Telefonreanimation der Feuerwehr: Ein Anruf, der Leben retten kann

  • Die Untersuchungen wurden im Rahmen eines Vortrages vorgestellt. Leider ist das damalige Programm nicht mehr online, so daß ich den Referenten nicht mehr finde. Ich schaue nachher noch mal, ob ich das noch in schriftlicher Form irgendwo habe. Tut mir leid.

  • Und, wie gehen wir die Sache an?


    Anfangen und aufstehen und mal in der eigenen Leitstelle nachzufragen wie die es machen.


    Dann zum Beispiel die Hilfsfrist in frage zu stellen. Ist die Hilfsfrist der einzige Faktor der sagt das der Einsatz korrekt und gut war oder lieber Vorzuschreiben die Hilfsfrist in der Leitstelle zu messen? Nämlich bis zu dem Moment bis der Disponent am Telefon hilft.

  • Anfangen und aufstehen und mal in der eigenen Leitstelle nachzufragen wie die es machen.


    Dann zum Beispiel die Hilfsfrist in frage zu stellen. Ist die Hilfsfrist der einzige Faktor der sagt das der Einsatz korrekt und gut war oder lieber Vorzuschreiben die Hilfsfrist in der Leitstelle zu messen? Nämlich bis zu dem Moment bis der Disponent am Telefon hilft.

    Was beudeten würde, dass einiges in den heutigen Leitstellen in Frage gestellt werden müsste (z.B. Ausbildung, personelle Vorhaltung, Technik, Organisation und Führung in der Leitstelle)!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Über die Frage wird man schnell stolpern, wenn man am EInsatzort einen leblosen Mittvierziger findet, bei dem die Angehörigen keine Anleitung zur Hilfeleistung am Telefon bekommen haben.
    Die Kollegen vor Ort waren _sehr_ sauer.


    Man sollte das auch nicht dem Willen des einzelnen Disponenten überlassen.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Man sollte aber auch nicht ganz die Eigenverantwortung der Bevölkerung vergessen!
    Jedem Bürger steht es frei, regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen, um dort die wichtigsten Handgriffe und Maßnahmen zu lernen bzw. aufzufrischen. Jetzt nur auf die Telefonreanimation zu setzen ist vielleicht auch etwas kurzsichtig, zumal es in der Aufregung/Panik sicher auch nicht einfach ist, am Telefon die notwendigen Maßnahmen zu verstehen.


    Idealer wäre es m.E. wenn am Telefon nur nochmals kurz das vorhandene Wissen aus dem letzten nicht allzusehr weit entfernten EH-Kurs aktiviert werden muss und somit die Angehörigen/Zeugen die Laienreanimation eigenständig ausführen können.


    Aber in der derzeit vorherrschenden Vollkasko-Mentalität wird es jetzt sicher einen Aufschrei der Entrüstung geben...


    Ciao
    Rettungshund

  • Man sollte aber auch nicht ganz die Eigenverantwortung der Bevölkerung vergessen!


    Das eine schließt ja das andere nicht aus. Und ich seh da auch die Garantenpflicht: Wenn ein Laie die 112 wählt, sollte er in aller Regel mit jemandem sprechen können, der Profi ist (zumindest im Vergleich zu Lieschen Müller). Es gibt gen au überhaupt keinen Grund, da nicht entsprechend Hilfestellunz zu geben. Und selbst wenn es sich statistisch nicht rausfiltern lässt, ob das überhaupt was bringt, seh ich's auch als moralische Verpflichtung einem Menschen gegenüber, der sich in einer Ausnahmesituation befindet.

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  • Das eine schließt ja das andere nicht aus. Und ich seh da auch die Garantenpflicht: Wenn ein Laie die 112 wählt, sollte er in aller Regel mit jemandem sprechen können, der Profi ist (zumindest im Vergleich zu Lieschen Müller). Es gibt gen au überhaupt keinen Grund, da nicht entsprechend Hilfestellunz zu geben. Und selbst wenn es sich statistisch nicht rausfiltern lässt, ob das überhaupt was bringt, seh ich's auch als moralische Verpflichtung einem Menschen gegenüber, der sich in einer Ausnahmesituation befindet.


    Da widerspreche ich auch gar nicht. Allerdings kommt mir das ganze so vor, als wollte man jemandem, der noch nie oder das letzte Mal vor 30 Jahren eine HLW geübt hat, in einem halbminütigem Crashkurs alles beibringen, so dass eine suffizienzte HLW rauskommt - das kann nicht funktionieren.


    Anleiten und "auf die Sprünge helfen" ("Atmet der Pat normal?" / "auf den Boden legen!" / "Drücken Sie in der Mitte des Brustkorbs" / etc.) ja, aber ob der Disponent jetzt die 5/8/10/x/ Minuten bis zum Eintreffen des RD an der Strippe bleiben muss, ist fraglich und was mich viel mehr stört, ist der manchmal rauszuhörende Anspruch darauf (sehr polemisch: "Schließlich zahle ich dafür Krankenkasse").


    Ciao
    Rettungshund

  • Man sollte aber auch nicht ganz die Eigenverantwortung der Bevölkerung vergessen!


    Entschuldige, wenn ich dir widerspreche, aber die Eigenverantwortung ist letztlich genau so gescheitert, wie das Konzept der Erste-Hilfe-Kurse.
    Anstatt der Bevölkerung ausschliesslich die Herzmassage und den Notruf beizubringen, sind Führerschein- und BG-Kurse vollkommen überfrachtet und zum Scheitern verurteilt.

  • Entschuldige, wenn ich dir widerspreche, aber die Eigenverantwortung ist letztlich genau so gescheitert, wie das Konzept der Erste-Hilfe-Kurse.
    Anstatt der Bevölkerung ausschliesslich die Herzmassage und den Notruf beizubringen, sind Führerschein- und BG-Kurse vollkommen überfrachtet und zum Scheitern verurteilt.


    Entschuldige bitte auch, aber sehe ich nicht so!


    Wenn der Ausbilder die Inhalte entsprechend aufbereitet an den Mann/an die Frau bringt, kann man den Teilnehmern schon ein paar mehr Dinge wie Notruf und Herzdruckmassage in den 8 bzw. 16 Stunden beibringen.
    M.E. ist dabei nur wichtig, sich nicht an Details festzubeißen, z.B. ist es mir vollkommen egal, ob der Druckverband richtig gewickelt ist, wenn er seinen Zweck erfüllt oder ob die stabile Seitenlage genau nach Vorgabe gemacht wurde, wenn der Patient anschließend vernünftig dem Zweck entsprechend liegt.
    Ich denke, wenn der TN das Grundziel verstanden hat, wird er im Ernstfall auch nicht rätselnd dranstehen und nichts tun, weil er sich nicht mehr genau an den korrekten Ablauf erinnern kann, aber er z.B. noch weiß, dass es wichtig bei der stabilen Seitenlage ist, dass der Kopf der tiefste Punkt ist, damit Flüssigkeiten abfließen können.


    Gleiches gilt bei der Reanimation: beim Üben kann ich dem TN schon den gesamten Ablauf beibringen, allerdings sollte immer wieder gesagt werden, dass das Drücken das wichtigste ist. Wenn sich der TN dann im Ernstfall genau daran erinnert, haben wir das Ziel doch erreicht.


    Und wie gesagt: wer selbst nicht ein bisschen vorsorgt (= seine EH-Kenntnisse zumindest halbwegs regelmäßig auffrischt) braucht auch im Ernstfall nicht erwarten, dass schon alle anderen es richten werden (= Vollkasko-Mentalität) und er nichts anderes tun braucht als zu schreien...


    Ciao
    Rettungshund

  • Wenn der Ausbilder die Inhalte entsprechend aufbereitet an den Mann/an die Frau bringt, kann man den Teilnehmern schon ein paar mehr Dinge wie Notruf und Herzdruckmassage in den 8 bzw. 16 Stunden beibringen.


    Ich überlege mir eher, ob nicht 2 bis 4 Stunden nachhaltiger investiert wären.

  • und was mich viel mehr stört, ist der manchmal rauszuhörende Anspruch darauf (sehr polemisch: "Schließlich zahle ich dafür Krankenkasse").


    Und wie gesagt: wer selbst nicht ein bisschen vorsorgt (= seine EH-Kenntnisse zumindest halbwegs regelmäßig auffrischt) braucht auch im Ernstfall nicht erwarten, dass schon alle anderen es richten werden (= Vollkasko-Mentalität) und er nichts anderes tun braucht als zu schreien...


    Ich weiß zwar was Du meinst, kann das aber in dem Zusammenhang überhaupt nicht erkennen.
    MIr isses auch einigermaßen wurscht, mit welchem Anspruchsdenken da evtl. jemand anruft (wie gesagt: Ich seh keinen Grund zu der Annahme), ich denke stattdessen dass eine Anleitung zur Reanimation (und wenn's nur die HDM ist) ein Qualitätsmerkmal für die Arbeit des Disponenten ist.

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  • MIr isses auch einigermaßen wurscht, mit welchem Anspruchsdenken da evtl. jemand anruft (wie gesagt: Ich seh keinen Grund zu der Annahme), ich denke stattdessen dass eine Anleitung zur Reanimation (und wenn's nur die HDM ist) ein Qualitätsmerkmal für die Arbeit des Disponenten ist.


    Ja, aber nur soweit es personell und einsatzbedingt (es sind ja auch noch andere Notrufe, Anfragen, etc zu bearbeiten) möglich ist und dann auch nicht zwangsläufig den gesamten Zeitraum vn Notruf bis Eintreffen RD vor Ort.
    Gegen kurze Erste-Hilfe-Tipps oder eben die Kurz-Anleitung zur HLW spricht selbstverständlich nichts, im Gegenteil, das ist sogar wünschenswert!

  • Ja, aber nur soweit es personell und einsatzbedingt (es sind ja auch noch andere Notrufe, Anfragen, etc zu bearbeiten) möglich ist und dann auch nicht zwangsläufig den gesamten Zeitraum vn Notruf bis Eintreffen RD vor Ort.


    Wenn es nicht möglich ist, muss man es eben möglich machen. Oh, ja, das kostet Geld. Trotzdem.

  • Ziel sollte es sein, ja.

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  • Zitat

    Ja, aber nur soweit es personell und einsatzbedingt (es sind ja auch noch andere Notrufe, Anfragen, etc zu bearbeiten) möglich ist und dann auch nicht zwangsläufig den gesamten Zeitraum vn Notruf bis Eintreffen RD vor Ort.
    Gegen kurze Erste-Hilfe-Tipps oder eben die Kurz-Anleitung zur HLW spricht selbstverständlich nichts, im Gegenteil, das ist sogar wünschenswert!

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    Das ist z.B. ein Grund, warum einiges in der Umsetzung zwar wünschenswert ist und verlangt wird, jedoch nicht so einfach umsetzbar ist. Das war auch so in meinen Kommentar gemeint...


    Was bedeuten würde, dass einiges in den heutigen Leitstellen in Frage gestellt werden müsste (z.B. Ausbildung, personelle Vorhaltung, Technik, Organisation und Führung in der Leitstelle)!


    Fakt ist, dass ein Disponent bei einer Laien-Reanimationsanleitung am Telefon gebunden ist. Kurze Tipps und dann Gespräch beenden bringt i.d.R. nichts (das ist eher was für die Notfälle "Blutung", "Krampfanfall", usw.), da ein Anrufer bei einer HLW konsequent am Telefon begleitet werden muss. Nicht nur um die Qualität der Maßnahmen zu steuern und zu prüfen (z.B. "drücken sie ein wenig schneller", ...), sondern auch um den Anrufer "den Rücken zu stärken". Diese brauchen oft guten Zuspruch (z.B. "sie machen das gut so, bitte hören sie nicht auf", ...). Ich glaube nicht, dass die Anrufer ihre HLW Maßnahmen konsequent und einigermaßen qualitativ richtig weiterführen, wenn der Disponent nicht am Telefon bleibt. Sie würden sie abbrechen, regelmäßig vor Panik wieder den Notruf wählen und nachfragen. Um eine Telefonreanimation durch Leitstellen durchzuführen, bleibt mMn keine Alternative. Der Disponent muss einfach beim Anrufer bleiben! Das sagt mir meine Erfahrung der letzten Jahre, vor allem auch seit der offiziellen Einführung der Telefonreanimation (einige Disponenten haben dieses auch schon zuvor gemacht - ich auch - jedoch war dieses leider immer abhängig von der persönlichen Motivation). Folgendes ist mir aber bereits aufgefallen: Aufgrund des Alters bei den meisten bewusstlosen Patienten mit Atemstillstand ist festzustellen, dass auch die meisten Anrufer bereits im betagten Alter sind und somit körperlich häufig nicht in der Lage sind ihre Ehemänner oder Ehefrauen aus der Badewanne zu heben, zwischen Toilette und Dusche hervorzuziehen, usw.! Es gibt sogar Anrufer, die sich massiv weigern Hilfe zu leisten. In einem Beispiel vor einigen Monaten hat sich eine Ehefrau hartnäckig geweigert ihrem Ehemann zu helfen bzw. eine HLW durchzuführen, obwohl sie den Kollaps ihres Ehemanns beobachtet hat! Der Mann war noch recht jung, kurz vor der Rente und körperlich fit. Leider wohnten sie auf dem Dorfe, gute 15min Anfahrtszeit von der nächsten Rettungswache. Tja...


    Welche Probleme ergeben sich dadurch? Die Disponenten sind lange Zeit am Notruf gebunden und stehen nicht für andere Aufgaben zur Verfügung! In großen Leitstellen, ich bin auch in einer tätig, kommen solche Anrufe häufiger am Tag vor. Aufgrund der Organisation und Personal-Soll (und Ist-Stand) ist es häufig problematisch, da die meisten Funktionen mehrere Aufgaben war nehmen müssen. Andere Aufgaben liegen brach, müssen durch andere Kollegen übernommen werden, die dadurch mehr belastet werden oder andere Aufgaben vernachlässigen müssen. Da kann es durchaus schnell zu Problemen kommen; z.B. Notrufe klingeln in der Warteschleife, Sprechwünsche können nicht oder nur verzögert beantwortet werden (wo gerade Feuerwehren schnell Beschwerden schreiben!), Amtsleitungen werden nicht bedient, usw. ...! Ich mag mir gar nicht ausmalen wie dieses in kleinen 1- oder 2-Mann Leitstellen aussieht, wie es dort umgesetzt werden kann, dass ein Disponent bis zu 15min im Gespräch ist, wenn dieses sogar schon in großen Leitstellen zu spürbaren Problemen kommen kann. Aus Erfahrung weiß ich es, dass es sehr unangenehm ist, wenn die Luft brennt und dutzende Notrufe klingeln und dutzende Sprechwünsche nicht bedient werden können, jedoch alle Kollegen wie die Hafendirnen am malochen sind. Man spürt innerlich förmlich wie der Stresslevel dann steigt!


    Persönlich hoffe ich, dass sich die Ausbildung der Leitstellendisponenten sich in Zukunft deutlich verändern wird. Leider ist hier ja keine einheitliche Ausbildung bundesweit vorhanden, leider strickt sich hier jedes Bundesland seine Vorgaben selbst. Oder es werden gar keine Vorgaben gemacht, was bedeutet, dass es auch keine Ausbildung gibt oder sich jede Leitstelle selbst was definiert (was häufig zu einer Art "setzt dich mal da hin und schau zu was ich mache, Junge. Ab nächste Woche machst Du das dann nach..."). Auch bei den Arbeitsbedingungen, z.B. Technik, Organisation, Lebensarbeitszeit und Eingruppierung (im Vergleich Angestellte und Beamte bei gleicher Tätigkeit, Ausbildung und Belastung), usw., muss sich noch einiges tun. Ich denke die Bedeutung (und Aufgaben) von Leitstellen ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen - damit aber auch die Verantwortung! Das ist sicher ähnlich wie mit unserem Berufsbild Rettungsassistent, weshalb ja auch eine Novellierung angestrebt wird. Ähnliches sollte im Bereich der Leitstellen auch passieren!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ja, aber nur soweit es personell und einsatzbedingt (es sind ja auch noch andere Notrufe, Anfragen, etc zu bearbeiten) möglich ist und dann auch nicht zwangsläufig den gesamten Zeitraum vn Notruf bis Eintreffen RD vor Ort.
    Gegen kurze Erste-Hilfe-Tipps oder eben die Kurz-Anleitung zur HLW spricht selbstverständlich nichts, im Gegenteil, das ist sogar wünschenswert!


    Dann müssen eben die Leitstellen technisch, organisatorisch und personell entsprechend ausgestattet werden, bzw. müssen endlich RD-fremde Tätigkeiten (Hausnotruf der HiOrgs, BTW-Organisation der HiOrgs, "Telefonauskunft, ....) der Leitstellen eingestellt werden, um solche notwendigen (und die Arbeit des RD abrundende) Maßnahmen zu ermöglichen.


    Gleichzeitig dürfte so etwas von grossen, überregionalen Leitstellen deutlich besser zu leisten sein, als von den 1- bis 2-Mann-Leitstellen, wie es in in BaWü noch häufig gibt. Diese kleinen Leitstellen gehören aufgelöst.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker