[Glarus, Schweiz] Rettungssanitäter verteilen jetzt Parkbussen

  • Krass...Eigentlich soll doch der Rettungsdienst dem Bürger in der Not „Helfen“.
    Und nicht „bestrafen“....
    Auch wenn ich mir zwar eine solche Möglichkeit früher auch gewünscht hätte, so sehe ich es doch eigentlich kritisch.

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Dass den spitalgebundenen RDs diverseste Zusatzaufgaben aufs Auge gedrückt werden ist noch recht häufig. Meist sind das medizinische Aufgaben. Wir werden z.B. angerufen für schwierige i.v.-Zugänge, Blutentnahmen, 12-Kanal-EKGs oder allgemein ab und zu zur Unterstützung auf den Stationen. Das ist in meinen Augen ja auch ein sinnvoller Synergieeffekt. Man hört aber oft von RDs, die eher Aufgaben des technischen Dienstes übernehmen müssen (z.B. Schneeräumen, defekte Lampen wechseln oder eben auch Bussen verteilen). Da stelle ich mir halt schon die Frage, in wieweit das noch Aufgabe des medizinischen Fachpersonals sein soll bzw. wie man die Mitarbeiter einschätzt. Oft ist es aber wahrscheinlich auch so, dass man das schon immer so macht (früher wurde der RD ja noch oft von „Fahrern“ des technischen Dienstes durchgeführt) und trotz zunehmender medizinischer Qualifikation einfach nie oder nicht vehement genug hinterfragt hat.
    PS: Was ich immer noch viel krasser finde, ist die vom IVR geforderte Ausrückzeit von max. 3 min. Das ist mMn viel zu lange (zum Glück sind wir meistens ja auch schneller draussen). Aber selbst die eigenen Kollegen finden das grossteils völlig in Ordnung und hinterfragen das selten (klar, dann muss man Nachts nicht so nen Stress machen beim Aufstehen... :-( ).

    Einmal editiert, zuletzt von Blodwyn76 ()

  • Das gibt es auch in Deutschland, wo dieses durch hauptamtliche Kräfte der Feuerwehren wahrgenommen wird. Ich meine in Wernigerode ist das der Fall. Nun ja, wenn die Feuerwehr sich um Schlaglochabsicherung und defekte Ampeln kümmern muss, wie bei uns beispielsweise, liegt sowas ja auch nicht mehr fern.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Solche Auswüchse gibt es leider immer noch oder wieder und wie man auf eine solche Idee kommt ist mir schleierhaft und ich bezweifle stark das die Ausrückezeit von 3min eingehalten wird. Aber gut da werden wohl die hohen Berge um das KSG nicht nur die Sicht beeinträchtigt haben.
    In meinen Augen ist das wieder eines der Beispiele das die fehlende Wertschätzung des RD in vielen kleineren Spitalgebundenen RD zeigt. Man ist in den Köpfen der Verantwortlichen halt irgendwie immer noch der Ambulanzfahrer der mal eben mit dem Spitalauto ausrückt und danach wieder Rasenmähen geht oder in der Cafeteria rumsitzt und den ganzen Tag nix tut. Das man mal auf einer Station aushilft wie schon durch Blodwyn76 geschrieben und im Rahmen meines Aufgabenspektrums als Rettungssanitäters liegt ist völlig ok aber wenn dann von mir erwartet wird das ich regelhaft beim Lagern helfe oder Patienten im Aufwachraum hühte weil leider parallel der Notfall überquillt und die Anästhesiepflege zur NF Sectio müsste hört’s für mich auf. Von Aufgaben wie Schneeräumen etc ganz zu schweigen.


    Und das man an der Ausrückezeit etwas ändern sollte ist sicher so nur ist der IVR leider ein ziemlich zahnloser Tiger. Es gibt genügend RD bei den die Ausrückezeit von 3min lang gerissen wird (wir brauchen Nachts rund 4-5min) und es passiert außer einer Ermahnung erstmal gar nix. Nicht umsonst hat der Kanton Zürich sein eignen Qualitätsstandard eingeführt und setzt ihn auch durch.

  • Ich finde grundsätzlich den Gedanken, dass man Personal an Wachen, die tendenziell eher weniger zu tun haben, weitere Aufgaben zuweist, gar nicht so verkehrt. Es ist ein logischer Gedanke eines betriebswirtschaftlich denkenden Menschen. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ich an den Außenwachen gerne mal den Rasenmäher angemacht hätte, um was zu tun zu haben.


    Auch die Berufsfeuerwehren erledigen viele ihrer internen Aufgaben selber. Die haben natürlich auch den Vorteil, dass sie in vielen Fällen gelernte Handwerker haben, die ihrer originären Profession nachgehen.


    Ich finde das Verteilen von Parktickets sollte aber nicht Aufgabe des Rettungsdienstes sein. Es stellt eine Sanktionierung oder auch Bestrafung eines Parksünders dar, das nicht immer konfliktfrei verläuft. Sanitäter sehen sich ohnehin sinkendem Respekt und mit zunehmender Gewalt konfrontiert und eine solche Zusatzaufgabe kann dazu führen, dass es die Wut mancher Mitbürger gegen "das System" schürt. Polizisten z.B. werden relativ schnell als Bedrohung oder als "Gegner" angesehen, wohingegen ich als Sani immer noch sagen kann "Wir behandeln jeden, mir ist völlg egal, was du verbrochen hast". Manchmal reicht sowas schon, um eine Situation zu deeskalieren. Wenn ich dem gleichen Typen aber eine halbe Stunde vorher noch ein Parkticket hinter die Scheibenwischer geklemmt habe, verschwimmt diese "Neutralität" ein wenig.


    Ich hoffe, ihr versteht was ich meine. (Absolut berechtigte) Sanktionierung des Staates sollte nicht Teil der Aufgaben des Rettungsdienstes (oder der Feuerwehren) sein. Dann lieber Rasenmähen oder Wache putzen.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Andererseits ist es in meinen Augen schon noch ein Unterschied, ob die Kollegen das als Spitalangestellte auf dem privaten Parkplatz des Spitals machen, oder ob sie mit dem RTW durch Glarus fahren würden und im öffentlichen Raum statt den „Politessen“ Tickets verteilen. Dennoch bin ich wie gesagt eher ein Freund der medizinischen Zusatzaufgaben.