Personalnot in der Schweiz

  • Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947

  • Hi!
    Aus der selben Richtung berichtete eine recht zuverlässige Quelle-es gäbe momentan ca. 100 freie Rettunssanitäter-Stellen schweizweit....


    Grüsse

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Am Rande einer Fortbildung in Zürich hatte ich vor ca. einem 3/4 Jahr ein Gespräch mit einen RS und einem Arzt aus dem Dunstkreis der Zürcher Rettungsszene. Die meinten, dass schweizweit (sofern ich mich richtig erinnere) jedes Jahr ca. 85 dipl. RS ausgebildet würden, es aber, aufgrund von Fluktuation und Leistungsausweitungen jedes Jahr einen Bedarf von um die 120 bis 130 dipl. RS geben würde, mit steigender Tendenz.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
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    James Elroy Flecker

  • Die meinten, dass schweizweit jedes Jahr ca. 85 dipl. RS ausgebildet würden, es aber, aufgrund von Fluktuation und Leistungsausweitungen jedes Jahr einen Bedarf von um die 120 bis 130 dipl. RS geben würde, mit steigender Tendenz


    Man geht derzeit von einem Bedarf von bis zu 150 Dipl. RS pro Jahr aus.


    In diesem Zusammenhang ist auch interessant, dass die durchschnittliche Verweildauer eines RS im Schweizer Rettungsdienst bei ca. 10 Jahren liegt.
    Stellt sich die Frage, warum dies so ist, bei den gebotenen Rahmenbedingungen.

  • (...) jedes Jahr ca. 85 dipl. RS ausgebildet würden, es aber, aufgrund von Fluktuation und Leistungsausweitungen jedes Jahr einen Bedarf von um die 120 bis 130 dipl. RS geben würde, mit steigender Tendenz.


    Ja, diese Zahlen sind durchaus realistisch. Der Bedarf dürfte sogar zwischen 150 und 200 liegen.

  • Grundsätzlich muss man in diesem Zusammenhang einige grundlegende Probleme betrachten:


    Lange Zeit, und auch teilweise bis heute, werden die Fahrzeuge im einem Chauffeur und einem RS besetzt. Der Chauffeur ist Transporthelfer und in vielen spitalgebundenen Rettungsdiensten im technischen Dienst. Damit fungiert der Schreiner, Gärtner oder Maler als Fahrer (oder in einem Kanton auch ein Polizist). Dieses System hat an sich gut funktioniert, der Fahrer ist als Transporthelfer ausgebildet, seine praktischen Fähigkeiten lassen sich in etwa mit dem RH (.de) vergleichen. Ab 2015 spätestens dürfen keine TH's mehr im Rettungsdienst eingesetzt werden (gem. IVR-Regeln), daraus resultiert, dass man Transportsanitäter (1-jährige Ausbildung) benötigt. Die Ausbildung zum TS ist sehr anspruchsvoll, d.h. nicht jeder, der bisher im technischen Dienst tätig war, wird die Ausbildung TS absolvieren können, hier kommt natürlich auch das Alter dieser Gruppe zur Geltung - der 55-jährige Gärtner wird nicht umbedingt noch ein Jahr auf die Schule gehen wollen, wenn er in wenigen Jahren in Rente gehen wird.


    Die Zahl von 1000 bezieht sich, meiner Vermutung nach, auf dem Wunsch, möglichst alle Fahrzeuge mit 2 RS zu besetzen, dies ist sicherlich in den nächsten Jahren eine Illusion. Wobei eine Besetzung RS/TS m.E. vollkommen ausreicht.


    Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist sehr hoch, die Anzahl der Ausbildungsplätze ist gering. Dieses Problem ist natürlich hausgemacht, wenn man betrachtet, dass die 3-jährige Ausbildung RS rund 200.000 EUR kosten dürfte. Damit ist ein Ausbildungsplatz eine finanzielle Belastung für den Betrieb, je nach kantonaler Vorgabe sind Auszubildende auf eine reguläre Stelle einzuplanen. Da diese viel an der Schule und im Praktikum sind, werden teuere Überstunden produziert. Damit ist es eine Frage, wie der Betrieb damit umgeht. Unser RD hat knapp 18 Planstellen und bildet 3 Schüler momentan aus. Ich kenne aber auch wirklich grosse Rettungsdienste mit vielen Mitarbeitern, die gerade mal 2 Schüler pro Jahr haben. Immerhin hat ein Kanton reagiert, die Schüler sind nicht mehr vom RD angestellt, sondern bei der Schule und an den auszubildenden Rettungsdienst "ausgeliehen". Damit wird das Personalbudget nicht belastet.


    Hinzu kommt, und das sehe ich schon immer sehr kritisch, dass die Ausbildung nur mit Matura möglich ist.


    Letztlich - fast alles ist die Folge (berufs-)politischer Entscheide.


    Anderseits: durch den Personalmangel sind die Chef's gezwungen, vernünftige Arbeitsbedingungen und Entlohnung zu bieten. Sonst hauen ihnen die Leute ab - und ich weiss, dass dies in der Praxis auch passiert.

  • In diesem Zusammenhang ist auch interessant, dass die durchschnittliche Verweildauer eines RS im Schweizer Rettungsdienst bei ca. 10 Jahren liegt.


    Ich meinte ähnliche Zahlen zu kennen. Aber als Vergleichswert, liegt der deutsche Wert nicht bei 4,5 Jahren ?

  • Zitat

    Ich meinte ähnliche Zahlen zu kennen. Aber als Vergleichswert, liegt der deutsche Wert nicht bei 4,5 Jahren ?


    Der deutsche Wert korreliert vermutlich mit der durchschnittlichen Anzahl an Wartesemestern für Medizin. ;-)


    Davon abgesehen divergieren die Rahmenbedingungen des Berufs in Deutschland und in der Schweiz aus meiner Sicht doch erheblich.


  • Anderseits: durch den Personalmangel sind die Chef's gezwungen, vernünftige Arbeitsbedingungen und Entlohnung zu bieten. Sonst hauen ihnen die Leute ab - und ich weiss, dass dies in der Praxis auch passiert.


    Kenne persönlich einen RD der aufgrund der -selbst herbeigeführten- Personalnot aktuell sprichtwörtlich vor dem Untergang steht. Selbst deutsche RettAss sind nicht mehr bereit dort zu arbeiten..


    Zum RD Neeser werde ich mich hier mal eher nicht äußern.

    Einmal editiert, zuletzt von krumel ()

  • Der deutsche Wert korreliert vermutlich mit der durchschnittlichen Anzahl an Wartesemestern für Medizin. ;-)


    Das wären dann ja quasi 6 jahre......

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    James Elroy Flecker

  • Krumel. Der Norden ehemaligen deutschen ärztl. Leiter?


    Neeser hatte bisher aber doch einen vernünftigen Ruf?!

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  • Mit dem... Nicht Norden... Grrr iTelefon...

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  • Ich meinte ähnliche Zahlen zu kennen. Aber als Vergleichswert, liegt der deutsche Wert nicht bei 4,5 Jahren ?


    Hallo zusammen, halte die 10 Jahre für zu hoch angesetzt. Hat da jemand eine Quelle? Bedingt durch den hohen Frauenanteil im CH-RD vermute ich die Verweildauer viel kürzer.
    Leider stehen die jungen Rettungssanitäterin meist vor der Frage, arbeiten oder Familie. Nur wenige steigen Niederprozentig wieder in den Dienst ein. Nun gibt es Arbeitnehmer die einen Einstieg weiter erschweren indem sie zum Teil mind.40-50% Mindestanstellung verlangen. Übrigens ein Berufspolitisch gesamtschweizerisches Problem. Ich verweise hier auf den vorangegangenen Familiensurvey. Tja leider eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung welche uns hart trifft.

    "Die Tugend in die Mitte", sagte der Teufel und setzte sich zwischen zwei Juristen.

  • Das wären dann ja quasi 6 jahre......

    6,5 Jahre....


    aber du kannst(abgesehen von irgendwelchen Irren die ihren RS schon in der Schulzeit gemacht haben und dann wie verrückt Stunden nebenbei gesammelt haben) frühestens nach 2 Jahren RA sein. Womit die Verweildauer von 4,5 Jahren im Beruf RA schon stimmen könnte.

  • Auf der französisch-sprachigen Internet-Seite "swissrescue" wird der Artikel zwischenzeitlich kritisch hinterfragt, vor allem auf welcher Grundlage diese Zahl von angeblich 1000 fehlenden RS ermittelt worden ist.