Praxismodul Strukturierte Notfallversorgung (ABCDE und Co) für Medizinstudierende

  • Falls der Patient überhaupt noch lebt, wenn wir ihn nach mind. 5 Minuten Einsatzfahrt mit einer solchen Blutung antreffen ;-)

  • Beim PHTLS fällt das unter "General Impression" bzw. Ersteindruck.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ani:
    Das habe ich auch niemals behauptet.
    Die Details in MZ sind mir nicht bekannt.


    Dafür kann ich ein typisches Bsp. benennen:
    bei der Anamnese wird üblicherweise nach den Vorerkrankungen gefragt.
    Was hierbei wirklich relevant ist, entscheidet einerseits der Patient, andererseits der Befrager.
    In der körperlichen Untersuchung fallen u.U. Narben auf, die von Verletzungen bzw. operativen Eingriffen stammen.


    Der jeweilige Patientenzustand kann dazu führen, daß akut nicht alle Eingriffe im Patientengedächtnis vorhanden sind, sie fallen also als Information weg.
    Also ist es sinnvoll, den entsprechend unbekleideten Patienten bei der US von Thorax und Abdomen noch einmal auf sichtbare Narben anzusprechen.
    Das wird wohl jeder Praktiker so machen.
    Er hat es entweder aus seiner Erfahrung her gelernt oder vermittelt bekommen.


    Diese Vermittlung habe ich nur dann gemerkt, wenn der Studi bereits prakt. Erfahrungen ausserhalb seines Studiums (RD, Pflege usw.) hatte.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Anamnese und Untersuchung sind ein Vorgang der fließend ineinander übergeht und miteinander verknüpft ist. Deshalb wird er im Studium auch zusammen gelehrt und in der Praxis so durchgeführt. Auch, daß man bei der Inspektion durch die Anamnese nicht erklärbare Narben findet und dort insistiert. Vielleicht waren "Deine" Studenten noch nicht so weit, das dementsprechend umzusetzen. Am Ende des Studiums ist das bei den meisten jedenfalls ins Blut übergegangen.


    Vielleicht sollte man die Skillslab-Spielplätze nicht überbewerten mit dem, was man da erlebt. Rückschlüsse auf das "normale" Studium sind sicherlich nur bedingt zu machen.

  • Als ehemaliger Student der Uni Mainz darf ich sagen, dass Anamnese und Untersuchung im Wesentlichen auch dort so wie von Ani beschrieben abgelaufen sind. Gerade das ärztliche Gespräch ist Inhalt in diversen Kursen, das früheste, woran ich mich erinnere, war im 2. Semester in medizinischer Psychologie. Pauschalaussagen, dass Medizinstudierende Dinge wie Empathie oder Gesprächsführung nicht beigebracht bekommen, sind für mich haltlos. Dass mag vor 20 Jahren so gewesen sein, inzwischen sicher nicht mehr.


    Die Teilnehmer des Skillslab (welches leider erste gegen Ende meines Studiums so langsam in Fahrt kam) besuchen sinnvollerweise Kurse, in denen sie Lücken oder Schwächen sehen. Ein Student, der während des Studiums nebenher in einer chirurgischen Ambulanz gearbeitet hat und dort vielleicht unter Aufsicht Wunden nähen durfte, wird eher keinen Naht-Kurs besuchen. Umgekehrt werden sich in Anamnese-Untersuchungs-Kursen eher niedrigsemestrige Studenten finden, die das eben noch nicht so routiniert beherrschen. Das zeigt sich übrigens auch an den Aushängen der Kurse im Feld "Zielgruppe".

  • Falls der Patient überhaupt noch lebt, wenn wir ihn nach mind. 5 Minuten Einsatzfahrt mit einer solchen Blutung antreffen


    Falsche Perspektive!


    Medizin spielt sich nicht nur auf einem RTW ab. Medizinstudenten sollen primär durch Notfallmedizin im Studium nicht zu Notärzten ausgebildet werden, sondern es soll ihnen das Rüstzeug gegeben werden, dass sie dich und deine Angehörigen im Falle schwerer Krankheit durch deinen Krankenhausaufenthalt begleiten, der nicht in der Aussegnungshalle enden sollte.


    Dafür sind, hier wiederhole ich mich zum dritten Mal, ACLS bzw. ALS Kenntnisse essentiell.

  • Ich kenne durchaus den Sinn des Medizinstudiums, aber hier ging es doch um Dinge wie das ABCDE-Schema, und ich kann deine Aussage dass es sich dabei um "Schrott" handelt nicht unterstützen. Meiner Meinung nach sind solche Strategien gerade für Anfänger geeignet, die nicht wissen wo sie bei dem kranken Menschen vor ihnen anfangen sollen.


    Was Konzepte wie ACLS angeht bin ich deiner Meinung, diese haben ihre Daseinsberechtigung und führen schnell über die Diagnose hinweg zur richtigen Therapie. Nur steht in keinem Algorithmus zur symptomatischen Bradykardie was man zuerst macht, wenn der Patient eben nicht nur bradykard ist sondern bewusstlos, blitzeblau und mit schnarchendem Atemgeräusch am Fußboden liegt, hier hilft mir sehr wohl das ABCDE, denn bevor ich mich um die Diagnostik der Ryhmusstörung kümmere steht der Atemweg im Vordergrund.

  • Es geht darum, die relevanten Schwerpunkte in einem zeitlich begrenzten Setting zu setzen.
    In diesem Kontext ist das exzessive ABCDE-Schema Schrott, übrigens genauso SAMPLE.


    Dein Beispiel mit der Bradykardie bei einem zyanotischen Patienten ist ganz nett, es gibt aber eine Grundregel:
    Im Zweifel kommt es zu der Reset-Situation, dem notfallmedizinischen Nullpunkt, die jeder beherrschen muss: Die CPR nach ALS/ACLS.


    Das ist ein simples Back-Up und ein Rettungsschirm. Wenn man den Rest in so einer Situation nicht richtig beherrschst oder nicht einschätzen kann, endet man genau in dieser Situation und diese Situation muss beherrscht sein und werden. Das ist die Basis. Der Rest baut darauf auf.


    Und ja daher ist es in diesem Kontext Schrott. Man muss ein Haus auf einem solidem Fundament errichten. Dieser Fehler wird meiner Meinung nach aber in vielen Lehrveranstaltungen gemacht. Hier ist die CPR nur Randthema.


    Ich würde sogar soweit gehen, dass im praktischen (mündlichen) Staatsexamen ALS/ACLS geprüft werden sollte und ein Versagen an dieser Stelle ein Grund wäre, die Approbation nicht auszustelllen. (Außer es sprechen körperliche Behinderungen gegen eine Prüfung)
    Denn dafür habe auch ich schon zu viele gruselige Sachen erlebt. :mauer:

  • Ani u.a.:
    ich kann nur das beschreiben, was ich erlebt habe - und dass vielfach.
    Es lag auch nicht in meinem Aufgabenbereich jeden TN zu befragen, in welchem Semester er schon ist.
    Ich bin dort auch nicht mehr aktiv und habe somit keine Möglichkeit zur Überprüfung meiner Aussagen.


    Der momentane Trend in dieser Diskussion ist ja die Vermittlung der bekannten Buchstabenschemata, die (vermeintlichen?) Vorteile einiger Kurse usw.


    Das führt mich aber zurück zu meiner Anmerkung, daß eine Veranstaltung für Studierende jeden Semesters problematisch sein kann.
    Die einen sind unter- andere sind überfordert.
    Im Sinne der Organisation und des Materialaufwandes ist ein BLS-Training (für Studienanfänger) nun einmal einfacher als eine High-Tec-Simulationspuppe mit allem Pipapo.

    raphael-wiesbaden


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  • fakl:


    Ich denke hier liegt ein Missverständnis vor, ich bin (fälschlicherweise) davon ausgegangen, dass Strategien des ACLS, etc. von den Teilnehmern eines solchen WOrkshops bereits beherrscht werden. Das ABCDE ist selbstverständlich kein Ersatz dafür, ich wollte lediglich ausdrücken dass nach Beherrschen der Grundregeln(Reanimation, ACLS) das ABCDE-Schema eine Hilfe ist, wenn es um mehr als ein Problem zur selben Zeit geht.

  • Das war meine fachliche Meinung zu dem Thema, die sich gegen niemanden persönlich richtet!


    Die Kursformate ACLS bzw. ALS sind super. Ich hätte mir als Medizinstudent gewünscht, dass dies Bestandteil meines Studiums gewesen wäre. Wohlgemerkt auch in diesem zeitlichen Umfang und nicht nur nebenbei im Fach Notfallmedizin.
    Überdies enthalten sie ja auch die Behandlung von Bradykarden, Tachykarden HRST, das ACS und den Schlaganfall. ACS und Schlaganfall kommen zumindest im ACLS-Kurs vor. Einen ALS Kurs habe ich noch nicht gemacht. Ich werde ihn aber mit machen, sobald die 2015 Guidelines rauskommen.


    Einen ALS Kurs gibt es, der wird als fakultativer Kurs modular durch das SkillsLab durchgeführt.
    BLS ist für ALS 1 verpflichten, der für ALS2 und der für ALS Training.
    Da ich die Kurse federführd gestaltet habe und die Tutoren supervidiere, weiß ich, dass hier ein hohes didaktisches und fachliches Niveau sehr hoch ist.
    U.a. auch weil es einst andardisiertes Konzept ist (d.h. jeder Tutor unterrichtet tatsähclich in jedem Kurs das gleiche) und die Tutoren selber alle Profis sind (d.h. aktive ALS Anwender) und auch didaktisch geschult wurden/werden. Daher macht es keinen Sinn, dass nochmal in Form eines 3h Abends zu promoten. Zumindest nicht in der Form, da der zeitliche Rahmen nicht reichen würde und die Teilnehmerzahl viel zu hoch ist (in den BLS/ALS Kursen im SkillsLab sind es max. 4 Teilnehmer auf einen Tutor).


    Strukturierte Notfallversorgung als Thema ist durchaus gezielt gewählt und gewollt. Zum einen haben sich die Studierenden es aktiv gewünscht (wurde z.B. nach dem Fortbildungsabend "Stop The Bleeding - Konzepte der präklinischen Blutungunsgkontrolle", in dem auch die strukturierte Traumaversorgung als ein Baustein angeschnitten wurde, sehr deutlich), zum anderen halte ich es gerade für den unerfahrenen Studierenden für äußerst sinnvoll, dass sie schon in dem Statium lernen strukturiert zu arbeiten - insbesondere, wenn es um Notfälle geht. Denn wie du selber weißt, gute Notfallmedizin wird im Studium meist gar nicht und auch im späteren Berufsleben eher weniger gelehrt. Dafür kann es aber schon im PJ oder spätestens in den ersten Diensten vorkommen, dass man plötzlich federführend vor dem kritisch kranken Patienten steht. Eben auf Station, die du es beschreibst. Wie das meistens aussieht und zumindest mittelfristig oft auch endet, kann man viel zu oft erleben. Um so wichtiger jetzt schon einen roten Faden an die Hand zu bekommen umd sich dann im Fall der Fälle an diesem entlanghangeln zu können. Ich halte ABCDE und Co daher keinenfalls für Käse, sondern für ein ungemein nützliches und erfahrungsgemäß und effektives Hilfsmittel.


    Und welche Hardskills, bzw differenzierten Pathophysiologiekonntnisse sind denn bitte notwendig um so einen Struktur vermittelt zu bekommen, bzw. trainieren zu können?
    Imho nahezu keine. Es ist dabei am Ausbilder die Fallbeispiele entsprechend deutlich zu gestalten. Und man darf nicht vergessen, es geht nicht um (Fullscale) Simulationstraining, sondern um Skill-Stationen. D.h. ob der Durchführende gut auskultieren kann und das was er hört beurteilen kann oder nicht ist absolut egal - er höhrt nämlich eh nichts, bzw nur VAGs ohne NGs. Relevant ist was angesagt wird. Und was man daraus "macht" kann uns soll auch diskutiert werden. Shcließlich sollen die Studierenden nicht nur stumpf ein Schema auswenig lernen (das können sie eh), sondern sie sollen verstehen, warum dieses Schmema relevant ist und warum man darauf fußend die Entscheidung A oder eben B trifft.


    Und eins darf/soll man nicht vergessen. Es handelt sich um eine extracurriculare freiwillige Veranstaltung für Studierende, die besonders an der Notfallmedizin interessiert sind. Es ist daher nicht Ziel essentielle Kenntnisse zu vermitteln (das ist aufgabe der curriculären Lehre und kann durch das SkillsLab ergänzt werden), sondern eben Kenntnisse und Fertigkeiten, darüber hinaus gehen. Und daher darf es durchaus auch mal etwas mehr sein. So haben die Teilnehmer bei der letzten Veranstaltung z.B. die Anwendung von Tourniquets, Beckenschlingen, iTClamps und Co trainiert und etwas über die Anwendung/indikationen von Hämostyptika und Tranexamsäure gelernt - was sehr gut angekommen ist und augenscheinlich niemandem geschadet hat. Es geht ja eben darum Schmaknerle zu bieten, die sonst nicht vorkommen...

    Always be prepared!

    Einmal editiert, zuletzt von VK-Retter ()


  • Das möchte ich nochmal separat aufgreifen, auich wenn es vom eigentlichen Thema abweicht.


    Zum einen ist das ABCDE essentieller Bestandteil der ERC ALS Kurse - und auch der Prüfung -, zum anderen soll ein junger Arzt keine ALS Reanimation anleiten. Das funktioniert einfach nicht, wenn der junge Kollge keine weitergehenden Erfahrungen/Ausbildung in der Richtung hat. Man sieht doch auf Station, wie schwer es in solchen (über)fordernden Stressistuationen scheinbar ist eine solider BLS Reanimation durchzufürhen/zu leiten. Und es ist (zum Glück) nicht immer alles direkt Reanimation. Im Gegenteil, ein maximal hoher Anteil der Patienten, die innerklinisch Reanimationspflichtig werden, kündigen sich durch eine verschlechterung der Vitalfunktionen an. Die häufig von den Schwestern agemerkt werden, d.h. auffallen. Auffallend ist aber auch, dass dann der normale und unerfahrene Stationsarzt diese Patienten nicht richtig einschätzt, bzw. versorgt. Das führt dazu, dass Patienten unnötig auf ITS landen, zu spät (oder gar nicht) Hilfe gerufen wird oder die Patienten zumindest bis sie auf die ITS gelangen, bzw ein Notfallteam eintrifft nicht adäquat versorgt werden. Und das ist nicht nur bei uns so, dass ist ein generelles Problem, was gut mit soliden Zahlen belegt ist. Ein Ansatzpunkt ist natürlich die etablierung von Early Warning Scores und Medical Emergency Teams und vernünftige Strukturen in denen diese arbeiten, bzw. genutzt werden - ein anderer aber eben den angehenden/jungen Ärzten Handwerkszeugt zu vermitteln, die es ihnen ermöglicht dieses bislang häufig leere Intervall zu verkürzen udn die Versorgung/Einschätzung zu optimieren.


    Und nein, natürlich ersetzt das ABCDE-SChema (oder irgend ein anderes Schema klinische Erfahrung/Expertise), aber zum einen muss man sich diese Erfahrung erst erwarbeiten (trifft aber vom ersten tag an schon auf Patienten und muss Entscheidungen treffen) und zum anderen machen gerade auch die Erfahrenen Flüchtigkeitsfehler und setzten falsche Prioritäten, weil sie Dinge übersehen/nicht erheben, weil ihnen eine feste Struktur fehlt. Ein klinischer Blick und "Bauchgefühl" reichen nämlich nicht aus um sich hier keine Fehler zu machen. Auch das kann man tagtäglich beobachten. Und übrigens.. auch in deinem Beispiel würde es nicht schaden, dem Patienten O2 zu geben udn ggf einen Atemweg zu sichern. Heißt ja in praxi nicht, dass man nicht parallel am ursächlichen Problem arbeiten darf. SChließlich solll ABCDE gerade dazu dienen.. prioritätenorientiert zu handeln.

  • @raph-wi


    Die Veranstaltungen im Skills-Lab sind ja nicht der Untersuchungskurs. Ein exemplarischer Untersuchungskurs läuft so ab: Man trifft sich in einer Kleingruppe von vielleicht 5 Studenten über ein Semester lang jede Woche für 4 Stunden mit einem Arzt auf einer internistischen Station und befragt und untersucht von diesem ausgewählte Patienten und erstellt einen Befund. Das macht man in den Regelstudiengängen zu Beginn der klinischen Semester.


    Ani, das ist heute nicht mehr unbedingt so. SkillsLabs werden mehr und mehr in die curriculare Lehre eingebaut. Sei es nur durch die nutzung der Räumlichkeiten/Ausstattung oder direkt durch die Einbindung verpflichtender SkillsLab Kurse.
    Und leider nein, ich bin ja gerade im PJ und erlebe tagtäglich, dass es noch viel zu viele Kommilitonen gibt, die mit einer einfachen körperlichen Untersuchung + Anamnese überfordert sind. So intensiv und besonders praktisch lernt/trainiert man das tatsächlich nicht, wenn man nicht unbedingt will. Zumindest nicht an jeder Uni...

  • zum anderen soll ein junger Arzt keine ALS Reanimation anleiten. Das funktioniert einfach nicht, wenn der junge Kollge keine weitergehenden Erfahrungen/Ausbildung in der Richtung hat. Man sieht doch auf Station, wie schwer es in solchen (über)fordernden Stressistuationen scheinbar ist eine solider BLS Reanimation durchzufürhen/zu leiten.


    Ok, ich muss mich outen ich habe einen ACLS Kurs gemacht (damals noch als PJler), daher kann ich nichts über die ALS Inhalte sagen.
    Aber:
    Warum klappt es nicht?
    Weil es im Studium nicht gelehrt wird!
    Reanimationen sind Situationen in denen Studenten, außer es sie besitzen ein forsches naturell, erstmal 2 Schritte zurücktreteten oder zurückgetreten werden.
    Obwohl es ganz einfach ist zu sagen: Ey, du bist Student, da wird reanimiert, geh da hin, drücke und lern was.
    Das habe ich bisher nur 2 mal erlebt.


    Das andere sind diese ACLS Kurse: Man lernt dort über einen sehr langen Zeitraum die Reanimation bis man wunde Hände hat. Das brennt sich ins Unterbewußtstsein ein und reduziert nachweislich den Stresslevel in der Akutsituation.


    Die Realität außerhalb von Unikliniken in Häusern der Grund- und Regelversorgung ist aber, dass der nachts der Internist reanimieren muss. Das ist so. Das mag zwar in dem behüteten Umfeld einer Uniklinik anders sein, aber auf dem flachen Land ohne richtige 24h ärztlich besetzt Intensivstation ist das der Standard.


    Ich kann übrigens noch eine nette Anekdote erzählen:
    Sehr somnolente Frau, die ich zusammen mit einem PJler versorgen darf. Sie hat leider nur ne halbseidene 20G Nadel und ich hätte gerne zur Einleitung der Narkose was solides.
    Deswegen habe ich angeboten: Ich leg jetzt mal die Arterie und du rettest der Frau das Leben und legst noch ne Viggo, damit wir was handfestes für die Einleitung haben.
    Die Worte hätte ich nicht sagen dürfen. Das mit dem Leben retten hat der wirklich ernst genommen und er hatte nen totalen Black-Out bzw. eine sichtbare Handlungsstarre.
    Das ist didaktisch blöd, aber andererseits richtig. Man wächst mit seinen Aufgaben. Und irgendwann hoffe ich doch, dass man ihn noch soweit kriegt, dass das nicht mehr passiert. :-)

  • Fakl, da widerspreche ich dir ja auch mit keinem Wort. Die durriculäre Lehre bzgl Reanimation (sei es BLS oder ALS) ist auch grottig/in keinster weise ausreichend und typischerweise gehen nur die Studentzen ins SkillsLab, die eh die praktisch etwas fitteren, weil interessierten, sind. Und pro ABCDE hast du ja jetzt noch ein Argument geliefert - um so wichtiger, wenn es keine schnelle Eingreiftruppe von ITS o.vgl. gibt, sondern man alleine vor Ort ist, bis vllt der OA nach 30min aufstehen, anziehen und in die Klinik fahren angekommen ist.
    In den ALS Kursen haben wir gute Erfahrung mit ABCDE gemacht (dürfen allerdings auch erst Studierende der klinischen Semester besuchen). Und bzgl der heterogenen Gruppe der kommenden Teilnehmer werde ich gerne berichten. Ich bin aber sehr optimistisch :-)


    Und natürlich geht es nicht ohne erleben und mit den Herausforderungen wachsen. Ich z.B. war als ich vor nicht all zu langer Zeit im PJ den ersten ZVK nach längerer Zeit (die letzte Famulatur in der ich das durfte war gut ein Jahr her), obwohl es nicht um Leben und Tod ging und ich grundätzlich jeden Handgriff kenne, so nervös, dass ich bestimmt zwei Minuten gebraucht habe um den Dillatator, bzw den ZVK über den Draht zu bekommen. Und ich kann mich auch noch sehr gut an mein erstes Polytrauma erinnern.. da waren meien Hände zwar interessanterweise ruhig, aber dank Adrenalin schweißnass und meine Beine haben dank Adrenalin gezittert wie Espenlaub ;-) Also auch mit ABCDE ist das (Berufsleben) nicht ohne Aufregung - aber zumindest kann man (subjektiv) mit dieser Aufregung besser umgehen.

  • Zumindest nicht an jeder Uni...


    Na, dann freu' ich mal über die gute alte Zeit und über meine alte Uni. Vielleicht waren sie in dem Fall tatsächlich besser. :-)


    Wobei man natürlich nicht vergessen darf, daß es auch bei Medizinstudenten Flachpfeifen und Lowperformer gibt, die es möglicherweise auch nie lernen werden. Um die geht es allerdings nicht, denn bei denen kann man skilllabben wie man wollte, würde trotzdem nicht besser werden.

  • Ich kann den Ausführungen von VK-Retter in Bezug auf die Relevanz des ABCDE-Schemas nur noch einmal beipflichten.


    Innerklinische Notfälle sind weitaus mehr als Reanimation und eine sinnvolle und einfache Struktur hilft ungemein.
    Selbst einen Patienten mit VT - um fakls Punkt nochmal aufzugreifen - wird zielsicher mittels ABCD erkannt, denn wie bei jeder Reanimation muss zuerst der Atemweg freigemacht und die Belüftung beurteilt werden. Auch bei Punkt B muss nicht sofort die Sättigung oder das etCO2 gemessen werden, sondern als nächstes die Hämodynamik inklusive Rhythmusanalyse beurteilt werden.

  • Ich studiere an einer doch deutlich ABCDE-lastigen Uni (das Konzept wird fächerübergreifend immer wieder gelehrt, wenn es um Notfallversorgung geht) und kann die allgemene Abneigung auch nicht nachvollziehen. Ich arbeite nebenbei auch in unserem Skillslab und dort vorwiegend in der Full-Scale-Simulation. An den Simulatoren finden verschiedene Pflichtveranstaltungen statt bei denen Notfälle von Kleingruppen (maximal 4 Studierende) nach ABCDE abgearbeitet werden sollen und das Feedback bezüglich der Arbeit nach diesem Schema ist durchweg positiv.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.