Zeit online - Kosten für Rettungswageneinsätze sind stark angestiegen

  • Zitat

    Die Kosten für Einsätze von Rettungswagen gehen bundesweit stark in die Höhe. Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen dafür hätten sich in den vergangenen acht Jahren nahezu verdoppelt – auf 2,1 Milliarden Euro im Jahr 2016, berichtete die Welt am Sonntag. Demnach rückten zuletzt bundesweit rund 5,2 Millionen Mal Rettungswagen aus. [...]


    http://www.zeit.de/politik/201…tungswagen-kosten-anstieg

  • Wie sollen die Kommunen die Einsatzzahlen denn begrenzen? Einfach keinen RTW oder KTW schicken? Die Krankenkassen können ja auch mal da ansetzen und die Transportverordnungen dahin gehen prüfen, ob sie gerechtfertigt waren. Ich habe es schon selber mehr als einmal erlebt, das vor den eigenen Augen der Trapo von Taxi auf KTW geändert wurde, weil fälschlicherweise/bewusst ein KTW bestellt wurde. Frei nach dem Motto, ihr seid ja jetzt eh da, bzw. unqual. Transport hätte zu lange gedauert, deswegen KTW.


    Irgendwie habe ich das Gefühl, der Rettungsdienst und die Leitstellen werden immer mehr zum Spielball der Gesellschaft, Krankenkassen, Politik usw. Aber wirklich die Probematik in allen Facetten verstehen (Recht, Med. Notwendigkeiten, etc.), versteht keiner der Entscheider und kann deswegen auch zu keiner Lösung oder zumindestens Verbesserung der Problematik kommen.


    Oder man fängt mal bei den Preisfestlegungen für Arzneimittel an, dann würde schon mal etwas Geld wieder frei werden für Rettungsdienst und eine bessere haus- und fachärztliche Versorgung.

  • Wie sollen die Kommunen die Einsatzzahlen denn begrenzen?


    Durch eine Verbesserung der Dispositionsqualität, zum Beispiel. Ich habe zwar keine Erfahrungen aus erster Hand, lese aber - nicht nur hier - regelmäßig davon, dass die Mehrzahl der Notfälle keine Notfälle sind. Und die Krankenkassen haben recht: für die Kommunen und Leistungserbringer gibt es dadurch wenig Anreiz, die Einsatzzahlen zu senken.


    Die Krankenkassen können ja auch mal da ansetzen und die Transportverordnungen dahin gehen prüfen, ob sie gerechtfertigt waren. Ich habe es schon selber mehr als einmal erlebt, das vor den eigenen Augen der Trapo von Taxi auf KTW geändert wurde, weil fälschlicherweise/bewusst ein KTW bestellt wurde. Frei nach dem Motto, ihr seid ja jetzt eh da, bzw. unqual. Transport hätte zu lange gedauert, deswegen KTW.


    Es würde mich eher überraschen, wenn dort, wo die Kosten per Satzung festgelegt werden, Transportverordnungen erfolgen würden. Dort, wo das der Fall ist und diese Abrechnungsgrundlage sind, sieht das anders aus - eine Prüfung ist aber "vom Schreibtisch aus" - d.h. im wesentlichen durch Data Mining - kaum möglich, und der Kostenaufwand für eine Einzelfallprüfung ist bei weitem zu hoch.


    Aber wirklich die Probematik in allen Facetten verstehen (Recht, Med. Notwendigkeiten, etc.), versteht keiner der Entscheider und kann deswegen auch zu keiner Lösung oder zumindestens Verbesserung der Problematik kommen.


    Die beste Position dafür hätten ja aus fachlicher Sicht die Betreiber der Leitstellen und die Leistungserbringer - von da höre ich allerdings auch zumeist wenig überzeugendes.


    Oder man fängt mal bei den Preisfestlegungen für Arzneimittel an, dann würde schon mal etwas Geld wieder frei werden für Rettungsdienst und eine bessere haus- und fachärztliche Versorgung.


    Das ist der übliche, aber wenig hilfreiche Vorschlag: am besten mal woanders sparen ... Dumm nur, dass den jeder macht. :)

  • Eine Verdoppelung in acht Jahren...


    ...sind da die normalen Inflationsraten eingerechnet
    ...sind da die höheren Transportkosten berücksichtigt, die durch Klnikschliessungen verursacht werden
    ...sind da Tarifsteigerungen eingeflossen
    ...sind da Preissteigerungen bei Geräten usw. berücksichtigt
    ...sind da Gesetzesänderungen wie die praktische Umsetzung der dreijährigen Berufsausbldung eingeflossen



    Fragen über Fragen - die wohl von den Kostenträgern eher nicht beantwortet werden, wenn es um "einfache" Wahrheiten geht.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?


  • Auch interessant wieviel Prozent des Gesamthaushaltes im Gesundheitswesen das ausmacht. Zuletzt waren das schreckliche 1,2%... :scare:

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Ja, wobei mich an dieser Zahl auch immer stört, dass sie für eine Mini-Gruppe gilt, die nicht mal 50.000 Beschäftigte hat. Es kommt auch so ein bisschen auf die Relation an, finde ich.

  • Ich denke, da spielen viele Faktoren eine Rolle. Da sind zum einen die dürftigen Öffnungszeiten von Hausarztpraxen, dann die langen Terminwartezeiten von mehreren Wochen für Facharzttermine, der Unwille der Kassenärztlichen Notfallärzte (hier in SH die KVSH) auch wirklich einen Arzt ins Haus zu schicken (stattdessen wird einfachheithalber an den RD verwiesen)...und und und.
    Dann kommt die Vollkaskomentalität des Bürgers dazu, der für ne Männergrippe den RD ruft oder für leichten Schnupfen, weil (so hat mir das ein Patient mal kackfrech ins Gesicht gesagt) das Taxi zu teuer ist...
    Auch kommt dazu, dass die Krankenkassen, wie schon erwähnt, jeden Transport anstandslos bezahlen, anstatt die Transportnotwendigkeit zu prüfen. Aber das würde ja Arbeit bedeuten.


    Man sieht, es sind viele Baustellen, die dafür sorgen, dass die Einsatzzahlen und auch die Kosten dafür in die Höhen schießen. Letztendlich muss der Bürger wieder begreifen, dass der RD ausschließlich für NOTFÄLLE gedacht ist, und mit NOTFÄLLEN nicht der abgebrochene Fingernagel, die verlorene Justin Bieber-Konzertkarte oder ähnliches ist, sondern wenn es um Leben und Tod geht. Oder wenn dem Patienten am Patienten was fehlt, was vorher dran war, was drinsteckt, wo es nicht hingehört, was rausfällt, was reingehört etc...