Fahrradfahrer ohne Helm haben bei Unfall eine Mitschuld von 20%

  • Prinzipiell gebe ich auch Nils recht: Man muss als Staat sehr aufpassen, dass man das Leben der Mitmenschen nicht zu sehr reglementiert. Doch mit dieser Argumentation sind allerdings alle Sicherheitsvorkehrungen, die der Staat durch seine Gesetzgebung erlässt, zum Beispiel Kindersitze, Sicherheitsgurte etc ebenfalls überflüssig.
    Und hier greift dann das Argument vom Schutz der Mitbürger vor sich selbst.
    Man sollte sich also als Staat sehr gut überlegen, in wie weit man Vorschriften erlässt, um für Sicherheit zu sorgen. Mein Vorschlag: Sicherheit wird dann relevant, wenn man durch Missachtung andere direkt oder indirket schaden kann. Direkte Schädigungen sollten unterbunden werden (zum Beispiel durch Geschwindigkeitsbegrenzungen etc), indirekte Schädigungen, wie weiter oben bereits durch das Stichwort Solidargemeinschaft angeklungen, sollten genauer betrachtet werden. Ist der volkswirtschaftliche Schaden durch SHT größer als die gefühlte Beschränkung der Freiheit, auf nen Hlem zu verzichten, sollte eine Helmpflicht eingeführt werden. Analog zum Sicherheitsgurt im Auto. Oder zur Helmpflicht auf dem Motorrad.
    Offensichtilich ist das Freiheitsgefühl zur Zeit noch größer also der volkswirtschaftliche Schaden. Das mag daran liegen, das verantwortungsbewusste Radfahrer sowieso einen Helm tragen.


    Und vielleicht sollte man Darwin auch einfach eine Chance geben...


    Gruß, Christian

  • Ich dachte immer, es sei noch gar nicht geklärt, dass Fahrradhelme einen ähnlich signifikanten Nutzen haben wie zum Beispiel Motorradhelme oder Anschnallgurte.

  • Mein Vorschlag: Sicherheit wird dann relevant, wenn man durch Missachtung andere direkt oder indirket schaden kann.


    Eben. Der Fahrradfahrer schadet jedoch im Regelfall nicht anderen, Unfälle mit Folgeschäden sind (zumindest im normalen Straßenverkehr) meistens durch Dritte verursacht. Im Gelände mag das anders sein, dort gelten aber so oder so die Regelungen der StVO nicht (und die Frage des Schmerzensgeldes stellt sich bei Stürzen ohne Fremdeinwirkung ebenfalls nicht).

  • Naja, ein Patient mit einem SHT schadet ganz massiv seiner Umgebung - sowohl seiner direkten in Form von Familie und Freunde als auch der indirekten durch Kostenträger etc. Und genau das meinte ich: Wenn diese Schädigung von der Gesellschaft höher bewertet wird als die Freiheitsbeschränkung in Form der Helmpflicht, dann wird diese auch kommen.

  • Dann sollten wir mal direkt mit dem Verbot des Höhlenkletterns anfangen und es verbieten. Angeblich sollen ja Unfälle in dem Bereich sehr teuer für die Allgemeinheit sein. ;-)

  • Och, ich denke, dass Fahrradfahren immer noch teurer für die Allgemeinheit ist, als dieser eine Fall, bei dem ein Höhenkletterer jetzt halt mal aufwendig gerettet werden musste.

  • Aber die Frage ist für mich immer wo willst du die Grenze ziehen?
    Warum Fahrradhelmpflicht aber kein Zigarettenverbot?
    Warum Fahrradhelmpflicht aber kein Fast Food Verbot?
    Das könnte man auch lange weiterspinnen und ich weiß auch das man mit den Argumenten auch Anschnallpflicht und andere lästige Pflichten torpedieren könnte. Dennoch: irgendwo ist mal gut.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Christian:
    dann lasst uns aber auch Alpin-Skifahren, Breitensport (vor allem Fussball) usw. einstellen. Alles, was zu Verletzungen führen kann, schadet schliesslich der (Volks-)Gesundheit, kuckstdu hier
    :nein:


    aber ich verstehe jetzt, warum die Gallier Helm getragen haben... ;-)

  • Eine, wie ich finde sehr müssige Diskussion, daher nur soviel:


    Dinge wie Kindersitze, Tempo 30 Zonen vor Schulen, Kindergärten etc taugen in meinen Augen nicht als Argument, da es hierbei um den Schutz unbeteiligter Dritter geht.
    Bei Dingen wie Helmpflicht für Motorradfahrer oder der Gurtpflicht für Autofahrer geht es zwar ebenso wie bei einer Helmpflicht für Fahrradfahrer um den Schutz des Fahrers, allerdings werden hier regelmäßig deutlich höhere Geschwindigkeiten gefahren, die mit einer größeren Wahrscheinlichkeit bei einem Unfall zu schweren Verletzungen führen.
    Der bundesdeutsche Durchschnitts-Biker dürfte deutlich langsamer fahren, sodass die Gefahr schwerer Verletzungen wesentlich geringer ist.
    Diejenigen, die auch mit dem Rad regelmäßig relevante Geschwindigkeiten erreichen und/oder einer erhöhten Gefahr für Stürze ausgesetzt sind (Mountainbike, Rennradler, Downhill-Fahrer etc.) tragen sowieso überwiegend Helm und sonstige Schutzausrüstung.

  • ... aber sie müssen nicht.
    Im Arbeitsschutz nennt man solche Abwägungen Gefährdungsbeurteilung.


    Ich bin beim Fahrradhelm auch nicht so ganz überzeugt. Aber mir geht's wie GuyFawkes: Ich will, dass meine Kinder einen tragen, also kann ich mich selbst schlecht davor drücken.
    Bis jetzt klappt das nur, weil das Fahrrad verstaubt in der Garage vor sich hin verfault.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Christian:
    dann lasst uns aber auch Alpin-Skifahren, Breitensport (vor allem Fussball) usw. einstellen. Alles, was zu Verletzungen führen kann, schadet schliesslich der (Volks-)Gesundheit, kuckstdu hier
    :nein:


    Versteht mich nicht falsch. ich bin persönlich zwar für eine Helmpflicht (zumindest für Kinder), aber es ist mir letztendlich egal, ob sie kommt, oder nicht. Ich setze einen Helm auf, meine Kinder setzen einen Helm auf. Das reicht mir. Andere, die keinen Helm aufsetzen, sind lediglich eine zugegebenermaßen seltene Abwechselung in meinem doch eher onkologisch geprägten Arbeitsalltag.


    Ich wollte lediglich versuchen zu erklären, wie meiner Meinung nach solche Pflichten durch den Gesetzgeber entstehen - nämlich durch die Abwägung in der öffentlichen Diskussion. Und da wird zumindest im Moment die Schädigung durch die Verletzung als nicht so schwer angesehen wie die Beschränkung der Freiheit durch eine Helmpflicht.
    Man sieht das zum Beispiel sehr schön in der Werbung: Mir ist keine Werbung bekannt, bei der bei einem Radausflug ein Helm getragen wird. Und da spiegelt sich meiner Meinung nach schon etwas auch die öffentliche Meinung wider.#


    Die Argumentation "dann kannm man ja gleich..." finde ich übrigens nicht zielführend, denn genau dadurch kann man sowohl in die eine Richtung als auch in die andere Richtung sehr schnell in extreme Argumentationsketten abgleiten. Zischen "aus dem Haus gehen verbieten" und der der Abschaffung aller Gesetze im Sinne einer Eigenverantwortlichkeitn des Individuums ist dann alles möglich...


    Gruß, Christian

  • Kinder sind von Natur aus wertvollere Menschen. Ist dir das in den ganzen Jahren Rettungsdienst noch nicht aufgefallen? ;-)

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Ich denke, dass die Idee dahinter war, dass Erwachsene für sich selbst das Risiko abwägen können und weil Kinder das nicht können, macht es halt der Staat, um sie vor unverantwortlichen Eltern zu schützen.


    (Ohne Wertung)

  • Ich denke, dass die Idee dahinter war, dass Erwachsene für sich selbst das Risiko abwägen können und weil Kinder das nicht können, macht es halt der Staat, um sie vor unverantwortlichen Eltern zu schützen.


    Genau - analog zum Kindersitz. Ich finde da auch nix verwerfliches dran.

  • Die Kindersitzpflicht ergibt sich aus der Gurtpflicht, die für alle Verkehrsteilnehmer gilt. Es wird also nicht zwischen Erwachsenen und Kindern unterschieden.

  • Ja, hatte ich auch gemerkt, als ich es gepostet hatte.
    :pfeif:
    Ändert aber nix am Prinzip an sich.