kommende Führungsstruktur einzuführen, anstatt eines nur unterstützenden (wenn gewünscht) Landes- und Bundesverbandes, der aber wenn es hart auf hart kommt, kein Mitspracherecht in meinem Verein hat. So waren die Geschäftsführertagungen immer spannend, wenn 18 Leute erzählten, wie unterschiedlich der namentlich selbe Bereich doch überall anders organisiert wurde.


    Möglicherweise sind ja die beiden christlich geprägten HiOrgs anders aufgestellt und es gibt Kollegen, die eine andere Führungsorganisation präsentieren und Vor- bzw. Nachteile aufzeigen können. Und falls das in diesem Thread nicht gewünscht ist, kann ein Mod ja einen eigenen Thread dazu öffnen.


    Gespannt bin ich auch auf die Ansichten anderer User hinsichtlich des Besteuerns der unterschiedlichen Geschäftsfelder oder ob die im Artikel aufgeführten und sowieso allseits bekannten Bereiche grundsätzlich soweit gemeinnützig sind, dass die wenigen Gewinne, die zu versteuern wären, auch egal sind.

  • Zitat

    Unter dem Logo des Roten Kreuzes ist in Deutschland ein mächtiger
    Konzern der Sozialwirtschaft entstanden, der im wachsenden Geschäft der
    Gesundheitsversorgung zu den führenden Anbietern gehört. Die historische
    Struktur eines Verbands ist dabei Fluch und Segen zugleich.

    Das Deutsche Rote Kreuz, Kreuzritter des Kapitalismus! Ich sehe das Ganze sehr, sehr skeptisch, gerade weil ich sehe wie die unter dem Deckmantel humanitärer, sozialengagierter Hilfsorganisationen mit Ihren z.B. hauptamtlichen, nebenamtlichen Mitarbeitern umgehen. Aber auch die ehrenamtlichen Mitglieder werden aufgrund der Zielsetzungen, die immer weniger mit den tatsächlichen Aufgaben der HiOrgs zu tun haben verprellt.


    Ich hoffe nur, das die tatsächlichen Aufgaben, die sich die Hilfsorganisationen gestellt haben, nicht dem wirtschaftlichen Interesse weichen müssen. Der Grundgedanke Henri Dunant wird immer mehr aufgeweicht, immer weniger ehrenamtliche Helfer sind bei den HiOrgs zu finden.


    Ich bezweifel, das dies gut geht!

  • Leider wird in dem Artikel so einiges durcheinandergewürfelt, insbesondere sehe ich die Verallgemeinerung hinsichtlich der "speziellen Geschäftsfelder" des DRK-Landesverbandes Bayerisches Rotes Kreuz als KdöR - im Gegensatz zu den anderen DRK-Landes- und Kreisverbänden "e.V." - als "unsaubere Schreibe".


    Auch die Aussagen von Herrn Walter von Horstig, Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes West gGmbH, auf die Gesamtsituation im DRK e.V. durch die Platzierung im Gesamtkontext zu verallgemeinern, sehe ich durchaus kritisch.


    Fazit:
    Zwar für den unbedarften Bürger interessant zu lesen, aber äußerst unsauber jounalistisch aufbereitet.
    Ich will Herrn Matthias Lambrecht ja nichts unterstellen ... aber das hätte jeder Volontär journalistisch besser hin bekommen.

    Grüße, 0-85-1


    Sapere aude! (Horaz)
    Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart!
    Der Anfang einer jeden Katastrophe beginnt mit den Worten: "Ich dachte ...", "Ich wollte...", "Ich glaube ...", "Ich kann ...", "... mal eben ..." !

  • Habe ich oben begründet:
    Am gravierensten sehe ich die Verallgemeinerung der Geschäftsfelder des BRK KdöR mit den Geschäftsfeldern der anderen DRK (LV ... / KV ...) e.V.
    Parkraumbewirtschaftung, Flohmärkte, Losbuden ("Glückshafen"), ... gibt es definitiv nur beim Landesverband BRK und einigen seiner Kreisverbände.
    Diese Vermischung - und somit unsaubere Darstellung - zieht sich durch den gesamten Text.
    Die Situation in Bayern lässt sich definitiv nicht auf die anderen DRK-Landesverbände übertragen.


    Rein persönlich erinnert mich dieser Artikel in seiner Machart an vergleichbare Artikel, in denen die ach so bösen Hilfsorganisationen, namentlich das DRK, durch ihre Kleidersammlungen insbesondere den afrikanischen Bekleidungsmarkt kaputt machen ...


    Naja ...

    Grüße, 0-85-1


    Sapere aude! (Horaz)
    Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart!
    Der Anfang einer jeden Katastrophe beginnt mit den Worten: "Ich dachte ...", "Ich wollte...", "Ich glaube ...", "Ich kann ...", "... mal eben ..." !

  • @ Basti: Wie Du ganz Recht vermutest, sind MHD und JUH hierarchisch organisiert. Über dem OV oder R(egional)V kommt also der Landesverband und dann der Bundesverband mit Weisungskompetenzen an die unteren Ebenen, die somit die Einflußmöglichkeiten der DRK-Bundesvereinigung erheblich übersteigen. Von der JUH kenne ich drei-Personen-Vorstände, die gemischt haupt- und ehrenamtlich sind.


    Den Streik beim Blutspendedienst habe ich seinerzeit aus der ersten Reihe miterlebt (MTD-Fahrzeugstandort direkt daneben). Dabei ging es unter anderem darum, dass sich verdi neben dem bisherigen Tarifpartner etablieren wollte, und das scheint mir eine generell schwierige Frage zu sein, die auch anderswo einen längeren Konflikt bedeutet hätte. Da im Nachhinein als verdi ein Interview zu geben, wie fies und dickköpfig der Tarifpartner in den Verhandlungen doch war, hat doch irgendwie einen seltsamen Beigeschmack.
    Ich halte es ferner vom Autor für argumentativ sehr gewagt, aus niedrigen Preisen für ein Erykonzentrat auf fehlende Gemeinnützigkeit zu schließen. Die Gemeinnützigkeit scheint mir stattdessen gerade daher zu kommen, dass der BSD die seltensten Rhesusgruppen zentral verteilt und darauf verzichtet, sie anders zu bepreisen.

  • Der Artikel ist grundlegend nicht Neues!


    1989 erschien zu der Thematik bereits ein Buch:
    http://www.amazon.de/Konzern-M…hen-Kreuzes/dp/3814700406


    Das Magazin "Stern" berichtete bereits lange davor (ich meine, Ende der 70-er-Jahre) über die geschäftlichen Aktivitäten einer Hiorg, deren internationale Repräsentanz eigentlich jedes DAX-Unternehmen blass aussehen lässt.


    Mit "guten Dingen" Gewinne zu machen, ist m.E. zunächst einmal nichts anrüchiges.
    Es bekommt ein Geschmäckle, wenn mit Steuerbefreiungen/Steuervorteilen gearbeitet wird, wo sich jeder Unternehmer ärgern muß.
    Es wird zum Skandal, wenn Geschäftsaktivitäten der Öffentlichkeit als "freiwilliger Dienst am Nächsten durch ebenso freie + willige HelferInnen" dargstellt werden.
    Damit meine ich nicht unbedingt ausschl. die Aktivitätenim Bereich des RD!
    Das DRK als Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege ist ja deutschlandweit im Bereich der ambulanten und stationären Pflege tätig.
    Diese Leistungen werden natürlich den Kostenträgern gegenüber zu den gleichen Sätzen abgerechnet wie es der am Ort tätige private Unternehmer a-b-c macht.
    Günstigere Preise allgemein oder wenigstens für Fördermitglieder, die gleichzeitig Kunden der angebotenen Pflegeleistungen sind ? Gibt es nicht.
    Da bin ich politisch einmal ganz auf der Seite von Basti8000.


    Ebenso wird es zum Skandal, wenn die Hilfsangebote kümmerlich entlohnt werden, weil nun einmal die Dienstleitungen nicht ausschliesslich freiwillig leistbar sind - hauptberufliche Dienstleistungserbringer aber ständig daran erinert werden, daß es ja (angeblich) eine breite Masse an MitgliederInnen gäbe, die das übernehmen könnten.
    Da stehe ich voll und ganz hinter dem Gedanken des DBRD u.a.m

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Parkraumbewirtschaftung, Flohmärkte, Losbuden ("Glückshafen"), ... gibt es definitiv nur beim Landesverband BRK und einigen seiner Kreisverbände.


    Diese Aussage ist definitiv falsch.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • @ Basti: Wie Du ganz Recht vermutest, sind MHD und JUH hierarchisch organisiert. Über dem OV oder R(egional)V kommt also der Landesverband und dann der Bundesverband mit Weisungskompetenzen an die unteren Ebenen, die somit die Einflußmöglichkeiten der DRK-Bundesvereinigung erheblich übersteigen.


    Gerade in Sachen CI, einheitliche Internetseiten, Fahrzeugbeschaffungen, einheitliche Dienstbekleidung, QM, SOPs etc. finde ich das grandios - Das sag ich ganz bewußt als DRK'ler.

  • Parkraumbewirtschaftung?!


    Ist das dann eigentlich auch eine gemeinnützige Tätigkeit?


    Selbstverständlich. Es liegt doch im Interesse der Allgemeinheit, über ausreichend und günstigen Parkraum zu verfügen. Und durch den Einsatz von ehrenamtlichen Parkwächtern können sicherlich preiswerte Stellplätze angeboten werden ;)

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Parkraumbewirtschaftung?!


    Ist das dann eigentlich auch eine gemeinnützige Tätigkeit?


    Vielleicht unter der Voraussetzung, daß der Parkplatzwächter eine grau-alte Uniform trägt und mit einer weisslackierten
    Blechdose herumläuft und diese dabei lautstark klappert :-D

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?


  • Diese Aussage ist definitiv falsch.


    Dann kannst du mir doch sicherlich verraten, welcher OV / KV außerhalb des BRK das in dieser Form betreibt. Gerne auch PN.

    Grüße, 0-85-1


    Sapere aude! (Horaz)
    Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart!
    Der Anfang einer jeden Katastrophe beginnt mit den Worten: "Ich dachte ...", "Ich wollte...", "Ich glaube ...", "Ich kann ...", "... mal eben ..." !