Bayern: Rettungsdienst contra Kostenträger

  • Im Landkreis Cham gibt es Streit um Gelder für den Rettungsdienst: die Kassen wollen 4,5 Millionen Euro weniger zahlen. 304 Millionen Euro müssen die Kassen jährlich für den Rettungsdienst in Bayern aufwenden, das sind ca. 1% des Gesamtbudgets. Trotzdem sehen die Kassen Potenzial für Einsparungen; erneut droht ein neues Gutachten.
    Ein Gutachten aus 2003 führte zu einem drastischen Rückgang der Einsatzzahlen, da viele Transporte auf Liegend-Taxis umgeschichtet wurden.


    Quelle: http://www.donau.de/SID_e9e5db….shtml?rubrik=mz&id=54280


    ---


    Gerade in Bayern, wo der ehrenamtliche Anteil im Rettungsdienst einen hohen Stellenwert einnimmt ist es verwunderlich, daß die Kassen immer wieder Einsparpotenzial ausmachen.
    Man muss sich die Frage stellen, wohin der rigorose Sparkurs der Kassen beim Rettungsdienst führen wird.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • In diesen Gutachten wird interssanterweise nicht auf Personalkosten geachtet, sondern nur auf die Besetzzeiten der Fahrzeuge. Leider führt das grade bei den Hilfsorganisationen immer wieder zu einem vermehrten Einsatz von Ehrenamtlichen - man ist dann ja günstiger. Richtig interessant wird es, wenn dafür hauptamtliches Personal zu Hause bleibt und das Ehrenamt dann komplette RTW´s besetzten darf.



    Wenigstens gibt es durch "sparsame" HiOrg´s dann die Möglichkeit, das Ehri´s mal am richtigen Patienten üben können. Und das auch noch im Sinne der Kostenträger. :ironie:

  • [Meckermodus an]
    Es ist bequemer, Geld für Gutachten und weicheres Klopapier für die Ärsche der Kostenträger-Chefs auszugeben als sich auf's wesentliche zu konzentrieren: nämlich Gesundheit am Patienten zu erhalten oder wiederherzustellen. So war's immer und so wird's immer bleiben, solange Schwachmaten unser Land regieren!
    [Meckermodus aus]


    Natürlich sehen die Herrn Einsparpotentiale, beim Lesen einer Statistik oder eines Gutachtens kommt es schließlich auf die Intention des Lesers an - nicht auf den Inhalt des Papiers!

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • Problem ist ja auch ein bißchen, dass sich die Rettungsdienstträger nicht durchsetzen können und sich immer wieder von den Krankenkassen den Schneid in den Verhanlungen abkaufen lassen.

  • Tja, traurig das...
    und es kommt demnächst noch viel schlimmer!!!!

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Also, wie die Leistungserbringer in Bayern in die Verhandlungen gehen, weiss ich nicht:


    Aber: in vielen Bundesländern haben die Kostenträger bereits eigene Verhandlungsgruppen, die geschlossen für alle Kassen reden und auch die Informationen aller Kassen haben, während bei den Hilfsorganisationen noch jeder einzelne Rettungsdienstbetreiber in die Verhandlungen geht. Mit einem geschlossenen Auftreten der HiOrgs könnte schon viel erreicht werden.

  • Hallo!


    Zitat

    Original von SeLa



    Wenigstens gibt es durch "sparsame" HiOrg´s dann die Möglichkeit, das Ehri´s mal am richtigen Patienten üben können. Und das auch noch im Sinne der Kostenträger.


    Naja, nur weil das Personal ehrenamtlich ist heisst das noch lange nicht, dass sie einen Patienten nicht genauso fachgerecht Versorgen können!


    Es gbt ja schließlich auch ehrenamtliche RAs.



    Gruss
    Christian

  • @ Chris_84: Du hast recht, das es auch EA- RA´s gibt. Und ich kenn sogar einige davon.
    Und bleibe trotzdem bei meiner Meinung das sparsame HiOrgs den Ehris die Möglichkeit geben an richtigen Pat. zu üben und mal Medizin zu spielen.

  • Die ganzen Ehrenamtlichen sind Deutschlands' Problem-hört sich doof an,ist aber so!
    Kein Nachbarland hat den RD so organisiert, entweder gibt es Haupt-oder NEBENamtlich! Aber kein Ehrenamtlich!
    Gruß Andreas

  • Bayern ist mit dem Ehrenamtlichen sowieso sehr speziell. Habe als ?Ehrenamtlicher? dort 2 Jahre gearbeitet. Es hat am anfang auch Spaß gemacht dann wurde aber der ganze Spaß umorganisiert aufgrund eines Gutachtens. Unsere Bereitschaft hatte bis zu dem Zeitpunkt einen KTW im 7 Tagen Nachtdienst und 24h am Wochenende (sowie an Feiertagen) betrieben. Wir haben für den ganzen Landkreis fahrten machen dürfen und haben pro Einsatz 2,5 DM erhalten. Später hat man dann den KTW abgelöst und zum ?Hauptamtlichen? RTW umgebaut. Hauptamtlich naja haha die Bereitschaft durfte, musste dann den Fahrer stellen. Keine Mitsprachemöglichkeit ständig durften sich die Leute anhören sie wären ja nur RS.
    Was ich sagen will das BRK verdient sehr gut mit den Ehrenamtlichen (denn ein Rabat für sie gibt es ja nicht). Aufgehört hat es dann bei uns mit dem Blutspendeskandal, wo das BRK deutsche Konserven verkauft hat und billige mit AIDS durchseuchte aus Peru aufgekauft hat. Die hatten die Frechheit uns 2 Wochen später auf Bettel (Spenden) Tour zu schicken und zu sammeln, das gab viele Austritte und der RTW wurde dann Nachts wieder eingestellt wegen Personalmangels.

  • Nachdem dieser Thread grad zu einer Meinungsdebatte über Ehrenamtlichkeit avanciert, möchte ich mich kurz dazu äussern, bevor ich was zum eigentlichen Thema sage.


    Ehrenamtlichkeit ist wichtig und sollte nicht unter ein schlechtes Licht gestellt werden. Die Frage die man sich dabei stellen muss ist aber... In welchem Bereich macht Ehrenamtlichkeit sinn??? Der Rettungsdienst in Deutschland ist aus einer reinen Ehrenamtlichkeit entstanden und trägt diese Wurzeln immer noch mit sich. In manchen Bereichen wird aber eine Form von Professionalität gefordert, die ein "Hobby-Retter" (nehmt mir den Ausdruck nicht böse) so nicht leisten kann, da er ja oftmals deutlich weniger Routine hat als viele andere. Wobei mir da auch hauptamtliche einfallen, denen es an der notwendigen Routine mangelt. Unterm Strich sollten Ehrenamtliche weiter am Rd beteiligt werden. Wie ist die Sache der jeweiligen Routine und das sollte von den Wachenleitern am Einzelfall festgemacht werden. Jemand der nur 3 Dienste im Jahr fährt als verantwortlichen RA einzusetzen halte ich für fragwürdig. Jedoch einen Kollegen, der monatlich drei bis vier Dienste abstottert, also Transportführer einzusetzen sehe ich wenig problematisch.


    Nun aber back to Thema:


    Kostenverhandlungen zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern sind immer spannend. Was bringt bitte ein Gutachten, wenn der der es liest seine Meinung schon hat? Was bringt es, wenn die Vertreter der Leidtungserringer sich im offenen Schlagabtausch nicht durchsetzen können? Und die wichtigste Frage... Wo liegt überhaupt das Problem???


    Und die letzte Frage ist ganz einfach beantwortet... Das Gesundheitssystem ist in den vergangenen Jahren immer Teurer geworden, aber die Kassen um es zu finanzieren immer leerer. Also muss man versuchen zu sparen. Wer bitte fängt denn bei sich selbst an zu sparen, wenn man das Geld auch woanders herbekommen kann. Warum sollten also die Krankenkassen bei den eigenen Ausgaben sparen, wenn sie das schwächste Glied in der Kette angreifen können. Und das schwächste Glied ist nun aml der rettungsdienst, der es bis heute nicht geschafft hat eine Lobby zu bekommen und sich als professioneller Dienstleister im Gesundheitssystem aufzustellen. Die gründe dafür werden ja auch in andren Thread hitzig diskutiert...


    Wie Mowl so schön sagte: Natürlich sehen die Herrn Einsparpotentiale, beim Lesen einer Statistik oder eines Gutachtens kommt es schließlich auf die Intention des Lesers an - nicht auf den Inhalt des Papiers!


    Und dem kann ich nur 100% zustimmen.


    Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über das selbe Thema malen. (Pablo Picasso)

  • Habe neulich im Ärzteblatt eine Statistik gelesen, in der die Verwaltungsausgaben der Kassen in den letzten Jahren explodiert sind. Jetzt haltet euch fesst. Sie liegn zur Zeit bei 3,5% der Beiträge.


    Wer kontrolliert die Kassen? Der gesammte Rettungsdienst ist billiger als deren Prachtbauten und Verwaltungskosten. Bei uns wird immer gespart und bei denen?


    Man sollte die KK auf 15 beschränken und alle anderen einstampfen. Das würden über 200 gutbezahlte Vorstandsgehälter wegfallen, plus den anderen Kleinkram der noch so anfällt.


    Das wäre auch eine gute Einsparung!

  • Zitat

    Man sollte die KK auf 15 beschränken und alle anderen einstampfen. Das würden über 200 gutbezahlte Vorstandsgehälter wegfallen, plus den anderen Kleinkram der noch so anfällt.




    Und genau da liegt doch das Problem. Wohin mit den Vorständen und Mitarbeitern? Stell dir doch mal vor es würde von einem auf den anderen Tag eine grundlegende Reform bei den Krankenkassen und im Steuersystem geben.


    Nagut bei der Agentur für Arbeit wäre danach ein höherer Stellenbedarf.

  • Das interessiert "DIE" doch auch nicht, was mit uns passiert. Warum sollten wir den auf die Mitarbeiter der KK Rücksicht nehmen.


    Auf den Rettungsdienst wird rumgekackt und das nur, weil wir keine Lobby in der Bevölkerung haben. Die Krankenschwestern haben es hin bekommen. Da sagt jeder: Die armen müssen ja Schichtdienst machen und Nachts und am Wochenende arbeiten. Bei uns interessiert das doch keine Sau. Hauptsache die sind schnell da, wenn man sie braucht und krank oder einen Unfall kann mir nicht passieren. Ich passe immer gut auf.


    Kleine Anekdote:


    Letztes Jahr bei EISREGEN.


    Mann seit drei Tage eine Bronchitis, ruft uns Abends um 23:30 Uhr. Er hätte Atemnot; alkoholisiert und die Luft konnte man schneiden in der Butze. Wir erdreisteten uns zu fragen, warum er nicht zu seinem Hausarzt gegangen sei, wenn er es schon seit drei Tagen habe und warum wir jetzt unser Leben aufs Spiel setzen müssen, wo er doch noch eine Schachtel Zigaretten geraucht habe?


    Seine Antwort im besoffenen Kopf: "Dafür seit ihr doch da!"


    Ob das wohl laut in der Wohnung wurde? Wir haben ihn trotzdem mitgenommen und das Sozialamt zahlt ja alles!