Mannheim: Gutachten belegt Defizite bei der Notfallmedizin / Konsequenzen noch umstritten

  • Sucht man statt nach dem Problem jetzt etwa nach demjenigen, der es ausgesprochen hat?
    Schlimm genug, dass es eine Medienkampagne braucht, um Dinge auf den Tisch zu bringen, die seit Jahren jedem Insider bekannt sind.


    Man sollte jedem dankbar sein, der die Probleme offen und ehrlich benennt, finde ich. Unter den Teppich gekehrt wurden sie jetzt lange genug.


    J.

    Jörg sicherlich wird auch das Problem behandelt. Aber es ist nunmal Thema nummer 1 auf der ILS seit gestern und es gibt wie zu jeder anderen Diskussion immer zwei Meinungen!
    Wir sind alle gespannt wo die Reise hingeht. Und wenn die Notrufteilnehmer einem schon gezielt auf die Zeitungsartikel ansprechen ist es schon etwas komisch, wenn erklären muss das man selbst an der Situation nichts verändern kann.

  • Zitat

    Sicherlich wird sich etwas verändern, es ist nur die Frage in welche Richtung. Eins steht aber fest solange nicht bekannt ist welcher Kollege es war wird die Stimmung bei uns sicherlich nicht besser.


    Wenn ihr schlau seid haltet ihr alle die Füße still. Das kommt wahrscheinlich auch so ans Tageslicht. Leider gibt es bei uns ja immer noch keinen gesetzlichen Whistelplower Schutz so wie in anderen Staaten.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Wo ist das Problem, dass es einer mal sagt?
    Ich beziehe mich jetzt mal nur auf den Artikel und nicht auf die 2. Meinung, denn die kenne ich nicht.


    Viele Leitstellen haben deutlich zu wenig Personal und das führt ganz klar dazu, dass manche Notrufe verzögert angenommen werden.
    Aber dafür braucht sich kein Disponent schämen!
    Als Disponent kann man immer nur einen nach dem anderen machen, denn sonst kommt es zu Fehlern.
    Nach Meinung der Kostenträger muss die ganze Arbeitszeit telefoniert werden, denn sonst ist das keine Arbeitszeit!
    Das man aber auch Zeit braucht um zu schauen wo die RM's sind, Funken, Voranmeldungen usw, das wird vergessen.
    Deshalb kommt es leider manchmal in stressigen Phasen zu einer Fehldisposition, da man nicht mitbekommt das RTW X wieder frei ist und der NA abkömmlich wäre.
    Das ist nicht jeden Tag so aber es kommt vor. Ist halt doof, wenn immer noch 8 Notrufe in der Warteschlange sind.

  • Sucht man statt nach dem Problem jetzt etwa nach demjenigen, der es ausgesprochen hat?


    Na, das ist doch allgemein anerkannter Führungsstil. Warum sollte das gerade in der Ilst anders sein?


    Gruß, Christian

  • Frage an euch dort ansässigen/dort tätigen Kollegen:
    Wird sich eurer Meinung und Erfahrung da nun tatsächlich etwas ändern?


    Muss hier Res Cogitans zustimmen: Wenn es irgendwo steht und geändert ist dann glaube ich es.
    Es soll ja so oder so in nächster Zeit Änderungen geben was die RM-Vorhaltung angeht. Spätestens zum 01.01.15. Dann wird sich vielleicht auch die Lage drinnen etwa entspannen.
    Was drinnen angeht: Ein Gutachten ist ja schon länger in Auftrag gegeben worden und auch schon fertig. Auch wenn ich nicht der große Gutachten-Fan bin und alles viel zu lange dauert --> es wurde zumindest ein wenig gehandelt. Wenn auch bisher ohne Auswirkungen für uns.


    Ansonsten: Großen Respekt vor dem Kollegen der es getan hat. Wobei ich mir unsicher bin wie sicher sein Job ist. Die Personalsituation ist nicht das kritische Thema, aber Einsatzprotokolle und Dienstberichte finde ich schon. Was sagen die Juristen hier dazu?


    Grüße
    Mo

  • Ansonsten: Großen Respekt vor dem Kollegen der es getan hat. Wobei ich mir unsicher bin wie sicher sein Job ist. Die Personalsituation ist nicht das kritische Thema, aber Einsatzprotokolle und Dienstberichte finde ich schon. Was sagen die Juristen hier dazu?


    Wenn man weiß, wer es ist, ist sein Job vermutlich nicht besonders sicher. Aber da die Presse ihre Informanten schützen darf (d.h. nicht nennen muss), wird der Arbeitgeber vermutlich nicht wissen, wer die Quelle ist. Wenn der Mitarbeiter nicht gerade damit angibt.

  • Zitat


    Na, das ist doch allgemein anerkannter Führungsstil. Warum sollte das gerade in der Ilst anders sein?


    Gruß, Christian


    Wer die Wahrheit sagt braucht ein schnelles Pferd. Zitat ?

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Weiterer Artikel aus dem "Mannheimer Morgen", der davon berichtet, dass sich jetzt ein Gemeinderatsausschuss mit der Thematik befasst:


    https://www.morgenweb.de/mannh…tungsleitstelle-1.1919853


    Daraus:


    Zitat

    "Die Stadt Mannheim will sich deutlich stärker in die Diskussion um den Rettungsdienst einschalten. Das kündigte Erster Bürgermeister Christian Specht gestern Abend im Sicherheitsausschuss des Gemeinderats an - und er erhielt klare Rückendeckung aus allen Fraktionen."


    Zitat

    "Zuvor hatte Specht - noch zurückhaltend - berichtet, dass er kürzlich drohte, eine Sitzung des Bereichsausschusses zu verlassen."


    Zitat

    "Erstmals beriet der Ausschuss öffentlich ausführlich über das Gutachten, das Mängel bei der notfallmedizinischen Versorgung offenbarte. (...) Dies sei aber, so Specht, ein Bruch der bisherigen Praxis, "weil ich es anders politisch nicht mehr verantworten kann". Krankenkassen wie Hilfsorganisationen hätten immer darauf bestanden, dass über den Rettungsdienst nur hinter verschlossenen Türen verhandelt werde. Dass dieses Thema der Selbstverwaltung überlassen werde, sei "ein Webfehler im Rettungsdienstgesetz Baden-Württembergs", beklagte Specht."

  • Und weiter gehts:


    "Mannheimer Morgen" von heute: https://www.morgenweb.de/mange…en-staatsanwalt-1.1921481


    Daraus:


    Zitat

    "Allein die öffentliche Debatte widerspreche schon der bisherigen Übung, das Thema nur intern im Bereichsausschuss zwischen Krankenkassen und Hilfsorganisationen zu bereden. Die Stadt dürfe dort "nur Fragen stellen, auf die wir manchmal eine Antwort bekommen". Die Strukturen seien "nicht optimal, um es vorsichtig zu sagen", sprach Specht von einem "schwierigen Kampf"."


    Zitat

    "Dieses Gutachten erläuterte Dr. Andreas Pitz, viele Jahre Einsatzleiter Rettungsdienst und nun als Berater der Stadt tätig, dem Ausschuss. Dabei sprach er von mehreren methodischen Schwächen des Gutachtens. Während laut Gesetz die Retter in 95 Prozent der Einsätze nicht mehr als zehn, höchstens 15 Minuten brauchen dürfen, lege das Gutachten nur die 15-Minuten-Frist als Maßstab an. Hinzu komme, dass nicht der Eingang des Notrufs, sondern der Abrückebefehl für die Retter gewertet werde. Daher seien "die Zahlen eigentlich noch schlimmer"."


    Zitat

    "Leitender Notarzt Dr. Tim Viergutz bestätigte "gravierende Probleme" im Rettungsdienst. Gerade bei Herzstillständen komme es auf jede Minute an, verdeutlichte er anhand von Daten aus dem Deutschen Reanimationsregister. Allein bezogen auf die rund 300 Reanimationseinsätze der zwei Mannheimer Notärzte pro Jahr könnten nach seiner Rechnung, wenn die Hilfe in zehn statt in 15 Minuten komme, zwölf Menschen pro Jahr mehr überleben."

  • Und ein weiterer Bericht: https://www.morgenweb.de/leits…ell-aufgestockt-1.1921491


    Daraus:


    Zitat

    "Die Integrierte Leitstelle in Ladenburg, die den Rettungsdienst in Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis steuert, soll an Wochenenden und abends personell aufgestockt werden. Das erfuhr der "MM" aus Mitarbeiterkreisen."


    Zitat

    "Die Dispositionszeiten würden "kontinuierlich erhoben" und zeigten im Vergleich zu anderen Teilen Baden-Württembergs "keinerlei Auffälligkeiten". Eingeräumt wird, dass die Hilfsfrist "nicht eingehalten" werde, weshalb man Ende 2014 weitere Wagen in Betrieb nehme. Auch die Einführung eines GPS-gestützten Flotten-Management-Systems sei beschlossen und "in der Umsetzungsphase"."

  • da wäre noch interessant zu hinterfragen, ob auch die zeiten erfasst werden, die man vor der notrufannahme in der leitung hängt. das sind ja oft auch mehrere minuten.

  • Zitat

    Ratzel, Weirauch und Beisel waren sich einig, dass Mannheim eine eigene Leitstelle behalten muss (Weirauch: "Alles andere ist nicht verantwortbar") und regen an, dass die Feuerwehr wieder in den Rettungsdienst zurückkehrt.

    Quelle: https://www.morgenweb.de/mange…en-staatsanwalt-1.1921481



    Das ist eine Forderung, die den Hilfsorganisationen tatsächlich Sorgen bereiten könnte. Die Geister, die ich rief...

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Es ist in dieser Situation aber sehr wohl eine gute Idee. Die Ansiedlung des Rettungsdienstes bei einer kommunalen Behörde erleichtert transparente Kontrollen erheblich. Obendrein bedeutet es ja nicht, dass ausschließlich Feuerwehrbeamte den Rettungsdienst stellen müssten, es wäre ja sehr wohl möglich, dies in einem Angestelltenmodell durchzuführen. Eine begrüßenswerte Idee!

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Auch, wenn ich persönlich ja kein HiOrg-Fan bin, aber: Warum jetzt die Feuerwehr in den Fahrdienst soll weiß ich auch nicht wirklick. Meines Erachtens sind alle Probleme organisatorischer Natur und betreffen nicht den Fahrdienst selbst. Das die Hilfsfristen nicht gehalten werden dürfte an Fahrzeugmangel und nicht am Anbieter liegen, dass ändert auch ein Feuerwehrbeamter auf dem RTW nicht und die Leitstelle ist schon in (teilweise) kommunaler Trägerschaft -> Der ILS Chef müsste doch vom Landkreis kommen, oder etwa nicht ?

  • Das bisher übliche Angestelltenmodell finde ich nicht so begrüßenswert (Entgeltgruppe und Renteneintrittsalter)!


    [\offtopic]

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Quelle: https://www.morgenweb.de/mange…en-staatsanwalt-1.1921481



    Das ist eine Forderung, die den Hilfsorganisationen tatsächlich Sorgen bereiten könnte. Die Geister, die ich rief...

    Also ich glaube dass das nur einer der HiOrgs Sorgen bereitet. Den anderen dreien macht das relativ wenig aus.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."