Main-Kinzig-Kreis: Änderungen im Bereichsplan zeigen Wirkung

  • In durchnittlich 6,3 Minuten erreicht ein Rettungswagen im Main-Kinzig-Kreis (Hessen) den Einsatzort, in 91 Prozent aller Notfalleinsätze wird die 10-Minuten-Hilfsfrist eingehalten: http://osthessen-news.de/n1246…hlen-rettungsdienste.html

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Der MKK ist zwar stark besiedelt, aber KEIN großstädtisches Gebiet!


    Es geht also, wenn der politische Wille da ist und die Leistungserbringer permanenten Druck machen.
    Warum geht das in anderen grossflächigen Bundesländern nicht?

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Der MKK ist zwar stark besiedelt, aber KEIN großstädtisches Gebiet!


    Es geht also, wenn der politische Wille da ist und die Leistungserbringer permanenten Druck machen.
    Warum geht das in anderen grossflächigen Bundesländern nicht?


    Der Main Kinzig Kreis ist der bevölkerungsreichste Landkreis in Hessen mit über 400 000 Einwohnern und hat von der Stadt Hanau mit fast 90 000 Einwohnern bis zum kleinen Weiler im Spessart alles zu bieten.

  • Der MKK ist zwar stark besiedelt, aber KEIN großstädtisches Gebiet!


    Es geht also, wenn der politische Wille da ist und die Leistungserbringer permanenten Druck machen.
    Warum geht das in anderen grossflächigen Bundesländern nicht?


    Das hat doch mit politischem Willen nichts zu tun.
    Wie Flexer schon sagt ist der MKK ja nicht vergleichbar mit Flächenkreisen mit <100.000 Einwohnern.
    Auch wenn es nicht gerne gehört wird, Rettungsdienst muss auch wirtschaftlich sein. Überall RTW zu positionieren nur um im Eventualfall (gestürzter Wanderer im Nirgendwo) innerhalb der Hilfsfrist da zu sein, wo sich der RTW aber sonst 364,5 Tage nicht rührt hilft niemandem.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Rettungsdienst muß nicht wirtschaftlich sein, er sollte es lediglich!
    Wenn der Rettungsdienst "in diesem unserem Landes" ausschliesslich privatwirtschaftlich wäre, gäbe ich Dir recht.


    Er ist aber Bestandteil der öffentlichen Daseinsfürsorge.
    Bei den anderen BOS-Diensten fragt ja auch niemand nach der Wirtschaftlichkeit - bei allen Unzulnänglichkeiten stellt niemand den Preis für das Produkt "Sicherheit" in Frage.


    Es braucht beständigen Druck gegenüber Kostenträgern.
    Für diesen Druck benötigt es engagierte ÄLRD, die neben ihrem med. Wissen durchaus auch ein wenig Betriebswirtschaft beherrschen dürfen.
    Dann benötigt es den politischen Rückhalt vor Ort.
    Das klingt banal - sobald aber bspw. der Herr Landrat sowohl Ehrenvorsitzender der Hiorg a-b-c ist als auch im Aufsichtsgremium eines Kostenträgers (Motgliederverwaltung) gibt es schon einen Interessenkonflikt


    Letztendlich braucht es - und sicher gehe ich einigen auf die Nerven, weil ich es immer wieder betone - ein Rettungsdienstgesetz, daß Vorgaben macht, die halbwegs an der Medizin orientiert sind (bspw. Hilfsfristen) als der Aussage dritter.
    Solange es aber Rettungsdienstgesetze gibt, in denen die Position eines ÄLRD entweder gar nicht vorkommt oder seine Zuständigkeit nur schwammig formuliert sind... :pfeif:
    Solange es Rettungsdienstgesetze gibt, die zwölf Minuten und länger als normal und akzeptabel formulieren... :pfeif:


    Übrigens: im benachbarten RD-Bereich (der auch noch HE ist) gibt es eine RW, wo ein Einsatz in 24 Std. schon ein gutes Ergebnis ist.
    Dennoch wurde der Standort niemals in Frage gestellt.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ja, ein Rettungsdienst kann sicher nicht nur wirtschaftlich sein.
    Aber er DARF auch nicht völlig unwirtschaftlich sein.


    Sicher braucht es auch Dornröschenwachen mit einer Tour in 24h, aber zum einen wirst du nur solche Wachen nicht finanziert bekommen (auch nicht wenn ein ÄLRD das fordert (warum eigentlich gerade der?)) und zum anderen reden wir immer von Qualität:
    a) Wie bekommt das Personal dort eigentlich das gewünschte Einsatzaufkommen um Inübhaltung zu betreiben?
    b) Woher kommt eigentlich das (gute) Personal?

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Ich stelle mal eine kühne Behauptung auf:


    Der Patient hat mehr davon fünf Minuten auf gut trainiertes Personal zu warten (ggf. vorher auch First Responder Kontakt) als von wenig geübten Kollegen versorgt und transportiert zu werden.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Auch wenn es nicht gerne gehört wird, Rettungsdienst muss auch wirtschaftlich sein. Überall RTW zu positionieren nur um im Eventualfall (gestürzter Wanderer im Nirgendwo) innerhalb der Hilfsfrist da zu sein, wo sich der RTW aber sonst 364,5 Tage nicht rührt hilft niemandem.


    Zumindest in BW gilt die Hilfsfrist nur für 95% der Fälle. Somit ist das was du schreibst bereits abgedeckt. Allerdings muss diese Grenze auch eingehalten werden. Und genau dieser Wille fehlt z.B. in BW. Meines Wissens nach, sagen die Kostenträger offen heraus, dass sie die NA-Hilfsfrist nicht interessiert und bevor nicht 300-500 RTW Hilfsfristverstöße/Jahr für eine Gegend registriert werden, wird es auch keine neuen Fahrzeuge/Wachen geben.

  • Ich wollte mit diesem Beispiel eigentlich auch nur aufzeigen wieso die Versorgung in einem Landkreis wie MKK leichter/schneller zu gewährleisten ist als in einem dünn besiedelten Kreis.
    Hab da jetzt nicht so genau auf die Zahlen geachtet. ;-)

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Sicherlich hat der MKK von seiner Infrastruktur Vorteile gegenüber anderen Gegenden - in HE und anderswo.


    Ich teile einerseits das Argument der Wirtschaftlichkeit - sehe hier aber auch die potentielle Gefahr, daß aus Wirtschaftlichkeitsgründen Leistungen versagt/eingespart werden, weil dies angeblich nicht finanzierbar ist.
    Dieser Trend hat doch im sozialen Bereich Tradition.
    "Lebensqualität" ist mit Zahlen nicht belegbar- und deswegen bekommen bspw. auch hochbetagte Menschen noch ihre TEP und 500g-Frühchen werden trotz des Risikos lebenslanger Behinderung hochgepäppelt.
    Wirtschaftlich ist beides nicht - denn die Kosten werden vmtl. niemals mehr reingeholt.


    Artikel 2, Abs. 2 GG regelt es ganz allgemein.
    Ich finde es auch gut so, denn so entsteht erst gar nicht die Möglichkeit von Einschränkungen.
    Das dennoch immer wieder mit unterschiedlicher Argumentation von unterschiedlichen Gruppierungen versucht wird, eine "Aber-Lösung" zu erreichen, ist in Ordnung.
    Das verfassungsrechtliche Grenzen existieren, ebenso.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ja, aber für die Versorgung von Frühchen und TEPs bei älteren Menschen werden keine neuen Kliniken gebaut.
    Um präklinisch allen Bürgern dieselben Chancen zu bieten bedarf es etlicher neuer Fahrzeuge, Stellen und Wachen.


    Was du mir mit dem Verweis auf Art.2 GG sagen willst ist mir allerdings nicht ganz klar?

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • (2)
    Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.


    So heisst es da.
    Die Eingriffe in diese Rechte erfolgen bspw. aufgrund der unterschiedlichen Rettungsdienstgesetze, die individuelle Grundlagen schaffen.
    Dabei stellt sich die Frage, inwiefern es möglich bzw. sinnvoll ist, die Bandbreite der Regelungen so weit zu fassen.


    Das es regionale Unterschiede gibt, ist mir bewusst.
    So ist die Erreichbarkeit eines Maximalversorgers von Hiddensee oder Helgoland halt nicht so toll.
    Im Rahmen der Möglichkeiten wird versucht, zu kompensieren.
    Andererseits erschliesst sich mir nicht, warum der Ballungsraum Stuttgart anders geregelt ist wie der Ballungsraum Frankfurt.


    Gesetze werden heutzutage ja maßgeblich von Lobbygruppen beeinflusst, teilweise sogar vorformuliert.
    In der Vergangenheit war es die Lobbygruppe der Ärzte, die nicht nur im rettungsdienstlichen Bereich Einfluss genommen hat.
    Mit der Schaffung des Berufsbildes "Notfallsanitäter" sehe ich durchaus mittel- bis langfristig die Möglichkeit der Einflussnahme dieser Berufsgruppe.
    Dazu bedarf es natürlich der Organisation, dem Stimmengewicht - vorher sind alle noch so berechtigten Forderungen in den Wind geschrieben.


    Bzgl. der von mir beschriebenen Bsp. mit TEP bzw. Frühchen:
    hier kann vmtl. ziemlich genau mit Zahlen belegt werden, welcher Personal- und Kostenbedarf entstanden ist (der dann auch gehalten werden soll), um die bd. Patientengruppen zu versorgen.
    Was letztendlich "wirtschaftlich" ist, wird auch immer eine Frage der Ethik sein - denn die Frage lautet ja: "lohnt" sich das ?-(

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zitat

    Ich stelle mal eine kühne Behauptung auf:


    Der Patient hat mehr davon fünf Minuten auf gut trainiertes Personal zu warten (ggf. vorher auch First Responder Kontakt) als von wenig geübten Kollegen versorgt und transportiert zu werden.



    Das wäre auch die Philosophy in King County Seattle. Viele BLS Einheiten, ein paar wenige sehr gute ALS Einheiten.



    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich stelle mal eine kühne Behauptung auf:


    Der Patient hat mehr davon fünf Minuten auf gut trainiertes Personal zu warten (ggf. vorher auch First Responder Kontakt) als von wenig geübten Kollegen versorgt und transportiert zu werden.

    Diese Behauptung ist nicht kühn, sondern ein sehr interessantes Konzept, welches in verschiedenen Regionen dieses Planeten zu einer sehr guten Ergebnisqualität bei Indikationen des First Hour Quintets führt und das bei einem realistischen Kostenrahmen.


    Als europäischen Beispiel sei hier das Tessin genannt, welches alleine schon aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung, aber auch aus topographischer Sicht, nicht die einfachsten Voraussetzungen für die Gestaltung eines finanzierbaren high performance Systems hat.

  • Matt ist wieder da! :-)


    Ich hatte das ganze als "kühn" bezeichnet da hier in Deutschland viele solche Ideen sicher als absurd abtun würden.
    Oder als Schwachsinn der eh nur in den USA oder auf jeden Fall niemals nie nicht in Deutschland funktioniert.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Nur eine Anmerkung zu den Hilfsfristen, die sicherlich in ganz Deutschland in ihrer aktuellen Form nicht eindeutig medizinisch zu begründen sind: Die Hilfsfristen gelten für Orte, die über eine öffentlich zugängliche Straße zu erreichen sind. Daher ist der notleidende Wanderer mitten im Nirgendwo nicht mit einzuberechnen.

  • Herrgott... dann:


    streiche: Wanderer im Nirgendwo
    setze: Rentner im 4 Seelen Kuhdorf an der Grenze zwischen Niedersachsen und NRW


    Besser? :cool_1:


    Memo an mich: Beispiele zur Veranschaulichung vorher durch Rechtsberater absegnen lassen :scare:

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Vieles lässt sich erfolgreich organisieren, wenn es darum geht nicht anders abstellbare Mängel zu kompensieren.


    Aber:
    First-Responder- bzw. Helfer-vor-Ort-Einheiten dienen nach meinen Erkenntnissen dazu, ein therapiefreies Intervall zu verkürzen.
    Sie dienen NICHT dazu, mehr oder weniger regelmässige Unterbesetzungen im RD auszugleichen.
    Für mich ist es -trotz der unterschiedlichen Rettungsdienstgesetzgebungen- ein eklatanter Mangel, wenn bspw. der sehr ländliche Odenwald in HE anders dasteht als ein x-y-Seelennest in der Eifel.


    Das es nie möglich sein wird, in allen Regionen den gleichen Standard zu schaffen, ist mir bewusst.
    Es geht mir bspw. nicht darum, auf der Zugspitze eine Rettungswache einzufordern.
    Die Bevölkerung selbst weiss durchaus, daß sie bspw. in einer strukturschwachen Gegend lebt oder in einam Ballungsraum.
    Wenn hier bd. Extreme dennoch länderspezifisch grosse Unterschiede aufweisen, ist das ein Versäumnis der Politik, kräftig vernebelt durch unterschiedliche Interessenverbände.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?