Notkompetenz wirklich für alle?

  • @ gepard
    Dann gehörst du aber zu den ganz wenigen ganz glücklichen.... 112 Intubationen is ehrlich eine ganze Menge. Aber auf den Durchschnitt wird das wohl leider nicht zutreffen, der liegt wohl eher zwischen meinem und deinem Beispiel. Das Problem sehe ich dabei auch darin, dass die meisten RD Praktikanten primär der Pflege angegliedert sind und sich im Praktikum die meisten Arzt-Praktikant-Kontakte eher zufällig ergeben. Weiterin muss ich da manch einen meiner Kollegen tadeln, die sich oftmals einen Sch... um Praktikanten kümmern. Musste dies während meiner RS Ausbildung leidlich feststellen X( ......
    Naja, versuche es nun halt anders zu machen....daher wohl auch mein momentaner Frust....sorry, 5 Pfeifen in Folge...... ;(

  • hm ob ich zu den wenigen glücklichen gehöre weiß ich nicht!
    aber ich stelle fest das ist noch in vielen bereichen der RA ausbildung oder auch Rs vieles verkehrt läuft alleine deswegen muß es zu einer 3-jährigen bundesweitgleichen ausbildung kommen.
    Und in 3 jahren kann mann verdammt viel lernen und basisfähigkeiten sich aneignen.
    viele fähigkeiten haben ich erst durch mein berufsweg gelernt, die man in eine 3jährige einbauen könnte, dann wäre vielleicht eure akzeptanz größer für einen rechtlich abgesicherte kompetenz.
    ich kenne etliche RA die auf den gleichen wissenslevel sind wie ich und noch ein paar mehr die mehr draufhaben, aber keiner möchte arzt werden wir lieben unseren beruf den haben wir gewählt. aber wie ich es schon mal geschrieben habe das recht unsere berufstand weiterzuentwickeln und dadurch ein paar rechte mehr zubekommen das muß uns zugestanden werden.


    Gruß Gepard

  • Zitat

    Original von Gepard
    die anerkennung hat zum beispiel die vorteil das die ausbildungskosten nicht mehr vom Auzubildenen getragen werden sonder vom ausbildungbetrieb!


    Wenn ich mich recht entsinne, hat das mit dem Berufsbildungsgesetz allerdings nichts zu tun.

  • Zitat

    Original von brause
    Vorstellbar wäre für mich ein Ausbildungsmodell ähnlich der techn. Berufe: Ein Grundmodul wo alle med. Assistenzberufe zusammen Anatomie und (Patho-) Physiologie lernen, danach geht es halt in spezielle Module für Notfallmedizin, Kranken- / Altenpflege, Physiotherapie


    Eine solche Idee wurde tatsächlich zur Zeit der Wiedervereinigung diskutiert, jedoch (leider) verworfen. Hintergrund war eine Angleichung der Ausbildungen im Gesundheitswesen von (damals noch) DDR und BRD. Warum dies nicht weiter ausgearbeitet wurde ? Man sah anscheinend damals keine Notwendigkeit für einen solchen Schritt, ausserdem wurde erzählt, dass es an den Kompetenzhoheiten zwischen Bund und Ländern in den einzelnen Ausbildungsberufen scheiterte.

  • Zunächst eine kurze Anmerkung: die von brause gemachte Beobachtung, daß es wohl gerade Notärzte aus NRW sind, die sich gegen eine weitere Professionalisierung und eventuell damit verbundene Kompetenzen der Rettungsassistenten aussprechen, habe auch ich schon gemacht. Interessant, daß dies inzwischen auch anderen auffällt. Wie ich ja bereits schrieb, herrscht beispielsweise in meinem RD-Bereich (Baden-Württemberg) ein sehr kollegialer Umgang unter RettAss und NÄ und gerade unser ÄLRD sowie auch LNA begrüßen das persönliche Engagement einiger RettAss und unterstützen dies, soweit möglich. Ein "Ausnutzen" dieser Tatsache durch unsere Rettungsassistenten ist mir nicht bekannt, auch wenn dies hier teilweise immer wieder gerne vorausgesagt wird.


    Ein weiterer Punkt, der mir - einmal mehr - in einigen der letzten Beiträge aufgefallen ist: weshalb wird in diese Diskussion immer der Status Quo der bisher ausgebildeten Rettungsassistenten negativ ins Spiel gebracht ? Daß die bisher ausgebildeten Rettungsassistenten grundsätzlich nicht dafür qualifiziert sind, gewisse Maßnahmen eigenverantwortlich durchzuführen, dürfte doch wohl ausser Zweifel stehen. Worum es hier aber geht ist, künftig auszubildende Rettungsassistenten entsprechend zu qualifizieren und bestehendes Personal nachzuqualifizieren, wo notwendig.
    Viele der hier angeführten Argumente gegen eine erweiterte Ausbildung würden doch gerade durch diese selbst (die Ausbildung) entkräftet. Dies möchte man aber allem Anschein nach nicht hören.



    Intensiv verlegen


    Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich dir meine Antwort auf deinen Einwand richtig vermitteln konnte. Ich habe nicht geschrieben daß es Sinn machen würde, Maßnahmen in Notfallsituationen zu erlernen. Ich habe geschrieben, die RettAss würden Maßnahmen während ihrer Aus- und Weiterbildung erlernen und in Notfallsituationen konsequent umsetzen, um die notwendige Routine zu erlangen. Und ich habe geschrieben, daß Maßnahmen gerade in Notfallsituationen von RettAss angewandt werden und dadurch zusätzlich erlernt (der Lernprozess endet nicht mit Abschluß der Ausbildung). Und auch die RettAss erlernen ihre Maßnahmen zunächst unter Aufsicht während ihrer Ausbildung; später führen sie diese teilweise auch regelmäßig unter Aufsicht eines (Not-)Arztes durch.
    Und - in einem durch einen ÄLRD regulierten Notkompetenz-System müssen die RettAss regelmäßig nachweisen, die Maßnahmen zu beherrschen. Darf ich an dieser Stelle einmal nachfragen, wem ein Notarzt seine Kenntnisse nach Erlangen seines Scheines noch nachweisen muss ?


    Ein weiterer Punkt, den ich schon oft angesprochen habe, der aber ebenso gerne ausser Acht gelassen wird: wie begründet Ihr, daß ein RettAss im Rahmen der "Notkompetenz" eine Intubation durchführen darf und soll (diese dann aber auch beherrschen muss !), eine Regelkompetenz, die für die Durchführung eine gewisse Routine gewährleisten würde, aber nicht in Frage kommt ? Ist das nicht paradox !?


    Und was den Ethik-Punkt betrifft, so habe nicht ich diesen ins Spiel gebracht. Ich habe lediglich darauf reagiert. Ich sehe keinen Punkt, in dem ein Rettungsassistent in anderem Maße gegen die Ethik verstossen könnte, als ein Arzt. Und ja, Ethik ist in dieser Diskussion fehl am Platze.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von brause: Mein Standpunkt zu dem Thema ist auch schnell erläutert: Klar macht eine erweiterte, also dreijährige, Ausbildung für den RA Sinn. Vorstellbar wäre für mich ein Ausbildungsmodell ähnlich der techn. Berufe: Ein Grundmodul wo alle med. Assistenzberufe zusammen Anatomie und (Patho-) Physiologie lernen, danach geht es halt in spezielle Module für Notfallmedizin, Kranken- / Altenpflege, Physiotherapie?. Ich sehe in solch einem Ausbildungsmodell folgende Vorteile: Man schaut schon in der Ausbildung ein wenig über den Tellerrand, was im späteren Berufsleben zu etwas mehr Respekt und Anerkennung zwischen den einzelnen Berufsgruppen und deren Arbeit führen kann. Weiterhin würde dadurch auch ein Wechsel der Tätigkeit im Gesundheitswesen vereinfacht werden, da so nur noch die speziellen Module absolviert werden müssten? Und selbstverständlich müssten die Zugangsvorrausetzungen angeglichen (also für den RA angehoben) werden müssen.


    Hallo @ all:


    Ich möchte mal einen neuen Aspekt in die Diskussion einbringen:


    Wir fordern hier eine reformierte RA-Ausbildung, die dann drei Jahre dauern soll und eventuell erweiterte Maßnahmen beeinhalten soll, die inhaltlich und qualitativ besser sein soll aus die jetzige.


    Wer soll denn eigentlich diese Ausbildung durchführen? Welche "Ausbilder" sollen diese bessere Ausbildung gewährleisten und diese tieferen Inhalte vermitteln?


    Status quo:


    Man ist selbst Rettungsassistent, geht für drei Wochen (+/-) auf nen Kurs und nennt sich danach Lehrrettungsassitent. Man klopft bei ner Rettungsdienstschule und hält auf Honorarbasis oder wie auch immer vergütet (selbstgebastelte) Vorträge, dann nennt man sich "Dozent im Rettungsdienst!


    Die Qualitätskontrolle erfolgt durch die Lehrgangsteilnehmer...


    Die aktuelle RA-Ausbildung besteht vielmals aus einer losen Folge von 137 Powerpoint-Präsentationen. Dazwischen Praxistraining. Reicht der Vormittag für die 700-Folien-Präsentation über das Herz-Kreislauf-System nicht aus, nimmt man eben noch den Nachmiitag dazu oder rafft die letzten 200 Folien vor der Mittagspause auf relaxte 17 Minuten und fühlt sich gut dabei.


    Die Didaktik der Rettungsdienstausbildung ist von Microsoft gesonsort...


    Zukunft?


    Wenn die Reform lediglich darin besteht, die Ausbildung von 1 Jahr Powerpoint auf 2 Jahre Powerpoint zu verlängern, kann man sich die Zeit auch sparen.


    Vielleicht sollte man auch etwas Energie in die Reform der Ausbilderqualifikation (zur Erinnerung: 3 Wochen...) investieren!?




    Nur mal so...
    Jörg ;)

  • Hallo Jörg,


    im Zuge einer Novellierung der Ausbildung für Rettungsassistenten ist bereits auch angedacht, die Ausbildung für Lehrrettungsassistenten bzw. Praxisanleiter zu überarbeiten. Es wäre unsinnig, die Berufsausbildung zu verbessern, gleichzeitig aber die Ausbilder aussen vor zu lassen.


    Auch ist angedacht (und in Hessen ja bereits umgesetzt), die Ausbildung bzw. Zugangsvoraussetzungen zum Ausbilder sowie auch Leiter an einer Rettungsdienstschule zu verbessern bzw. zu erhöhen. Bereits heute gibt es die Möglichkeit, einen Lehrgang "Staatlich anerkannter Lehrer an Rettungsdienstschulen" zu absolvieren.


    Zitat

    Das Bundesland Hessen hat diese Lücke nun geschlossen und klare Kriterien für die Qualifikation von Lehrkräften und Schulleitungen an Rettungsdienstschulen verabschiedet. Mit einer Übergangsvorschrift zum 31.12.05 müssen Berufsschullehrer an Rettungsassistentenschulen nun eine erfolgreich abgeschlossene Fachweiterbildung von mindestens 400 Stunden nachweisen. Von Schulleitungen erwarten die Aufsichtsbehörden den Nachweis über eine erfolgreich abgeschlossene Weiterbildung über eine Dauer von mindestens 1000 Unterrichtsstunden.


    Quelle: http://www.incentive-med.de



    Die Reform einer Ausbildung muss immer damit beginnen, die künftigen Ausbilder ihren Aufgaben entsprechend vorzubereiten. Dies wurde bei der Gestaltung der Rettungsassistentenausbildung 1989 offensichtlich vergessen.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Die Reform einer Ausbildung muss immer damit beginnen, die künftigen Ausbilder ihren Aufgaben entsprechend vorzubereiten. Dies wurde bei der Gestaltung der Rettungsassistentenausbildung 1989 offensichtlich vergessen.


    Offensichtlich! ;)


    Deshalb wollte ich diesmal daran erinnern...
    J. :D

  • Hi Jörg,


    Volltreffer - Versenkt!


    Aber eine Antwort könnte ja ggf. der Medizin-Pädagoge sein.


    Hessen fordert zumindest schon einmal eine 400-Stunden-FoBi für hauptberufliche Lehrkräfte in RD-Schulen. Allerdings nur für Neueinstellungen, und ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob das wirklich schon umgesetzt ist und welche Ausnahmeregelungen es da gibt.


    Allerdings mit Sicherheit ein erster (kleiner) Schritt in die richtige Richtung.

  • Zitat

    Original von hoeppi


    na vossi. wer sonst?


    Da haben wir aber ein paar von denen hier: :ironie: :ironie: vergessen, wa?

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    Die Reform einer Ausbildung muss immer damit beginnen, die künftigen Ausbilder ihren Aufgaben entsprechend vorzubereiten. Dies wurde bei der Gestaltung der Rettungsassistentenausbildung 1989 offensichtlich vergessen.


    Wobei man aber auch nicht vergessen darf, dass das Gesetz zwar 1989 in Kraft trat, der Entwurf aber schon 1987 vorlag.
    Und in diesen gut 20 Jahren seit existieren des RettAssG hat sich sehr, sehr viel in der Entwicklung getan. Da kommt die Gesetzgebung einfach nicht mit.
    Eine Modifizierung des RettAssG, und vorallem der Ausbildung der Ausbilder und der angehenden RettAss ist dringend notwendig.
    Eine dreijährige RA-Ausbildung und intensivere jährliche Fortbildungen, wie auch eine bessere berufsgenossenschaftliche Absicherung und die Möglichkeiten leichter in andere Gesundheitsberufe umsteigen zu können wäre sicherlich das Optimum.
    Schaut man sich den damaligen K(r)ampf um das RettAssG an - zu einer Zeit, als es dem Gesundheitssystem auch finanziell besser ging -, so wird man sich jedoch leider ausrechnen können, dass eine Novellierung zwar sicherlich in den entsprechenden Gremien diskutiert wird, eine abschliessende Entscheidung aber mit Sicherheit noch eine ganze Weile auf sich warten lassen wird.


    Und solange, bis diese Novellierung und damit eine hoffentlich bessere RA-Ausbildung kommt, halte ich die aktuellen Möglichkeiten der Nutzung der NK für ausreichend.
    Schaue ich - als ehem. RS und ausgebildeter RA der ersten Stunde - mir die Entwicklung der Möglichkeiten, die ein RA heute hat um Patienten vor Eintreffen des NA zu behandeln hat, an, so ist dieses im Vergleich zu vor 10, 15 und 20 Jahren schon ein grosser Schritt.


    Ich habe auch lange geglaubt, dass wir als RA viel wissen und mit den uns anvertrauten Medikamenten gut umgehen könnten.
    Doch nach Absolvierung meiner Pharmareferenten-Ausbildung mit 1.000 Stunden Theorie zu medizin. Grundlagen und Pharmakologie (vgl. RA nur 720 zu allen Themen) zzgl. spezieller, Produkt bezogener Schulungen (i.d.R. mind. 3 Wochen) glaube ich dieses nun nicht mehr, und kann den Bedenken von Ani & Co in vielen Punkten folgen.


    Leider ist mir in den letzten Jahren meiner RD-Tätigkeit auch aufgefallen, dass es viele Kollegen gibt, die über den Wunsch und Versuch den Patienten eine Versorgung mit erweiterten Massnahmen zugute kommen zu lassen, die Basismassnahmen (vgl. RettAssG zu den Aufgaben des RettAss) fast völlig ausser acht lassen.
    Dabei ist jedes Gebäude nur so gut wie sein Fundament. Und was fehlende oder nachlässig erstellte Fundamente anrichten können, sieht man in den täglichen Nachrichtensendunden zuhauf.


    Ein Systemwechsel ist daher weder in der aktuellen Situation, wie auch nach einer Novellierung der Ausbildung - mit mehr und erweiterten Kompetenzen - nicht sinnvoll.
    Worüber man aber sicherlich diskutieren kann, ist eine Reduzierung der NA-Standorte und ein besser durchdachter und disponierter Einssatz der Resource Notarzt.
    RettAss können mehr als Viele denken. Aber dennoch nicht soviel, dass man ihnen alles anvertrauen könnte, und - trotz bundesweitem, sich verschärfendem Ärztemangel - auf die Kooperation und Führung mit Notärzten vor Ort verziochten könnte.

  • Zitat

    Original von Intensiv verlegen
    @ gepard
    Dann gehörst du aber zu den ganz wenigen ganz glücklichen.... 112 Intubationen is ehrlich eine ganze Menge. Aber auf den Durchschnitt wird das wohl leider nicht zutreffen, der liegt wohl eher zwischen meinem und deinem Beispiel. (


    Hmm mal abgesehen davon ich habe mal in meinem noch recht neuen Testatheft nachgesehen, und durfte in einer Woche an 5 Arbeitstagen 8 HNO OP´s machen. Damals habe ich dann in den letzten beiden Wochen bei durchschnittlich 8 HNO Eingriffen in zwei Sälen auch fast alle Inbuationen machen dürfen. wären also 40 die Woche, da kann man in 6 Wochen schon mal auf die 112 kommen, ich halte das für realistisch, kommt immer darauf an wo man sein Praktikum macht und ob man da bekannt ist. Ich habe damals mit Absicht meine RA-Praktikas im selben Haus wie vorher beim RS gemacht. Man kannte die Doc. auch vom NEF und das baut natürlich Hemmschwellen bei beiden Seiten ab.

    Der Inhalt des Textes, möchte keine Lehrmeinung vertreten er stellt eine rein persönliche Ansicht des Autors da. Die Nutzung ausserhalb des Forums ist nicht gestattet.
    * 150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Aus Liebe zum Menschen * :rtw:

  • Das kann ich so bestätigen.
    Ich habe auch meine Praktika - RS, RA und zwischendurch - immer im HNO-OP der Uni-Klinik Essen gemacht.
    Gerade weil man sich kannte, durfte ich (und auch andere Praktikanten) recht viel.
    Jeder Patient, der runter in den OP-Bereich kam, war meiner. D.h., das ich bei möglichst allen schon auf dem Gang den i.v.-Zugang legen musste. Gleiches galt dann wenn die Patienten in den OP kamen. Die Intubationen sollten zu einem grossen Teil von den Praktikanten (also auch mir) durchgeführt werden.
    Bei 3 Sälen kommt da in 6 Wochen (einmal sogar 12 Wochen) einiges zusammen.
    Zusätzlich wurde man von den Anästhesisten während der OPs auch theoretisch geschult. Und auch kleinere "Probleme" - warum gibt das Gerät Alarm? Fehler suchen! Ah, der Doc hat heimlich ´nen Schlauch / Kabel abgezogen - wurden eingebaut, damit man auch mit Not-/Zwischenfällen klarkommt.
    Dank des engagierten Ärzteteams war das für mich in den Jahren ´85-´92 immer eine sehr lehrreiche Zeit.
    Dennoch würde ich nie behaupten so 100%ig fit für die Widrigkeiten auf der Strasse zu sein, wie es ein guter NA ist. "Gutter Medicine" ist nunmal was völlig anderes als ein gemütlicher OP mit vorbereiteten Patienten.

  • Nachdem ich die Diskussion hier die letzten Tage überdacht habe und mich gestern Abend auch noch mit einem sehr netten und kompetenten Kollegen darüber austauschen konnte, will ich einfach mal versuchen ein Resumee daraus zu ziehen:


    Der Tenor geht dahin, dass das System um den Rettungsdienst verbessert werden sollte. Gerade die Berufsausbildung solle auf solide Füße gestellt werden. Hierzu gehört meiner Ansicht nach, dass die Ausbildung ähnlich verläuft wie die übrigen Ausbildungen auch. Es gibt Ausbildungebetriebe und entsprechend viele Stellen. Zwar nehmen wir so einigen Menschen die Möglichkeit den RettAss berufsbegleitend, nebenbei zu erwerben, aber wir beschränken das derzeitige Überangebot an Absolventen. das Ziel hieraus wäre eine bedarfsgerechte Ausbildung.


    Nächster Schritt wäre an den Zugangsvoraussetzungen zu arbeiten. Hierzu muss man sich die Frage stellen, was der RettAss denn leisten können muss und welchen fachlichen Background er benötigt. Ohne Zweifel muss hier klar sein, dass darin der größte Unterschied zwischen dem gemeinen RettAss und dem Arzt liegt. Viele Dinge die wir in Zukunft erlaubterweise tun möchten verlangen nach einem großen Hintergrundwissen, dass man nunmal nicht auf der Strasse lernt, sondern in den entsprechenden Einrichtungen. Ob man mit einer 3-jährigen Ausbildung dieses Ziel erreichen kann lass ich mal offen.
    Meiner Ansicht nach kann es auch nicht sein, dass die Agentur für Arbeit, Arbeitssuchenden die Umschulung zum RettAss bezahlt, weil das der günstigste Lehrgang ist. Hier wird selten nach einer entsprechenden Eignung geschaut... Geld regiert...


    Ob wir wirklich mehr Kompetenzen brauchen??? Naja, ich finde eine klarere Regelung dessen was Status quo ist, ist absolut notwendig. Aber es gibt Dinge zwischen Himmel und erde, für die hat nun mal das akademische Personal den entsprechenden Background. Auch wenn die Maßnahme an sich sehr einfach erscheint und durchaus vom versierten RettAss durchgeführt werden kann, so können sich daraus KOmplikationen ergeben, die der rettAss mit seinem "begrenzten" Wissen nicht mehr beherrschen oder überschauen kann.


    Ich finde, diese Bereichsbezogene Kompetenzverteilung durch ÄLRD, gehört abgeschafft. Eine deutschlandweite einheitliche Regelung sollte Statt dessen eingeführt werden.


    Und nun zum Standesdenken der Ärtzeschaft: Wo bitte ist dieses zu erkennen??? Ich sehe keines. Was ich sehe ist, dass die Ärzte gute Argumente vortragen, warum manche Maßnahmen weiterhin in ärztlichen Händen bleiben sollten. Und das kann man gut vertreten. Wie bereits erwähnt fehlt uns für manches der tiefe Background und so ist es nur zu logisch, dass der RettAss eben nicht alles machen kann und können wird. Mal ein Beispiel hierzu (thanks Jörg, ich finds sehr überzeugend):
    Ein Maurer der seit 20 Jahren auf dem Bau arbeitet wird nicht plötzlich die Arbeit eines Architekten übernehmen, nur weil er das schon sooo lange macht und sich damit auskennt.
    Das heisst nicht, dass wir unser Wissen auf kleinem Feure halten sollten. Aber auch nicht, dass der RettAss einen Notarzt ersetzen kann. Es ist da eben wie überall - Es gibt gute und schlechte.


    Solange wir eine dermaßen inhomogene Berufsgruppe an RettAss haben, die teilweise sehr fit sind und wissen was sie tun, und zum anderen Teil einfach bessere Krankenträger sind (entschuldigt mir diesen Ausdruck), können wir nicht nach mehr Kompetenz rufen. Wir müssen erstmal schauen, dass das was wir bislang tun "dürfen" auch wirklich zum Standard wird. Wenn wir das erreichen können, dann haben wir sehr sehr viel gewonnen. Ich behaupte ferner, dass dann die Diskussion um noch mehr Kompetenzen abebbt.


    Ich möchte auch an dieser Stelle einfach mal die jungen und noch teilweise unerfahrenen Kollegen warnen, die recht drastischen Aussagen einiger Kollegen völlig unkritisch zu übernehmen. Jeder der erweiterte Maßnahmen ergreift muss über die notwendige Routine darin verfügen und die Erfahrung dazu haben... Die bekommt man weder in der Schule, noch in einem Jahr Praktikum. Be carefull!!!!


    Ein weiterer Meilenstein wäre darin zu sehen, wenn das Examen nicht die schulische Ausbildung beenden würde, sondern die gesamte Ausbildung. Einerseits wären die LRW´s gezwungen die Azubis auch wirklich richtig auszubilden, andererseits ergäbe sich dadurch die Möglichkeit, wenn sich ein Azubis zwar als schulisch gut, aber als praktisch schlecht erweist, diesen entsprechend zu bewerten und ihn vielleicht vor dem Erlangen des Examen zu bewahren. Derzeit ist das fachpraktische Jahr eher ein Absitzen der Stunden, als eine suffiziente Ausbildung. Auch wenn viele LRW sich richtig Mühe geben, so fehlt es bei kritischen Fällen an möglichen Konsequenzen.


    Nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, werden wir eine Optimierung unseres Berufsstandes erreichen können. Und das bedeutet, die Argumente der Gegenseite aufzugreifen und zu entkräften oder sich daran zu orientieren. Denn nur weil ein Arzt eine Kompetenzerweiterung kritisch beleuchtet muss das nicht schlecht sein. Genauso wenn ein Rettungsassistent eine Kompetenzerweiterung befürwortet. Der Kompromiss aus beiden Ansichten wird uns zum Ziel führen und das hoffentlich schneller als gedacht.


    Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über das selbe Thema malen. (Pablo Picasso)

  • advomedix:


    Im Große und Ganzen würde ich deinen Beitrag so fast unterschreiben, jedoch möchte ich zu zwei Aussagen Stellung nehmen:


    Zitat


    Ich finde, diese Bereichsbezogene Kompetenzverteilung durch ÄLRD, gehört abgeschafft. Eine deutschlandweite einheitliche Regelung sollte Statt dessen eingeführt werden.


    Das kann ich so nicht ganz nachvollziehen, da die jeweilige regionale Infrastruktur auch unterschiedliche Anforderungen an den Rettungsdienst stellt.
    So ist doch z.B. das immer wieder gebrachte Argument, dass es irgendwo in Deutschland Orte gibt, wo sehr lange auf einen Notarzt gewartet werden muss, am Besten dadurch zu lösen, dass genau in diesen wenigen Gebieten regionale Lösungen gefunden werden, die eine optimale präklinische Patientenversorgung gewährleisten. Sollte sich durch eine solche Lösung die Anforderung an das Rettungsfachpersonal erhöhen, muss dieses dann entsprechend geschult und überprüft werden. In diesen Anforderungen wird sich dieses Personal aber z.B. von dem einer Stadtrettung unterscheiden, wo innerhalb weniger Minuten zum einen ein Notarzt verfügbar, sowie ein Krankenhaus der Maximalversorgung erreichbar ist. Wäre nun für ganz Deutschland geregelt, was der Rettungsassistent am Einsatzort tun soll, dann würde man damit einer der beiden Regionen nicht gerecht.
    Vielmehr sollte dafür gesorgt werden, dass alle(!) Rettungsassistenten, durch Zugangsvoraussetzungen, Ausbildungsqualität und auch Selektion ungeeigneter Anwärter während der Ausbildung, grundsätzlich den Anforderungen an den Rettungsdienst genügen, wobei in bestimmten Gebieten auf die Ausbildung aufbauend, eine spezielle Weiterqualifizierung notwendig sein wird. Aber es sollte einheitlich geregelt sein, dass Maßnahmen, die vom jeweiligen ÄLRD festgelegt werden, und die über die Basiskompetenzen hinaus gehen, vernünftig rechtlich abgesichert sind.


    Zitat

    Nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, werden wir eine Optimierung unseres Berufsstandes erreichen können. Und das bedeutet, die Argumente der Gegenseite aufzugreifen und zu entkräften oder sich daran zu orientieren. Denn nur weil ein Arzt eine Kompetenzerweiterung kritisch beleuchtet muss das nicht schlecht sein.


    Es geht ja bei der Überarbeitung des Rettungsassistentengesetzes nicht um eine Kompetenzerweiterung, sondern um die Neuregelung der Ausbildung und um die juristischen Rahmenbedingungen für die Kompetenzen des Rettungsassistenten. Das, was zu diesen Kompetenzen zählt, wird sich wahrscheinlich zum einen eh regional unterscheiden (siehe oben), zum anderen mit den Jahren und dem medizinischen Fortschritt ändern. Das Berufsbild Rettungsassistent und das dazugehörige Gesetz ist 17 Jahre alt, man wird in der Novellierung wohl kaum die Kompetenzen des Rettungsfachpersonals für die nächsten 17 Jahre festschreiben.


    Dass die Novellierung notwendig ist, das meinen nicht nur die Gewerkschaften und Hilfsorganisationen, sondern meines Wissens auch die Bundesärztekammer und die Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte. Die Forderung ist nicht, dass überhaupt novelliert werden soll, sondern dass dies nun endlich mal durch die Politik angegangen wird. Dabei geht es in so vielen Bereichen überhaupt nicht um die Schnittstelle ärztliches/nichtärztliches Personal. Dass aber (meinem subjektiven Gefühl nach) Ärzte in diesem Forum der Notwendigkeit einer Überarbeitung des Rettungsassistentengesetzes eher ablehnend gegenüber stehen, kann ich genauso wenig nachvollziehen, wie so einige Aussagen hier durch jung(?) Rettungsdienstler, bezüglich der medizinischen Ausbildung und Fähigkeiten von Nichtärzten gegegenüber den Ärzten.

  • Zitat

    So ist doch z.B. das immer wieder gebrachte Argument, dass es irgendwo in Deutschland Orte gibt, wo sehr lange auf einen Notarzt gewartet werden muss, am Besten dadurch zu lösen, dass genau in diesen wenigen Gebieten regionale Lösungen gefunden werden, die eine optimale präklinische Patientenversorgung gewährleisten.


    Das Problem mit den Ärztlichen Leitern Rettungsdienst ist halt meines Erachtens, dass deren "Kompetenzfreigabe" sehr willkürlich und damit zufällig sein kann, was einer Vereinheitlichung des Ausbildungs- und Kompetenzniveaus schon wieder entgegenspricht. Ich würde befürchten, dass sich die durch einen ÄLRD "freigegebenen" Maßnahmen weniger an den regionalen Besonderheiten, als an der persönlichen Einstellung das ÄLRD ausrichten könnten (was dazu führen kann, dass diese entweder zu restriktiv, oder zu weitreichend sind). Damit hätten wir meiner Meinung nach noch mehr Verunsicherung und Heterogenität im Rettungsdienst geschaffen.
    Ganz davon abgesehen, wo wir hier die ganze Zeit von Rechtssicherheit sprechen, würde ich mich im Zweifelsfall lieber auf eine handfeste gesetzliche Aussage (und sei es wie im Moment ein rechtliches Konstrukt) berufen, als auf die "Freigabe" eines ÄLRD (=Arzt; =kein Jurist). Auf welcher Basis soll denn der ÄLRD "Kompetenzen" freigeben???


    Wir haben hier in Mannheim gar keinen ÄLRD (noch nie gehabt, mal abgesehen von ein paar selbsternannten...), und ich habe ihn noch nie vermisst.


    Schönen Tag,
    Jörg :)



  • 1. Die Ärzte tun dies im Rahmen ihrer Facharztweiterbildung, die mit der Facharztprüfung endet. Da überwiegend Internisten + Anästhesisten ( + Chirurgen) als NA tätig sind, sind sie regelmäßig v.a. mit der innerklinische Notfallmedizin konfrontiert. Hier erfolgen regelmäßig Ausbildungsnachweise im Prüfungsgespräch durch Chefarzt, Lt OA, OA.
    2. Ein RA "muss" die Intubation auch laut Notkompetenz nicht beherrschen, da ihm immer die Verhältnismäßigkeit der Mittel zulast gelegt wird, wenns auch mit der Maske geht, prima. Außerdem beschreibt das Wort "Notkompetenz" treffend den Umstand, dass der Patient in diesem Moment von Fachpersonal behandelt wird, das die theoretischen und praktischen GRUNDZÜGE der zu ergreifenden Massnahme beherrschen sollte ( auf gut Deutsch: " dat hab isch schon mal gesehen, dat mach ich jetzt ma´"), ist ja auch ok, aber für eine Regelkompetenz eben (meiner Meinung nach) nicht ausreichend. Muss aber auch anmerken, dass unsere BF-Praktikanten überwiegend die gesplittete Ausbildung machen (RS -> RA); vielleicht ist hier die 2malige aber jeweils kürzere Klinikzeit ein Nachteil.



    Habe heute mal mit unserem lt. Anästhesiepfleger und einem OA gesprochen.....112 Intubationen wären bei uns in 6 Wo nicht denkbar. Zum einen haben wir keine HNO Abteilung (hier wird ja noch häufig intubiert), zweitens ersetzt die Lama immer mehr den Tubus, drittens müssens wir kurzen Assistenten ja auch noch üben und viertens ist nicht jeder Patient zur Ausbildung geeignet. Beide Kollegen meinten, dass man als Praktikant so auf 15-20 Intubationen kommt.... reicht meiner Meinung nach für die Notkompetenz!



    Grüße


    intensiv verlegen

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