Baden-Württemberg plant neue Hilfsfristen

  • Zitat

    Bei der Hilfsrist von Qualität zu sprechen finde ich nicht zielführend. Das kann ich höchstens als Merkmal nehmen, wohin ich Fahrzeuge stelle. Ob die Qualität der Rettung gut oder schlecht ist, hat ja nichts damit zu tun das alle RTW immer in 10 Min irgendwo vor Ort sind. Was die da vor Ort machen und was auf der Anfahrt passiert ist, ist viel wichtiger, da ich diese Faktoren immer habe und jederzeit beeinflussen kann.


    Dennoch bleibt die Einhaltung der Hilfsfrist ein Qualitätsmerkmal. Zwei ansonsten identische Rettungsdienste, bei denen in einem Fall alle RTW immer in 10 Minuten vor Ort sind, im anderen Fall aber nicht, unterscheiden sich in der Qualität: der schnelle ist besser.

  • Meiner Meinung nach sogar ein entscheidendes Qualitätsmerkmal. Je länger ein Rettungsdienst brauch umso geringer werden die Möglichkeiten bei lebensbedrohlichen Zuständen effizient einzugreifen.

  • Je länger ein Rettungsdienst brauch umso geringer werden die Möglichkeiten bei lebensbedrohlichen Zuständen effizient einzugreifen.


    Und genau darin liegt das ewige Problem. Was ist " effizient" und wer bestimmt diesen Maßstab? Alleine die unterschiedlich materielle Ausstattung, gepaart mit Fertigkeiten und Fähigkeiten des Rettungsfachpersonals gibt es in einer Bandbreite von 0 -100. Was nützt mir eine RTW-Besatzung, die bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand 5 Minuten auf die fehlerhafte Pulsoxymetrie starrt und innerhalb von 7 Minuten am Einsatzort ist? Hauptsache innerhalb der Hilfsfrist, die Unterlassung der Basismaßnahmen steht ja nicht in der Satistik.

  • Was genau meinst du?


    Das immer wieder gebetsmühlenhaft das Gleiche verlautbart wird und niemand die Umstände benennt dass die eigentliche Hilfsfrist 10 Minuten sind und diese schon gar niemand mehr einzuhalten gedenkt. Wenn die 12 Minuten ab Notrufeingang kommen würden hätte das massive Folgen für die RTW Landschaft. Und das will man verhindern aus dem immer gleichen Gründen.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Hast ja recht, ist aber genauso sinnlos wenn man einen RTW hat der nach 30 Minuten eintrifft und nur von Ärzten besetzt ist. Die können dann genauso wenig für den Patienten machen.


    Derartige Fehler wie du sie beschreibst dürften selbst in Deutschland mittlerweile auch beim nichtärztlichen Personal wohl so ziemlich der Vergangenheit angehören und spiegelt nicht die tatsächliche Problematik wieder. Und die heißt nunmal Geld!

  • Und genau darin liegt das ewige Problem. Was ist " effizient" und wer bestimmt diesen Maßstab? Alleine die unterschiedlich materielle Ausstattung, gepaart mit Fertigkeiten und Fähigkeiten des Rettungsfachpersonals gibt es in einer Bandbreite von 0 -100. Was nützt mir eine RTW-Besatzung, die bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand 5 Minuten auf die fehlerhafte Pulsoxymetrie starrt und innerhalb von 7 Minuten am Einsatzort ist? Hauptsache innerhalb der Hilfsfrist, die Unterlassung der Basismaßnahmen steht ja nicht in der Satistik.


    Japp, allerdings sind Basismaßnahmen erstmal das Wichtigste. Und ich weiss nicht wo du arbeitest, aber in den meisten Regionen kann eine RTW Besatzung sehr wohl einen HKS Feststellen.
    Technik bedarf es im zweifel erstmal nicht, denn die wichtigste Ausrüstung ist in Deutschland in jedem RTW vorhanden.
    Ob ich nun ein Schock mit nem C3 oder AED Fritz schieß mich tot ausführe, ist erstmal egal.


    Ansonsten können wir uns diese ganzen Hilfsfristen auch sparen und schicken einen RTW nur noch mit Sondersignal raus, wenn es ein NA Einsatz ist oder besser noch, wir schicken dem Pat. nur noch das Rettungsmittel was er braucht.
    Sprich: Wenn kein NA frei, dann muss der Pat. solange warten bis einer frei ist und vorher kommt nix, weil die anderen Kollegen ja eh alles übersehen.


    Es bringt nix in den Leistellen Erste Hilfe und Rea Anweisungen zu etablieren und im Gegenzug die Hilfsfristen zu erhöhen.

  • Natürlich sind die Hilfsfristen ein Marker für die Qualität im rettungsdienst - aber halt nicht für die Arbeit vor Ort sondern für die Organistation. Ein optimales Ergebnis erreichte ich nur dann, wenn alle Räder ineinander greifen.

  • Japp, allerdings sind Basismaßnahmen erstmal das Wichtigste.


    Ein interessantes Statement. Vor nicht allzulanger Zeit wurde in Fachkreisen darüber diskutiert, was überhaupt "Basismaßnahmen" sind und ob sie überhaupt eine Allgemeingültigkeit haben und nicht eher auf die individuellen Bedürfnissen des Notfallpatienten anzupassen sind.

  • Ein interessantes Statement. Vor nicht allzulanger Zeit wurde in Fachkreisen darüber diskutiert, was überhaupt "Basismaßnahmen" sind und ob sie überhaupt eine Allgemeingültigkeit haben und nicht eher auf die individuellen Bedürfnissen des Notfallpatienten anzupassen sind.


    Wir sind uns doch aber einig, dass bei einem HKS erstmal nicht der Tubus oder der Zugang das Wichtigste ist? Was bringt mir denn nen perfekt sitzender Tubus, wenn die HDM einfach nur Müll ist?
    Vielleicht sollten wir erstmal damit Anfangen uns über elementare Dinge Gedanken zu machen und das zu Optimieren.
    Wenn ich hier lese, dass immernoch Kollegen einen HKS nicht deuten können, dann Frage ich mich und auch dich, wie sinnvoll ist eine individuelle Notfallmedizin, wenn nich alle ein gewisses Level an kenntnisse haben?

  • Nein, sind wir nicht. Manche Patienten profitieren vom schnellen Tubus und nicht von einer Blutdruckmessung. :-)


    Dann sind wir wohl anderer Meinung. Für mich ist es wichtig, dass ich erstmal eine vernünftige CPR hinbekommen ggf. mittels Masenbeamtmung oder LT und dann gucke ich gerne nochmal nach, ob ich nen Tubus rein bekomme.
    Aber da bin ich ganz ehrlich, Intubieren durfte ich nen paar mal in der Klinik und das wars dann auch.

  • Das ist in der Medizin nichts Ungewöhnliches. Genau das ist ja auch zu diskutieren. Aber Du solltest vielleicht auch nicht an das relativ starre und simple Ablaufschema einer CPR denken, sondern an andere Notfälle. Vielleicht den tief bewußtlosen Motorradfahrer, der aus dem Mund blutet. Es stellt sich generell die Frage: beziehen sich "Basismaßnahmen" auf den Anwender und seiner Fähigkeiten oder das, was der Patient tatsächlich an grundlegenden Maßnahmen braucht, um zu überleben. Und möglicherweise sind da Maßnahmen vorrangig, die klassischerweise nicht unter die sogenannten "Basismaßnahmen" fallen.

  • Ok, da bin ich bei dir! Nennen wir es lebensrettende Maßnahmen oder wie auch immer, aber wichtig bleibt doch, dass zügig solche Maßnahmen getroffen werden müssen. Und dafür bedarf es Vorgaben, die sagen wielange sowas max. in 90-95% der Fälle dauern darf. Ob dann jeder RettAss oder NA bestimmte Maßnahmen wirklich beherrscht, dass können wir nur Vermuten, da es zzt. noch keine wirkliche Qaulitätskontrolle im RD gibt bzw. einheitliche Standarts.

  • Es würde doch schon reichen, wenn ich den potientiell lebensbedrohlichen Alarmierungsstichworten eine Hilfsfrist X zuordne. Warum unterliegt der verstopfte Katheter, Zustand nach Sturz vor 3 Tagen, Einweisung mit RTW durch KÄBD ( KTW nicht verfügbar ) usw. der gleichen Hilfsfrist wie ein ACS, Apoplex, Polytrauma etc.? Das macht einfach keinen Sinn, selbst dann nicht, wenn der Disponent keine genaueren Informationen abrufen kann und auf Verdacht alarmiert. Unterschiedliche Hilfsfristen für entsprechende "Bedrohungsgrade". In den letzten Jahren sind in meinem Tätigkeitsfeld die RTW's von 10 auf 16 erhöht worden...Hilfsfristüberschreitungen. Durch die höhere Anzahl der Rettungsmittel sinkt die Wahrscheinlichkeit für einen " richtigen " Notfall. Cardiopulmonale Reanimationen sind mir früher " flüssiger " von der Hand gegangen, Fehler schlichen sich ein, die eventuell das Outcome des Patienten verschlechterten. Mir fehlt einfach die Häufigkeit und somit die "Inübhaltung". Und dies kann man sicherlich auch auf andere Notfälle übertragen.

  • Naja, ich würde solche Dinge ohne Sonderrechte Alarmieren, dann ist die Hilfsfrist eh raus. Ich kann aber aus eigener Erfahrung bereichten, dass es sehr wohl Bereiche gibt, die Einsätze auch Umdisponieren. Leider haben wir in der Leitstellenstrukur (auch in BaWü) das Problem, dass einige Disponenten seit Jahren nicht mehr aktiv im Einsatzdienst waren.
    In meinen Augen bedarf es auch nicht mehr RTW´s, sondern KTW´s.
    Ich war vor zwei Jahren mal bei einem Symposium, da sagte ein ÄLRD, ob es nicht besser sei weniger RTW zu etablieren und diese wirklich nur bei akut lebensbedrohlichen Einsätzen zu Alarmieren.
    Das würde mehr Routine bringen und bei sonstigen Sachen erstmal nen KTW mit Sonderrechten zu Alarmieren.
    Nun kann sich jeder darüber Gedanken machen, was besser ist.

  • Zu dem Thema Hilfsfristen und Qualität:
    Das ist komplexer.


    Die Qualität medizinischer Versorgung hat 3 Komponenten:
    - Prozessqualität
    - Strukturqualität
    - Ergebnisqualität


    Für den Einsatz des RTWs bedeutet das:


    Die Strukturqualität sagt z.B. etwas über das eingesetzte Personal und die eingesetzte Ausstattung aus (z.B. 2 Zivis mit keiner Ausrüstung versus 2 Notfallsanitäter mit ganz viel Ausrüstung).
    Die Ergebnisqualität misst das Outcome der medizinischen Leistung. Hier geht es vorallem darum die wichtigen Zielparameter zu bestimmen (z.B. statt ROSC an der Einsatzstelle, ROSC mit gutem neurologischen Outcome)
    Die Prozessqualität sagt etwas darüber aus, wie sehr man sich an den "Standard" hält. Das kann in diesem Fall auch die Einhaltung der Hilfsfrist sein, kann aber z.B. auch die Versorgung nach Leitlinie bedeuten.


    Letztendlich unterm Strich relevant bleibt die Ergebnisqualität und da muss man schauen, mit welchen Maßnahmen man diese am Besten zum positiven hin beeinflusst.
    Hier die richtige Korrellation bzw. Assoziation zu finden, ist in der Realität schwieriger als es aus dem Bauch heraus gedacht vom ersten Augenblick an erscheint.

  • Kurzinfo vom Stuttgarter Intensivkongress:


    Geschäftsführer Knödler:
    Das DRK ist super, ÄLRD braucht man nicht. Man kann BW nicht mit anderen vergleichen. Wenn man das könnte, wäre BW weit vorne (Es war mir unangenehm DRKler zu sein).


    :scare3:
    Genau das Sektenartige ist es das uns in Ba Wü zu schaffen macht. Aber meistens kommt Hochmut bekanntlich vor dem Fall. :rolleyes2:

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."