Bayern: Abrechnung Notarztdienst - Neue Vergütungssystematik ab 2015

  • Moin Ani,


    wenn ich mal nach dieser KVB-Berechnung 9 Einsätze in Schweinfurt (das ist da wohl der Durchschnitt) zu Grunde lege, komm ich auf einen Stundenlohn von 33,16 Euro / brutto.
    Hier in der großen Stadt und der nähren Umgebung gibt es 35,00 Euro / brutto. Allerdings mit Residenzpflicht auf der Rettungswache. Das gibts in SW zum Beispiel nicht, da kannst du dich Zuhause vom Fahrer abholen lassen.
    Was wäre für Dich bzw. was ist für Dich denn ein angemessenes Salär?


    Grüße


    Max

  • Ich weiß jetzt nicht genau, ob die Lady in Schweinfurt selber fährt oder nur in der Umgebung. Ich glaube, die Einsätze in Schweinfurt gehen vom Klinikum aus, wo sie arbeitet. Die Einsätze an dem Standort in der Nähe sind mit 1 - 4 eher entspannt. Das Gehalt ist jedenfalls lächerlich gegenüber dem, was ich so als Notarzt verdiene. Mein Honorar bewegt sich durchschnittlich um 30 € pro Stunde. Es gibt auch Bereiche, da gibt es 27 € + 25 - 28 € Einsatzpauschale. Insgesamt bewegt sich der Ertrag in 24 Stunden so zwischen 700 und 800 €. Allgemein gesagt finde ich 30 € zu wenig, aber seitdem der Kroencke von der Notarztbörse diesen Betrag "eingeführt" hat, bleibt er schon seit Jahren der Referenzwert. Allerdings ist es natürlich schon ein Unterschied, ob ich 30 € in Coesfeld oder in Dortmund bekomme. Ersteres ist sicherlich leichter verdientes Geld. Deshalb finde ich eigentlich die Kombination aus Basisbetrag und Einsatzpauschale nicht schlecht. Erhöht auch die notärztliche Motivation. ;-)


    Ich frag' die Lady noch mal, wo sie genau fährt und wie viel sie genau verdient.


  • Der Notarzteinsatz hat eine andere Kostenkalkulation: Einsatzpauschale für das BRK bzw. Rettungsdienst plus Einsatzvergütung für den Notarzt. Das sind dann insgesamt rund 800 Euro.
    Beim Einsatz des ärztlichen Bereitschaftsdienstes wird nur der Arzt bezahlt. Das sind dann 100 Euro.


    Vollkommen klar. Aber das sind die Beträge, die der Krankenkasse entstehen. Der Herr Doktor sieht natürlich, was er in seine Tasche verdient. Wenn er wie beschrieben am Wochenende nachts "Hausbesuche" macht, bekommt er 145 €. Wird er aus seiner Praxis als Notarzt rausalarmiert, bekommt er die Hälfte, hat deutlich mehr Stress und oft auch Verantwortung und hat fünf Patienten in seiner Praxis sitzen, die vergeblich auf ihn warten. Daher ist der KVB-Dienst erstmal lukrativer, allerdings bekommt der auch keinen Stundenlohn und verdient bei 0 Einsätzen 0 €.


    Unsere Ärzte am ITW und ITH bekamen letztes Jahr ca. 600 €/24h Schicht. Ob es dieses Jahr aufgrund der Vergütungsregelung Änderungen gab, werde ich mal in Erfahrung bringen. Am NEF gibt's bißchen mehr, dafür auch mehr Einsätze als die Sekundärrettungsmittel.

  • Kann man nur schwer ermitteln. Hängt zum Beispiel davon ab, ob der Arzt das rein freiberuflich macht oder noch eine Festanstellung hat. Welche Versicherungen er hat. Welche Fahrtkosten er aufwenden muss. Ob er für die Kleidung selber aufkommen muss etc.. Das Einzige, was sich einfach ermitteln lässt, ist der Abzug der Steuer. Dann bleiben 20 €. Zum Leben und für alle weiteren Abzüge. Zum Vergleich: eine freiberufliche Anästhesiefacharzt-Stunde liegt bei ca. 80 €.

  • Man sagt immer, dass man die Hälfte abziehen kann. Eben Steuer, Versicherungen, Rücklagen usw. Jetzt versteht man auch, warum man für 25 € keine Top-Fachärzte findet, wenn sie letztendlich für 12,50 € pro Stunde arbeiten sollen.

  • Max


    Antwort der Kollegin:


    Zitat

    Fahre in Gerolzhofen und selten in Schweinfurt. Nachdem ich noch nichtmal ne offizielle Mail/Brief von der KVB bekommen habe (!!) weiß ich noch nichtmal genau, wie die Bereitschafts-Stundensätze aussehen. Vorher waren's in GEO tags 8,50 und nachts 11€/h, in SW 4/8€ und 95/110€ pro Einsatz. Jetzt wurden die Stundensätze etwas angehoben und die Einsatzpauschale auf 45€ (egal ob tags oder nachts) gesenkt.


    Wenn Du also keine oder nur wenig Einsätze hast, bist Du eine arme Socke.

  • Oder mehr Geld pro Einsatz. Die Vergütung ist schon ein Witz grad auf dem Land. Dann kann mans ja schon fast ehrenamtlich machen :(

  • Naja, immerhin gibt es jetzt einen nach unten gedeckelten Mindestlohn von 8,50 ?. Also sollten die 4 ? /h der Vergangenheit angehören.


    Aber wie schon mehrmals gelesen, gibt es Nachverhandlungen. Erste Gespräche mit der KVB schon am 02.02., wie ich gestern von einem Standortleiter gehört habe. Wobei der davon ausgeht, dass der KVB Verantwortliche hier noch nicht dabei ist, auf alle Fälle werden aber jetzt mal die Zahlen ausgewertet.

  • Vielleicht sollten sich einige Verantwortliche einmal klar machen, dass im Notarztdienst alleine die Anwesenheit des Arztes bezahlt wird und es nicht darum geht, wie viele Kranke es gibt. Und die Voraussetzung für diese Anwesenheit ist eben ein akademischer Hochschulabschluss mit weiteren, nicht unerheblichen Zusatzqualifikationen und nicht die einer Aushilfskraft im Lidl zum Regale einräumen.


    Ich sehe sicher ein, dass, gerade wenn ein hoher Bereitschaftsdienstanteil mit geringer Auslastung vorliegt, nicht der geläufige Honararztsatz von 80 Euro pro Stunde gezahlt wird, aber die oft genannten 30 sollten mindestens drin sein.

  • Ich kann den Frust der Ärzte sehr gut nachvollziehen. Im Rettungsdienst ist es nicht besser. Aber mittlerweile glaube ich nicht, das die Ursachen der finanziellen Entlohnungsmisere im rettungsdienstlichen Bereich mit Nachverhandlungen langfristig behoben werden. Wie üblich werden mal wieder ein paar Pflaster geklebt, ....bis zum nächsten Eklat.

  • Es ist eine vollkommen selbstständige Tätigkeit, d.h. Lohnnebenkosten (RV, KV, PV und UV) müssen, falls gewünscht oder falls die Pflicht besteht, selbst getragen werden.
    Das muss man auch bedenken.

  • Aktuell in der Süddeutschen Zeitung: Notärzte werden knapp
    Meinen Kenntnissen nach ist das der einsatzstärkste Notarztstützpunkt im Leitstellenbereich und ein "Reinkommen" für interessierte Notärzte vor ein paar Jahren noch so gut wie nicht möglich. Aber auch hier ändern sich scheinbar die Zeiten. Man beachte im letzten Absatz Dr. Spitz:

    Zitat

    "Der Notarztdienst ist teuer. Es sieht für mich so aus, als wolle man ihn gezielt ausbluten lassen", meint er. Er vermutet einen Zusammenhang mit dem Notfallsanitätergesetz, welches dieser Berufsgruppe mehr Kompetenzen zubilligt. Im schlimmsten Fall könnten Notärzte bald durch billigere Notfallsanitäter ersetzt werden, verheerend für die Patienten.

  • Verheerend. Ganz Fürstenfeldbruck ist bald ausgerottet.





    EDIT: Es zeigt schön, dass Notarzt nebenbei eben auch unpraktisch sein kann. Ob der Niedergelassene nun unbedingt NA fahren sollte, steht auf einem anderen Blatt.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

    Einmal editiert, zuletzt von M1k3 ()


  • Ich verstehe den ganzen Beitrag nicht? Kannst du den Gedanken etwas ausführen?

  • Das der Notfallsanitäter für Patienten verheerend sein soll, empfinde ich als Beleidigend.


    Auf der einen Seite wird betont, dass man eigentlich nur zwei Tragenträger braucht, weil der Notarzt ja alles löst (übrigens immer mit maximaler Expertise. Das unterscheidet Deutschland vom Rest der Welt.), und nun stellt man fest, dass eben der Notarzt nicht immer überall sein kann inner halb von 8 Minuten.


    Statt aber zu erreichen das der Notfallsanitäter die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes überbrücken kann, und auch den Notarzt entlasten kann von vielen Quatsch-Einsätzen, wird Angst geschürt gegen den neuen Beruf. Mir schon klar, dass das alles Lobbyarbeit ist, aber ich finde es zum Kotzen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.