kein zugstillstand mehr wegen medizinischer notfälle?

  • in einem artikel in der süddeutschen zeitung heißt es, die bahn wolle künftig mitarbeiter schulen, die im falle medizinischer notfälle betroffene personen aus dem zug befördern sollen, um so den stillstand zu vermeiden:

    Zitat

    Künftig sollen die Mitarbeiter der Bahn, die an den Stationen ohnehin Dienst tun, speziell geschult werden, um in Notfällen Patienten aus dem Zug holen und betreuen zu können.

    meiner meinung nach keine gute idee, da ein laie wohl kaum unterscheiden kann, ob ein patient sofort an ort und stelle therapiert werden muss oder ob er zuvor auf den bahnsteig befördert werden kann. darüber hinaus fragt sich, ob durch diese "rettung" aus dem zug nicht eventuell bestehende schäden verschlimmert werden könnten. immerhin dürfte die bahn kaum schaufeltragen, vakuummatratzen und spineboards anschaffen.

  • Wird sich die Idee nicht relativ schnell erledigen, wenn die Mitarbeiter in einer ordnungsgemäßen, fachkundigen Schulung lernen, dass Personen mit starkem Unwohlsein, Luftnot und Schmerzen in Brust, Bauch oder Kiefer sicherheitshalber nicht zu körperlicher Aktivität angeregt werden dürfen? Darunter lassen sich doch wahrscheinlich die meisten Fälle subsumieren...

  • Die wenigsten Patienten die im Zug behandlungswürdig werden brauchen eine Ganzkörperimmobilisation.... Wenn dieses Personal dann die Patienten mit einem Rollstuhl aus dem Zug befördert und als Ersthelfer betreut, warum nicht.

  • immerhin dürfte die bahn kaum schaufeltragen, vakuummatratzen und spineboards anschaffen.


    Wann passiert denn ein Traumatologischer Notfall im Zug, der eine komplette Immobilisierung erfordert, ohne das davon ca. der halber Zug betroffen ist?..

  • Kleine Anekdote meinerseits: Letztes Jahr, als mein Bruder (Arzt) und ich in einen Hauptbahnhof, an dem wir auch austeigen wollten, einfuhren, ertönte eine Durchsage im Zug, dass man dringend medizinische Hilfe im Nachbarwaggon benötige.


    Wir waren im Begriff auszusteigen, dachten dann aber, dass wir ja mal eben unsere Hilfe anbieten sollten. Auf dem Weg in den Nachbarwaggon trafen wir die Zugbegleiterin, die auf unsere Bitte uns NACH der med. Hilfe noch schnell austeigen zu lassen, sagte: "Nein, wir können nicht warten."


    Da wäre mir doch glatt die Kinnlade runtergefallen....

  • Ich finde das Star Trek Motto der Bahn "Das Wohl vieler ist wichtiger als das Wohl weniger, oder eines Einzelnen." nicht so schlimm :)

  • Erinnert mich daran, wie ein Kollege den Bahnfahrer dazu gezwungen hat 500m aus dem Bahnhof raus auf die nächste Kreuzung vorzusetzen. Geht alles, wenn man nur wirklich will. ;-)

  • Der deutsche Rettungsassistent bewegt halt viel. Sogar ganze Züge. Und wer hat's möglich gemacht: wahrscheinlich der Berufsausweis des DBRD. ;-)

  • Der deutsche Rettungsassistent bewegt halt viel. Sogar ganze Züge. Und wer hat's möglich gemacht: wahrscheinlich der Berufsausweis des DBRD. ;-)


    Und die Jungs von der BÄK haben sogar noch mehr geschafft - den rollenden Zug nach 500 Metern aufgehalten. ;)

  • Magst uns vielleicht mitteilen, wie er des geschafft hat? Falls es der ein oder andre mal brauchen sollte ;-)


    Naja, das war halt noch ein Kollege der alten Art. Widerworte gibt es nicht... :D
    Was genau er dem Bahnfahrer gesagt hat weiß ich nicht, da ich mit dem Doc beim Patienten war, aber der Zug rollte nach recht kurzer Zeit - auch wenn der Fahrer dafür erst mit seiner Leitstelle und dem Stellwerk telefonieren musste.


    War in dem Fall allerdings imho auch gerechtfertigt. Die Rettung über der Bahnsteig hätte bedeutet den bewusstlosen und nicht gerade leichten Patienten über mehrere unschöne Treppen transportieren zu müssen.


    Der deutsche Rettungsassistent bewegt halt viel. Sogar ganze Züge.

    Definitiv!


    Und wer hat's möglich gemacht: wahrscheinlich der Berufsausweis des DBRD. ;-)


    Den hätte der Kollege hächstens als Untersetzer für seine Pommes oder zum auskratzen des Aschenbechers genutzt :biggrin_1:

  • Glück gehabt. Wenn wir als First Responder auf dem Flughafen in einen gelandeten Flieger eingeladen werden, ist das Machtspielchen eher andersherum (Pilot: "Können Sie den Patienten nicht erst rausbringen?").

  • Glück gehabt. Wenn wir als First Responder auf dem Flughafen in einen gelandeten Flieger eingeladen werden, ist das Machtspielchen eher andersherum (Pilot: "Können Sie den Patienten nicht erst rausbringen?").


    Hab es mal so erlebt, dass ich auf einmal alleine beim Patienten war und das komplette Bordpersonal den Flieger bereits verlassen hatte. Der Fahrer von der Hebebühne wunderte sich, dass keiner mehr zum Türen schließen da war. :biggrin_1:

  • meiner meinung nach keine gute idee, da ein laie wohl kaum unterscheiden kann, ob ein patient sofort an ort und stelle therapiert werden muss oder ob er zuvor auf den bahnsteig befördert werden kann.

    Ich als regelmäßiger Bahnfahrer finde das eine super Idee. Die Leute werden geschult, in welchen Fällen man den Patienten noch 2-3 m laufen lassen kann. Der Zug kann weiter, die Person wird auf dem Bahnhof behandelt. Win/Win Situation.

  • Ich als regelmäßiger Bahnfahrer finde das eine super Idee. Die Leute werden geschult, in welchen Fällen man den Patienten noch 2-3 m laufen lassen kann. Der Zug kann weiter, die Person wird auf dem Bahnhof behandelt. Win/Win Situation.


    Eben! Solange nicht auf Biegen und Brechen der Patient aus dem Zug geschafft werden muss ("Hauptsache schnell raus, irgendwie, damit der Zug weiter kann") passt das doch. Und so nebenbei werden die Erste-Hilfe-Kenntnisse der Zugbegleiter aufgefrischt, so dass auch der Patient im noch fahrenden Zug versorgt werden kann, bis der Zug überhaupt den nächstmöglichen sinnvollen Haltepunkt erreichen kann.


  • Wann passiert denn ein Traumatologischer Notfall im Zug, der eine komplette Immobilisierung erfordert, ohne das davon ca. der halber Zug betroffen ist?..


    lass es halt mal ne schlichte schenkelhalsfraktur sein. meiner erfahrung mit ersthelferInnen nach denke ich, dass die damen und herren überfordert sind, wenn sie entscheiden sollen, ob man jemanden aus dem zug holen soll. da gehts ja nicht immer nur um kollaps oder fingerschnittwunde.

  • Ich weiß ja nicht wie das anderswo ist - aber in meinem ehemaligen RD-Bereich war ich nach geschätzt 5 Minuten am Bahnhof, der Notruf kam oft schon aus dem noch fahrenden Zug. Je nach Situation dauert es keine 3 Minuten, bis der Rettungsdienst den Patienten draußen hat, das ist eine vertretbare Verspätung. Was passiert denn, wenn der Zugbegleiter mich aus dem Zug herausgeschubst hat, und noch kein RD am Bahnhof ist? Stabile Seitenlage und Abfahrt des Zuges?


    Wenn man immer noch das Gemeinwohl und auch die wirtschaftlichen Interessen des entsprechenden Anbieters im Hinterkopf hat, ist das doch eigentlich kein Problem. Meine bisherigen Zugverspätungen (die ich bei meinen wenigen Bahnfahrten immer habe...) resultieren meist aus anderer Ursachen, sofern man das überhaupt erfährt...


    Im Flieger habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass man mit Ausnahme einer Airline sehr fürsorglich behandelt wird und Unterstützung erfährt, die meist weit über die Pflicht der Flug- und Kabinencrew geht...

  • Man sollte Laien allerdings auch nicht grundsätzlich für blöd halten. Ich habe noch nie erlebt, daß Angehörige eine schmerzgeplagte Schenkelhalsfraktur "mit Gewalt" in einen Rollstuhl gesetzt und dem RTW entgegengeschoben haben.

  • Wenn die Option grundsätzlich da ist, das Patienten aus dem Zug befördert werden können, dann wird das sicherlich auch genutzt.
    Die Bahn will ja dann ihre Zeiten halten. Da ist der Druck groß von Oben...

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • die hatten auch nicht den expliziten auftrag dazu mit der maßgabe, den zug schnellstmöglich wieder fahrbereit zu machen und den entsprechenden druck durch vorgesetzte im nacken. im übrigen finde ich es auch garnicht so schlimm, wenns passiert. immerhin spart mir das die frage, wie ich den pat aus dem zug kriege.