Führerscheinentzug und Geldstrafe für selbstfahrenden Notarzt wegen Straßenverkehrsgefährdung

  • Ich habe das schon viel zu oft gesehen und meist in den jüngeren Jahrgängen. Da werden Verkehrsteilnehmer genötigt und lautstark beleidigt, die entweder nirgends hinkönnen oder durch das hohe Tempo gar keine Chance hatten, rechtzeitig zu reagieren ohne blind auf einen Bürgersteig zu nageln.


    In dieser ganzen Diskussion um diesen Notarzt hat sich leider wieder gut gezeigt, wie wenig Verständnis auch mal für den Fehler anderer hat. Nein, wenn ICH mit Blaulicht komme, dann MÜSSEN sich alle perfekt und fehlerlos verhalten. Und allen anderen gehört selbstverständlich der Führerschein weggenommen ... ach ich steigere mich schon wieder rein ...

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Hier ist eigentlich alles drin, was nach meinem Verständnis eine Nötigung darstellt.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Ich würde zwischen "den Sicherheitsabstand unterschreiten" und "dem Verkehrsteilnehmer so auf die Pelle rücken, dass es Nötigung ist" ein wenig unterscheiden.

  • Nicht durch den ganzen Rettungsdienst, sondern bei einigen Kollegen, die dann auch sehr wütend werden während der Fahrt. Ich bin jemand, der die Auffassung vertritt, dass man das Fahren mit Sonder - und Wegerechten für Berufsneulinge gezielt ausbilden sollte. Vielerorts, auch bei uns, wird man, wenn überhaupt, ein bisschen auf seiner ersten Blaulichtfahrt als Dritter angeleitet, aber das wars. Ich bin der Meinung, dass das nicht reicht und es führt dazu, dass manche glauben, sie dürften alles, weil sie es ja für Leib und Leben tun.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • naja, Hauke, mit der Forderung nach besserer Ausbildung bist du sicher nicht alleine.


    Möglichkeiten gibt es ja mittlerweile (auch wenn entsprechende Seminare bei den Unfallversicherungsträgern leider wieder dünn gesät sind) und es meist nicht wirklich einfach ist, den Unternehmer zu überreden, hierfür Geld in die Hand zu nehmen.
    (Obwohl die "Schulungs"-Kosten, verteilt auf einen Zeitraum von 3 - 5 Jahren, sehr deutlich unter dem Kostenaufwand für einen einzigen Unfall mit Blechschaden liegen.)


    Auch ein Training in einem Fahr-Simulator ist mittlerweile relativ kostengünstig zu haben (um 800 € pro Tag / 8 h).
    Aber selbst für einfachste Maßnahmen z.B. Evaluierung des "Fahrstils" in der Realität durch erfahrene Ausbilder / Fahrlehrer, ist meist weder Zeit noch Geld da.


    Nachtrag:
    Die Anschaffungskosten für einfache Fahrsimulatoren liegen bei ca. 30.000 - 50.000 € ...

    Grüße, 0-85-1


    Sapere aude! (Horaz)
    Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart!
    Der Anfang einer jeden Katastrophe beginnt mit den Worten: "Ich dachte ...", "Ich wollte...", "Ich glaube ...", "Ich kann ...", "... mal eben ..." !

    Einmal editiert, zuletzt von 0-85-1 ()

  • Mann muss das noch nicht mal besonders schulen. Man muss nur den Fahrern beibringen, dass eine Blaulichtfahrt immer ein Stressmoment darstellt.


    Kleine Geschichte aus meinem Leben: ich hatte vor einiger Zeit einen Patienten mit einer akuten Schlaganfall-Symptomatik. Es war alles ziemlich einfach: Hemiparese, Sprechstörung, Zugang, Ankündigung in der Zielklinik und ab die Post. Die etwa 10km-lange Klinikfahrt erfolgte mit Sondersignal und fiel zeitlich in die Haupt-Berufsverkehrszeit. Wie gesagt, der EInsatz war reine Routine, die Angehörigen nett, die Zusammenarbeit mit dem Kollegen angenehm, es gab keine zusätzlichen Stressfaktoren. Einzig das Pulsoxymeter machte Zicken.
    Der Patient wurde in der Klinik übergeben, und ich widmete mich als Fahrer der Aufbereitung des Materials und der Trage. Zum Testen des Pulsoxys probierte ich es an mir selbst aus. Ich fühlte mich ruhig und entspannt - Mein Puls lag (obwohl die Einsatzfahrt schon mindestens 10 Minuten her war) immer noch bei über 100/s. Okay, ich war damals sportlich nicht in Form, hatte (habe immer noch) ein paar Kilos zu viel und hab damals noch ziemlich viel geraucht. Trotzdem hat mich meine Herzfrequenz etwas erschreckt, und nun weiß ich, dass ich - trotz gefühlter Ruhe - doch gestresst bin, wenn ich mit Signal fahre. Das hat mich auf den folgenden Fahrten doch etwas aufmerksamer und vorsichtiger werden lassen.


    Ich denke auch, dass eine Videoaufnahme des Fahrers bei einer Einsatzfahrt selbstreflektorische Wunder vollbringen könnte.


    Gruß, Christian

  • Ein guter Einsatzfahrer zu sein ist keine Wissenschaft, sondern 30% Wissen, 30 % Fahrpraxis und 40 % charakterliche Eignung. Das Problem ist, dass ich im EA/ FSJ- Bereich offensichtlich Ungeeignete einfach aussortiere, was bei einem hauptamtlich Angestellten sicher schwerer fällt. Gottseidank ist charakterliche Eignung auch kein völliger Fixwert ("Altersweisheit").


    @ Christian Betgen: den Dateianhang hatte ich noch von früher. Beim Zusammenhang bin ich leider nicht mehr ganz sicher, ich meine das seien gemittelte Messwerte von Polizeischülern. (Nochmal Edit: nachdem ich gerade nachgesehen habe, waren es Anwärter der Feuerwehr.)

    2 Mal editiert, zuletzt von der_Tobi ()

  • 180er Frequenz? Alter Freund....
    Ich glaub ich geh mal suchen, ob irgendwo im Lager noch ein einfaches Pulsoxy rumfährt.


    Ein guter Einsatzfahrer zu sein ist keine Wissenschaft, sondern 30% Wissen, 30 % Fahrpraxis und 40 % charakterliche Eignung.


    Unterschreib ich so.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Vielen Dank. Das zeigt es ganz gut. Man mag sich mal vorstellen, wie rational die Entscheidungen sind, die wir in einer solchen Situationen treffen.


    Es gibt Feuerwehreinsätze, die ohne Sondersignal gefahren werden?

  • 180er Frequenz? Alter Freund....
    Ich glaub ich geh mal suchen, ob irgendwo im Lager noch ein einfaches Pulsoxy rumfährt.


    Ne normale Pulsuhr tuts auch (und stört nicht beim Autofahren). Wenn Du es genau haben willst, besorg dir einen Bluetooth-Brustgurt und die runtastic-App. Da haste dann gleich die gps-Koordinaten mit drauf. Natürlich gehen wahrscheinlich auch andere Apps...

  • Ne normale Pulsuhr tuts auch (und stört nicht beim Autofahren). Wenn Du es genau haben willst, besorg dir einen Bluetooth-Brustgurt und die runtastic-App. Da haste dann gleich die gps-Koordinaten mit drauf. Natürlich gehen wahrscheinlich auch andere Apps...

    Du solltest wirklich etwas großzügiger mit den Ironie-Smilies umgehen. ;-)

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    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Nö, das meinte ich ausnahmsweise mal als ernsten Vorschlag. Ich fände es wirklich interessant, die Pulsfrequenz in Abhängigkeit von der gefahrenen Geschwindigkeit oder gefährlicheren Stellen wie Wohngebiete etc. zu betrachten.

  • Ich finde die Idee auch interessant. Mal sehen, ob ich beim nächsten Dienst an den Brustgurt denke.


    Wobei mein Puls bei KTW Einsätzen im Status 3 und 4 wohl seinen höchsten Wert erreicht haben dürfte.
    Da rege ich mich dann schon mal prophylaktisch über die zu erwartende Unsinnigkeit des Einsatzes auf. :-D

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Ne normale Pulsuhr tuts auch (und stört nicht beim Autofahren). Wenn Du es genau haben willst, besorg dir einen Bluetooth-Brustgurt und die runtastic-App. Da haste dann gleich die gps-Koordinaten mit drauf.


    Ich sehe schon die Statusmeldung auf Facebook: "XY hat eine neue Blaulichtmission begonnen. Feuere ihn an !"

  • Ich würde zwischen "den Sicherheitsabstand unterschreiten" und "dem Verkehrsteilnehmer so auf die Pelle rücken, dass es Nötigung ist" ein wenig unterscheiden.


    Weil es gerade thematisch passt: Drei Verletzte bei Unfall mit Rettungswagen


    Zitat

    Ein Mitsubishi-Fahrer bremste ab, weil der Rettungswagen mit Martinshorn und Blaulicht von hinten angefahren kam - doch der konnte nicht mehr ausweichen und fuhr auf den Mitsubishi auf.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.