Europäischer Gerichtshof kippt Preisbindung verscheibungspflichtiger Medikamente

  • Aus dem Spiegelartikel:


    Zitat

    Der Europäische Gerichtshof hat die deutsche Preisbindung für verschreibungspflichtige Medikamente gekippt. Die Festlegung einheitlicher Abgabepreise beschränke den freien Warenverkehr in der EU, heißt es in dem Urteil.


    Zitat

    Die deutschen Apotheker reagierten mit Sorge auf das Urteil: "Europas höchste Richter haben den eindeutigen Willen des deutschen Gesetzgebers ausgehebelt und die Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte negiert", sagte der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Friedemann Schmidt. Die Apotheker seien entsetzt.

  • Dann werden wir vermutlich bald (noch) mehr Patienten haben die nicht wissen was sie da nehmen, wofür, welche Wechselwirkungen ihre Medis haben und und und... Dafür sind die dann billiger als in der beratenden Apotheke nebenan.

    "Alle Menschen müssen sterben", meinte Boileau einst am Hofe Ludwigs XIV.
    Als der Sonnenkönig ihn darauf scharf ansah, korrigierte sich
    Boileau sofort: "Fast alle Menschen, Sire, fast alle!"

  • Spannend - ich bin in einer Apotheke noch nie beraten worden. Online wurde mir immerhin gesagt ich darf nur zwei Packen Paracetamol auf einmal bestellen und da noch etwas ASS und Diclofenac dabei war lag ein Zettel dabei auf dem über die Gefahren von NSAR aufgeklärt wurde.

  • Die "beratende Apotheke" ist ein Glücksfall.
    Mit 58 Jahren, einigen Diagnosen und entsprechender Patientenerfahrung hatte ich sowohl Erfahrungen mit einer Internetapotheke, der 08-15-Apotheke irgendwo in der Stadt und letztendlich mit meiner Stammapotheke, wo man mich kennt.


    Internetapotheken sind eine preisliche Alternative zu den üblichen Apotheken sein.
    Das betrifft die rezeptfreien Medikamente; hier gibt es wirklich kostengünstige Angebote.


    Die Beratung erschöpft sich in vielen Blättern
    Hier gilt das gleiche Prinzip wie für den gewöhnlichen Beipackzettel:
    man muß ihn tatsächlich lesen und verstehen können.


    Die teilweise angebotenen Hotlines sagen mir persönlich nicht zu.
    Medikamente sind m.E. doch ein sehr spezielles Produkt - und da sehe ich meinen Gesprächspartner lieber persönlich.


    In allen Apothekenläden fällt mir negativ auf:
    1.
    offensives Angebot von Schmerz, Beruhigungs-und Schlafmitteln
    Vor denen wird dann aber gleichzeitig in der gerne ausgeteilten Rentner-Bravo gewarnt


    2.
    Warenangebote, welches m.E. nicht immer etwas mit einer Apotheke zu tun haben


    3.
    Mondpreise für die unter 2. angebotenen Artikel.
    Dies beobachte ich u.a. bei Händedesinfektionsmitteln, Fieberthermometern, Pflastern usw.


    Was braucht m.E. eine immer älter werdende Gesellschaft von einer Apotheke:


    1.
    die Stammapotheke überprüft alle lfd. Verordnungen auf Wechselwirkungen u.a.m.


    2.
    es gibt einen ruhigen Besprechungsplatz für sensible Fragestellungen (das ist noch ein Traum)


    3.
    einen Lieferservice für immobile Kunden (vielerorts schon verwirklicht)



    Ansonsten:
    1.
    mit jetzt gut vierzig Lebensjahren/Erfahrung als Patient/Kunde erlebe ich den Aufschrei nach dem EUGH-Urteil als Jammern auf einem sehr hohen Niveau.
    Ich warte förmlich darauf, daß jetzt diverse Interessenverbände zu einem vom Patienten aufbringendes "Notopfer" aufrufen, um den sozialen Abstieg des studierten Pharmazeuten abzufedern.


    2.
    im EU-Ausland sind die Preise für langfristig erprobte und millionenfach verordnete/gekaufte Präparate niedriger - und ich kann das nutzen?
    Wenn ich mein Auto im EU-Ausland kaufe und von den dortigen Preisen profitiere...
    das soll nicht bei Enalapril oder Metformin gehen...
    VW ist bis heute deswegen noch nicht untergegangen - und HEXAL/ratiopharm usw. werden auch nicht untergehen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

    Einmal editiert, zuletzt von raphael-wiesbaden ()

  • Spannend - ich bin in einer Apotheke noch nie beraten worden.


    Ich auch nicht, ich habe aber auch noch nie danach gefragt.


    Zumindest in den letzten Jahren werde ich aber regelmäßig gefragt, ob mir die Anwendung/Einnahmezeiten klar sind, ob ich das Medikament schonmal hatte und - beim Kauf freiverkäuflicher Schmerzmittel o.ä. - teilweise auch, für welchen Zweck ich es kaufe und dass bei persistierenden Schmerzen der Arzt aufgesucht werden soll.


    Nachdem ich mir in der Regel entweder sicher bin, was ich warum und wozu haben will oder der Arzt meines Vertrauens das Arzneimittel verschrieben hat, blocke ich solche Beratungsversuche immer höflich ab. Ich nehme aber an, dass sich - würde ich andere Signale aussenden - durchaus eine Beratung anschließen würde.


    (Nein, ich habe keine Stammapotheke, sondern kaufe wechselnd in verschiedenen ein, auf Reisen auch in ganz verschiedenen Orten. Der Stil ist wechselnd, aber ein Gesprächseinstieg in eine Beratung weit verbreitet.)

  • blocke ich solche Beratungsversuche immer höflich ab. Ich nehme aber an, dass sich - würde ich andere Signale aussenden - durchaus eine Beratung anschließen würde.


    Die Frage ist aber auch immer, was man von der Beratung erwartet. Fakt ist einerseits, das nur ein Bruchteil der Beratungen durch den Apotheker erfolgen. Große Teile der Beratung erfolgen durch die Assistentinnen. Darüberhinaus liegt der humanmedizinisch relevante Fokus des Pharmaziestudiums in Pharmakologie, d.h. Wrkungen und Wechselwirkungen etc.


    Das schlussendliche Ziel der Beratung ist allerdings auch ein gewisses wirtschaftliches Bestreben Produkte zu verkaufen (z.B. Zink bei Erklältungen).


    Daher sollte man meiner Meinung nach nicht zuviel von der Beratungsleistung in Apotheken erwarten.


  • 1.
    die Stammapotheke überprüft alle lfd. Verordnungen auf Wechselwirkungen u.a.m.


    Das sollte aber mittlerweile Standard sein. Zumindest kenn ich es aus diversen Apotheken, dass nach Einscannen der Rezepte Hinweise erscheinen, wenn es zu Problemen mit der weiteren Medikamentation kommen kann.
    Setzt allerdings auch voraus, dass es immer die Stammapotheke ist, zu der Mann (und Frau) geht.


    Frag doch mal nach. An und für sich haben die Apotheker für solche Fragen ein offenes Ohr.

  • Das sollte aber mittlerweile Standard sein. Zumindest kenn ich es aus diversen Apotheken, dass nach Einscannen der Rezepte Hinweise erscheinen, wenn es zu Problemen mit der weiteren Medikamentation kommen kann.
    Setzt allerdings auch voraus, dass es immer die Stammapotheke ist, zu der Mann (und Frau) geht.


    Frag doch mal nach. An und für sich haben die Apotheker für solche Fragen ein offenes Ohr.



    Das macht meine Stammapotheke auch.
    In einer Reportage über das Apothekerwesen in NL wurde das allerdings nicht als Serviceleistung sondern als verbindlicher Standard beschrieben.
    Voraussetzung dafür ist eine Software die dem Apotheker Einsicht in die komplette medikamentöse Verordnung des Patienten ermöglicht.


    In den NL ist es eben wie bei uns auch:"Ja, ich nehme da was wg. dem Zucker und der Durchblutung und was noch mal das dritte ?-("

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zitat

    In einer Reportage über das Apothekerwesen in NL wurde das allerdings nicht als Serviceleistung sondern als verbindlicher Standard beschrieben.


    Das ist auch in der Schweiz so und dient auch der Gegenkontrolle von ärztlichen Verschreibungen.