Mannheim: Gutachten belegt Defizite bei der Notfallmedizin / Konsequenzen noch umstritten

  • Zitat

    "Dem Rettungsdienst in Mannheim fehlen Fahrzeuge und Personal. Daher kann er immer öfter die Hilfsfrist nicht oder nur unter großen Problemen einhalten. Zu diesem Ergebnis kommt das "Strukturgutachten der Notfallrettung und der Notärztlichen Versorgung" vom Juli, das dem "MM" jetzt vorliegt. Die Gutachter fordern einen zusätzlichen, dritten Notarzt für Mannheim und weitere Rettungswagen. Über die Konsequenzen aus dem Papier gibt es hinter den Kulissen einen großen Streit."



    Quelle und vollständiger Artikel: Mannheimer Morgen (Onlineausgabe)

  • Selbstverwaltung Bereichsausschuß...
    Hier gehört jedes Mitglied sofort verhaftet und wegen unterlassener Hilfeleistung verklagt.
    Ein Gutachten hat die Aufgabe Defizite aufzuzeigen und die Einhaltung rechtlicher Vorgaben zu ermöglichen. Wie können jetzt die Krankenkassen anstatt den geforderten 75TSD Stunden nur 34TSD für gut heißen? Für was hat man dann ein Gutachten erstellt wenn es unwissenden in Verwaltungspositionen sowieso besser wissen?
    Wo ist hier die Aufsicht über den Rettungsdienst?
    Liebes Innenministerium, liebe SQR-BW, kommt eure Aufgaben nach und hinterfragt mal die Arbeit der Bereichsausschüsse....

  • Ich glaube, ich finde den Teil noch bedenklicher:


    Zitat

    "...die Rettungsorganisationen plädieren für einen Kompromiss von 45 270 Stunden."


    Welchen plausiblen Grund sollte es geben, bei der Einhaltung von Gesetzen (Hilfsfrist) Kompromisse anzubieten?

  • Selbstverwaltung Bereichsausschuß...
    Hier gehört jedes Mitglied sofort verhaftet und wegen unterlassener Hilfeleistung verklagt.


    Ein bisschen mehr Zurückhaltung schadet sicher nicht, auch wenn man sich ärgert.


    Nachdem der MM zumindest für NRW falsche Angaben zur Hilfsfrist macht (im Erläuterungskasten), und da gegenüber Presseberichterstattung immer eine gewisse Vorsicht angebracht ist (erst recht, wenn es um "umkämpfte" Fragen angeht, bei denen sich ein Journalist gerne mal instrumentalisieren lässt, ohne es zu merken), wäre ich doch erst einmal langsamer in der Beurteilung...


    Und ohne das Gutachten zu kennen, kann man natürlich wenig dazu sagen. Außer, dass ein Gutachter prinzipiell erst einmal nichts "fordern" sollte. Dafür ist er nicht da, und mir käme eine solche Wortwahl wenig sachlich vor.

  • Ich glaube, ich finde den Teil noch bedenklicher:



    Welchen plausiblen Grund sollte es geben, bei der Einhaltung von Gesetzen (Hilfsfrist) Kompromisse anzubieten?


    Na ja - da auch die übrigen Beteiligten die betreffenden Gesetze kennen werden, wundert man sich schon (ohne damit Partei zu ergreifen), wie die Einschätzungen um mehr als das Doppelte voneinander abweichen können. Was im MM geschildert wird (Notarzt kommt aus der Nachbarstadt), muss ja nicht automatisch ein Gesetzesverstoß sein.

  • Und das schlimme ist, ich habe keine Idee welche Partei man wählen könnte die in der Lage wäre diesen Zustand zu ändern. Die einen haben diesen Mist verbockt und die anderen lassen es mehr oder weniger wie es ist. Wie viel Beweise braucht man eigentlich noch dass der Quatsch mit der Selbstverwaltung nicht funktioniert?

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Na ja - da auch die übrigen Beteiligten die betreffenden Gesetze kennen werden, wundert man sich schon (ohne damit Partei zu ergreifen), wie die Einschätzungen um mehr als das Doppelte voneinander abweichen können. Was im MM geschildert wird (Notarzt kommt aus der Nachbarstadt), muss ja nicht automatisch ein Gesetzesverstoß sein.


    Ich kenne die Situation vor Ort einigermaßen gut. Die Grundaussage des Artikels ist richtig, und die ist, dass die Kostenträger gerne diktieren möchten, wie viel (/wenig) eines im Gutachten aufgezeigten Defizits behoben wird. Die Leistungserbringer neigen dazu, sich dabei gewohnheitsmäßig über den Tisch ziehen zu lassen. Fairerweise muss man sagen, dass ihnen in der absurden Konstruktion der Bereichsausschüsse auch kaum andere Optionen bleiben - außer dem Weg in die Öffentlichkeit.
    Immerhin gibt es in Mannheim seit kurzem eine Entwicklung dahingehend, dass die Kommune beginnt, sich für den Rettungsdienst und die bestehenden Defizite zu interessieren und sich offensiv zu positionien. Da darf man mit Recht gespannt sein, was sich in Bezug auf den thematisierten Aspekt noch tut. Das letzte Wort ist da wohl noch nicht gesprochen.


    J.

  • Noch ein Kommentar aus dem "Mannheimer Morgen" zum Thema: https://www.morgenweb.de/mannh…e-hilfeleistung-1.1885431


    Daraus:


    Zitat

    "Die Konsequenz? Bisher keine. Was die Gutachter für erforderlich halten, wird nicht umgesetzt. Allenfalls kleinere Korrekturen wollen die Krankenkassen zugestehen, und das auch erst 2015. Auch die Rettungsorganisationen geben sich - merkwürdigerweise - mit weniger zufrieden, als der Gutachter anmahnt."

  • Ein Gutachten fänd ich noch spannend: wie effizient wird der NA denn eingesetzt?



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Mich interessierst ehrlich, da war auch keine Spitze bei.


    Vor allem ein Vergleich wäre dann spannend. Aber ich baue schon wieder Luftschlösser...



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Das ist ganz schön viel.

    Aber nicht ungewöhnlich. Verhält sich in nicht wenigen Rettungsdienstbereichen der Republik ähnlich.
    Spannend finde ich eher wenn 60% aller Notfalleinsätze mit NA alarmiert werden. Aber um es klar zu stellen, dies trifft NICHT auf MA zu.

  • Ein Gutachten fänd ich noch spannend: wie effizient wird der NA denn eingesetzt?



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    Die Frage ist: Woran willst Du dass festmachen? An der NACA-Einstufung? An der Zahl der Nachforderungen? Retrospektiv anhand der Diagnose der Klinik? ...?
    Wir haben bei uns schon einiges durchprobiert, aber so richtig valide ist davon nichts. Am ehesten bekommt man noch einen Eindruck, wenn man mehrere Faktoren berücksichtigt und dann deren Entwicklung über mehrere Jahre verfolgt.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • 50% der NA-Einsätze NACA 1 bis 3.


    Und die Daten, die ich aus unterschiedlichen Bereichen kenne, zeigen, dass die Zahl der NACA IV und grösser Einsätze deutlich langsamer zunimmt, als die die Gesamtzahl der NA-Einsätze, soll heissen, NACA 1-3 nimmt deutlich stärker zu, als die Gesamtzahl der Einsätze, wobei es schwer ist, sicher herauszufinden, ob es sich dabei um primäre Alarmierungen oder Nachforderungen handelt. In zwei RD-Bereichen, wo das machbar ist, stehst 70/30 zwischen primärer Alarmierung und Nachforderung.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • man darf auch nicht vergessen, dass zwischen dem notarzt und dem patienten in der regel noch drei weitere instanzen mitspielen: der notrufende angehörige, die leitstelle und der kommunikationsprozess zwischen beiden. ich habe in der letzten zeit vor allem den eindruck, dass die notrufenden zunehmend die situation absichtlich dramatisieren, um zu erreichen, dass die hilfe schneller kommt. manchmal geben diese leute das in erste-hilfe-kursen sogar offen zu. oder war das früher auch schon so?