Hamburg: Löschfahrzeuge statt Rettungswagen - Kritik an Rettungseinsätzen der Feuerwehr

  • Weil der Berufsfeuerwehr Hamburg zu wenig Rettungswagen zur Verfügung stehen, rücken bei Notfalleinsätzen immer wieder Löschfahrzeuge der Feuerwehr anstelle von Rettungswagen aus. Auf Rettungswagen anderer Rettungsdienste greift die Feuerwehr nicht zurück. Kritik an diesem Vorgehen kommt nun von Seiten der CDU. Wenn jemand verletzt sei, werde kein Feuerwehrwagen gebraucht, der dann möglicherweise an anderer Stelle fehlt. Im vergangenen Frühjahr seien in 266 Fällen statt eines Rettungswagens ein Löschfahrzeug der Feuerwehr angerückt.

    Die Hamburger Feuerwehr sieht in der Entsendung der Löschfahrzeuge keine Nachteile, die Ausstattung sei mit der eines Rettungswagen fast identisch und falls doch ein Transport in ein Krankenhaus notwendig sei, werde ein Rettungswagen nachgefordert.


    Quelle und Video-Beitrag: http://www.ndr.de/regional/hamburg/rettungswagen143.html

  • Klingt eher danach, dass man die Zusammenarbeit mit den HiOrgs bzw. mit den privaten Unternehmen in HH auf kleinster Flamme kochen will - Um seine eigenen RTW maximal auszulasten und im Zweifelfall lieber ein HLF als First Responder fahren zu lassen.

  • Das Ganze ist unsachlich geschildert. Es gibt Bereiche am Rand von Hamburg, die einfach außerhalb der Hilfsfrist liegen. Hierbei werden Löschfahrzeuge der freiwilligen Feuerwehr als First Responder eingesetzt, dort sind keine anderen Rettungsstationen vorhanden. Wenn tatsächlich BF HLF zur Erstversorgung ausrücken, muss ein RTW aus einem anderen Bereich zu einem schwerwiegenden Notfall fahren. Das ist zum Beispiel ein RTW der nächsten BF Wache oder aber wir, wenn wir über die Landesgrenze kommen. Hierbei werden aber HiOrg RTW, sofern es gemeldete und somit alarmierbare RTW sind, vorrangig eingesetzt. Daher sind die Vorwürfe letztlich nicht begründet. Allerdings haben die HiOrgs viele Fahrzeuge die nicht gemeldet werden und die gemeldeten werden für die BF Leitstelle außer Dienst genommen, wenn für sie demnächst ein Krankentransport geplant wird. Die entsprechenden LFs verfügen aber über umfangreiche Notfallausrüstung und ausgebildete Rettungsassistenten bzw. im Fall der Freiwilligen zumindest über Rettungssanitäter. Man kann zur Feuerwehr Hamburg stehen wie man mag, aber das Konzept ist grundsätzlich nicht dumm. Das Löschfahrzeug bleibt in so einem Einsatz grundsätzlich einsatzbereit, allerdings natürlich mit reduzierter Personalstärke.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Wenn der am Ende des Video-Beitrags zitierte Satz "...und falls doch ein Transport ins Krankenhaus nötig sei, rücke ein Rettungswagen nach." tatsächlich von der Berufsfeuerwehr stammt, klingt das aber tatsächlich so, als ob diese anstelle eines RTW erst einmal ein Löschfahrzeug schickt.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Nach kurzem Telefonat mit einem Bekannten, der als Reservedisponent auf der FEZ tätig ist, kann ich behaupten, dass dies sicher falsch ist. Die Dispositionssoftware lässt ein Herabstufen der eingesetzten Rettungsmittel nicht zu, lediglich einen gleichwertigen Austausch oder einen Zusatz. Es ist demnach nicht möglich eine medizinischen Notfall oberhalb der Kategorie A (Krankenbeförderung) ohne Zuordnung eines Rettungwagens zu disponieren. Es kommt wohl aber vor, dass Rettungswagen durch die Erstversorger abbestellt werden, wenn ein Fehleinsatz ersichtlich ist.

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  • Handelt es sich bei den angegebenen 266 Einsätzen der Löschfahrzeuge also lediglich um First-Responder-Einsätze oder um welche Zahl handelt es sich hierbei?

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  • Das kann ich als Außenstehender nicht beurteilen. Allerdings sind mir die Strukturen unseres "großen Bruders" geläufig genug, um die in dem Artikel gemachten Schilderungen als haarsträubend einzustufen. Meine Vermutung wäre, dass schlichtweg jeder Einsatz, an dem irgendein Löschfahrzeug beteiligt war, herausgesucht wurde. Man darf nicht ganz vergessen, dass gerade das DRK, aber auch die anderen HiOrgs, keine schlechte politische Lobby haben. Da es seit gut zwei Jahren Gerüchte über eine Strukturreform der nicht polizeilichen BOS in Hamburg gibt, versucht vermutlich einfach nur jeder ein Stück vom Kuchen zu bekommen. Aber wie gesagt, das ist meine Interpretation, kein belastbarer Fakt...

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  • Kann jemand Angaben zur medizinischen Ausstattung der Löschfahrzeuge machen, die laut Aussage im Video/Artikel genau so ausgestattet sind, wie ein RTW?
    Und was mich ja nach wie vor noch irritiert ist diese Aussage:


    Zitat

    Dagegen sieht Feuerwehr-Sprecher Manfred Stahl keine Nachteile bei der bisherigen Praxis: "Wir haben da einen Feuerwehrmann und einen Rettungsassistenten auf einem Löschfahrzeug. Und das Löschfahrzeug ist genauso ausgestattet wie ein Rettungswagen. Das einzige was hier fehlt ist der Krankenraum und die Krankentrage." Falls ein Transport ins Krankenhaus notwendig sei, rücke ein Rettungswagen nach.


    Wenn es sich doch tatsächlich nur um First-Responder-Einsätze handelt, könnte man dies auch einfach so darstellen. Obige Aussage klingt schon nach "Wir schicken erst mal das HLF zum Nachschauen und wenn es doch notwendig sein sollte, wird ein RTW angefordert."

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  • Ich bin sehr sicher, dass ein HLF solo nicht zu einem medizinischen Einsatz fährt. Die Ausstattung eines HLFs habe ich mehrfach beäugen können, auch wenn ich die Beladeliste nicht kenne. Wie gesagt, man arbeitet regelmäßig zusammen. Mindestens ist folgendes vorhanden: Ein Hamburger Rettungsbrett, eine Schleifkorbtrag, ein Bergetuch, ein Notfallrucksack (identisch zum RTW, plus separates Pulsoxy), eine Sauerstoffplatte, und ein AED mit 3-Pol-Ableitung.

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  • Wie kommt es zu seinem Namen und wie bzw. wozu wird es eingesetzt?
    Für mich sieht das nach einem einfachen Spinalboard in seiner ursprünglichen Form aus, wie man es eben aus den USA kennt.

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  • Wie kommt es zu seinem Namen und wie bzw. wozu wird es eingesetzt?
    Für mich sieht das nach einem einfachen Spinalboard in seiner ursprünglichen Form aus, wie man es eben aus den USA kennt.


    Ich vermute mal dass es auch eben genauso oder zumindest ähnlich eingesetzt wird. Ist ja nicht ungewöhnlich dass einund die selbe Idee/Erfindung an verschiedenen Orten unabhängig voneinander gemacht wird.

  • Die HLF haben in Hamburg tatsächlich eine Ausstattung die eine Erstversorung ermöglicht (Notfalltasche, EKG und Beatmungsgerät). Wie das bei der FF aussieht weiß ich nicht so genau. HiOrg RTW (zumindest die meisten) können nur wenn sie einsatzbereit an der Wache stehen, von der FEZ alarmiert werden (ist allerdings auch von der Feuerwehr so gewünscht).
    Eine deutlich längere Anfahrt von RTW der BF wird allerdings in Kauf genommen, auch wenn andere RTW günstiger stehen.


    ps HLF der FF dürfen keine Rettungsmittel abbestellen.

  • Sind die Feuerwehrfahrzeuge auch mit Medikamenten wie ein RTW ausgestattet? Und wer finanziert eine solche Ausstattung?

  • Sind die Feuerwehrfahrzeuge auch mit Medikamenten wie ein RTW ausgestattet? Und wer finanziert eine solche Ausstattung?

    ja. Die sind in dem Notfallrucksack vorhanden, beschränken sich allerdings auch im RTW auf Adrenalin, Cordarex, Diazepam, Glucose und Nitrolingual-Spray.
    (Einschränkung: gilt allerdings nur für die "neuen" HLFs. Die alten Modelle haben noch ein Koffer-System und z.b. tlw. keinen Defi dabei)


    Der AED ist meines Wissens nach keiner mit 3-Kanal Ableitung sondern nur einer mit 2 Defielektroden.


    Ciao,


    Madde


    PS: Fast jeder BF-Mann ist Rettungsassistent, nur die sehr jungen Kollegen sind "nur" RS.

    "You won't like me when I'm angry.


    Because I always back up my rage with facts and documented sources."



    The Credible Hulk.

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  • Wenn in 212.000 Rettungsdiensteinsätzen der Feuerwehr im Jahre 2011 (ca. 240.000 Gesamt inkl. WF/BW/HiOrg) in 266 Fällen ein HLF als FR disponiert wird, finde ich das erstaunlich gering. Die FFs habe in ca. 1.800 Fällen Erstversorgungen durchgeführt.


    Erstaunlich ist jedoch der Jahresbericht von 2011, in dem von ca. 35.000 Einsätzen gesprochen wird die "Ablehung / Erstversorgung BF / Frendbesetzungen, etc." heißen. Ich halte die Anzahl von 260 BF Erstversorgungen im übrigen für zu gering, ich glaube, dass dort etwas vermischt wurde.