Verunfalltes Auto mit Gastank explodiert, mehrere Helfer zum Teil schwer verletzt

  • Ein PKW kam im Kreis Segeberg von der Straße ab und prallte gegen einen Baum - während der Rettungsarbeiten explodierte ein Gastank im PKW, der Fahrer starb, mehrere Feuerwehrleute wurden verletzt.


    Quelle:
    http://www.ln-online.de/Lokale…e-Feuerwehrleute-verletzt

  • Nunja, erst mal Gute Besserung an alle Einsatzkräfte, hoffentlich geht das glimpflich für alle aus. Das Problem mit den Gastanks ist ja nicht ganz unbekannt, aber soweit ich weiß ist dies einer der ersten "öffentlichen" Fälle in Deutschland. Ich war vor einiger Zeit mal im Rahmen der Vorbereitung einer Fortbildung bei einem großen schwäbischen Autobauer, um dort ein paar Informationen über das Thema zu erhalten. Da das allerdings leider schon ein paar Jahre zurückliegt die Frage an die Feuerwehrler: Gibt es klare Zeichen, anhand derer man erkennen kann, dass da eine Bombe vor einem steht, und nicht ein normaler "Diesel" oder "Benziner"?


    An sich sollen die Tanks ja einer recht großen mechanischen Belastung standhalten, und die große Gefahr besteht eigentlich nur bei einem wirklich brennenden Fahrzeug und einem zudem defekten Tank. Dazu gab es ja beispielsweise nach einem Unfall auch schon den Hinweis "während dem Betanken eines Gasautos nicht rauchen..."

  • die Frage an die Feuerwehrler: Gibt es klare Zeichen, anhand derer man erkennen kann, dass da eine Bombe vor einem steht, und nicht ein normaler "Diesel" oder "Benziner"?


    An sich sollen die Tanks ja einer recht großen mechanischen Belastung standhalten, und die große Gefahr besteht eigentlich nur bei einem wirklich brennenden Fahrzeug und einem zudem defekten Tank. Dazu gab es ja beispielsweise nach einem Unfall auch schon den Hinweis "während dem Betanken eines Gasautos nicht rauchen..."


    Nein. Bzw. Jein. Oder nur bedingt.
    Einige Fahrzeuge haben einen Extra-Befüllanschluss im Bereich der hinteren Stoßstange.
    Viele aber auch (meiner z. B.) verborgen hinter der Tankklappe.


    Eine andere Möglichkeit wäre beim Öffnen der Motorhaube (wenn es denn überhaupt geht) Ausschau nach offensichtlich verbauten Zusatzteilen zu halten.


    Ich hatte mal eine FoBi bei einem Autogas-Einbauer der gesagt hat, dass die Tanks bei Beschädigung/Überdruck abblasen bevor sie explodieren. Klappt augenscheinlich nicht immer.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

    Einmal editiert, zuletzt von GuyFawkes () aus folgendem Grund: "Jein" muss weg.

  • Ich hatte mal eine FoBi bei einem Autogas-Einbauer der gesagt hat, dass die Tanks bei Beschädigung/Überdruck abblasen bevor sie explodieren.


    Ich bin kein Techniker, aber wenn dieser Mechanismus zum Beispiel in seltenen Fällen durch den Unfall zerstört ist, kann ich mir das mit meinem Laienverständnis schon vorstellen.

  • Soweit ich das von damals noch weiß, haben die Tanks mehrere unabhängige "Notventile", die bei einem Druck von ca. 40bar "abblasen", der normale Füllungsdruck soll deutlich darunter liegen.

  • Ich bin kein Fachmann, hab aber beim Enbau bei unserem Auto mich damit beschäftigt und mir das erklären bzw. zeigen lassen. Auch solche Fragen wie "habe ich jetzt eine rollende Bombe unterm Ar***" hab ich gestellt. Grundsätzlich unterscheiden muss man noch zwischen Autogas, also Propan/Butan-Mix welcher auch LPG genannt wird und Erdgas. Ich habe LPG
    Wie GuyFawkes schon schrieb kann man es von Außen nicht unbedingt erkennen. Auch die Umbauten am Motor sind für einen Laien auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar. Es reicht nicht mal einen Automotor gesehen zu haben, sondern - zumindest bei meinem - muss man sich schon was damit auskennen. Wenn gewünscht kann ich ma gucken ob ich davon Fotos hier rein bekomme.
    Die Tanks sind mit mehreren Ventilen an verschiedenen Stellen gesichert und blasen notfalls ab. Im Tank, welcher meist in der Reserveradmulde verbaut wird, wird zusätzlicher Platz freigehalten für evtle. Druckschwankungen. Das bedeutet, dass ein 54l Tank nur mit ca. 44l betankt werden kann. Die Tankwand beträgt ca. 5mm, da braucht man also auch noch einiges an Kraft. Bei einem Loch verhält sich der Tank ähnlich wie eine Spraydose. Zudem ist das Gas, dank des Druckes im Tank sehr kalt. Auf meine Frage wie es denn, da der Tank ja nicht mit verschlossen wird, aussieht wenn einer meint mein GAs klauen zu wollen kam nur ein: "Soll er versuchen. Ist extrem aufwendig und mit -43°C auch ne recht kalte Angelegenheit." Für mich ist daher nicht wirklich erklärlich wie ein abgerissener Tank plötzlich explodieren kann. Nach meinem Verständnis müsste der Abgasungsstrahl, selbst wenn er Feuer fängt, sich eben verhalten wie bei einer angezündeten Spraydose und das sollte man eigentlich mitbekommen können.

  • Ein erster Gedanke war, ohne alle Fakten zu kennen, dass die Rettungsarbeiten der Feuerwehr selbst, z.B. durch Manipulation mit technischen Gerät, die Explosion ausgelöst hat. Am Gassystem selbst oder bereits ausströmendes Gas durch Funkenflug. Hören tut man das bei der Geräuschkulisse an der Einsatzstelle nicht unbedingt!


    Ausströmendes Gas über das Notventil habe ich bei einem Verkehrsunfall selbst schon mal erlebt (Auffahrunfall auf einer mehrspurigen Schnellstraße mit Megastau).


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Beim explodierten Fahrzeug handelt es sich um ein LPG-Fahrzeug, also dem Umbau den Monschi beschreibt.
    Der Radmuldentank beweist das. Erdgasfahrzeuge (CNG) sind ab Werk umgebaut (auch innermotorische Änderungen nötig) und haben Gasflaschenähnliche Tanks im oder am Unterboden (Drücke bis 200bar).


    Augenscheinlich ist der Tank auf Grund Überdruck explodiert und Gas nicht nur verpufft, ein "Zurückbrennen" in den Tank ist nahezu ausgeschlossen, da das Gas viel schneller Austritt als verbrennt (ein Gasgrillunfall gibt ja auch "nur" Verpuffungen aussenrum, aber kein Bersten der Gasflaschen).
    Warum die Abblaseinrichtung versagt haben ist nicht zu beurteilen, beim "Geiz ist geil"-Wahn mancher Autofahrer würde mich auch ein Fehler beim Einbau nicht wundern. Die Prüfung solcher Anlagen erfolgt durch TÜV oder Werkstatt alle zwei Jahre, allerdings wird hier nur eine Sichtprüfung und Lecksuche gemacht. Eine gesonderte Tankprüfung nach 10 Jahren ist mittlerweile nicht mehr durchgängig vorgesehen.

  • Nun wir können hier eine Menge vermuten. Fakt ist, da ist mächtig was schief gelaufen.
    Ich gehe schwer davon aus, das hier eine ordentliche Untersuchung folgen wird und man den Sachverhalt aufklären wird.


    Technik ist eben nur so gut, solange sie funktioniert. Sicherheitseinrichtungen hin oder her, wenn ich mit meinem Auto frontal gegen einen Baum fahre, kann man nicht erwarten, das dann alles so bleibt wie es vorher war.

  • Vermutet ja auch keiner was. Und aufgeklärt wird das sicher in irgendeiner Form, da haben sicher einige Interesse daran, sicher auch Firmen und Autofahrerverbände.
    Gibt auch genügend Länder in denen etliche Gasfahrzeuge und Wohnwagen ohne Gasanlagenprüfung seit Jahren fahren. Deutschland ist in Sachen LPG immernoch nicht vorne mit dabei.


    Der Technik vertraue ich in der Hinsicht aber mehr, als den meisten, die sie prüfen und verbauen. Im Insignia meines Vaters mit LPG habe ich auch nie einen Gedanken an die Sicherheit der Gasanlage verschwendet.

  • Ich hatte mal eine FoBi bei einem Autogas-Einbauer der gesagt hat, dass die Tanks bei Beschädigung/Überdruck abblasen bevor sie explodieren.


    Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine sog. Berstscheibe, dies gibt es auch bei Druckgasflaschen. Diese ist im Ventil untergebracht und soll sich beim Erreichen eines Drucklimits (unterhalb des Flaschenberstdrucks) zerstören und so den Flascheninhalt kontrolliert ablassen. Das Problem bleibt natürlich eine Zerstörung der Flasche durch plötzlich von Aussen einwirkende Kraft.
    Oder war vielleicht gemeint, dass die Flaschen aufplatzen anstatt zu zersplittern ?

  • Es sind imho federbelastete Druckventile, die bei einem knappen Drittel des Tankprüfdruckes abblassen sollten.
    In den meisten Fällen am Tankentnahmeventil direkt mit angebracht. Eine Berstscheibe als sekundärer Schutzmechanismus ist mir noch nicht aufgefallen.

  • Beim explodierten Fahrzeug handelt es sich um ein LPG-Fahrzeug, also dem Umbau den Monschi beschreibt.

    Richtig. Bei der Überschrift hab ich allerdings auch erstmal an "gewolltes" Austreten des Gases gedacht, also Ansprechen der Sicherheitseinrichtung gegen Überdruck.

    Zitat

    Der Radmuldentank beweist das. Erdgasfahrzeuge (CNG) sind ab Werk umgebaut (auch innermotorische Änderungen nötig) und haben Gasflaschenähnliche Tanks im oder am Unterboden (Drücke bis 200bar).

    Ja, über'n Daumen ist das so. Nachträgliche Erdgasumbauten sind selten, bei einigermaßen aktuellen Fahrzeugen hab ich noch keinen gesehen.

    Zitat

    Warum die Abblaseinrichtung versagt haben ist nicht zu beurteilen, beim "Geiz ist geil"-Wahn mancher Autofahrer würde mich auch ein Fehler beim Einbau nicht wundern.

    Könnte sein, aber an den einzelnen Bauteilen kann man ja eigentlich nix falsch machen. Mistig einbauen, okay, aber ein Multiventil ausm Regal ist ein Multiventil ausm Regal, sollte also funktionieren. Allerdings geb ich dir Recht mit der Vermutung, dass viele der nachgerüsteten Anlagen grottenschlecht eingebaut sind.

    Zitat

    Die Prüfung solcher Anlagen erfolgt durch TÜV oder Werkstatt alle zwei Jahre, allerdings wird hier nur eine Sichtprüfung und Lecksuche gemacht.

    Sichtprüfung (die durchaus mehr als nur mal eben hingucken ist), Funktionsprüfung, Dichtheitsprüfung. Die Auslösegrenze einer Sicherheitseinrichtung kann man in dem Zusammenhang natürlich nicht prüfen. Und das macht übrigens nicht nur der Tüff. ;-)

    Zitat

    Eine gesonderte Tankprüfung nach 10 Jahren ist mittlerweile nicht mehr durchgängig vorgesehen.

    Ja, wundert mich. Bin neulich bei einem Fiat Multipla darüber gestolpert, dass ab Euro3 die Prüffristen für die Tanks hochgesetzt wurden.
    Find ich mutig, wenn man bedenkt, dass Opel und VW schon bei nahezu fabrikneuen Fahrzeugen per Rückrufaktion die Tanks tauschen (Korrosionsproblem, Explosionsgefahr, allerdings bei CNG).

    Gibt auch genügend Länder in denen etliche Gasfahrzeuge und Wohnwagen ohne Gasanlagenprüfung seit Jahren fahren. Deutschland ist in Sachen LPG immernoch nicht vorne mit dabei.

    Bei Wohnwagen ist keine Gasanlagenprüfung vorgeschrieben, bei Wohnmobilen mit Verbindung von Fahrer- und Wohnbereich schon.

    Zitat

    Der Technik vertraue ich in der Hinsicht aber mehr, als den meisten, die sie prüfen und verbauen.

    Stimm ich zu.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Frage an die Feuerwehrler: Gibt es klare Zeichen, anhand derer man erkennen kann, dass da eine Bombe vor einem steht, und nicht ein normaler "Diesel" oder "Benziner"?

    Bin zwar kein Feuerwehrmensch, aber ich antworte trotzdem mal:
    Schwierig. Bei Nachrüstungen muss man eigentlich gezielt danach suchen: Füllanschluss irgendwo im Heckbereich (Stoßfänger, Seitenwand, unter Tankklappe, ...), Bedienteil in der Nähe des Fahrerplatzes (i.d.R. kleiner Kasten mit LEDs und ner Taste, Herstellerlogo drauf), ansonsten nur die Bauteile im Motorraum oder eben der Gastank, der aber auch wenig offensichtlich verbaut sein kann. Für nen Laien wirklich nicht auf Anhieb und mit Sicherheit zu erkennen.
    Bei Autos mit Gasantrieb ab Werk isses etwas einfacher, da findet sich oft ein "verräterischer" Schriftzug am Heck (EcoFuel bei Volkswagen, g-tron bei Audi, flexifuel bei Ford, ....).
    Alles weitere ist dann schon sehr speziell. Nen VW Caddy in der Erdgasversion erkennt man beispielsweise am quer eingebauten Endschalldämpfer.

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