Falck verliert Rettungsdienst in der Region Skåne (Schweden)

  • Falck verliert den nächsten Vertrag. In der Region Skåne (Malmö) übernimmt die Region ab nächstem Jahr den Rettungsdienst. Falck hatte grosse Probleme genug Mitarbeiter zu finden und die Qualität zu liefern die gefordert war. (hm woher kommt mir das nur bekannt vor?)


    Falck fährt in 2 von 4 Bezirken in der Regionen (Malmö und der östliche Teil von Skåne). In einem Bezirk fährt ein anderer Privater und in der dritten fährt die Region selber.


    Falck konnte letztes Jahr in der einen Region 705h und in der zweiten 311h die Fahrzeuge nicht besetzen. Malmö wurde schon übernommen der andere Bezirk wird Ende 2017 neu ausgeschrieben. Der andere Private bekommt aber seine Region weiter, für die nächsten 2 Jahre, da er die nötige Qualität liefern kann. Nach diesen 2 Jahren und wenn die Erfahrungen in Malmö gut sind wird aber überlegt auch diese Region zu übernehmen.


    http://www.beredskabsinfo.dk/a…bulancekoersel-fra-falck/

  • Das ist wohl der feine Unterschied zwischen "selbst machen" (kommunal) und "machen lassen" (Beauftragung). Die Beauftragten bekommen Stress, wenn diese ihre Kisten nicht besetzen können. Bei der Kommune interessiert es niemanden, wenn Fahrzeuge wegen Personalmangel ausser Dienst gehen. So kenne ich das jedenfalls von Deutschland...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich stelle mir da eine Frage: Weil die Region, Stadt, Kreis etc den Rettungsdienst selbst mach vermehren sich plötzlich die Mitarbeiter?


    naja komischerweise hat nur Falck die Probleme in den beiden Bezirken die sie abdecken. In denn anderen beiden (anderer Privater und Eigenbetrieb) gibt es wohl keine bis wenig Probleme.


    Ich sehe es übrigens aktuell bei uns. Falck hat im Schnitt bei uns im Jahr zwischen 4 und 6 Auszubildende gehabt. Wir hatten Ende Oktober einen Einstellungstest, bei dem 19 von 42 Leuten genommen wurden. Was wohl der normale Satz ist. Auch sind bei uns z.B. viele die nicht mehr für Falck und/ oder BIOS arbeiten wollten wieder aus anderen Berufen zurück gekommen. Das kann da genauso sein. Im Gegensatz zu DK war ja Falck in Schweden der "Eindringling"


    Es geht aber wohl auch um die Qualität. Alter der Fahrzeuge, Fortbildungen usw.

  • Es gibt Regeln, die man einhalten muss.


    Wenn man dies nicht macht, muss man die Konsequenzen tragen.


    Ausser natürlich in good old Germany.


    Man stelle sich vor, dass die Aufsichtsbehörden hierzulande so konsequent durchgreifen würden, wie in Schweden, Dänemark oder auch den USA.


    In den Verträgen werden klare Parameter festgelegt, bei deren Nichteinhaltung entweder spürbare finanzielle Strafen fällig werden (z.B. ein kompletter Jahresumsatz in der Region) oder der Vertrag wird gekündigt. Einer der Parameter könnte die Hilfsfrist sein, aber auch die Sicherstellung der Anzahl der Ressourcen, Besatzungsqualifikation, Einhaltung von Tarifverträgen, etc.


    Persönlich denke ich, dass dies ein MUSS wäre.


    Hinsichtlich des fehlenden Personals hätte ich noch einen Punkt.
    Man sollte nicht vergessen, dass sicherlich die finanziellen Rahmenbedingungen ein wesentlicher Faktor sind, um für gute Mitarbeitende attraktiv zu sein. Jedoch haben insbesondere die Anteile der neuen Arbeitnehmergenerationen, welche einen Anspruch an sich selbst haben, kein Interesse, für einen qualitativ mittelmässigen Arbeitgeber tätig zu werden. So lange sich aber die meisten Anbieter einer reinen "mee too"-Strategie bedienen und keine klare Differenzierung in der klinischen Performance herausarbeiten, werden sie dauerhaft Schwierigkeiten haben, die Stellen mit gutem Fachpersonal nachhaltig zu besetzen. Das gilt für Schweden, ebenso wie für Deutschland und ist vollkommen unabhängig davon, ob der Anbieter kommunal oder privat ist.

    Views and opinions are my own.


    “The electric light did not come from the continuous improvement of candles.” - Oren Harari

  • hpcpr ich stimme dir zu. Bis auf den finanziellen Anreiz. Ich hab im letzten Jahr gelernt das es hier überhaupt keine Rolle spielt. Wichtiger ist hier das alles drumherum stimmt. Wenn kein Vertrauen besteht dann arbeitet man da nicht. Das hat BIOS z.B. das Genick gebrochen.


    Bei uns werden die Hilfsfristen z.b. monatlich ausgewertet. Mittwoch kamen die Zeiten für Oktober. Wie liegen aktuell bei 7,4min und damit unter der Zeit die Falck zuletzt hatte. In einem Bereich hat es aber zuletzt einen Anstieg gegeben. Also hat man innerhalb kürzester Zeit dort eine neue Ambulance installiert. Das ganze innerhalb von nichtmal 3 Monaten. Es ist immer wieder faszinierend wie schnell und konsequent hier Sachen umgesetzt werden.

  • hpcpr ich stimme dir zu. Bis auf den finanziellen Anreiz. Ich hab im letzten Jahr gelernt das es hier überhaupt keine Rolle spielt. Wichtiger ist hier das alles drumherum stimmt.

    Lebt ihr alle von Luft und Liebe? ;-)
    Grüße Dani

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • hpcpr ich stimme dir zu. Bis auf den finanziellen Anreiz. Ich hab im letzten Jahr gelernt das es hier überhaupt keine Rolle spielt.

    Wenn man ein Gehalt bekommt, mit dem man eine Familie ernähren und ein gutes Leben leben kann, spielt der finanzielle Anreiz sicherlich eine untergeordnete Rolle. Rettungsdienstmitarbeitende in DK leben finanziell ein deutlich sorgloseres Leben, als die Kollegen in Deutschland.

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  • Das ist nicht unbedingt korrekt.


    Ich habe letzten Sommer einen Falck-Kollegen kennengelernt an der dänischen Westküste.
    Wir haben uns auch offen über Gehälter unterhalten. Brutto hat er natürlich mehr (etwa 4000-4500 € ohne Zusatzdienste).
    Netto hatte ich bei gleicher familiärer Situation und gleichem Alter etwa das gleiche.
    Die Steuer- und Abgabenlast in DK ist mit knapp 50 % je nach Lohnhöhe etwas höher wie bei uns.
    Dazu kommen höhere Lebenshaltungskosten. Und nicht zu vergessen, dass man z.B. beim Zahnarzt oder Physio vieles selbst bezahlen muss.


    Finanziell würde ich mich nicht verbessern. Aber die Zufriedenheit mit dem Job scheint mir in DK höher. Nicht zu verachten.

  • Man sollte auch ehrlicherweise berücksichtigen, dass viele eher mittelmäßige und unterdurchschnittliche Arbeitgeber in Deutschland gar nicht das Bestreben haben, die fachlich guten Mitarbeiter. die nach persönlicher Verbesserung streben, zu rekrutieren und zu binden. Wenn das primäre Firmenziel eher finanziell orientiert ist, sind die mäßigen und schlechten Kollegen für sie deutlich attraktiver. Diese werden weniger Kosten verursachen (Material, Fortbildung, etc pp), wechseln vermutlich nicht so häufig den Arbeitgeber, und sind häufig generell leichter zufriedenzustellen. Auf der anderen Seite schaden sie dem Betrieb nicht wirklich, da eine gute Performance im Rettungsdienst kein zusätzliches Geld einbringt, bezahlt wird letztlich lediglich die Transportleistung. Deswegen ist das Interesse an dieser Mitarbeitergruppe wohl eher unter den von Idealisten geführten Firmen zu suchen und da würde ich persönlich - zumindest in Deutschland - die Falken nicht verorten.


    Übrigens sehe ich auch da einen großen Vorteil der Kommunalisierung, denn der finanzielle Druck ist sehr viel geringer. Sicherlich gibt es überall herausragende Beispiele wie Negative, doch die Privatisierung (inkl. der Vergabe an Hilfsorganisationen) ist doch ein Mittel um Kosten zu senken. Dies kann natürlich über schlankere Organisation und Know-How erreicht werden, aber häufiger dürften doch eher andere Einsparungen sein.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

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  • Die Steuer- und Abgabenlast in DK ist mit knapp 50 % je nach Lohnhöhe etwas höher wie bei uns.


    wer bezahlt den 50% Steuern? ich hab aktuell 37% und hab für letztes Jahr noch ne 4stellige Summe zurück bekommen. Mann kann seinen Steuersatz selbst bestimmen. In den Steuern sind aber auch alle Beiträge wie Krankenversicherung (Krankenkassen gibt es nicht) Ich bezahle ansonsten nur noch eine extra Arbeitslosenversicherung (A-Kasse) und Gewerkschaft. Durch den neuen Tarifvertrag verschiebt sich das aber etwas.


    Ich hab im Monat knapp 3000€ raus. Dazu kommen noch verschiedene Zuschläge. Auf die kann man zwar nicht bauen aber ich hatte im Schnitt immer knapp 4000€ raus. Nach Steuer. Und das ganze für weniger Stunden. Dazu gerne Extradienste und Fahrtkosten.


    Dadurch das wir nur 8 Tage im Monate arbeiten haben viele Kollegen Nebenjobs. Ich kenn nen Kollegen der hat ne Stuntfirma und einen der hat ne Gartenbaufirma. Auch haben die meisten vorher was anderes gelernt. Bei den wenigstens ist der Job im Rettungsdienst der erste Job.


    Natürlich gibt es Ausnahmen aber die meisten Kollegen mit denen ich gesprochen habe ist das drumherum wichtiger. Wenn das nicht stimmt geht man in seinen alten Job zurück oder macht was anderes. Der normale Däne wechselt auch im Schnitt alle 5 Jahre seinen Arbeitgeber. Ne sehr gute Freundin arbeitet als Rechtsanwaltsfachangestellte. Sie meinte auch sie versteht nicht wie die Deutschen 30 Jahre und länger beim gleichen Arbeitgeber arbeiten können.

  • wer bezahlt den 50% Steuern? ich hab aktuell 37% und hab für letztes Jahr noch ne 4stellige Summe zurück bekommen. Mann kann seinen Steuersatz selbst bestimmen. In den Steuern sind aber auch alle Beiträge wie Krankenversicherung (Krankenkassen gibt es nicht) Ich bezahle ansonsten nur noch eine extra Arbeitslosenversicherung (A-Kasse) und Gewerkschaft. Durch den neuen Tarifvertrag verschiebt sich das aber etwas.


    Ich hab im Monat knapp 3000€ raus. Dazu kommen noch verschiedene Zuschläge. Auf die kann man zwar nicht bauen aber ich hatte im Schnitt immer knapp 4000€ raus. Nach Steuer. Und das ganze für weniger Stunden. Dazu gerne Extradienste und Fahrtkosten.

    Tarif Grundlohn Behandler etwa 28000 DKR. Laut 3F-Tabelle.


    Hast Du bisher nicht in D gewohnt und damit auch in D versteuert?


    Aber Du wirst es besser wissen als ich, was Du raus hast.


    Der Falcke hatte etwa 18.000 DKR netto ohne Zusatzdienste. Und er hatte auch einen eigene Firma "nebenher". Deshalb vielleicht auch mehr Abzüge?

  • Grundgehalt von etwa 28.000 DKK stimmt schon. Hinzukommen aber noch die Zeitzuschläge, Fahrgeld und vergütete abgebrochene Pausen - zur Erklärung: wir haben in einem Zeitkorridor feste Pausen und wenn die einsatzbedingt unterbrochen werden wird dies vergütet. Waren allein im letzten Monat 1500 DKK bei mir.
    Das Grundgehalt bezieht sich auf eine 37h Woche und liegt umgerechnet bei ca. 2800 Euro netto. Es sollte aber jedem klar sein, dass man wesentlich mehr arbeitet, wenn man monatlich 4000,- Euro netto hat - was aber auch nicht selten ist.


    Als Grenzgänger haben wir einen verminderten Steuersatz von 37%, als Däne bzw. in Dänemark wohnhaft zahlst du 45%. Mit Topskat (Spitzensteuersatz) landet man bei 56% bei Überschreitung der Freigrenze - dies ist bei vielen Rettern oder beim Pflegepersonal durch Extradienste schnell der Fall. Aus meiner Sicht sind weitere Vorteile als Grenzpendler: volle Kostenübernahme auf Zahnarztbehandlung und Steuerrückerstattung aufgrund längerer Arbeitswege, z.B. pendeln einige Kollegen zwischen Hamburg und Süddänemark.


    Bei Fragen gerne per PN.

  • in Dänemark wohnhaft zahlst du 45%



    stimmt auch net ganz. Ich bin weiter bei 37%. Auch wenn ich Dänemark wohne. Nur wenn ich weiter Extra-Vagten machen sollte wurde mir geraten auf 39-40% zu erhöhen. Aber da ich ja aktuell keine mache wird das wohl nicht nötig sein. Und die Fahrtkosten etc darfst du nicht ins Grundgehalt mit einrechnen. Die sind ja nicht fest. Dafür aber der Erfahrungszuschlag usw. Da sind feste Zuschläge.