Ausbildung als RettSan/RettAss wegen NotSanG

  • Auf deine generalisierte Aussage das nicht aertzliches Personal nur Erfuellungsgehilfe sein kann bei Forschung


    Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, wer forschen will, muss Ahnung von wissenschaftlichen Methoden haben. Dies ist etwas anderes.



    zwei unterchiedliche Ebenen der Forschung (...) Grundlagenforschung und angewandte Forschung durch Statistische Auswertung von Outcome und Kosteneffektivitaet


    Der Unterschied ist mir aus persönlicher wissenschaftlicher Tätigkeit (in beiden Bereichen) bekannt. Deshalb kann ich Dir nur versichern, dass beide Ebenen Kenntnis von wissenschaftlicher Methodik verlangen.

  • Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, wer forschen will, muss Ahnung von wissenschaftlichen Methoden haben. Dies ist etwas anderes.




    Der Unterschied ist mir aus persönlicher wissenschaftlicher Tätigkeit (in beiden Bereichen) bekannt. Deshalb kann ich Dir nur versichern, dass beide Ebenen Kenntnis von wissenschaftlicher Methodik verlangen.


    Richtig, nur verstehe ich deinen argumentationspunkt jetzt nicht. Als teils meines Studiums habe ich 3 module statistic und clinical research absolviert, das sollte mich befaehigen Patienten zu includieren oder excludieren und um die Studie sauber zu halten. Der leitende Paramedic hat einen MSc in clinical research... ich denke da ist der wissenschafltiche Sachverstand da.....
    Nun weis ich nicht worauf du hinaus willst.

  • Wenn ich mir die letzten Beiträge durchlese meine ich zu erkennen, dass wir letztlich doch alle der gleichen Meinung sind: Forschung durch nichtärztliches Rettungsfachpersonal selbst wäre durchaus vorstellbar. Dazu bedarf es einer entsprechenden Ausbildung, diese wiederum muss nicht jeder im Rettungsdienst Tätige absolvieren, will heißen, die Ausbildung muss grundsätzlich nicht in Form einer akademischen Ausbildung erfolgen, eine entsprechende Möglichkeit sollte aber gegeben sein - diese wird im NotSanG ja nun eingeräumt.


    Was mich etwas stört sind Aussagen, dass akademische Ausbildungsgänge für Rettungsfachpersonal überflüssig wären, da es keine Tätigkeitsbereiche gibt, in welchen diese angewandt werden könnten bzw. da die möglichen Bereiche schon durch andere Berufsgruppen abgedeckt sind. Auch in anderen Berufsfeldern haben sich über die Jahre erweiterte oder spezialisierte Aufgaben ergeben, welche heute durch entsprechende Ausbildungsgänge abgedeckt werden. Dabei überschneiden sich sicherlich auch manche Berufe, aber das sehe ich nicht als Nachteil oder als Argument gegen spezialisierte (akademische) Ausbildungsgänge.


    Aber dafür muß nicht jeder Retter einen akademischen Abschluss haben. Das hat cp gefordert und das hat mich gestört.


    Auch ich sehe nicht, dass ein grundsätzlich akademischer Abschluss von Vorteil wäre.



    Wenn es Lücken gibt (und die gibt es ja eigentlich überall, weil es immer was zu forschen gibt), sollten sie geschlossen werden. Das kann natürlich auch durch Rettungsfachpersonal geschehen - aber doch bitte auf eine wissenschaftlich korrekte Weise.


    Selbstverständlich.


    Inwiefern? Welche Studie hat Böttiger durchgeführt und publiziert, die tendendiös ist?
    Du darfst hier Wissenschaft und (Berufs)politik nicht miteinander verwechseln bzw. vermischen. In der Politik werden, egal von wem (Parteien, Berufsverbände, Lobbygruppen, Einzelpersonen) gerne die Gutachten, Studien und Beispiele zitiert, die den eigenen Standpunkt stützen und die, die ihn nicht stützen, nicht erwähnt, ignoriert oder als "untauglich" abgelehnt.


    (Und eine kleine, persöhnliche und emotionale Bemerkung sei mir erlaubt: Ich kann diesen Generalverdacht, dem wir Ärzte von Seiten des RFP schon seit längerem ausgesetzt sind, (die-wollen-uns-nur-böses) und dieses künstliche "wir-gegen-die" langsam nicht mehr ab....)


    Du hast recht, ich habe da Berufspolitik mit Wissenschaft durcheinander geworfen. Böttiger bedient sich diverser (und meines Erachtens teils sehr fragwürdiger) Studien, um damit Berufspolitik zu betreiben. Ob er selbst schon eine Studie zum Thema Notfallmedizin oder speziell zum Thema Rettungsdienst durchgeführt hat, weiß ich leider nicht.


    Was deinen Generalverdacht betrifft: ich denke, dass die Mehrheit von uns das durchaus differenziert betrachtet und würde daher auch nicht von einem "Generalverdacht" sprechen. Was das "wir-gegen-die"-Gefühl derzeit beflügelt, sind die regelmäßigen Statements eurer Verbände, welche uns - manchmal direkt, manchmal indirekt - als Gefahr für die Patientensicherheit darstellen - und das völlig überflüssig, da die Grundlage ihrer Argumentation überhaupt nicht vorhanden ist. Ich wüsste nicht, dass unsere Berufsgruppe die Notärzte schon irgend wann einmal in der Öffentlichkeit als Gefahr dargestellt hätte. Ich sehe daher die Schuld an der derzeitigen Situation deutlich bei den ärztlichen Standesorganisationen. Diese scheinen in ihren Aussagen ziemlich schmerzfrei zu sein, wenn es um die eigenen Interessen geht. Und das kann ich nicht mehr ab. Vielleicht wäre es an der Zeit, dass die Basis der Notärzte ihre Vertreter etwas zur Zurückhaltung aufruft, denn die Basis ist es, mit welcher das Rettungsfachpersonal tagtäglich draußen zusammen arbeitet und das im Regelfall sehr gut. Und wenn Notärzte an der Basis den Kopf über die Aussagen ihrer Vertreter schütteln und sich über das derzeit etwas gestörte Verhältnis (was glücklicherweise im täglichen Einsatz überhaupt nicht spürbar ist) zu uns ärgern, dann sollten diese Notärzte dies auch ihren Vertretern kundtun.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Richtig, nur verstehe ich deinen argumentationspunkt jetzt nicht. Als teils meines Studiums habe ich 3 module statistic und clinical research absolviert, das sollte mich befaehigen Patienten zu includieren oder excludieren und um die Studie sauber zu halten. Der leitende Paramedic hat einen MSc in clinical research... ich denke da ist der wissenschafltiche Sachverstand da.....
    Nun weis ich nicht worauf du hinaus willst.


    Über Dich hat doch auch keiner gesprochen...

  • Was mich etwas stört sind Aussagen, dass akademische Ausbildungsgänge für Rettungsfachpersonal überflüssig wären, da es keine Tätigkeitsbereiche gibt, in welchen diese angewandt werden könnten bzw. da die möglichen Bereiche schon durch andere Berufsgruppen abgedeckt sind. Auch in anderen Berufsfeldern haben sich über die Jahre erweiterte oder spezialisierte Aufgaben ergeben, welche heute durch entsprechende Ausbildungsgänge abgedeckt werden. Dabei überschneiden sich sicherlich auch manche Berufe, aber das sehe ich nicht als Nachteil oder als Argument gegen spezialisierte (akademische) Ausbildungsgänge.


    Grundsätzlich einverstanden; in meinen Augen fängt es an, sinnlos bzw. problematisch zu werden, wenn das "neue" akademische Fach eigentlich nicht genug eigene Substanz hat, um einen eigenen wissenschaftlichen Zweig zu bilden. Das droht - nicht: passiert zwingend -, wenn Bereiche zwanghaft verselbständigt werden. Beispiel: Ob es eigenen akademischen Wert hat, Dinge wie Tourismusmanagement oder Wirtschaftsethik "auszukoppeln" (die Beispiele sind wahllos und fast ohne Kenntnis dieser Materien gegriffen), wird man diskutieren können. Noch etwas überspitzter: Man würde ja auch nicht von einem "Aspirinpharmazeuten" oder einer "Maikäferbiologin" sprechen wollen.


    Das droht aber auch, wenn man einen - nach deutschem System - ordentlichen Ausbildungsberuf an eine "Hochschule" verlagert, und - wieder überspitzt - anfangen würde, eine Theorie der stabilen Seitenlage herbeizudiskutieren. Ich will damit nicht sagen, dass eine akademische Ausbildung für Rettungsfachpersonal sinnlos ist oder nicht denkbar oder was auch immer. Ich frage mich halt nur (ganz ergebnisoffen), wo die eigenständige akademische Substanz herkommen kann. Und das ist mir jedenfalls bei cps Pauschalausführungen nicht klar geworden.

  • Was deinen Generalverdacht betrifft: ich denke, dass die Mehrheit von uns das durchaus differenziert betrachtet und würde daher auch nicht von einem "Generalverdacht" sprechen. Was das "wir-gegen-die"-Gefühl derzeit beflügelt, sind die regelmäßigen Statements eurer Verbände, welche uns - manchmal direkt, manchmal indirekt - als Gefahr für die Patientensicherheit darstellen - und das völlig überflüssig, da die Grundlage ihrer Argumentation überhaupt nicht vorhanden ist.


    Ich kenne eigentlich kein Statement der Verbände, in welchem der heutige Rettungsassistent als patientengefährdend dargestellt wurde.
    Was als mögliche Patientengefährdung dargestellt wurde, war eine generelle Übernahme ärztlicher Tätigkeiten im Rahmen des neuen Notfallsanitätergesetzes.
    Und hierauf hinzuweisen ist durchaus legitim, um Grenzen zu ziehen.


    Wenn man nun diese Aussage wiederum verallgemeinert und seinen Kollegen präsentiert, dann trägt das auch zu dieser Stimmung bei...

  • Zitat


    Das droht aber auch, wenn man einen - nach deutschem System - ordentlichen Ausbildungsberuf ....


    Vielleicht habe ich dich falsch verstanden, aber was sind an ca. 15 Wochen Theorie ein "ordentlicher Ausbildubgsberuf"?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.


  • Du hast recht, ich habe da Berufspolitik mit Wissenschaft durcheinander geworfen. Böttiger bedient sich diverser (und meines Erachtens teils sehr fragwürdiger) Studien, um damit Berufspolitik zu betreiben. Ob er selbst schon eine Studie zum Thema Notfallmedizin oder speziell zum Thema Rettungsdienst durchgeführt hat, weiß ich leider nicht.


    Methodisch ist, soweit ich die von Böttiger zitierten Studien kenne, an ihnen nichts auszusetzen, ob man die Ergebnisse dann mag oder nicht, ist ein persönlicher Standpunkt, und das ist dann auch wieder eine Frage des (berufs-)politischen Standpunkts, genauso wie das Ziehen von Vergleichen mit bzw. das Betonen von "guten" Ergebnissen aus Studien/Untersuchungen aus Paramedicsystemen.
    Politik ist, leider, ein nicht immer ganz sauberes Geschäft.


    Zitat


    Was deinen Generalverdacht betrifft: ich denke, dass die Mehrheit von uns das durchaus differenziert betrachtet und würde daher auch nicht von einem "Generalverdacht" sprechen. Was das "wir-gegen-die"-Gefühl derzeit beflügelt, sind die regelmäßigen Statements eurer Verbände, welche uns - manchmal direkt, manchmal indirekt - als Gefahr für die Patientensicherheit darstellen - und das völlig überflüssig, da die Grundlage ihrer Argumentation überhaupt nicht vorhanden ist.


    Und genau das tun sie nicht, das RFP als Gefahr für die Patienten darstellen. Was sie machen, und hier gilt es genau zu lesen und zu hören, ist, sehr deutlich darauf hinzuweisen, dass eine Übernahme ärztlicher Tätigkeiten durch Nicht-Ärzte zu einer Gefährdung von Patienten führen kann bzw. wird.


    Zitat


    Ich wüsste nicht, dass unsere Berufsgruppe die Notärzte schon irgend wann einmal in der Öffentlichkeit als Gefahr dargestellt hätte.


    Hm... Explizit sicher nicht, aber die ganzen Statements und Beiträge mit dem Inhalt, dass das RFP von den Ärzten daran gehindert wird, Patienten in Not zu helfen (z.B. das leidige Analgesie-Thema) implizieren auch bestimmte Aussagen und sind auch nicht gerade die feine englische Art.


    Zitat


    Ich sehe daher die Schuld an der derzeitigen Situation deutlich bei den ärztlichen Standesorganisationen. Diese scheinen in ihren Aussagen ziemlich schmerzfrei zu sein, wenn es um die eigenen Interessen geht. Und das kann ich nicht mehr ab.


    Wie ich schon mehrfach geschrieben habe, ich drehe da die Hand nicht um, wer hier wann (und die Problematik geht weiter zurück als die letzten Monate) mit was angefangen hat und wer damit "schuld" ist. Ein bisschen Reflexion und Selbstkritik würden beiden Seiten hier nicht schaden. Die Schuld immer den anderen in die Schuhe zu schieben hilft einfach nicht weiter, egal ob es um Kompetenzen geht oder um den Umgang miteinander.


    Zitat


    Vielleicht wäre es an der Zeit, dass die Basis der Notärzte ihre Vertreter etwas zur Zurückhaltung aufruft, denn die Basis ist es, mit welcher das Rettungsfachpersonal tagtäglich draußen zusammen arbeitet und das im Regelfall sehr gut. Und wenn Notärzte an der Basis den Kopf über die Aussagen ihrer Vertreter schütteln und sich über das derzeit etwas gestörte Verhältnis (was glücklicherweise im täglichen Einsatz überhaupt nicht spürbar ist) zu uns ärgern, dann sollten diese Notärzte dies auch ihren Vertretern kundtun.


    Und was macht Dich so sicher, dass das nicht passiert?

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Zitat

    Vielleicht habe ich dich falsch verstanden, aber was sind an ca. 15 Wochen Theorie ein "ordentlicher Ausbildubgsberuf"?


    Wann hat man denn genug Wochen Theorie zusammen? Quantität sagt ja nichts über Qualität. Securo hat es mal so schön geschrieben und ich sehe das eigentlich genauso. Rettungsdienst ist ein Handwerk. Sehr viel davon ist Training on the Job. Deswegen sehe ich nicht unbedingt eine Notwendigkeit darin, die Schulzeit zu erhöhen.

    We are the pilgrims, master; we shall go always a little further.

  • Vielleicht habe ich dich falsch verstanden, aber was sind an ca. 15 Wochen Theorie ein "ordentlicher Ausbildubgsberuf"?


    Stimmt. Du hast mich falsch verstanden. Im Übrigen siehe den Beitrag von trident.

  • Ich kenne eigentlich kein Statement der Verbände, in welchem der heutige Rettungsassistent als patientengefährdend dargestellt wurde.
    Was als mögliche Patientengefährdung dargestellt wurde, war eine generelle Übernahme ärztlicher Tätigkeiten im Rahmen des neuen Notfallsanitätergesetzes.
    Und hierauf hinzuweisen ist durchaus legitim, um Grenzen zu ziehen.


    "Gefährlicher Dammbruch", "Verschlechterung der Versorgung", "Bereits heute leidet die Notfallversorgung im Rettungsdienst vor allem an chronischem Geldmangel und verfügbarer Kompetenz", "Können sie innerhalb kürzester Zeit erkennen, welches Krankheitsbild zu der vorliegenden lebensgefährdenden Situation des Notfallpatienten geführt hat? Können sie die Verantwortung übernehmen, den Zustand eines Schwerverletzten von dem eines weniger schwer Verletzten mit größtmöglicher Sicherheit zu unterscheiden?", "Die Patientensicherheit ist gefährdet." - das sind ein paar wenige Zitate aus Interviews und Stellungnahmen der Ärzteverbände im Zusammenhang mit dem Notfallsanitätergesetz. Hierbei geht es also immer um die neue, 3-jährige Ausbildung zum Notfallsanitäter, wobei in diesem Zusammenhang auch immer wieder die bisher nur 2-jährige Ausbildung zum Rettungsassistenten angesprochen wird.
    Was denkst du, welche Schlüsse ein Laie aus solch öffentlich gemachten Aussagen wohl ziehen wird in welchen suggeriert wird, der künftig 3-jährig ausgebildete Notfallsanitäter wäre mit seiner Aufgabe (die nicht dem von den Ärzteverbänden Dargestellten entspricht) überfordert?


    Methodisch ist, soweit ich die von Böttiger zitierten Studien kenne, an ihnen nichts auszusetzen,


    Wenn ein "Paramedic-System", in welchem die Paramedics auf dem Niveau von österreichischen Notfallsanitätern mit Zusatzkompetenz (Defibrillation mit AED & Intubation) ausgebildet werden, mit einem Notarzt-System verglichen wird, dann habe ich daran durchaus etwas auszusetzen.


    Und genau das tun sie nicht, das RFP als Gefahr für die Patienten darstellen. Was sie machen, und hier gilt es genau zu lesen und zu hören, ist, sehr deutlich darauf hinzuweisen, dass eine Übernahme ärztlicher Tätigkeiten durch Nicht-Ärzte zu einer Gefährdung von Patienten führen kann bzw. wird.


    Siehe meine Ausführungen oben.


    Ein bisschen Reflexion und Selbstkritik würden beiden Seiten hier nicht schaden.


    Da hast du meine Zustimmung.


    Und was macht Dich so sicher, dass das nicht passiert?


    Sofern es passiert, hat es offensichtlich keinerlei Wirkung.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • "Gefährlicher Dammbruch", "Verschlechterung der Versorgung", "Bereits heute leidet die Notfallversorgung im Rettungsdienst vor allem an chronischem Geldmangel und verfügbarer Kompetenz", "Können sie innerhalb kürzester Zeit erkennen, welches Krankheitsbild zu der vorliegenden lebensgefährdenden Situation des Notfallpatienten geführt hat? Können sie die Verantwortung übernehmen, den Zustand eines Schwerverletzten von dem eines weniger schwer Verletzten mit größtmöglicher Sicherheit zu unterscheiden?" - das sind ein paar wenige Zitate aus Interviews und Stellungnahmen der Ärzteverbände im Zusammenhang mit dem Notfallsanitätergesetz. Hierbei geht es also immer um die neue, 3-jährige Ausbildung zum Notfallsanitäter, wobei in diesem Zusammenhang auch immer wieder die bisher nur 2-jährige Ausbildung zum Rettungsassistenten angesprochen wird.
    Was denkst du, welche Schlüsse ein Laie aus solch öffentlich gemachten Aussagen wohl ziehen wird in welchen suggeriert wird, der künftig 3-jährig ausgebildete Notfallsanitäter wäre mit seiner Aufgabe (die nicht dem von den Ärzteverbänden Dargestellten entspricht) überfordert?


    1. Und was unterscheiden diese Aussagen und ihre öffentliche Wirkung von den "der-patient-muss-leiden-weil-dem-rfp-von-den-ärzten-analgesie-etc.-verboten-werden" Aussagen von seiten des RFP und entsprechender Berufspolitiker?
    2. Interpretation ist auch immer eine Sache des Empfängers einer Nachricht.
    3. Was sind denn nun die Aufgaben des NFS? Weil da gibt es offensichtlich einen deutlichen Interpretationsspielraum, auch weil das Ausbildungsgesetz hier doch sehr vage bleibt. Und zumindest aus einigen Kommentaren von nicht-ärztlicher Seite klag und klingt der "NA-light" bzw. der Ersatz des NA durch RFP immer wieder mit durch, und wenn nicht aktuell, so doch als Fernziel der Entwicklung des RD in D. Einerseits durch die gebetsmühlenhafte Wiederholung des wohl schicksalgegebens NA-Mangels, welcher nicht abgewendet werden kann und andererseits durch permanente (öffentliche) Aussagen à la "in-xy-machen-das-paramedic-da-braucht-es-keinen-NA".... Was suggerieren solche Aussagen den Betroffenen?


    Zitat


    Wenn ein "Paramedic-System", in welchem die Paramedics auf dem Niveau von österreichischen Notfallsanitätern mit Zusatzkompetenz (Defibrillation mit AED & Intubation) ausgebildet werden, mit einem Notarzt-System verglichen wird, dann habe ich daran durchaus etwas auszusetzen.


    Trotzdem ist diese Studie methodisch sauber:
    Ein Vergleich eines NA-Systems mit einem Paramedic-System. Dass das Paramedic-System nicht Deiner Vorstellung eines Paramedic-Systems entspricht, hat mit der Methodik nichts zu tun. Weil wenn man das Argument der (vergleichbaren) Ausbildung bis zum Ende denkt, dann dürften nur noch NA- mit NA-Systemen und Paramedic- mit Paramedic-Systemen vergleichen werden....


    Wie gesagt, beide Seiten sollten abrüsten und über das, was sie so von sich geben und von sich gegeben habe, nachdenken, auch in Bezug auf das, was das bei der jeweils anderen Seite anrichtet.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
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    Across that angry or that glimmering sea,


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    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Was denkst du, welche Schlüsse ein Laie aus solch öffentlich gemachten Aussagen wohl ziehen wird in welchen suggeriert wird, der künftig 3-jährig ausgebildete Notfallsanitäter wäre mit seiner Aufgabe (die nicht dem von den Ärzteverbänden Dargestellten entspricht) überfordert?


    Er wird den Schluss ziehen, dass der künftige Notfallsanitäter nicht die Fähigkeiten und Kenntnisse eines Notarztes besitzt.
    Und sein jetziges Bild vom Rettungsassistenten wird sich sicherlich auch nicht zum Schlechteren ändern.

  • 1. Und was unterscheiden diese Aussagen und ihre öffentliche Wirkung von den "der-patient-muss-leiden-weil-dem-rfp-von-den-ärzten-analgesie-etc.-verboten-werden" Aussagen von seiten des RFP und entsprechender Berufspolitiker?

    Durch die Aussagen der Ärzteverbände wird eine ganze Berufsgruppe diskreditiert, in dem dem Laien suggeriert wird, dass er bei einer alleinigen Versorgung durch das Rettungsfachpersonal einer Gefährdung ausgesetzt ist. Durch die Aussagen des Rettungsfachpersonals wird dem Laien suggeriert, dass er durch die teils restriktive Haltung von Ärzten eine verspätete Behandlung erfährt. Ich sehe hier durchaus Unterschiede in den Folgen dieser Aussagen.


    3. Was sind denn nun die Aufgaben des NFS? Weil da gibt es offensichtlich einen deutlichen Interpretationsspielraum, auch weil das Ausbildungsgesetz hier doch sehr vage bleibt.


    Unter anderem die notfallmedizinische Versorgung von Patienten - teils eigenverantwortlich, teils unter Mitwirkung eines Notarztes. Dafür werden sie entsprechend ausgebildet.


    Trotzdem ist diese Studie methodisch sauber:
    Ein Vergleich eines NA-Systems mit einem Paramedic-System. Dass das Paramedic-System nicht Deiner Vorstellung eines Paramedic-Systems entspricht, hat mit der Methodik nichts zu tun. Weil wenn man das Argument der (vergleichbaren) Ausbildung bis zum Ende denkt, dann dürften nur noch NA- mit NA-Systemen und Paramedic- mit Paramedic-Systemen vergleichen werden....


    Ich verlange nicht, vergleichbare Ausbildungen zu vergleichen - das wäre bei einem NA- vs. Paramedic-System auch nur schwerlich möglich. Aber wenn ich mir gezielt Systeme mit einem niedrigen Ausbildungsniveau heraussuche, um sie mit Systemen mit einem hohen Ausbildungsniveau zu vergleichen, dann setze ich mich damit der Gefahr aus, mit diesen Vergleichen irgend wann nicht mehr ernst genommen zu werden. Auch wenn es methodisch vielleicht korrekt ist.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Dafür werden sie entsprechend ausgebildet.


    Das weiß doch überhaupt keiner. Ob das, was sie da lernen dafür ausreicht, ist doch aktuell völlig spekulativ. Wir können doch niemanden im Vorhinein für etwas qualifizieren, von dem wir überhaupt nicht wissen, ob er die gewünschte Qualifikation überhaupt erreicht. Da der Gesetzestext sich nicht konkret dazu äußert, melden die ärztlichen Berufsverbände eben Risikobedenken für den o.g. Fall an.

  • Durch die Aussagen der Ärzteverbände wird eine ganze Berufsgruppe diskreditiert, in dem dem Laien suggeriert wird, dass er bei einer alleinigen Versorgung durch das Rettungsfachpersonal einer Gefährdung ausgesetzt ist. Durch die Aussagen des Rettungsfachpersonals wird dem Laien suggeriert, dass er durch die teils restriktive Haltung von Ärzten eine verspätete Behandlung erfährt. Ich sehe hier durchaus Unterschiede in den Folgen dieser Aussagen.


    Und durch die verspätete Behandlung einer Gefährdung ausgesetzt wird (siehe die netten Beispiele zur Anaphylaxie, die immer wieder gebracht werden).....
    Und nochmals. Lies genau: Die Aussage ist, dass, wenn der NA durch einen nicht-NA ersetzt wird, dass dann eine Gefährdung von Patienten auftreten kann, nicht, dass RFP Patienten gefährdet.


    Zitat


    Unter anderem die notfallmedizinische Versorgung von Patienten - teils eigenverantwortlich, teils unter Mitwirkung eines Notarztes. Dafür werden sie entsprechend ausgebildet.


    Also aktuell Wischiwaschi und offen für Interpretationen, von denen es viele unterschiedliche gibt, speziell, da das bisher nicht definiert wurde. Und in gewisser Weise melden die ärztlichen Verbände Bedenken für den Fall an, dass einen "NA-light" bzw. einen Einstieg in ein offensichtlich von einigen gewünschtes Paramedic-System geben sollte.
    Zudem finde ich es schade, dass Du auf diesen Teil meiner Aussage
    (Und zumindest aus einigen Kommentaren von nicht-ärztlicher Seite klag und klingt der "NA-light" bzw. der Ersatz des NA durch RFP immer wieder mit durch, und wenn nicht aktuell, so doch als Fernziel der Entwicklung des RD in D. Einerseits durch die gebetsmühlenhafte Wiederholung des wohl schicksalgegebens NA-Mangels, welcher nicht abgewendet werden kann und andererseits durch permanente (öffentliche) Aussagen à la "in-xy-machen-das-paramedic-da-braucht-es-keinen-NA".... Was suggerieren solche Aussagen den Betroffenen?) überhaupt nicht eingegangen bist.
    Entsprechende Aussagen (z.T. öffentlich, z.T. hinter verschlossenen Türen im Rahmen von Lobbyarbeit) waren nämlich, zumindest hört man das so, mit einer der Auslöser, wieso es so ein massives Kontra von Seiten ärztlicher Interessenvertreter gegeben hat bzw. gibt.... Das aber nur am Rande.


    Zitat


    Ich verlange nicht, vergleichbare Ausbildungen zu vergleichen - das wäre bei einem NA- vs. Paramedic-System auch nur schwerlich möglich. Aber wenn ich mir gezielt Systeme mit einem niedrigen Ausbildungsniveau heraussuche, um sie mit Systemen mit einem hohen Ausbildungsniveau zu vergleichen, dann setze ich mich damit der Gefahr aus, mit diesen Vergleichen irgend wann nicht mehr ernst genommen zu werden. Auch wenn es methodisch vielleicht korrekt ist.


    Das gleiche gilt aber auch in die andere Richtung: Wenn ich mir, um für ein Paramedic-System zu werben, immer nur singuläre Super-Beispiele heraussuche, dann verzerrt das auch massiv die Wahrnehmung....



    Ich finde es immer wieder schön, wenn eigene Argumentationsweisen bzw. -stile an anderen kritisiert werden.....
    Und wie ich schon mehrfach geschrieben habe: Anstelle auf den anderen Einzuprügeln, wäre ein sich an der eigenen Nase packen manchmal nicht falsch und würde einem besseren gegenseitigen Verständnis nur zuträglich sein.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Unter anderem die notfallmedizinische Versorgung von Patienten - teils eigenverantwortlich, teils unter Mitwirkung eines Notarztes.


    Dafür werden sie ausgebildet. Ich habe nichts über die Art und den Umfang der Ausbildung geschrieben. Dies wird nun in der APrV festgelegt.


    Wir können doch niemanden im Vorhinein für etwas qualifizieren, von dem wir überhaupt nicht wissen, ob er die gewünschte Qualifikation überhaupt erreicht. Da der Gesetzestext sich nicht konkret dazu äußert, melden die ärztlichen Berufsverbände eben Risikobedenken für den o.g. Fall an.


    Ich verstehe gerade nicht, was du damit meinst. Für was wird der Notfallsanitäter im Vorhinein qualifiziert?

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Die Aussage ist, dass, wenn der NA durch einen nicht-NA ersetzt wird, dass dann eine Gefährdung von Patienten auftreten kann, nicht, dass RFP Patienten gefährdet.


    Ich sehe eine solch differenzierte Aussage in den Stellungnahmen und Interviews nicht, weshalb ich sie kritisiere.


    Also aktuell Wischiwaschi und offen für Interpretationen, von denen es viele unterschiedliche gibt, speziell, da das bisher nicht definiert wurde.


    Was vielleicht an der nach wie vor irrigen Annahme liegen könnte, das Ausbildungsgesetz könne die Berufsausübung festlegen. Theoretisch könnte ich mir aus jedem Ausbildungsgesetz verschiedene Szenarien zusammenreimen, was die jeweilige Berufsgruppe in ihrer Berufsausübung machen soll.


    Und in gewisser Weise melden die ärztlichen Verbände Bedenken für den Fall an, dass einen "NA-light" bzw. einen Einstieg in ein offensichtlich von einigen gewünschtes Paramedic-System geben sollte.


    Es ist weder politischer Wille, noch der Wille der Mehrheit des Rettungsfachpersonals selbst, dass es einen Umstieg in ein Paramedic-System gibt. Das ergibt sich auch nicht aus dem Notfallsanitätergesetz. Man könnte da fast schon von einer Art Paranoia bei den ärztlichen Verbänden sprechen. Und ein "NA-light" ist eine unsägliche Bezeichnung für künftige Notfallsanitäter, denn das werden und wollen sie nicht sein.


    Zudem finde ich es schade, dass Du auf diesen Teil meiner Aussage
    (Und zumindest aus einigen Kommentaren von nicht-ärztlicher Seite klag und klingt der "NA-light" bzw. der Ersatz des NA durch RFP immer wieder mit durch, und wenn nicht aktuell, so doch als Fernziel der Entwicklung des RD in D. Einerseits durch die gebetsmühlenhafte Wiederholung des wohl schicksalgegebens NA-Mangels, welcher nicht abgewendet werden kann und andererseits durch permanente (öffentliche) Aussagen à la "in-xy-machen-das-paramedic-da-braucht-es-keinen-NA".... Was suggerieren solche Aussagen den Betroffenen?) überhaupt nicht eingegangen bist.
    Entsprechende Aussagen (z.T. öffentlich, z.T. hinter verschlossenen Türen im Rahmen von Lobbyarbeit) waren nämlich, zumindest hört man das so, mit einer der Auslöser, wieso es so ein massives Kontra von Seiten ärztlicher Interessenvertreter gegeben hat bzw. gibt.... Das aber nur am Rande.


    Ich wüsste gerade nicht, wer im Rahmen von Lobbyarbeit hinter verschlossenen Türen für eine Abkehr vom NA-System plädiert hätte. Die angesprochenen Probleme sind aber vorhanden und es bedarf zukunfts- und tragfähiger Lösungen. In diesem Rahmen muss es erlaubt sein, sich mit dem Status quo kritisch auseinanderzusetzen und sich mit neuen Strategien zu beschäftigen. Du hast dieses Video vielleicht schon gesehen - darin wird vom Hauptgeschäftsführer der DKG ebenfalls von einem Überdenken bisheriger Aufgabenverteilungen gesprochen. Das alles hat aber nichts damit zu tun, gänzlich auf einen Notarzt im deutschen Rettungsdienst verzichten zu wollen. Dass das NA-System nicht abgeschafft werden soll, wurde auch mehrfach durch unseren Berufsverband betont. Dass aber Vieles auch ohne Notarzt möglich und tragfähig ist, zeigen eben einige Paramedic-Systeme. Und das anzusprechen ist meines Erachtens legitim.


    Ich muss ehrlich gestehen, dass ich diesbezüglich etwas neidisch ins Ausland schiele, wo ärztliche Vertreter im Gegensatz zu Deutschland nicht die vorherrschende Meinung vertreten "die dürfen/können das nicht", sondern die Meinung "dann werden wir sie dazu befähigen."


    Das gleiche gilt aber auch in die andere Richtung: Wenn ich mir, um für ein Paramedic-System zu werben, immer nur singuläre Super-Beispiele heraussuche, dann verzerrt das auch massiv die Wahrnehmung....


    Wenn ich zeigen möchte, dass bei entsprechender Ausbildung und Organisation auch in einem Paramedic-System gute Ergebnisse erzielt werden können, dann werde ich mir natürlich die positiven Beispiele aussuchen. Ich habe ja nicht die Möglichkeit, ein "schlechtes" NA-System mit einem guten Paramedic-System zu vergleichen und dadurch aufzuzeigen, dass ein NA-System nicht generell das bessere System ist - zum Einen, weil es weit weniger NA-Systeme als Paramedic-Systeme gibt, zum Anderen, weil ich kein schlechtes NA-System kenne.
    Ich finde es zudem überzeugender wenn ich aufzeigen kann, dass auch nichtärztliches Personal eine hochwertige Versorgung gewährleisten kann, als wenn ich aufzeigen kann, dass ärztliches Personal dem nichtärztlichen überlegen ist.


    Und wie ich schon mehrfach geschrieben habe: Anstelle auf den anderen Einzuprügeln, wäre ein sich an der eigenen Nase packen manchmal nicht falsch und würde einem besseren gegenseitigen Verständnis nur zuträglich sein.


    Bei aller Zustimmung zu dieser Aussage: mein Eindruck ist nicht, dass wir auf die Ärzte "einprügeln", sondern dass man umgekehrt auf uns "einprügelt". Aus diesem Grund gab es schließlich die Braunwalder Erklärung. Wir sind zum Dialog bereit.


    Jetzt habe ich mich doch wieder zu einer berufspolitischen Diskussion hinreißen lassen :nea:

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.