Gedankenspiele: Mögliche Optimierungen im Rettungsdienst

  • Schon verstanden. Wollte nur für die anderen den Bezug zur Realität wieder herstellen. :)


    Wenn sich dann alle wieder einkriegen würden, könnte man sich nochmal den "auslösenden Beitrag" durchlesen, der ja im Prinzip genau in dieselbe Richtung geht (Hervorhebung durch mich):


    Wer der Diskutierenden hat denn einmal einen wirklichen MANV miterlebt? Da läuft es erfahrungsgemäß doch darauf hinaus, dass irgendwann durch das gut ausgebildete Personal nur noch delegiert wird (mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Thoraxdrainage, wobei mir auch da Kollegen bekannt sind, die diese Maßnahme schon 'auf Zuruf' durchführen mussten) und das ausführende Personal unter Aufsicht Maßnahmen durchführt (z.B. Analgesie), die mit der Arbeit im wirklichen Leben nichts zu tun haben. Wer das nicht glaubt muss sich nur einmal die Stellenschlüssel für Behandlungsplätze anschauen...


    Wenn ihm-al dann schreibt, dass ihm Ausnahmen persönlich bekannt sind, dann glaube ich ihm das erst mal. Schon deshalb, weil mich der Rettungsdienst (und auch das Notarztwesen) gelehrt hat, dass es nichts gibt, das es nicht gibt.


    Dann könnte der Exkurs meinetwegen auch wieder beendet werden.
    J.

  • Ihr lest den Satz doch falsch, oder?


    Er schreibt das dann meist delegiert wird BIS AUF Ausnahmen (Thoraxdrainage). Will heißen die wird eben gerade NICHT delegiert.


    Leute wenn wir schon übereinander herfallen mit dem gegenseitigen Kritisieren, dann sollten wir die "Argumente" des Anderen zumindest
    GENAU lesen.


    Und den Bezug von "auf Zuruf" und "Thoraxdrainage" kann man natürlich reinlesen, aber ich denke eher das da unglücklich formuliert wurde.
    Die Essenz des Beitrags ist doch eigentlich eine andere und wurde völlig übergangen nur um sich am Wort Thoraxdrainage festzubeißen.
    Es ist doch schade wenn man aus einem Post letztendlich sich an einem Teilsatz erregt.


    In dem Sinne


    PS Ich persönlich habe in 16 Jahren RD weder eine Thoraxdrainage gelegt noch erlebt dass eine gelegt wurde. Gerade im MANV sollte auf
    solche aufwendigen Maßnahmen ja verzichtet werden und zur Not sollte eine Entlastung per Kanüle ausreichend sein.

  • Ohne jetzt Tante Google bemühen zu müssen, kannst Du mir (uns) bissel mehr dazu sagen?


    Ich vermute Alrik meint die Zugführerausbildung, die in Hessen gefordert wird um offiziell zum OLRD berufen zu werden.


    Ja, so sieht's aus. Der Erlass des HSM vom 19.10.2004 sieht folgende Voraussetzungen für die Benennung eines OLRD vor:


    • Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung Rettungsassistent
    • zwei Jahre Berufserfahrung ab Erlaubnis, Nachweis ber regelmäßigen Fortbildung im RD
    • BOS-Sprechfunkberechtigung
    • Ausbildung zum Zugführer (empfohlen: Verbandsführerlehrgang an der HLFS)
    • umfangreiche Kenntnisse über den betroffenen Rettungsdienstbereich
    • Kenntnis der Strukuren des KatS
    • (...)


    Da liegt die Messlatte schon relativ hoch, deshalb habe ich auch in früheren Beiträgen in diesem Thread einen Unterschied aufgezeigt zwischen "einen OLRD-Lehrgang gemacht haben" (um z.B. in manchen RD-Bereichen auf dem NEF eingesetzt zu werden) und "vom Träger des RD als OLRD benannt werden".

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    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

    Einmal editiert, zuletzt von Alrik ()

  • Gerade im MANV sollte auf
    solche aufwendigen Maßnahmen ja verzichtet werden und zur Not sollte eine Entlastung per Kanüle ausreichend sein.


    Diese Empfehlung wäre mir neu. Zudem ist eine Entlastungspunktion oft unzureichend (Hämatopneumothorax, verlegtes Lumen etc.).

  • Eigentlich wollte ich ja gerade nicht mehr auf die Thoraxdrainage eingehen.


    Aber da gefragt wurde :
    Zitat aus der aktuelle S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
    "Ziel der Behandlung ist die Dekompression eines Überdrucks beim Spannungspneumothorax oder Spannungshämatothorax. In zweiter Linie kommt die Vermeidung einer Entwicklung vom
    einfachen Pneumothorax zum Spannungspneumothorax als Therapieziel in Betracht. Die permanente und möglichst komplette Evakuierung von Luft und Blut spielt beim präklinischen
    Notfall keine Rolle. Schlüsselempfehlung: Die Entlastung eines Spannungspneumothorax sollte durch eine Nadeldekompression, gefolgt von einer chirurgischen Eröffnung des Pleuraspaltes
    mit oder ohne Thoraxdrainage, erfolgen."


    Aber jetzt haken wir doch den Thorax mal ab, oder?
    Meines Erachtens lehnt sich ein RA der mehr als die Kanüle zum Entlasten verwendet nicht nur aus dem Fenster, nein der schwebt schon außerhalb ;-)


    Das überlasse ich persönlich gern meinem Doc!

  • Aber jetzt haken wir doch den Thorax mal ab, oder?
    Meines Erachtens lehnt sich ein RA der mehr als die Kanüle zum Entlasten verwendet nicht nur aus dem Fenster, nein der schwebt schon außerhalb ;-)


    Der befindet sich im freien Fall. ;)



    Zum Zitat aus den S3-Polytrauma Leitlinien:
    Da steht aber nix von "Auf Thoraxdrainagen sollte verzichtet werden".


    Der Satz

    Die permanente und möglichst komplette Evakuierung von Luft und Blut spielt beim präklinischen
    Notfall keine Rolle.


    bezieht sich vermutlich auf Systeme die einen permanenten Sog aufbauen. Diese wären nur notwendig wenn bei einem spontanatmenden Patient die betroffene Seite ebenfalls ventiliert werden soll. Sobald der Patient beatmet wird ist eine Verbindung zur Atmosphäre hin als Druckentlasstung ausreichend. Die Erzeugung eines Unterdrucks ist nicht notwendig.
    Da die meisten Thoraxdrainagen-Kandiaten auch Tubus-Kandidaten sein dürften, fällt Spontanatmung meist eh flach.


    Die prinzipielle Sinnhaftigkeit einer präklinisch angelegten Thoraxdrainage wird aber in meinen Augen nicht angezweifelt.
    Im Gegenteil, man empfiehlt eine Nadeldekompression gefolgt von einer chirurgischen Eröffnung des Pleuraspalts.

  • Die Rettungsassistenten, die auf Zuruf Thoraxdrainagen gelegt haben sind wahrscheinlich auch die, die im Krankenhauspraktikum alleine Narkosen machen durften. *ghn*

    Einer der RD-Mythen, die ich auch schon des öfteren gehört habe.


    Mein Wissensstand war aber, dass das Legen einer Thoraxdrainage, nicht die Notdekompression mittels Nadel zum Lehrgangsinhalt bestimmter San-Ausbildungen bei der BW gehört. (Kann das jemand von der BW bestätigen?)
    Da nicht wenige später in den zivilen Rettungsdienst abwandern wäre das zumindest denkbar. Zwar nicht in der Häufigkeit, in der Geschichten darüber kursieren, aber doch in einer sehr geringen Anzahl von Fällen, wie ihm-al meinte...


    Ciao,


    Madde

    "You won't like me when I'm angry.


    Because I always back up my rage with facts and documented sources."



    The Credible Hulk.


  • Da ist RLP deutlich großzügiger, m.W. muss ein OLRD noch nicht einmal zwingend RA sein; auch eine ZF-Ausbildung ist (leider) nicht notwendig. Woran aber normalerweise kein Weg vorbei führt: Zwei Jahre Berufserfahrung im RD.


    Meines Erachtens lehnt sich ein RA der mehr als die Kanüle zum Entlasten verwendet nicht nur aus dem Fenster, nein der schwebt schon außerhalb


    Sehe ich ähnlich. Auf der anderen Seite: Bei der Thoraxdrainage handelt es sich um eine Maßnahme, deren Bedeutung in der Präklinik m.E. erheblich überschätzt wird. Hand auf's Herz: Wer hat schon mehr als zwei Mal der präklinischen Anlage einer Thoraxdrainage beigewohnt?

  • Sehe ich ähnlich. Auf der anderen Seite: Bei der Thoraxdrainage handelt es sich um eine Maßnahme, deren Bedeutung in der Präklinik m.E. erheblich überschätzt wird. Hand auf's Herz: Wer hat schon mehr als zwei Mal der präklinischen Anlage einer Thoraxdrainage beigewohnt?


    Kannst Du Bedeutung durch Häufigkeit ersetzen? Dann sähe ich mich genötigt dir zuzustimmen.
    Eine Koniotomie werden auch die Wenigsten schon gesehen haben, trotzdem ist sie, wenn indiziert, von zentraler Bedeutung für den Patienten.

  • Natürlich habt Ihr da Recht. Beim reinen Spannungspneu gibt es aber eine (...wenn ich das jetzt mal so nennen darf...) weniger invasive Alternativtechnik, die in den meisten Fällen ausreichend sein sollte. Wenn ich das Equipment (und die Kompetenz) für jede seltene, gleichzeitig aber lebensrettende Maßnahme an jedem Ort zur Verfügung haben möchte - dann müssen auf dem durchschnittlichen RTW noch zahlreiche andere Ausrüstungsgegenstände und insbesondere Medikamente verlastet werden...

  • Du sprichst von der Nadeldekompression, oder?
    Diese ist sicher geeignet um schnell und weniger invasiv einen Spannungspneu zu entlassten. Allerdings ergibt sich alleine aus dem kleineren Lumen die Gefahr einer akzidenziellen Verlegung mit Verlust der Drainagewirkung.
    Sei es durch Blut oder auch durch den sich, unter Beatmung, wieder entfaltenden Lungenflügel.
    Da stellt eine Thoraxdrainage einen wesentlich sichereren und langlebigeren Schutz da.


    Zum Rest, da hast du sicher nicht ganz Unrecht. Allerdings rettet das bloße Vorhandensein bestimmter Medikamente oder Ausrüstungsgegenstände noch keine Leben. Da muss auch noch einer sein der zum einen die richtige Indikation respektive Diagnose stellt, und zum anderen die folgende Maßnahme auch beherrscht.
    Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte das ein Großteil der deutschen Rettungsassistenten schon mit einem großen Teil von den Dingen, die auf einem durchschnittlichen RTW mitgeführt werden, überfordert ist.
    Bei den Leuten hier im Forum mag dass möglicherweise anders aussehen, allerdings dürften wir nicht repräsentativ sein.

  • Faulheit...


    ....das größte Problem in unserem Berufsfeld. Ich bin hierzu immer noch der Meinung, das die meisten Fehler an Patienten nicht durch Unwissenheit oder mangelnde Praxis gemacht werden, sonder durch einfache Bequemlichkeit.


    Um nochmal auf den letzten Beitrag zum Optimierungsthema zu kommen: Hast Du konkrete Vorschläge wie man das Erreichen könnte? Denn Routine, Bescheidwissen und die natürliche Neigung zur Arbeitsvermeidung sind wohl bei jedem Beruf ein Problem. Meiner Meinung nach kommt dazu, daß bei einigen Rettern eher ein bildungsferner Hintergrund vorliegt - mit teilweise erheblich eingeschränkter Bereitschaft etwas Neues wirklich zu lernen und anzuwenden. Da perlen natürlich Fortbildungen ab und werden neue Erkenntnisse, die vielleicht relevant wären, ignoriert.

  • Schuß in´s Blaue und vermutlich nur ein Punkt:


    Bessere Würdigung/Entlohnung/Wertschätzung durch den Arbeitgeber.
    Wenn die Geschäftsleitung bei der Mitarbeiterversammlung freudig verkündet dass Herr XYZ absofort stellvertretender VLRA ist, dieser Herr XYZ- der seinen LRA natürlich selbst bezahlt hat- aber weiter auf der Rettsanstelle bleibt weil nicht genug Geld vorhanden wäre, dann fördert das nicht unbedingt die Fortbildungsbereitschaft der Mitarbeiter.
    Das mal als Beispiel.

  • ... Hand auf's Herz: Wer hat schon mehr als zwei Mal der präklinischen Anlage einer Thoraxdrainage beigewohnt?


    Ich. Durchführend war immer ein Arzt. Ich habe lediglich angereicht, und ggf. verklebt oder vernäht.


    Eine Notdekompression in Notkompetenz ohne Notarzt im Notfall war bisher nicht notwendig.

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Dann nochmal von vorne.
    Selbstverständlich ging es bei der Delegation von Maßnahmen im Rahmen größerer Schadenslagen primär um Dinge wie Analgesie, Volumensubstitution und Ähnliches. Die Thoraxdrainage war hier bewußt aussen vor, weil für nichtärztliches Personal unter den gegebenen aktuellen Umständen nicht diskutabel. Das war auch die Intention meines Beitrages: ab einem entsprechend großen Missverhältnis zwischen Patienten und zu Behandelnen werden durch nichtärztliches Personal Maßnahmen ergriffen werden müssen, die nicht dem alltäglichen Leistungsspektum zuzuordnen sind - als konkretes Beispiel würde mir hier eine Ketanest-Dormicum-Analgesie ggf. auch durch RS einfallen -, nichtsdestotrotz gibt es hier natürlich Therapien, die weiterhin dem Arztvorbehalt unterliegen und auch unterliegen müssen.
    Um kurz auf mein genanntes Beispiel einzugehen: dabei handelte es sich um einen Patienten mit Z.n. Sturz (resp. Sprung) aus großer Höhe, der initial Lebenszeichen zeigte und dann zügig reanimationspflichtig wurde. Aufgrund der Kinematik wollte der Notarzt vor Einstellen der Bemühungen die in diesem Fall möglichen Hs und Hits ausschließen. daher erfolge eine beidseitige zeitgleiche Anlage einer Thoraxdrainage, auf der einen Seite durch den Notarzt und auf der anderen durch einen der anwesenden Rettungsassistenten. Glauben mag das wer will, ich würde jederzeit für jeden der anwesenden Kollegen die Hand ins Feuer legen.
    Inwieweit diese einzelne Maßnahme in Rahmen der Versorgung von Patienten in größeren Schadenslagen sinnvoll ist, hängt natürlich von einzelnen Faktoren (Anzahl Verletzter im Verhältnis zu den Behandlungskapazitäten, Verletzungsmuster, allgemeine Lage etc.) ab und ist daher nicht von einem theoretischen Papier, dass sämtliche Variablen abdecken will abhängig. Insofern sind pauschale Statements zur Abarbeitung einer Großschadenslage meiner Meinung nach immer kritisch zu sehen, weil zu viele Variablen zu beachten sind.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Ich glaub's auch weiterhin nicht. Ich glaube, daß der Großteil der Rettungsassistenten es nicht mal schafft, den Thorax chirurgisch zu öffnen oder nicht mal theoretisch weiß, wie das geht. Er würde schon daran scheitern, sich Handschuhe steril anzuziehen. Wo soll er das auch gelernt haben?


    Aber im Zweifel für den Angeklagten. Trotzdem hätte dieser Fall keine Relevanz für den Rettungsdienst, MANV hin oder her. Aus den oben genannten Gründen. Wenn, dann handelt es sich um eine spektakuläre Ausnahme.

  • Ani, ich glaube einfach mal, Du solltest auch akzeptieren, dass es sehr gute RAs gibt, die sich ihr notfallmedizinisches Wissen und Können über die Jahre halt durch Weiterbildungen (z.B. invasive Notfalltechniken mit Übungsmöglichkeit an Leichen), Praktikas etc. angeeignet haben und dadurch durchaus in der Lage sind, in Situationen, in denen es nötig ist, entsprechende Massnahmen durchzuführen. Zumindest ebenso gut, wie mein vielzitierter notärztlich tätiger Hausarzt, der die Massnahme halt auch nicht einmal die Woche durchführt (Traust Du in Deinem RD Bereich wirklich JEDEM NA die entsprechenen Fähigkeiten vorbehaltlos zu?).
    Dass das nicht die Regel ist, ist mir klar, aber ich kenne einige Kollegen, denen ich diverse invasive Massnahmen eher zutraue als manchem NA (genauso wie ich auf beiden Seiten absolute Pfeifen kenne).
    Man sollte sich halt nur eingestehen, dass es im Rettungsdienst einfach Glückssache ist, ob ich an ein erfahrenes Team gerate, oder nicht.
    Aber vielerorts (ich kann hier wieder nur für Bayern sprechen) ist die Prämisse halt: der RA muss nix können, es kommt ja schliesslich der NA. Und wenn der NA kommt ist alles gut, weil er ist ja schliesslich Arzt... :ironie:

  • Ani, ich glaube einfach mal, Du solltest auch akzeptieren, dass es sehr gute RAs gibt, die sich ihr notfallmedizinisches Wissen und Können über die Jahre halt durch Weiterbildungen (z.B. invasive Notfalltechniken mit Übungsmöglichkeit an Leichen), Praktikas etc. angeeignet haben und dadurch durchaus in der Lage sind, in Situationen, in denen es nötig ist, entsprechende Massnahmen durchzuführen.


    Es geht nicht darum, daß es die nicht gibt, es geht darum, daß sie kein repräsentativer Anteil der deutschen Rettungsassistenten darstellen und somit kein Maßstab dafür sind, was von einem Rettungsassistenten verlangt werden kann.


    Und noch was, Kamerad, ich habe den Weg bis zur Thoraxdrainage am nicht narkotisierten Patienten beschritten und weiß, daß der Weg dahin nicht einfach mit lustigen Praktika, Leichen und Schweinehälften zu gehen ist. Das ist so ähnlich wie bei den Rettungsassistenten im Klinikpraktikum, die dann ganz erstaunt sind, daß sie ihre hervorragenden Intubationsfähigkeiten am Phantom auf einmal in die Tonne kloppen können. In dem Augenblick, wo ein lebender 110 Kilo schwerer Motorradfahrer vor Dir liegt, ist es auf einmal völlig egal, wie viele Schweinehälften oder fixierte Leichen Du schon thorakotomiert hast. Es ist in der Realität ganz anders. Und wer das noch nie unter Anleitung in vivo gemacht hat (oder zumindestens mehrfach gesehen hat), wird das nicht einfach mal so auf der Straße machen. Weder Notarzt, noch Rettungsassistent. Ich kenne persönlich keinen Notarzt, der seine erste Thoraxdrainage alleine im Rettungsdienst gelegt hat. Und wenn es so einen gibt, dann liegt das daran, daß:


    - er die Verantwortung hat und es keine Alternativen dazu gibt


    - es leider in der ärztlichen Ausbildung immer wieder vorkommt, bestimmte Dinge autodidaktisch durchführen zu müssen und er diesbezüglich mental und manuell "trainiert" ist


    - er einen ausgeprägten Spieltrieb hat


    Diese drei Voraussetzungen bringt der gemeine deutsche Rettungsassistent üblicherweise nicht mit. Ich bilde Deinen Berufsstand seit über 10 Jahren mit aus und behaupte, durchaus einen Überblick über das Leistungsvermögen dieser Spezies zu haben.