Welche Notfallmedikamente und erweiterten Versorgungsmaßnahmen würdet ihr euch als NFS wünschen?

  • Resis Liste [Medis]:


    Glucose
    Adrenalin
    Atropin
    Urapidil
    Midazolam
    Ketamin
    Metamizol
    Butylscopolamin
    Dimenhydrinat
    ASS
    Glyceroltrinitrat
    Akrinor
    Furosemid
    Amiodaron
    Antihistaminika und Kortison
    Sultanol
    Diazepam-Rectiolen, Paracetamol-Supp. und Rectodelt

  • Meiner Meinung nach, kann man Medikamente nicht so schulen, wie sich das manche vorstellen. Sicher kann man alles über ein Medikament auswendig lernen, aber das ist so schnell wieder vergessen, wie man es gelernt hat oder man bringt es mit den anderen durcheinander. Warum ist das so? Weil man es nicht ständig, und damit meine ich täglich, anwendet.


    Als ich in der Anästhesie angefangen habe, hatte ich auch die wichtigsten Medikamente im Kopf, was Dosierung, Indikation, Kontraindikation etc. angeht, aber dann wirklich eine Narkose durchzuführen, ist komplett was anderes. Und das trifft nicht nur für Narkosen zu, sondern auch für die Behandlung von Krankheiten (Herzrhythmusstörungen, Hypertonie, akute Luftnot etc.). Aber das zu lernen, dafür ein Gefühl zu entwickeln, wie viel ich von was wann am besten gebe, das dauert, und ist meiner Meinung nach im alltäglichen Rettungsdienst nicht gegeben. Zum einen ist die Häufigkeit richtiger, schwerer Erkrankungen viel zu gering, um eine gewisse Routine zu entwickeln, und die Patienten sind auch zu instabil, um gerade jetzt Erfahrungen mit Medikamenten zu sammeln, und zum anderen fehlt einfach die permanente Rückkopplung durch andere, die einem auf Fehler aufmerksam machen.


    Wer meint, sich den Umgang und das Können mit Medikamenten anlesen zu können oder durch Schulungen zu erwerben, irrt meiner Meinung nach.


    Und ich finde du vergisst das allgemeine Verständnis über die Wirkung/Wirkmechanismen der Medikamente. Warum jetzt gerade dieses Medikament und nicht jenes. Sicherlich, auch das ist zu einem gewissen Teil Erfahrung, aber nicht nur. Physiologie, Pharmakologie, solide Krankheitslehre/Pathophysiologie und Co tragen da einen nicht unerheblichen Teil bei. Und das ist genau der Vorsprung den der studierte Mediziner hier dem RettAss/zukünftigen NFS gegenüber hat. Denn eine Ausbildung ersetzt kein Studium, auch nicht wenn man zusätzlich noch ein paar gute Bücher liest und/oder Fortbildungen besucht.

  • Resis Liste [Medis]:
    Ketamin


    Warum wollt ihr alle unbedingt Ketamin haben? Nicht, dass es per se ein schlechtes Medikament ist (habe es selber schon ein paar Mal eingesetzt), aber es hat eine ganze Latte von UAWs und KI, die man nicht vergessen sollte. (Heute im Simulator mal wieder erlebt.. es ist nicht immer gut einem Traumapatienten mit Ketamin Analgesie machen zu wollen, nur weil er hypoton ist.. -.-)


    Wenn man mich heute als noch-nicht-Arzt fragen würde, ich würde Morphin freigeben, nicht aber Ketanest.


    PS: Soll nicht gerade das BTM geändert werden, dass RettAss/NFS in Zukunft auch Morphin und Co geben dürfen...?

  • man sollte ja die substanzen einsetzen, mit denen man sich auskennt. das ist bei mir persönlich mit ketamin noch am ehesten der fall, da es hier von den ärzten gern eingesetzt wird ich es hin und wieder auch schonmal selbständig appliziert habe. auf jeden fall wäre mir ein potentes analgetikum recht, von mir aus auch morphin.

  • Klingt für mich mehr nach, 'wir dürfen nicht obwohl wir toller sind, also dürft ihr auch nicht'. Dein einziges Argument war bisher, Pfleger dürfen nicht, also dürfen die auch nicht dürfen.


    Da hast Du mich falsch verstanden - das hier soll unter keinen Umständen ne Neiddiskussion werden. Aber ich bin der Meinung, dass zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Therapiekonzepten im Allgemeinen und Medikamenten im Speziellen mehr als nur eine dreijährige Ausbildung gehört, in der auch noch das ein oder andere gelehrt wird. Selbst im Bereich der Intensivpflege (und Du wirst zugeben, dass dieser Bereich deutlich näher an der pharmazeutischen Medizin ist als der Rettungsdienst) ist es (meiner Sichet nach aus gutem Grund) nicht vorgesehen, dass Pflegekräfte eigenmöchtig Medikamente ansetzen und applizieren. Ich übertrage das jetzt auf den präklinischen Bereich und sehe da - im Vergleich zur Intensivpflege - noch deutlich mehr Argumente gegen eine großzügige Freigabe von Medikamenten.

  • Selbst im Bereich der Intensivpflege (und Du wirst zugeben, dass dieser Bereich deutlich näher an der pharmazeutischen Medizin ist als der Rettungsdienst) ist es (meiner Sichet nach aus gutem Grund) nicht vorgesehen, dass Pflegekräfte eigenmöchtig Medikamente ansetzen und applizieren.


    Genau. Aber das ist ein rein deutsches (zugegeben auch paar andere Länder) Problem. Mit 5-6 Jahren Ausbildung führt ein Anästhesiepfleger in anderen Ländern selbständig Narkosen incl. Einleitung bzw. ersetzen ähnlich ausgebildete Personen die Notärzte komplett (nicht dass das besser sein soll, aber funktionieren tut's anscheinend auch irgendwie). Das "nur" 3-4 Jahre ausgebildete Krankenpflegepersonal hat eigene Medi-Kompetenzen etc. Warum soll das in D mit dem NFS dann nicht gehen (bei dem es ja wirklich nicht um die ganze Arzneimittelliste von a-z geht).
    Also nochmal: warum nicht die Vorteile aus vielen möglichen Systemen rausziehen und dem NFS seine Kompetenzen geben (dass das mit der entsprechenden Ausbildung geht sehe ich jeden Tag und Maggus: da sind wir gar nicht sooooo weit auseinander mit der Liste, nur dass ich ein eigenständiges Arbeiten bei nichtkritischen Patienten favorisiere) und den ebenfalls entsprechend ausgebildeten Notarzt (der einfach nicht mehr zu jedem banalen Einsatz anreisen kann und soll) zum kritischen Patienten, wo man ihn wirklich braucht!?
    Auch ich sehe das momentane Ausbildungsdefizit und bin gegen eine Pauschalüberleitung vom RA zum NFS. Aber für den NFS müssen wir einfach jetzt über die erweiterten Kompetenzen entscheiden, sonst passiert's gar net und das funktioniert in vielen Regionen Deutschlands jetzt schon nicht mehr.
    So... Schluss jetzt, ich geh jetzt mal das machen, was man angeblich in 3 Jahren nicht lernen kann :ironie: Schönen Tag zusammen!



  • Genau. Aber das ist ein rein deutsches (zugegeben auch paar andere Länder) Problem. [...],


    Ich erkenne um ehrlich zu sein, das Problem nicht von dem du Sprechen willst.
    Meiner Meinung nach geht für die Forderungen hier das Notfallsanitätergesetz nicht weit genug - es ist praktisch kaum möglich die Maßnahmen im geforderten Umfang zu erlenen - wäre das die Intention gewesen hätte man direkt ein FH Studium drauß machen sollen/müssen und ich wage ernsthaft zu bezweifeln, dass es kosteneffizienter wäre als jetzt.


    Wenn ich über erweiterte Kompetenzen nachdenke überlege ich mir immer, was ich wollte wenn ich oder eines meiner Familienmitglieder sich einmal in einer solchen situation befindet. Hier muss ich sagen, dass ich nach momentanen Stand der Dinge den wenigsten meiner Kollegen eine solche Liste an die Hand geben wollte oder auch platt gesagt: Ich würde glaube ich lieber 20 Minuten bei -10°C auf dem Sportplatz liegen oder unter Schmerzen in den RTW verbracht werden, als mir von 2/3 meiner Kollegen was spritzen zu lassen (Es gibt aber auch welche denen ich mein Leben in die blind in die Hand legen würde). Ich bezweifle, dass die Überleitung den Prüfungscharakter haben wird, der ihr hier zugesprochen wird, aber selbst wenn gibt es dann erstmal nur 2 Szenarien:
    - Szenario 1: Der Prüfungscharakter als solcher ist nicht zu erkennen: Dann ändert sich an der oben beschriebenen Situation auch nichts.
    - Szenario 2: Es wird ordentlich rausgeprüft. Dann wird a) Der Gewerkschaftsterror losgehen (mit Sicherheit auch mit Recht, denn dafür sind die ja da....)und b) wird in absehbarer Zeit keine ausreichende Anzahl an ausgebildeten NFS zur Verfügung stehen. Wenn hier bewiesen wurde, dass man den Anforderungen einer eigenverantwortlichen Medikamtengabe gerecht wird, dann können wir über solche Kompetenzen reden.


    Von Taktiken beim krampfenden Patienten, die vorsehen erstmal alleine zu versuchen und wenn das nicht klappt kann ich (dann vermutlich nochmal mit 15 Minuten verspätung) das NEF ja immernoch rufen zur Narkoseeinleitung halte ich mal absolut garnichts. Einen postiktalen Patienten mit Zugang versorgt alleine zu transportieren (und im Bedarfsfall akut zu intervenieren) stellt mich dagegen natürlich kein Problem dar.


    Ansonsten finde ich es schwierig, da jetzt eine Liste aufzustellen... die von Mike ist eigentlich relativ allumfassend und man würde damit eigentlich alle abgearbeitet bekommen, denke ich.
    Vielleicht kommen wir da auch mal in einigen Jahr(zehnt)en hin, aber aktuell glaube ich, dass man erstmal die Qualität der Ausbildung beweisen muss. Wenn ich mir überlege, wer mich teilweise "ausgebildet" hat, dann frage ich mich, wie mir dieses Personal weitergehende Kompetenzen beibringen soll. Wenn ich mir überlege, mit wem RAiPs bei uns teilweise fahren, dann frage ich mich wer Ihnen erweiterte Maßnahmen anlernen soll.


    Fazit: Erstmal beweisen, was der neue Berufsstand kann - dann kann man über alles weitere reden.

  • Mir fehlt in der zwischen den Auflistungen laufenden Diskussion der Plan B. Einige Leute hier haben (vollkommen zu Recht) die Vorzüge der längeren bzw. vor allem auch tiefgründigeren Ausbildung (Studium) genannt. Aber was ist denn die Alternative? Streichen wir alle regionalen Vorstöße auf dem Gebiet zusammen und geben uns als Bürger der Bundesrepublik Deutschland damit zufrieden, dass eine NFS-Ausbildung halt nicht den Arzt ersetzt und die einzige zulässige Konsequenz daraus ist, den Notfallpatienten möglichst lange auf eine Behandlung warten zu lassen?
    Bestimmt nicht. Aber wo zieht man die Grenze?
    Mein Tellerrand was RD anbetrifft ist relativ nah, einfach weil ich seit 1996 immer nur in einem einzigen RD-Bereich unterwegs war und habe da quasi von Anfang an mitbekommen, wie die geduldeten Maßnahmen (Venenzugang, Infusion, Defibrillation) sich zu einen recht umfangreichen, offiziellen Maßnahmenkatalog (EVM) gewandelt haben.
    Ich kann nach wie vor zwar alle Vorbehalte verstehen und möchte auch die schlechten Erfahrungen Einzelner hier gar nicht in Abrede stellen, aber ich kann nur sagen, dass hier bei uns ziemlich "lange Leine" gilt, die einzelnen Mitarbeiter dennoch sehr maßvoll mit den ihnen zugestandenen Maßnahmen umgehen. Der ÄLRD steht dahinter und es gibt bis dato keine schlechten Erfahrungen.
    Warum soll das anderswo nicht auch funktionieren?

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Wenn man sich im Forum so umschaut wollen viele mehr Kompetenzen als NFS haben, deshalb habe ich dieses Thema erstellt, leider ist die Resonanz aber sehr dürftig nur wenige Vorschläge.


    Ich weiß nicht wie das bei euch ist, aber hier in Frankfurt, dürfen wir meiner Meinung nach schon einiges, obwohl der Notarzt ruckzuck da ist.


    Hier mal die Liste:


    Nitrospray (Akutes Koronarsyndrom, kardiales Lungenödem)


    Cordarex (behandlungsresistentes Kammerflimmern)


    Diazepam (Krampfanfälle) über Rektiole eher für Kinder z.B. Fieberkrampf


    Midazolam (Krampfanfälle) über MAD System


    Glukose 20% (Hypoglykämie)


    Glukose 5% (wird mit Cordarex aufgezogen)


    Propofol (bei ROSC wenn Patient wach wird und noch intubiert ist)


    Salbutamol (Asthma, COPD etc.) wird vernebelt


    Adrenalin (REA, Anaphylaktischer Schock)


    Meiner Meinung nach, kann man damit die wichtigsten Notfälle abdecken und für noch mehr Verantwortung bin ich nicht bereit bei der Bezahlung, gerade weil die Hemmschwelle zu klagen immer niedriger wird.


  • Du sagst der Notarzt ist ruck zuck da, jedoch steht in deiner Liste Propofol für aufwachende Patienten die nach Reanimation intubiert sind?

  • RichieKay
    Das ist nicht meine Liste sondern das sind aktuell die Medis, die wir z.Z. bei Notfällen geben dürfen und schon auf dem Auto haben.


    @Maggus
    Verstehe deine Frage nicht so richtig.
    Wir dürfen Propofol nur im Rahmen der REA bei einem ROSC benutzen. Der Patient muss aber dabei intubiert sein und sich gegen den Tubus wehren.
    Mir ist aber noch kein Fall bekannt.

  • Glukose 5% (wird mit Cordarex aufgezogen)
    Wir dürfen Propofol nur im Rahmen der REA bei einem ROSC benutzen. Der Patient muss aber dabei intubiert sein und sich gegen den Tubus wehren.
    Mir ist aber noch kein Fall bekannt.


    Welche Dosierung?
    Wie sieht der Algorithmus aus?

  • Propovol 25-50mg i.v. in Ausnahmen auch bis 80mg als Einzelgabe langsam injizieren über 1 Minute. Wiederholungen in gleicher Dosis möglich.




    Cordarex wird nur in Kombination mit Glukose 5% verwendet und dann auch nur bei einer Reanimation, der Patient hat seit Beginn der Reanimationsmaßnahmen Kammerflimmern und alle Bemühungen (Defi) waren erfolglos.


    Dosierung ist 300mg (1Ampulle=150mg 3ml) auf eine 20ml Spritze mit Glukose 5% aufziehen und schnell mit laufender Infusion geben.


    Wann? Nach dem 3. Defibrillationsversuch und nach der Adrenalingabe.

  • Ich meinte damit nur, das es eine ganzeWeile dauert bis man als RTW Besatzung einen Herzstillstandpatienten hst, der lange genug in diesem bleibt das man ihn intubiert (mit der Überlegung wie weit hinten eine ETT bei einer zwei mann rea steht), dann dieser Patient wieder Kreislauf aufbaut zu dem Punkt das er gegen den Tubus anatmet. Ist doch mindestens ne halbe Stunde. Das sah ich nur im Zusammenhang mit deiner Aussage der NA ist immer sofort da.

  • Warum wird Amiodaron ausschließlich mit Glukose 5% verdünnt ?
    Kann ich dir nicht genau sagen, angeblich schäumt es beim aufziehen weniger ?-(