48 Stunden /Woche noch zeitgemäß?

  • Hallo,


    bei uns beginnt so langsam die Diskussion über die Sinnhaftigkeit weiterhin an 48 Stunden Wochen im Rettungsdienst festzuhalten. Das mit dem Hintergrund der Mitarbeiterbindung und - Gewinnung, ist schon jemand diesen Weg gegangen? Dabei sollte ich anmerken das wir im Sub.- Modell arbeiten und somit vom Träger die 48Std. vorgesetzt bekommen, also es wäre bei uns schon ein größeres Projekt was man nicht mal ebenso auf KV Ebene lösen kann.

  • Der Träger schreibt die 48-Stunden-Woche vor?


    Aber ja, das 48 Stunden Modell gehört abgeschafft. Ich bin nicht mehr bereit so viel, vor allem für das gleiche Geld, auf der Dienststelle zu verbringen. 38,5 Stunden-Woche mit einem T-T-N-N-X-X-X-X Modell hat sehr gut funktioniert! Möchte ich gerne wieder haben...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Sub.- Modell arbeiten und somit vom Träger die 48Std. vorgesetzt bekommen,

    Wie geht das denn? Da sollte doch das ArbeitszeitG ziehen wenns die Auslastung zulässt...

    38,5 Stunden-Woche mit einem T-T-N-N-X-X-X-X Modell hat sehr gut funktioniert!

    Klingt gut, Wir Ossis müssen ja 40 h/ Woche gehen im TvÖD.
    Aber T T frei frei N N ist auch auszuhalten :-D



    Ich kann jeden nur raten, sich seine Arbeitszeit detalliert aufzuschreiben. Ersten täuscht so mancher Tag, und zweitens ist es vorm AG und Arbeitsgericht dann einfacher. Allgemein noch: die 48h sind (speziell im TvÖD) eine KANN-Bestimmung.
    Grüße

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Der Träger gibt in der Beauftragung den Planstellenschlüssel vor, Grundlage ist die 48 Std. (inkl. Bereitschaftsdienst) Woche.
    Somit ist eine selbständige Abkehr auf eine niedrigere Wochenarbeitszeit nicht refinanzierbar und somit auch bei gutem Willen ausgeschlossen.


    Hätten wir keine Ausnahmegenehmigung des GAA für 12Std. Dienste, würde das 6x8Std. bedeuten und das ist absolut, leider, EU und BRD ArbZG. konform.

  • Hi!

    GAA

    was?


    Und Arbeitsbereitschaft trifft bei euch zu?
    Grüße

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Gewerbeaufsichtsamt und ja, leider wird die Bereitschaftszeit über alles ermittelt. Also auch auf z.B. rückläufige KTW Auslastung oder die ruhigen NEF Diensten.

  • DRK Chemnitz mit Haus-TV ver.di seit 1.6.2016:
    RD:
    * 44h / Woche
    * 12h RTW und NEF
    * davon 10h Arbeitszeit inkl. bezahlter Kurzpausen + 2h Arbeitsbereitschaft
    * macht je Woche 4h + im Arbeitszeitkonto


    KT:
    * 40h / Woche
    * 7,5 bis max. 10h + unbezahlte Pause


    vorher:
    KTW genauso
    RD 48h


    Verhandelt haben wir wie bisher, dass alle Stunden mit dem Entgelt abgegolten sind.
    Damit haben wir ausgeschlossen, dass der Arbeitgeber die Arbeitsbereitschaft ausdehnt und diese mit z.B Mindestlohn oder 50% bezahlt. Dafür darf man dann wieder viele Stunden arbeiten.
    Dazu 15 Minuten Umkleidezeit wahlweise im Stundenlohn oder als Arbeitszeit.


    PS: Submissionsmodell



    Sent from my iPad using Tapatalk

  • wenn ich auf der Wache bin, dann arbeite ich auch


    Die ganze Zeit? Ich kenne keine Wache (okay, ich kenne generell nicht viele), in der nicht ein Sofa für die einsatzfreie Zeit steht. Wenn man in dieser Zeit so arbeiten würde, wie in anderen Berufszweigen auch, dann bräuchte man die nicht.


    Wir hatten ein ähnliches Thema schonmal. Es ging dabei um eine Pausenregelung. Und wir sind da zu dem Konsens gekommen, dass sich die Interessen des Arbeitgebers mit denen der Arbeitnehmer die Waage halten müssen. Und deswegen auch jede Situation individuell betrachtet werden muss.


    Wenn man in einer 12h-Schicht im Schnitt 1x rausfährt, um dann etwa s1,5h beschätigt zu sein, dann kann man einfach nicht sagen, dass man 12h schwer gearbeitet hat, gerade dann nicht, wenn man die restlichen 10,5 Stunden vorm Fernseher saß...

    Einmal editiert, zuletzt von Christian Betgen ()


  • Die ganze Zeit? Ich kenne keine Wache (okay, ich kenne generell nicht viele), in der nicht ein Sofa für die einsatzfreie Zeit steht. Wenn man in dieser Zeit so arbeiten würde, wie in anderen Berufszweigen auch, dann bräuchte man die nicht.


    Wir hatten ein ähnliches Thema schonmal. Es ging dabei um eine Pausenregelung. Und wir sind da zu dem Konsens gekommen, dass sich die Interessen des Arbeitgebers mit denen der Arbeitnehmer die Waage halten müssen. Und deswegen auch jede Situation individuell betrachtet werden muss.


    Wenn man in einer 12h-Schicht im Schnitt 1x rausfährt, um dann etwa s1,5h beschätigt zu sein, dann kann man einfach nicht sagen, dass man 12h schwer gearbeitet hat, gerade dann nicht, wenn man die restlichen 10,5 Stunden vorm Fernseher saß...


    Ich denke nur weil man auf einem Sofasitzt, kann man ja nicht behaupten es sei keine Arbeitszeit. Nach meiner Definition ist jede Zeit bei der ich innerhalb von Sekunden die Arbeit aufnehmen muss und nicht selbständig über meinen Aufenthaltsort entscheiden kann Arbeitszeit.


    Wenn ich bei mir aus dem Fenster schaue, dann sehe ich dort Wachleute die auf eine Kaserne aufpassen. Die müssen mehrfach täglich, nach vorgaben eines Computersystems, individuell zusammengestellt die Kontrollpunkte an der Kaserne ablaufen. Außerdem müssen die Autos und Personen kontrollieren welche in die Kaserne hineinfahren. Und wenn Sie gerade nicht laufen oder kontrollieren schauen die auch mal in ein Buch/Zeitung. Trotzdem ist das Arbeitszeit.


    Wenn ich an unser kleines Krankenhaus denke, da sitzt Nachts auch jemand an der Pforte. Geht dann und wann mal ans Telefon und ist für nächtliche Besucher der Ansprechpartner. Wenn niemand kommt, schaut die Dame/der Herr Fernseh. Trotzdem ist es Arbeitszeit.


    Die Kollegen von der Autobahnpolizei dürfen sich abwechselnd pro Nachtschicht auch bis zu 6 Stunden hinlegen - wenn es das Einsatzaufkommen erlaubt. Trotzdem ist es Arbeitszeit.


    Und nur weil es Jobs gibt, in denen es keinen Leerlauf gibt, kann man daraus doch nicht folgern das in Jobs wo es zu Leerlaufzeiten kommt dies keine Arbeitszeit ist. Und auch die EU sieht das so, die sagen auch Bereitschaftszeit gilt als Arbeitszeit. Daher auch max. 48 Stunden in der Woche.


  • Die ganze Zeit? Ich kenne keine Wache (okay, ich kenne generell nicht viele), in der nicht ein Sofa für die einsatzfreie Zeit steht. Wenn man in dieser Zeit so arbeiten würde, wie in anderen Berufszweigen auch, dann bräuchte man die nicht.


    Wir hatten ein ähnliches Thema schonmal. Es ging dabei um eine Pausenregelung. Und wir sind da zu dem Konsens gekommen, dass sich die Interessen des Arbeitgebers mit denen der Arbeitnehmer die Waage halten müssen. Und deswegen auch jede Situation individuell betrachtet werden muss.


    Wenn man in einer 12h-Schicht im Schnitt 1x rausfährt, um dann etwa s1,5h beschätigt zu sein, dann kann man einfach nicht sagen, dass man 12h schwer gearbeitet hat, gerade dann nicht, wenn man die restlichen 10,5 Stunden vorm Fernseher saß...


    Trotzdem bin ich bei meiner Arbeit und darf diesen Standortauch nicht verlassen, um mich um etwas anderes zu kümmern.
    Das keine Arbeit anfällt und ich nichts zu tuen habe, das kann ich als AN nicht beeinflussen.

  • :flag_of_truce:


    Ich habe jetzt mindestens vier verschiedene Antworten geschrieben. Von "Ihr habt recht, nehmt Euch, was Euch zusteht" bis "als Pflegekraft kann ich nur noch lachen" war alles dabei - und keine war wirklich veröffentlichbar. Und bevor mir wieder über den Mund gefahren wird, mein Herzblut an falscher Stelle zu vergießen, lass ich es lieber...


    Trotzdem bleib ich bei meiner Meinung: Für eine 38,5h-Woche bei einer mit anderen Berufsgruppen im Gesundheitssektor vergeleichbarer Bezahlung, muss auch 38,5h gearbeitet werden. Leelaufzeiten, die für 12h-Schichten im Schnitt zwei Stunden betragen müssten (entspricht dann 10h Auslastung pro Arbeitstag), sollten kumuliert auf die Wochenarbeitszeit draufgeschlagen werden. So kommt man auf die 48h. So wird vergleichbar vom Kindergärtner über den Rettungsdienstler bis hin zum Krankenpfleger für ein Arbeitspaket annähernd ähnlicher Lohn bezahlt.


    Das ist meine Sichtweise, ich würde das als gerecht empfinden.

  • Trotzdem bleib ich bei meiner Meinung: Für eine 38,5h-Woche bei einer mit anderen Berufsgruppen im Gesundheitssektor vergeleichbarer Bezahlung, muss auch 38,5h gearbeitet werden.


    Da stellt sich ja nur die Frage was deine Definition von Arbeit ist. Weiter stellt sich ja auch die Frage was "fordernder" ist: durchgängige zu arbeiten oder regelmäßig innerhalb von 0-100 in wenigen Sekunden? Ich habe keine Ahnung wie man das vergleichen soll, aber das müsste man ja um deinen Vergleich vornehmen zu können.

  • Wenn es nach Gerechtigkeit geht müssten im Gesundheitswesen die Mitarbeiter grundsätzlich mehr und Mitarbeiter in der Industrie weniger verdienen.


    Das ist eine andere Diskussion. Und hat viel damit zu tun, wie wichtig einer Gesellschaft die Gesundheit ist.

    Da stellt sich ja nur die Frage was deine Definition von Arbeit ist. Weiter stellt sich ja auch die Frage was "fordernder" ist: durchgängige zu arbeiten oder regelmäßig innerhalb von 0-100 in wenigen Sekunden? Ich habe keine Ahnung wie man das vergleichen soll, aber das müsste man ja um deinen Vergleich vornehmen zu können.


    Meine Definition von Arbeit geht auf jedenfall über die pure Anwesenheit hinaus. Arbeit ist für mich, wenn ich im Sinne meines Arbeitsauftrages etwas produktives, sinnvolles erstelle, mache, abarbeite, gestalte etc. Zur Arbeit gehört für mich auch ein gewisser Spitzenausgleich dazu: Für Momente, an denen es sehr stressig zugeht, können auch durchaus mal ruhigere Phasen kommen - aber halt in einem angemessenen Zeitrahmen.
    Zur zweiten Frage hat Bodo schon geantwortet:

    Wenn ich den falschen Patienten erwische, bin ich nahezu acht Stunden bei 100. ;-)


    Dazu kommt, dass man 100 ersteinmal definieren müsste. 100% ist für mich, wenn ich zwei beatmete Intensivpatienten betreue, von denen einer instabil ist, und wenn ich nebenher noch als Schichtleitung die Station organisieren muss. Das ist mein normal-Level. Über eine ganze Schicht hinweg. Da ist nie Null.


    Wenn ich das auf den Rettungsdienst übertrage, dann könnte man als 100 die Versorgung eines Standartnotfalls ohne akute vitale Lebensgefahr mit einem RTW und einem Notarzt vorstellen - inklusive der Aufrüstung nach dem Einsatz. Wenn so ein Einsatz 1,5h dauert, und ich davon fünf am Tag absolviere, hätte ich damit 100% gebrachts. Stressigere Einsätze, Reanimationen, Polytraumata etc, werden durch ruhigere Phasen ausgeglichen.


    Natürlich sind Vergleche schwer, aber möglich. Man kann die Zeiten der Aktiven Arbeitszeit quantifizieren und die Belastung bestimmen. Und damit kann man natürlich in den Vergelich zumindest einmal innerhalb der Berufsgruppe treten. Perosnalbemessungstools in Krankenhäusern tun nix anderes (wenn man sie denn richtig einsetzen würde). Im Rettungsdienst funktionieren die zugegebenermaßen nicht, aber ein benchmarking wäre damit zumindest mal möglich.

    Einmal editiert, zuletzt von Christian Betgen ()

  • Eben, genau das meine ich ja. Aber Christian sieht das als Grundsatz für seine Sicht was "Arbeit" ist.


    Na ja, ich sehe das schon ähnlich: acht Stunden Intensivstation sind in der Regel stressiger als acht Stunden RTW, aber da bekomme ich ja auch mehr Geld. Außerdem definiert ja jeder für sich anders, was er als stressig/viel Arbeit empfindet.

  • Und die Auslastung der Wachen ist unterschiedlich.


    Einige NEFs machen in Berlin 14-16 Einsätze in 12h. Auch einige RTW haben ähnliche Statistiken. Da würde ich schon von Auslastung sprechen wollen.



    Sent from my iPhone using Tapatalk

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.