Rote Karte vom Ärztlichen Leiter

  • @//stefan84


    Durch die Verunreinigung und die geringe Größe wird wohl keine oder nur mäßige Resorption stattfinden. Dann schon lieber flüssiges Tavor oder Midazolam mit einem entsprechenden Volumen. Allerdings stelle ich mir das bei einem Krampfenden nicht wirklich einfach vor, den Eingang zum braunen Salon zu finden und einzutreten.



    Monschi


    Mit dem Holzspatel gibt es zumindestens einen gewissen Schutz, auch wenn mich diese Methode der Therapie nicht wirklich überzeugt. Ich finde es immer irgendwie absurd, wenn Therapien extra auf Rettungsassistenten zugeschnitten werden, die kein Arzt primär machen würde.



    @cp


    Mit dem Finger. Kennst Du Dich da nicht aus? Dachte ich immer... ;)

  • Mit dem Finger. Kennst Du Dich da nicht aus? Dachte ich immer...


    LOOL ;) naja, aber wenn man da stochert, verliert sich wohl das Feingefühl für die "kleinen Dinge" des Lebens ;)

  • Das ist so nicht auf den RA zugeschnitten worden, sondern lediglich ein gangbarer Weg, der mal von nem Kollegen so angesprochen wurde. Eine "offizielle Version" wie man es verabreichst gibt es nicht. Es reicht aber auch das Tavor Plättchen sozusagen zwischen Zähne und Lippen zu bekommen.
    Und ich persönlich halte es für weniger invasiv als jemandem Dormicum i.m. zu applizieren...

  • Monschi


    Wenn Ihr keine Erlaubnis habt, eine intravenöse Therapie zur Behandlung des Krampfanfalles durchzuführen, sondern nur diesen Weg eine Arbeitsanweisung habt, ist das letztendlich eine Therapie, die für Euch entwickelt wurde und allgemein nicht dem fachlichen Goldstandard entspricht. Sie ist sicherlich weniger invasiv, aber auch weniger sicher im Therapieerfolg. Und da man dem Rettungsassistenten allgemein den venösen Zugang zubilligt, dürfte man den doch auch eigentlich für die Behandlung eines Krampfanfalles nach Goldstandard nutzen.


    Erinnert mich ein wenig an: "wir suchen uns ein Analgetikum, daß auch der Rettungsassistent geben darf. Kann auch unzureichend sein, unterdosiert, völlig out und veraltet, aber er darf es halt geben." Für diese Form der medizinischen Behandlung hatte ich noch nie was üblich. Entweder richtig und gescheit oder gar nicht.


  • Wofür brauchst Du denn eine Medizinstudentenversicherung, wenn Du kein Student bist und eine normale private Berufshaftpflicht für Rettungsassistenten ausreichen würde?


    Niedlich Ani... niedlich...

  • Monschi


    Wenn Ihr keine Erlaubnis habt, eine intravenöse Therapie zur Behandlung des Krampfanfalles durchzuführen, sondern nur diesen Weg eine Arbeitsanweisung habt, ist das letztendlich eine Therapie, die für Euch entwickelt wurde und allgemein nicht dem fachlichen Goldstandard entspricht. Sie ist sicherlich weniger invasiv, aber auch weniger sicher im Therapieerfolg. Und da man dem Rettungsassistenten allgemein den venösen Zugang zubilligt, dürfte man den doch auch eigentlich für die Behandlung eines Krampfanfalles nach Goldstandard nutzen.


    Erinnert mich ein wenig an: "wir suchen uns ein Analgetikum, daß auch der Rettungsassistent geben darf. Kann auch unzureichend sein, unterdosiert, völlig out und veraltet, aber er darf es halt geben." Für diese Form der medizinischen Behandlung hatte ich noch nie was üblich. Entweder richtig und gescheit oder gar nicht.

    Boah, Ani, das aus Deiner Schreibfeder...bin echt überrascht.


    Zum 1. Absatz: - Ich denke da wird es in Kürze in München hinauslaufen, mal sehen was passiert.
    Zum 2. Absatz: - Jawoll, dem kann ich mich nur anschließen.


    Zitat

    Einem Krampfenden was in den Mund zu stecken ist ja für eine Arbeitsanweisung aus Eigenschutzgründen etwas grenzwertig, oder? :lol:

    ...die Erfinder dessen gehen davon aus, das keine krampfenden Krokodile sondern nur reinrassige Boxer durch nen RDB hüpfen. :)

  • oder es kommt ganz anders, anstatt Paracetamol werden wir zukünftig mit fertigen Quarkwadelwickeln zwecks Fiebersenkung rumrennen!


    Werf mal einen Blick in die SOP kindlicher Krampfanfall aus Rheinland-Pfalz...


    Ich habe seit Einführung des Tavor expidet zwei oder dreimal problemlos einen Status damit durchbrechen können,


    Glückwunsch. Bei mir hat's noch nie funktioniert.


    Ich hätte eher gedacht, daß es aus den klassischen Gründen entwickelt wurde: schnellerer Wirkeintritt durch zügige Resorption und Umgehung des First-Pass-Effektes, der gerade bei Benzodiazepinen eine große Rolle spielt.


    Nö. Eine zügige Resorption gibt's nämlich scheinbar nur laut Fachinformation.



    Von zahlreichen Autoren wird eine schnellere Resorption bestritten, zudem wird oft angemerkt, dass der in den Plättchen enthaltende Wirkstoff nach Auflösung der Selbigen zwingend geschluckt werden muss um eine Wirkung zu erreichen:


    "Tavor expidet wird aber nicht schneller resorbiert als herkömmliche Tavor-Tabletten" (Benkert / Hippius, Kompendium der der psychiatrischen Pharmakotherapie, 8. Aufl., S. 357); nahezu wortgleich der "Pocket Guide - Psychopharmaka von A-Z".


    Einem Krampfenden was in den Mund zu stecken ist ja für eine Arbeitsanweisung aus Eigenschutzgründen etwas grenzwertig, oder?


    Sehe ich ähnlich.


    Wenn Ihr keine Erlaubnis habt, eine intravenöse Therapie zur Behandlung des Krampfanfalles durchzuführen, sondern nur diesen Weg eine Arbeitsanweisung habt, ist das letztendlich eine Therapie, die für Euch entwickelt wurde und allgemein nicht dem fachlichen Goldstandard entspricht. Sie ist sicherlich weniger invasiv, aber auch weniger sicher im Therapieerfolg. Und da man dem Rettungsassistenten allgemein den venösen Zugang zubilligt, dürfte man den doch auch eigentlich für die Behandlung eines Krampfanfalles nach Goldstandard nutzen.


    Sehe ich ähnlich. Auch wenn Du mich jetzt ein wenig überraschst.


    Erinnert mich ein wenig an: "wir suchen uns ein Analgetikum, daß auch der Rettungsassistent geben darf. Kann auch unzureichend sein, unterdosiert, völlig out und veraltet, aber er darf es halt geben." Für diese Form der medizinischen Behandlung hatte ich noch nie was üblich. Entweder richtig und gescheit oder gar nicht.


    Volle Zustimmung. "Gar nicht" sollte m.E. allerdings nur dort in Betracht kommen, wo zu 100% eine zeitnahe Notarztverfügbarkeit gegeben ist.

  • PPS: Wundert mich, dass du das so betonst. Sonst freust du dich doch immer über jede Möglichkeit RFP Medikamentengabe/invasive Tätigkeit absprechen zu können?? ?(


    Boah, Ani, das aus Deiner Schreibfeder...bin echt überrascht.



    Sehe ich ähnlich. Auch wenn Du mich jetzt ein wenig überraschst.


    Wieso überrascht euch das alle? Das hat Ani im Prinzip schon immer so vertreten. Ich jedenfalls habe ihn eigentlich seit Jahren so verstanden: Wenn Medikamententherapie/erweiterte Maßnahmen durch RFP, dann in sinnvollem Umfang und auf etablierten Wegen. Krisisiert wurden von Ani immer Auswüchse, also überzogene Interpretationen von "Notwendigkeit", aber auch faule Kompromisse wie ("ängstliche") Unterdosierungen oder fragwürdige Alternativwege ("Lachgas" etc.) für RettAss.
    Erweiterte Maßnahmen zur (akuten, d.h. zeitkristischen) Lebensrettung oder Standardmaßnahmen wie Venenzugänge o.ä. hat Ani meines Wissens nie ernsthaft in Frage gestellt.


    Und er hat Recht: Einen Venenzugang mit ner VEL zu legen und das entscheidende Medikament dann in den Patientenmund zu stecken, weil das angeblich weniger invasiv ist, ist albern.


    J.

  • @ Shavakur


    Oha, naja vielleicht sind Großmutter´s alte Hausrezepte doch nicht so schlecht, ...habt ihr in der Rheinland - Pfälzischen SOP - Schmiede auch Baldrian aufgeführt? :)


    @ Jörg


    uh...wird grad die große Friedenspfeife rumgereicht. Schön.

    ...wobei ich Ani anhand seiner Post eher so kennengelernt habe, das er notwendige Maßnahmen durch RFP doch sehr eng einkreist (z.B. Analgesie) und auf ein Minimum beschränkt.
    Bei zeitkritischen Maßnahmen wiederum sehe ich Ani da etwas liberaler. (Adrenalin, Benzos, Glucose - für Ani heute extra mit u und nicht mit y)

  • Glückwunsch. Bei mir hat's noch nie funktioniert.

    Ist auf jeden Fall ein schönes Beispiel dafür, dass Anekdoten ungleich Daten sind. ;)

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Jörg


    Danke für die hervorragende und absolut zutreffende Zusammenfassung! :)



    @Shavakur


    Ein ähnliches Phänomen hatten wir in den Neunzigern beim Adalat. Nachdem wir jahrelang den Patienten die Kapseln im Mund ausgedrückt haben, kam heraus, daß das Zeug gar nicht mucosal aufgenommen wird, sondern erst beim späteren Runterschlucken im GIT. Also danke für die Info!


    Jetzt muß man nur noch herausfinden, wie biochemisch nicht membrangängiges Butylscopolamin (Buscopan) bei Tausenden von Frauen am 28. Tag als Tablette wirken kann. ;)

  • Jörg


    Danke für die hervorragende und absolut zutreffende Zusammenfassung! :)


    Kein Problem. Ich beschäftige mich schließlich hauptamtlich mit Textinterpretationen.
    Es ist tatsächlich ein weit verbreitetes Phänomen, dass man irgendwann nicht mehr liest, was da tatsächlich steht, sondern nur noch das wahrnimmt, was man dem jeweiligen Autor als Intention des Geschriebenen unterstellt. Das passiert hier im Forum im Diskurs zwischen Ärzten und Rettungsfachpersonal, besonders "Paramedics", allerdings durchaus in beiden Richtungen. Leider. Manchmal wäre es für beide "Parteien" ganz hilfreich, die Emotionalität zugunsten der Betrachtung der tatsächlich getätigten Äußerungen zurückzustellen und nur das zu bewerten, was auch wirklich gesagt bzw. geschrieben wurde.
    Im konkreten Fall gilt das z.B. auch für die Intention des zitierten ÄLRD von München: Will er wirklich (mittel-/langfristig) jede invasive Tätigkeit des RFP unterbinden, oder will er diese ledigleich in geordnete Bahnen lenken?


    J. 8)

  • Wie wahr, wie wahr. Das allgemeine Problem von "Feindbildern". Werde mir Deine Worte auch mal wieder zu Herzen nehmen... :)

  • @ani:


    Ich hab drüber nachgedacht. Bei den Analgetika kann ich dir schon eher zustimmen, aber beim Tavor verhält es sich doch ein bisschen anders. Dies hat mehrere Gründe: Tavor wird bei bestehendem Krampf auch von unseren Notärzten bevorzugt, weil du eben keine Nadel legen musst und es so für RD, NA und Pat. geringere Probleme gibt. Weiterhin ist bei uns Rivotril auf dem Fahrzeug und somit auch Mittel der Wahl. Hier wird ein RA aber wenig Erfahrung drin haben. Bei Dormicum kann er die aus dem KH bzw. aus Narkosen im RD noch haben, aber Rivotril wird doch seltener angewendet. Zudem: Ist Dormicum nicht auchein Off-Label-Use?

  • Ist Dormicum nicht auchein Off-Label-Use?


    Keine Ahnung. In der Literatur wird grundsätzlich zur Durchbrechung eines Krampfanfalles ein Benzodiazepin empfohlen. Darunter fällt Midazolam und es gilt allgemein als dafür geeignet.


    Jeder Anwender ist für seine Maßnahme verantwortlich. Wenn die notärztlichen Kollegen buccales Tavor bevorzugen, ist das ihre Entscheidung. Mir wäre das zu unsicher, deshalb würde ich immer primär die venöse, sekundär die intramuskuläre Applikation bevorzugen. Aber das muß, wie bereits gesagt, jeder Notarzt für sich entscheiden. Dasselbe gilt auch für den Rettungsassistenten: wenn er das Gefühl hat, mit buccalem Tavor besser klarzukommen als mit intravenösem Rivotril, soll er das nehmen. Immerhin trägt er dafür auch die Verantwortung.

  • Aber eben bei der Verantwortung ist es ein großer Unterschied ob du als RA eine Legitiation vom ÄLRD in der Tasche hast oder eben nicht...

  • Wohl eher zufällig ist man anlässlich des H:G-Symposiums "Rettungswesen" 2012 sehr nah am Thema, denn dort sind folgende Programmpunkte geplant:


    Zitat

    Ausbildung "??Medikamentenkompetenz" beim Bayerischen Roten Kreuz in München
    Dr. Ulrich Hölzenbein, Stv. Chefarzt im Bayerischen Roten Kreuz, Kreisverband München


    Podiumsdiskussion: Eine Vision für Deutschland
    Auf dem Podium diskutieren die Referenten sowie Stefan Krause (Bereichsleiter Einsatzdienste, Bayer. Rotes Kreuz, Kreisverband München) sowie Dr. Jan Brem (Ärztlicher Leiter Rettungsdienst ZRF Straubing).

    Quelle: http://www.hochschule-ismaning…Rettungswesen_2012_01.pdf

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.