Reform der Notfall- und Akutversorgung: Rettungsdienst und Finanzierung

  • Selbstverständlich hatte ich an Philosophie und Autoschlosserei gedacht.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • wir drehen uns mal wieder im Kreis. Ich habe einige Seiten vorher (und auch in diversen anderen Beiträgen) bereits dargestellt, welche Aufgaben der „Advanced NotSan“ medizinisch, organisatorisch und qualitätssichernd übernehmen könnte.

    Ja, und ich mindestens genauso oft, dass die medizinischen Aufgaben bereits schon abgedeckt sind. Warum ein zusätzliches System teuer aufbauen, um etwas zu erreichen, was man auf dem Level heute schon hat? Wo profitiert der Patient oder das Gesundheitssystem davon?

  • Na gut. Der Notärztemangel ist ein Gerücht. Alle NEF Dienste werden mit qualifiziertem Personal 24/7 in ganz Deutschland problemlos besetzt. Es braucht keine Alternativen…

  • Das kann natürlich Motivieren, wenn ich finanziell aufsteigen kann. Aber wie ich schon geschrieben habe sehe ich die Gefahr, dass die jungen Menschen sich auf diese Studiengänge stürzen werden und dann frustriert auf NotSan Stellen sitzen. Und selbst wenn die NotSan Ausbildung Voraussetzung ist kannst du keinen davon abhalten, nach dem bestandenen Examen an einer Hochschule zu studieren. Hier bewerben sich auch intern die Azubis auf Dual-Studienplätze sobald sie sich zur IHK Prüfung angemeldet haben oder reduzieren danach die Arbeitszeit um ein Studium berufsbegleitend auf eigene Kosten zu machen.

    Und bei den Sachbearbeitern ist das ähnlich. Noch keine drei Jahre mit dem Bachelor fertig und an der Stelle schon steht beim Namen nicht mehr LL.B oder B.A. sondern LL.M und M.A. Warum sollten die NotSan Azubis hier anders sein. Vor allem wenn ich "tolle" Medizin ohne Medizinstudium machen kann.

  • Das kann natürlich Motivieren, wenn ich finanziell aufsteigen kann. Aber wie ich schon geschrieben habe sehe ich die Gefahr, dass die jungen Menschen sich auf diese Studiengänge stürzen werden und dann frustriert auf NotSan Stellen sitzen. Und selbst wenn die NotSan Ausbildung Voraussetzung ist kannst du keinen davon abhalten, nach dem bestandenen Examen an einer Hochschule zu studieren. Hier bewerben sich auch intern die Azubis auf Dual-Studienplätze sobald sie sich zur IHK Prüfung angemeldet haben oder reduzieren danach die Arbeitszeit um ein Studium berufsbegleitend auf eigene Kosten zu machen.

    Und bei den Sachbearbeitern ist das ähnlich. Noch keine drei Jahre mit dem Bachelor fertig und an der Stelle schon steht beim Namen nicht mehr LL.B oder B.A. sondern LL.M und M.A. Warum sollten die NotSan Azubis hier anders sein. Vor allem wenn ich "tolle" Medizin ohne Medizinstudium machen kann.

    das steht und fällt dann eben mit den Zugangsvoraussetzungen zum Studium (z.B. mind. 5 Jahre Berufserfahrung als NotSan, bestandene Aufnahmeprüfung etc.).

    Und wenn jemand das dann ohne aktuelle Aussicht auf eine entsprechende Stelle macht ist das sein Problem. Dem System steht dann ein weiterqualifizierter MA zur Verfügung.

  • das gilt für natürlich auch für die Aufnahme einer Tätigkeit im Rettungsdienst. Das sind die Modalitäten und Entwicklungsmöglichkeiten auch vorher bekannt.

    Natürlich. Und deshalb ist es ja auch Aufgabe des Systems diese so zu gestalten, dass möglichst viele den Job machen. Ich verstehe nicht, warum man immer nur Gründe sucht warum etwas nicht funktionieren „sollen können kann“ anstatt eventuell mal Lösungen zu suchen.

  • dass das nur Beispiele sein sollten, für Jobs ausserhalb des RDs war denke ich klar…

    Natürlich. Aber man hätte das Argument ja auch mal seriös betrachten können. Es gibt zig Möglichkeiten sich bzgl. Recht, Betriebswirtschaft, HR, usw. zu qualifizieren und das hätte durchaus auch Relevanz im System RD.

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  • Natürlich. Aber man hätte das Argument ja auch mal seriös betrachten können. Es gibt zig Möglichkeiten sich bzgl. Recht, Betriebswirtschaft, HR, usw. zu qualifizieren und das hätte durchaus auch Relevanz im System RD.

    dennoch sind das Bereiche, die vom eigentlichen Job weggehen. Das kann ja durchaus für den ein oder anderen interessant sein. Wenn ich den NotSan Job aber aus dem Grund gewählt habe, notfallmedizinisch tätig zu sein, dann werde ich nicht plötzlich zum BWLer o.ä.
    Ausserdem werden diese Jobs im RD nur an wenigen Stellen benötigt.

    Warum wehrt man sich denn dagegen, dem RD Personal in seinem eigentlichen Job Weiterbildungsoptionen zu ermöglichen?

  • Na gut. Der Notärztemangel ist ein Gerücht. Alle NEF Dienste werden mit qualifiziertem Personal 24/7 in ganz Deutschland problemlos besetzt. Es braucht keine Alternativen…

    Ja, stimmt, es verhält sich damit genau so wie die ständig stillstehenden RTW. Alles nur Gerüchte.


    Natürlich, wenn man den NA weiter zur hypertensiven Entgleisung rausschickt, dann werden wir zukünftig mehr NEF brauchen und die werden dann auch nicht besetzt sein können.


    Ich hatte mal geschrieben, dass in meiner Stadt es 2,5 NEF / 24h gibt, die zusammen vermutlich um die 20 bis 25 Einsätze am Tag fahren, wobei tatsächlich indiziert, ebenso vermutlich, vielleicht 5 sind. Das heißt, EIN NEF wäre für diesen Bereich vollkommen ausreichend. Und das zu besetzen, da hier 3 Krankenhäuser die NÄ stellen, sollte vollkommen problemlos sein. Das wird für die meisten Gegenden so gelten.


    Deswegen bin ich der festen Überzeugung, dass mit der heutigen NFS-Ausbildung 9 von 10 der aktuellen NA-Einsätze jetzt schon und auch in Zukunft problemlos alleine oder ggf. mit telemedizinischer Unterstützung von den heutigen NFS abgearbeitet werden können, und der eine Einsatz, bei dem ein NA vor Ort benötigt wird, ebenso problemlos auch in Zukunft 24/7 von NÄ bedient werden kann. Einfach dadurch, dass man die NA-Standorte dem tatsächlichen Bedarf nach unten anpasst.


    Wenn den heutigen NFS zukünftig einzelne Kompetenzen fehlen, dann sind die ausreichend einzeln nachschulbar. Einen kompletten Studiengang benötigt man dafür sicher nicht.

  • Na gut. Der Notärztemangel ist ein Gerücht. Alle NEF Dienste werden mit qualifiziertem Personal 24/7 in ganz Deutschland problemlos besetzt. Es braucht keine Alternativen…

    Ich dachte bisher, nach allem, was ich hier lese und „draußen“ wahrnehme, dass ein hoher Anteil der heutigen Notarzteinsätze eigentlich gar nicht indiziert wäre, wenn die aktuellen Notfallsanitäter das anwenden dürften, was sie bereits können.

    Demzufolge wäre der schlüssige Ansatz doch eigentlich, die Notfallsanitäter rechtlich entsprechend auszustatten und ggf. zu trainieren, dadurch den Bedarf an NEF stark zu reduzieren und die verbliebenen NEF mit „high-end“-Notärzten zu besetzen, die den RTW dann unterstützen, wenn der Notfallsanitäter an seine Grenzen kommt.

    Paradox erscheint mir vor dem Hintergrund die Forderung, aus den Reihen der Notfallsanitäter einige akademisch zu qualifizieren um dann anstelle der Notärzte das zu tun, was jetzt schon obsolet erscheint (siehe oben).


    Mathias Duschl hat das weiter oben im Thread schon einmal ausgeführt: Um das System wirklich zu reformieren, müssen ein paar richtig große Schrauben gedreht werden. Ein B.A.-NotSan erfüllt das eher nicht. Meiner Meinung nach löst das kein einziges Problem des Systems und bringt keinen Benefit für den Patienten. Daher bleibt am Ende bei mir eben der Eindruck, dass es bei der Forderung nach Akademisierung mehr um Eitelkeit als um Systemrettung geht.

  • Demzufolge wäre der schlüssige Ansatz doch eigentlich, die Notfallsanitäter rechtlich entsprechend auszustatten und ggf. zu trainieren, dadurch den Bedarf an NEF stark zu reduzieren und die verbliebenen NEF mit „high-end“-Notärzten zu besetzen, die den RTW dann unterstützen, wenn der Notfallsanitäter an seine Grenzen kommt.

    Paradox erscheint mir vor dem Hintergrund die Forderung, aus den Reihen der Notfallsanitäter einige akademisch zu qualifizieren um dann anstelle der Notärzte das zu tun, was jetzt schon obsolet erscheint (siehe oben).

    Meine Worte. Deswegen kann ich Mikes Vorschlag ebenso wenig nachvollziehen, dass man alle NEF abschaffen soll, um deren Tätigkeit auf wenige Advanced Paramedic zu übertragen, statt einfach die jetzige Zahl der NEF auf die geforderte Zahl der Paramedic zu reduzieren, mit dem Vorteil, dass man die komplette Infrastruktur der Ausbildung sowie des Personals an sich schon hat.

  • Warum wehrt man sich denn dagegen, dem RD Personal in seinem eigentlichen Job Weiterbildungsoptionen zu ermöglichen?

    Wer wehrt sich denn wo?

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  • Es wäre eine Schraube von vielen. Und wenn eine „nichtärztlicher“ Berufsgruppe versucht Lösungen für Systemprobleme zu bieten (siehe auch Gemeinde NotSan) und dabei versucht seinen eigenen Beruf weiterzubringen sehe ich darin keine Eitelkeit sondern ein legitimes Interesse dieser Berufsgruppe (Das machen andere Interessenvertreter genauso. Siehe Stellungnahme DGAI zu dem Thema…). Vielleicht fällt man damit auf die Schnauze, ok. Aber man kann wie gesagt auch von vornherein sagen: „das geht nicht…“.

  • Es wäre eine Schraube von vielen. Und wenn eine „nichtärztlicher“ Berufsgruppe versucht Lösungen für Systemprobleme zu bieten (siehe auch Gemeinde NotSan) und dabei versucht seinen eigenen Beruf weiterzubringen sehe ich darin keine Eitelkeit sondern ein legitimes Interesse dieser Berufsgruppe (Das machen andere Interessenvertreter genauso. Siehe Stellungnahme DGAI zu dem Thema…). Vielleicht fällt man damit auf die Schnauze, ok. Aber man kann wie gesagt auch von vornherein sagen: „das geht nicht…“.

    Gemeindenotfallsanitäter (oder entsprechende andere Bezeichnungen) finde ich total interessant als ergänzende Option im System. Aber auch dafür braucht es keinen Studiengang.
    Und wenn Ärztevertretungen aus Eitelkeit darauf beharren, keine Kompetenzbereiche an Notfallsanitäter abzugeben, finde ich das (wie sicher viele hier) auch nicht zielführend. Legitim heißt ja nicht sinnvoll.

  • Der RD in D war schon immer gut darin, sich selber im Weg zu stehen und sich „klein zu reden“. Jetzt böte sich einmal ein Chance von „ganz oben“ sich zu emanzipieren und eine Änderung hin zu einem neuen System zu machen.
    Und was tut man wieder: man redet es schlecht und sucht das Haar in der Suppe („geht nicht, brauchen wir nicht, bringt nichts, hatten wir ja noch nie…“), anstatt die Chancen, die sich langfristig für den Beruf des NotSan und die Weiterentwicklung desselben bieten könnten zu suchen.
    Bleiben wir weiter die „kleinen Sanis“, die sich in jedem ihrer Bereiche von anderen lenken lassen.

    Studien, Forschung und Mitentwicklung von medizinischen Leitlinien für die Präklinik, medizinische Qualitätssicherung, Interessenvertretung in der Politik, medizinisches Handeln ausserhalb von Dritten erstellter SOPs usw. ist ja auch viel besser wenn das andere für uns machen, wir haben im Alltag ja eh schon genug um die Ohren. Ausserdem dürfen wir ja jetzt schliesslich und endlich sogar BTM spritzen. Unser oberstes Ziel ist erreicht.

    Vielleicht kann man sich ja irgendwann in einem mehrwöchigen Kurs zum Gemeinde-NotSan weiterbilden um die Aufgaben zu übernehmen, die die anderen nicht mehr machen wollen. Das reicht dann aber auch wieder. Da muss ich meinen Chef mal fragen, aber den kenn ich schon seit ich in der ehrenamtlichen Rotkreuzbereitschaft angefangen hab, das klappt schon.

    *Sarkasmus aus*

  • Die Mitglieder der Regierungskommision stehen jetzt nicht im Verdacht, die Eitelkeiten der Notfallsanitäter bedienen zu wollen.


    Ich glaube durch den Leidensdruck im System, wird es eher einen Wandel in Richtung eines akademischen Paramedic System geben, weil es logischerweise Ressourcen mobilisieren kann.


    Aber bis dahin bin ich im Ruhestand und hoffe, dass ich möglichst selten unter die Räder, des in allen Bereichen defizitären, medizinischen Komplexes gerate...

  • Die Mitglieder der Regierungskommision stehen jetzt nicht im Verdacht, die Eitelkeiten der Notfallsanitäter bedienen zu wollen.


    Ich glaube durch den Leidensdruck im System, wird es eher einen Wandel in Richtung eines akademischen Paramedic System geben, weil es logischerweise Ressourcen mobilisieren kann.


    Aber bis dahin bin ich im Ruhestand und hoffe, dass ich möglichst selten unter die Räder, des in allen Bereichen defizitären, medizinischen Komplexes gerate...

    der Grund für die Entscheidung wär mir jetzt ziemlich egal. Als Berufsgruppe würd ich allerdings versuchen die Gelegenheit am Schopf packen…