Mannheim: Gutachten belegt Defizite bei der Notfallmedizin / Konsequenzen noch umstritten

  • Mannheim ist nicht der einzige baden-württembergische RDB, der an einer Landesgrenze liegt.... Und in anderen Gegenden scheint die grenzübergreifende Kooperation zu funktionieren, zu mindest hört man nicht soviel gejammere wie aus Mannheim...


    Aber falls Mannheim eine eigene Leistelle bekommt, dann wird da alles wunderbar werden....

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Das ist halt ein Politikum. Man wird keine Ruhe geben, bis man mehr Einfluss hat. Und das kann ich irgendwo sogar nachvollziehen, wenn Krankenkassen und HiOrg in ihrem eigenen Safte ziehen, man als Kommune keinen Einfluss hat. Ob Rettungsdienst selbst oder auch, wie hier nun, mit der Leitstelle.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Eigentlich ist es ganz einfach: Während RLP und Hessen in den Kommunen Verantwortliche für den Rettungsdienst haben, die auch einen unmittelbaren Zugriff auf den Rettungsdienst haben, gibt es diese in Ba-Wü nicht. Damit wird eine strukturierte Zusammenarbeit extrem erschwert. Denn in MA müssten die Verantwortlichen aus LU und der Bergstraße mit ASB, DRK, JUH und MHD kommunizieren, die jedoch jeweils nur für ihre Organisation zuständig sind. Das Selbstverwaltungsgremium Bereichsausschuss tagt nur zweimal im Jahr und taugt auch als Kommunikationspartner nicht. Schön wäre es z.B. den G-RTW aus LU in eine AAO für MA einzubinden oder gemeinsame Ü-MANV-Konzepte zu entwickeln. Vielleicht könnte man sogar die Einsatzmittelbeschaffung abstimmen (wie z.B. beim Feuerlöschboot). Das ist aber aufgrund der nicht kompatiblen Strukturen de facto nicht möglich.

  • Also irgendwie kann ich das nicht ganz verstehen. Ich frage mich, wie man das dann in anderen Grenzregionen in BaWü, dort gibt es auch eine Zusammenarbeit.
    Das was du schilderst hat für mich dann eher den Anschein, als sei es nicht gewollt, denn für solche Verhandlungen bedarf es nicht zwingend eine Behörde.
    Und gerade in NRW sieht man, dass nur weil der Träger die Kreise bzw. Städte sind, nicht zwingend eine Zusammenarbeit erfolgt.

  • Vielleicht sollte BaWü einfach mal aus dem Quack kommen und einsehen, dass die Verantwortlichkeit in die Hände der Kreise gehört, so wie das im restlichen Deutschland den normalen Alltag darstellt. :mad_1:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.


  • Also irgendwie kann ich das nicht ganz verstehen. Ich frage mich, wie man das dann in anderen Grenzregionen in BaWü, dort gibt es auch eine Zusammenarbeit.
    Das was du schilderst hat für mich dann eher den Anschein, als sei es nicht gewollt, denn für solche Verhandlungen bedarf es nicht zwingend eine Behörde.
    Und gerade in NRW sieht man, dass nur weil der Träger die Kreise bzw. Städte sind, nicht zwingend eine Zusammenarbeit erfolgt.

    Es mag auch Rettungsdienstbereiche in Ba-Wü geben, die an der Landesgrenze gelegen sind und eine gute Zusammenarbeit mit "dem Nachbarn" pflegen. Vermutlich ist dort aber eine Hilfsorganisation Monopolist oder aber zumindest "marktbeherrschend". Dann habe ich auch wieder einen direkten Ansprechpartner, der quasi für den gesamten Rettungsdienstbereich sprechen bzw. entscheiden kann. Die Situation in Mannheim ist aber schon dadurch eine Besondere, dass wir an zwei Landesgrenzen stoßen und keine Hilfsorganisation in Mannheim eine monopolähnliche Stellung hat. Zudem befindet sich die Stadt Mannheim in einem gemeinsamen Rettungsdienstbereich mit Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis, die über teils andere Strukturen verfügen.

    Es ist nicht alles Recht was dem Esel gefällt !!!

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas Pitz ()

  • Zitat

    "Rettungswagen und Notarzt in der Region kommen weiter nicht in der vom Gesetzgeber geforderten Frist. Das ergibt sich aus einer Presseerklärung des Bereichsaussschusses, in dem Krankenkassen und Hilfsorganisationen diese Themen - stets nichtöffentlich - besprechen.


    Das Gremium tagte bereits am 16. Februar. Gestern hieß es dann, es habe eine "positive Zwischenbilanz" gezogen. "Durch Investitionen in Millionenhöhe gelang es, die Hilfsfristen spürbar zu verbessern", wird auf die 2015 zusätzlich eingesetzten Rettungswagen verwiesen."


    Zitat

    ""Einstimmig" hat das Gremium der Mitteilung zufolge beschlossen, auf Basis der Einsatzdaten des Jahres 2016 ein Strukturgutachten für den gesamten Rettungsdienstbereich Rhein-Neckar zu erstellen. Es soll für Notfallrettung und Krankentransport Bedarf und Verbesserungspotenzial aufzeigen. Nach "MM"-Informationen werden am Donnerstag in einem Arbeitskreis aber erst die Fragen besprochen und dann wiederum der Auftrag erteilt, so dass sicher noch viele Monate vergehen, bis ein Ergebnis vorliegt."


    Quelle und vollständige Meldung: https://www.morgenweb.de/mannh…-die-hilfsfrist-1.3177827

  • Rettungsdienste in der Region verpassen weiter Hilfsfristen: 2016 war der Rettungswagen in Mannheim in 1200 Fällen, der Notarzt in 500 Fällen nicht rechtzeitig da:


    http://www.rnz.de/nachrichten/…u-spaet-_arid,260157.html


    Daraus (in Auszügen):


    Zitat

    "Durch Investitionen in Millionenhöhe seien in den letzten beiden Jahren die Mitarbeiterkapazitäten erhöht worden. Das entspreche einem weiteren Notarzteinsatzfahrzeug im 24-Stundenbetrieb und vier zusätzlichen Rettungswagen, heißt es in dem Bericht. Damit sei es gelungen, trotz des gestiegenen Einsatzbedarfs die Hilfsfrist um 2,5 Prozent auf jetzt 94,3 Prozent zu steigern, bei Notarztfahrten um 2,8 Prozent auf 93,8 Prozent.


    Das Gremium, in dem sich Krankenkassen und Hilfsorganisationen - allerdings stets in nicht-öffentlichen Sitzungen - besprechen, veröffentlichte damit erstmals eigenständig und ohne politischen Druck eigene Zahlen. "Unser vordringliches Ziel ist und bleibt, in beiden Aufgabenbereichen mindestens 95 Prozent zu erreichen", teilt Kurt Gramlich, Rettungsdienstleiter des Roten Kreuzes Mannheim mit."


    Zitat

    "Prof. Dr. Andreas Pitz von der Koordinierungsstelle Rettungsdienst der Stadt Mannheim kritisiert die vorgelegten Zahlen. "Trotz der Verbesserungen wird die gesetzliche Vorgabe von möglichst zehn, höchstens 15 Minuten bisher nicht erreicht", stellt Pitz fest. Angesichts der Gesamtzahlen bedeutet der Prozentsatz in absoluten Zahlen, dass im Jahr 2016 der Rettungswagen in Mannheim in mindestens 1200 Fällen, der Notarzt in 500 Fällen nicht rechtzeitig da war. Zahlen zur Zehn-Minuten-Hilfsfrist legt das Gremium nicht offen. Ausgehend von den vorliegenden Daten aus 2015 (68,1 Prozent Rettungswagen sowie 59,6 Prozent für Notarzt) könne man davon ausgehen, dass man selbst mit den nun genannten Verbesserungen noch weit entfernt vom gesetzgeberischen Ziel von "möglichst zehn Minuten" sei, betont Pitz. "In Hessen versteht man unter ‚möglichst‘ 90 Prozent", zieht der Experte für Medizin- und Sozialrecht einen Vergleich."


    Zitat

    "In Baden-Württemberg legen nach derzeitiger Regelung die Krankenkassen und Rettungsdienstanbieter selbst in ihren Bereichsausschüssen die Qualität und Finanzierung des Rettungsdienstes fest. Dass in diesem Gremium Mannheim kein Mitbestimmungsrecht, sondern nur beratende Funktion hat, bedauert Mannheims Sicherheitsdezernent Christian Specht.
    Es sei unverantwortlich und nicht akzeptabel, die Notfallrettung schlecht zu reden und damit bei den Bürgern ein Gefühl der Unsicherheit zu erzeugen, kritisieren Joachim Stutz, Vorsitzender des Bereichsausschusses, und sein Stellvertreter Jürgen Wiesbeck."


    Zitat

    "Während der Bereichsausschuss von einer "reibungslosen Zusammenarbeit" mit den Rettungsdienstkollegen aus Hessen und Rheinland-Pfalz spricht, sieht Pitz hier ein strukturelles Verbesserungspotenzial. Gute Zusammenarbeit bestehe nicht nur darin, dass "auf Zuruf" von der Leitstelle ein Rettungsmittel über den Rhein entsandt werde. Wie etwa bei Zusammenarbeit der Feuerwehren zwischen Mannheim und Ludwigshafen zu sehen sei, bedürfe es auch einer Abstimmung der Einsatzkonzepte und der Alarm- und Ausrückordnungen, sagt Pitz. Vorbild sei die Kooperation zwischen Mainz und Wiesbaden."

  • Es sei unverantwortlich und nicht akzeptabel, die Notfallrettung schlecht zu reden und damit bei den Bürgern ein Gefühl der Unsicherheit zu erzeugen, kritisieren Joachim Stutz, Vorsitzender des Bereichsausschusses, und sein Stellvertreter Jürgen Wiesbeck."

    Für mich ist an Unverantwortlichkeit nicht zu überbieten, dass die Beteiligten im Bereichsausschuss bei der seit Jahren gegebenen der Datenlage, der Bevölkerung vorgaukeln, dass alles super ist. Bei den Motiven kann man zwar nur mutmaßen, allerdings entsteht unweigerlich der Eindruck, dass die "Verursacher" der desolaten Lage ihre eigene Unfähigkeit vertuschen möchten.


    Die Stadt Mannheim nimmt nur ihre Verantwortung wahr und legt den Finger in die Wunde.

    Views and opinions are my own.


    “The electric light did not come from the continuous improvement of candles.” - Oren Harari

  • Heute meldet der Rhein-Neckar-Kreis völlig überraschend:


    Zitat

    "Der Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, Stefan Dallinger, und die Oberbürgermeister der Städte Mannheim und Heidelberg, Dr. Peter Kurz und Prof. Dr. Eckart Würzner, haben sich mit dem Innenministerium auf ein Vorgehen zur Umsetzung einer neuen Leitstellenstruktur in der Region verständigt.


    Bisher war vorgesehen, künftig alle Notrufe aus Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis in einer Bereichsübergreifenden Integrierten Leitstelle in Heidelberg entgegenzunehmen. Nach intensiver Betrachtung der Größe und Heterogenität des Einsatzgebiets gehen die Planungen nun dahin, einen jeweils eigenen Rettungsdienstbereich für das Stadtgebiet Mannheim auf der einen sowie für das Stadtgebiet Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis auf der anderen Seite zu realisieren. Das baden-württembergische Innenministerium unterstützt politisch und fachlich diesen Vorstoß. Eine Umsetzung hätte auch die Einrichtung von getrennten Leitstellen zur Folge. [...]"


    Quelle und vollständige Pressemitteilung: http://www.rhein-neckar-kreis.…ruktur+in+der+Region.html

  • Im Anbetracht der Tatsache, dass gerade eine Arbeitsgruppe installiert wurde, die die Leitstellenstruktur im ganzen Bundesland überprüfen soll, erscheint mir der Zeitpunkt der Entscheidung in Mannheim doch seltsam. Und das ohne eine Wertung für oder gegen Mannheim.


    Eddy

  • Mir fällt dazu nichts mehr ein...
    Einzig nachvollziehbares Argument ist für mich die fehlende Möglichkeit die Rechtsaufsicht auszuüben....

  • https://www.swr.de/swraktuell/…d=1652/10rnixs/index.html


    Zitat

    Die Stadt Mannheim steigt Ende des Jahres aus dem Rettungsdienstbereich Rhein-Neckar aus. Das haben SWR-Recherchen ergeben. Demnach soll es ab 2019 zwei Rettungsdienstbereiche geben. Grünes Licht gab es jetzt auch vom Innenministerium. Erst 2015 waren die Rettungsdienstbereiche zusammengelegt worden. Schon länger treibt die Stadt Mannheim das Vorhaben einer eigenen Notruf-Leitstelle voran. Die dürfte dann im Frühjahr 2019 Realität werden. Auch bei der Planungsstruktur gibt es offenbar große Probleme: Seit 2015 wird der Rettungsdienst im Rhein-Neckar-Kreis, Mannheim und Heidelberg wohl ohne gültige Rechtsgrundlage geplant.

  • https://www.swr.de/swraktuell/…r-samariter-bund-100.html


    Daraus:


    Zitat

    “Der Arbeiter-Samariter-Bund zieht sich aus der Integrierten Leitstelle Ladenburg zurück. Hintergrund sind Unstimmigkeiten mit dem dem Träger der Notrufzentrale, dem Deutschen Roten Kreuz.“


    „Grund für den ASB-Rückzug sollen so wörtlich "Anfeidungen durch die Leitstellendisponenten des Roten Kreuzes" sein, denen sich ASB-Mitarbeiter ausgesetzt fühlen. Es gebe unzumutbare Arbeitsbedingungen, außerdem seien die Mitarbeiter überlastet, heißt es in dem Kündigungsschreiben weiter. Darunter leide am Ende die Qualität der Leitstelle, wenn beispielsweise Dienste nicht besetzt werden können.“