Mannheim: Rotes Kreuz startet Pilotprojekt / Spezielle App alarmiert automatisch Ersthelfer in der Nähe

  • Zitat

    ""Zeit ist Hirn!", mahnt Dr. Heiner Krieter nachdrücklich. Je schneller bei einem Herzstillstand geholfen wird, umso weniger Folgeschäden bleiben. Daher hat der Kreisverbandsarzt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) jetzt das Pilotprojekt "Flashresponder" gestartet. Wer diese App auf seinem Handy geladen hat und den Notrufknopf drückt, erreicht nicht nur automatisch die Rettungsleitstelle. Gleichzeitig werden alle in der Nähe des Notfallorts befindlichen Ersthelfer über den Notfall informiert."


    Quelle und ausführlicher Artikel: http://www.morgenweb.de/mannhe…-herzstillstand-1.1785354

  • Zitat

    Als Helfer registriert werden nur Mitglieder des DRK-Kreisverbands, die eine Ausbildung in Erster Hilfe einschließlich der Anwendung eines AED haben.


    ob sich das lohnt? da würde ich die wahrscheinlichkeit, dass bei einem kreislaufstillstand im supermarkt einer von denen zufällig anwesend ist, eher als bescheiden einschätzen.


    Zitat

    "Der Ersthelfer hat keine Garantenstellung, er muss nicht helfen, er kann nicht belangt werden, wir haben das juristisch prüfen lassen"


    und da wäre ich mir auch nicht so sicher. wenn mein handy mir sagt, dass hundert meter von mir entfernt jemand einen kreislaufstillstand erleidet, muss ich schon eine andere wichtige pflicht haben, um nicht helfen zu müssen. dass ich mein omelett denver nicht kaltwerden lassen will, dürfte da nicht ausreichen.


    PS:


    grundsätzlich finde ich das projekt übrigens ziemlich gut.

  • Finde ich richtig gut.


    Wenn es so etwas in meiner Gegend gäbe würde ich mich sofort registrieren.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Wieso nur DRK-geschulte mitmachen dürgen muss man aber nicht wirklich verstehen.


    Ob das vielleicht auch was mit Datenschutz zu tun haben könnte?

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  • Zitat
    Als Helfer registriert werden nur Mitglieder des DRK-Kreisverbands, die eine Ausbildung in Erster Hilfe einschließlich der Anwendung eines AED haben.



    ob sich das lohnt? da würde ich die wahrscheinlichkeit, dass bei einem kreislaufstillstand im supermarkt einer von denen zufällig anwesend ist, eher als bescheiden einschätzen.


    Irgendwo muss man mal anfangen so ein System zu testen. Und wenn man das zunächst auf (ausgebildete!) DRK-Mitglieder beschränkt, hat man sich viele (potentielle) Probleme vom Hals geschaffen, da man über Ihren Ausbildungsstatus Bescheid weiß, bzw. diesen verantworten kann und muss. Auch hat man einen ganz guten Einblick ob das Führungszeugnis sauber ist und zum Thema Datenschutz wurde der Helfer mit Sicherheit auch schon diverse Male unterrichtet, verpflichtet, usw.


    Auch wenn bei der Vorstellung vergangenen Freitag der Fokus nicht auf dieser Frage lag, hatte ich Heiner Krieter durchaus so verstanden, dass man gedenkt den "Retterkreis" erheblich auszuweiten, wenn das System tatsächlich läuft und funktioniert. (Und vielleicht wenigstens ein positiven Musterfall retten konnte)

  • hast du meinen nächsten beitrag gelesen? übrigens gehst du nicht auf meinen einwand der mangelnden statistischen wahrscheinlichkeit ein, dass einer der bisher registrierten gruppe innerhalb endlicher zeit in der nähe eines realen notfalles alarmiert wird. ich weiß allerdings auch nicht, wieviele menschen dieser personenkreis umfasst. schlechtmachen wollte ich das projekt aber auf keinen fall - im gegenteil, wie ich ja schon schrieb, finde ich es gut. ich würde mich auch registrieren lassen.

  • Wieso nur DRK-geschulte mitmachen dürgen muss man aber nicht wirklich verstehen.


    Naja, wenn du der Projektverantwortliche bist, der dafür sorgt dass künftig registrierte Personen detaillierte Informationen zu Notfällen bekommen, dann würdest du dir vielleicht auch Gedanken machen, wo man Grenzen ziehen muss, um dass alles kontrollieren zu könnnen.
    Momentan gibt es 2 Voraussetzungen
    1) in Reanimation geschult, wenn nicht: kurzfristige Nachschulung um Einsatzfähigkeit zu erlagen
    2) Mitgliedschaft DRK KV MA
    Zumindest der zweite Teil dürfte mittelfristig wegfallen.

  • hast du meinen nächsten beitrag gelesen? übrigens gehst du nicht auf meinen einwand der mangelnden statistischen wahrscheinlichkeit ein, dass einer der bisher registrierten gruppe innerhalb endlicher zeit in der nähe eines realen notfalles alarmiert wird. ich weiß allerdings auch nicht, wieviele menschen dieser personenkreis umfasst.


    Ich bin auch nur einfacher Nutzer und teile deine Bedenken in dieser Frage. Wie viele es sind, ist mir momentan nicht bekannt, es soll sich aber bereits um eine dreistellung Zahl an Registrierungen handeln. An meinem aktuellen Standort (Bergstraßengemeinde) wären für einen Notfall beispielsweise in genau diesem Moment im Umkreis von 1000m 5 Helfer (inkl. mir) theoretisch verfügbar.


    Letztlich würde es aber auch schon reichen nur 10 der zu erwartenden 2000 Herztodkandiaten zu retten und anhand eines Vergleiches von Outcome und Qualität den Nutzen zu belegen um dass das System dann richtig breit auszurollen.

  • Jetzt müsste das DRK Mannheim genauso progressiv sein, wenn es um die Entwicklung des Bereichsplans geht. Da könnte man auch noch ein oder zwei Leben retten.

  • und da wäre ich mir auch nicht so sicher. wenn mein handy mir sagt, dass hundert meter von mir entfernt jemand einen kreislaufstillstand erleidet, muss ich schon eine andere wichtige pflicht haben, um nicht helfen zu müssen. dass ich mein omelett denver nicht kaltwerden lassen will, dürfte da nicht ausreichen.


    Da bin ich ganz bei Dir.


    Die erste Aussage - wer sich an dem System beteiligt, hat dadurch keine Garantenstellung - halte ich für richtig.
    Der Schluss daraus, die zweite Aussage, ist aber falsch, weil unvollständig: zwar scheiden Unterlassungsdelikte aus, aber eben nicht die Strafbarkeit wegen unterlassener Hilfeleistung. Und wer erfährt, wie auch immer, dass seine Hilfe bei einem Unglücksfall notwendig ist, der muss sie auch leisten, es sei denn, persönliche Gefährdung oder andere, gleich wichtige Pflichten halten ihn davon ab. Letzteres dürfte in diesen Konstellationen nur sehr selten einschlägig sein.


    Grüße,
    -thh

  • Selbstverständlich. Und einen richtigen Notfallrucksack. Mit Blaulicht.

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  • In den Niederlanden gibt es so ein System schon ziemlich lange.
    Die App heißt Heartveilig wonen, und Mitarbeiter von Rettungsdiensten,
    Ärzte, Krankenpflege usw können sich dort registrieren.
    Die Vorgehensweise entspricht in etwa dem aus Mannheim.


    Wie erfolgreich das Projekt ist, müsste ich mal eruieren. :help: :help:

  • Verstehe ich das richtig, dass auch der "Notrufende" in Mannheim die App haben muss?


    Im Kreis Gütersloh gibt es das Projekt "Mobile Retter ", allerdings werden die Ersthelfer dabei direkt über die Leitstelle alarmiert. Die Erfahrungen sind wohl bisher durchweg positiv, auch wenn sich natürlich erst mal einspielen musste, dass die Leitstelle bei entsprechenden Meldungen zusätzlich auf den Ersthelfer-Knopf drückt und ähnliches. Registrieren kann sich übrigens jeder mit medizinischen Vorkenntnissen, also Personal von RD, BF, Krankenhäusern oder auch niedergelassene Ärzte.

  • Verstehe ich das richtig, dass auch der "Notrufende" in Mannheim die App haben muss?


    Im Kreis Gütersloh gibt es das Projekt "Mobile Retter ", allerdings werden die Ersthelfer dabei direkt über die Leitstelle alarmiert. Die Erfahrungen sind wohl bisher durchweg positiv, auch wenn sich natürlich erst mal einspielen musste, dass die Leitstelle bei entsprechenden Meldungen zusätzlich auf den Ersthelfer-Knopf drückt und ähnliches. Registrieren kann sich übrigens jeder mit medizinischen Vorkenntnissen, also Personal von RD, BF, Krankenhäusern oder auch niedergelassene Ärzte.


    Bislang gibt es aber leider nur eine App für iPhone, oder? Zumindest kann ich keine für Android finden.

  • "Lebensretter"-Apps:


    - Mobile Retter App (Deutschland)


    - Momentum (Schweiz und andere Länder)


    - First AED (Dänemark und andere Länder) (Posterpräsentation )


    - Pulsepoint (USA)



    Generell kann man sagen, dass diese Technologien funktionieren und auch das primäre Ziel, schnell einen Helfer vor Ort zu haben, erfolgreich unterstützen.


    Um eine Aussage hinsichtlich des Outcomes treffen zu können, muss man die entsprechenden Studienergebnisse abwarten.


    Den Ansatz in Mannheim finde ich spannend, da er sich von den anderen unterscheidet.
    Allerdings sehe ich auch gewisse Probleme, die ich aber erst bewerten kann, wenn mehr zu der App bekannt wird.

  • Das Problem ist, wie so oft in Deutschland, der Datenschutz. So wie ich das verstehe wird hier, im Gegensatz zum niederländischen Projekt, nicht durch die Leitstelle alarmiert, sondern durch einen zufällig anwesenden Zeugen, der diese App auf dem Handy hat. Die App löst dann den Alarm bei den registrierten Helfern und parallel einen Notruf in der Leitstelle aus. Damit für Patienten ein Benefit entsteht müsste die App also eine hohe Verbreitung in der "Normalbevölkerung" erreichen. Dummerweise ist die Generation der hauptsächlich betroffenen jetzt auch nicht so wahnsinnig Smartphone-affin, insofern fürchte ich, dass dieses Projekt bis auf gute PR für den DRK KV wenig bis nichts bringen wird.


    In Aachen gibt es das Projekt EMuRgency, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine ähnlich wie in Teilen der Niederlande praktizierte Alarmierung von registrierten Ersthelfern über die Leitstelle auch im Aachener Raum umzusetzen. Technisch wäre das kein großes Problem, in den Niederlanden läuft es wie gesagt auch schon, man rechnet aber nicht mit einer zeitnahen Einführung in Deutschland - aufgrund der angesprochenen rechtlichen Problematik.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.