Medizinstudium und 30-Stunden-Fortbildung

  • Weil Kardiochirurgen unheimlich viel Wissen über die Physiologie und Pathophysiologie des Herzkreislaufsystem brauchen. Das gilt sowohl für die präopertaive, als auch die peri- und postoperative Phase. Und dazu gehört natürlich auch die BGA.


    Keine Sorge, ich habe die auch immer unterschätzt. Aber seitdem ich gelegentlich auf kardiochirurgischen Intensivstationen rumturne und regelmäßig ECMO-Transporte durchführe, musste ich meine Meinung revidieren. Und daß der Kardiochirurg auch im OP das Sagen hat, was den Zustand des Patienten angeht, das habe ich schon damals in der Facharztausbildung in der Kardioanästhesie gesehen.

  • Sind Kardiochirurgen nicht eher operierende Kardiologen? Ich hab die immer der internistischen Zunft zugeordnet und nicht den Chirurgen.

  • Im übertragenen Sinne kann man das so sehen. Ist aber ein eigener chirurgischer Facharzt. Die kardiologische Domäne (von der interventionellen Kardiologie mal abgesehen) ist die Diagnostik und konservative Therapie. Der Kardiochirurg operiert, muß aber auch über die Kenntnisse kardiologischer Diagnostik und vor allem deren Befunde auskennen. Vergleichbar mit dem Neurologen und Neurochirurgen.

  • Wir haben neulich eine 25jährige nach Reanimation (V.a. Takotsubo-Kardiomyopathie) mit einem ECMO-Team direkt aus dem HKL abgeholt. Als wir eintrafen, wurde noch kathetert und später bei der Übernahme (sie hatte eine Impella® schon von den Kardiologen eingelegt bekommen und der Kardiochirurg hat auf die Impantation der ECMO zugunsten eines Load & go entschieden) konnte man nicht mehr zwischen Kardiologe und Kardiochirurg unterscheiden. Da habe ich mich an meine Rolle als Anästhesist erinnert, mich mental ausgeklinkt und als "kleiner" ITH-Notarzt angefangen, den Transport vorzubereiten, während die beiden gefachsimpelt haben. ;-)

  • Darf man leider nicht verallgemeinern, unterhalb der Oberarzt-Ebene sieht es bei uns irgendwie mau aus. Hängt vielleicht mit dem nicht unerheblich hohen Anteil an ursprünglich nicht deutsch-sprechenden Kollegen zusammen...

  • Wenn ich schon wieder lese als Argument: "Andere Länder machen das schon lange..." könnte ich gerade wieder kotzen. Es reicht, wie die Schulbildung bei uns verkorkst wird, muss das denn auch auf universitärem Niveau so sein? Oder muss das vielleicht so sein, damit die entlassenen gymnasialen Dumpfbacken besser Anschluss finden?

    Ich kenne niemanden, der mal im Ausland zur Schule gegangen ist und das dortige Niveau höher fand. Und ich kenne wenige Kommilitonen, die im Ausland studiert haben und meinen, dass unsere Ausbildung besser ist...


    Also, was die Veränderungen an den Schulen angeht, bin ich auf jeden Fall voll bei dir (schon weil ich es unglaublich affig finde, bei den Ersti-Veranstaltungen Ausweise zu kontrollieren, bevor der Schnaps ausgeschenkt wird). Was das Medizinstudium angeht habe ich (noch) keine abschließende Meinung, würde mir aber schon einige strukturelle Änderungen wünschen...

  • Zu Unrecht verallgemeinernd sind unqualifizierte Aussagen wie: "Herzchirurgen können keine BGA lesen.". Das ist unberechtigtes Schubladendenken aufgrund fehlender Information undfalsch vermittelter Bilder und Stereotypen. Und ja, ich beziehe mich nicht auf den Weiterbildungsassistenten im zweiten Jahr, sondern den erfahrenen Assistenten oder gar Facharzt.


    Bei Psychiatern würde ich bei Dir sein, aber selbst Geburtshelfer und Urologen interpretieren BGA's routinemäßig. ;-)

  • Dem möchte ich nicht widersprechen.


    Allgemeinchirurgen sollen sich ja auch ähnlich den Gastroenterologen mit der Bauchspeicheldrüse und Leber auskennen ;-)

  • Meines Wissens nach betreuen die Kardiochirurgen sogar ihre Intensivstationen oftmals in Eigenregie und haben die Anaesthesie nur noch mit dabei.

  • Wenn ich schon wieder lese als Argument: "Andere Länder machen das schon lange..." könnte ich gerade wieder kotzen. Es reicht, wie die Schulbildung bei uns verkorkst wird, muss das denn auch auf universitärem Niveau so sein? Oder muss das vielleicht so sein, damit die entlassenen gymnasialen Dumpfbacken besser Anschluss finden?


    Ich meinte nicht, dass das besser sein soll Ani, ich wollte nur sagen wie es hier gemacht wird. Ob das besser oder schlechter ist lässt sich doch so gar nicht beurteilen.

  • na gut :drinks: und für Bier bin ich ja immer zu haben :biggrin_1:


    musst du auch... sonst nimm die bezeichnung "student" aus deinem profil! wir haben einen ruf zu verlieren!! :biggrin_1: :prost:

  • Meines Wissens nach betreuen die Kardiochirurgen sogar ihre Intensivstationen oftmals in Eigenregie und haben die Anaesthesie nur noch mit dabei.


    Unsere Herzchirurgen rufen immer nur an, wenn sie den Patienten im fünften Anlauf noch immer nicht intubiert bekommen haben...


    ...dummerweise ist die kardiochirurgische Intensiv mindestens fünf Minuten entfernt im Nachbargebäude. :pfeif:

  • Um mal auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen: in NRW kann man sich pro Jahr 15 Stunden anrechnen lassen, wenn man entsprechende Bescheinigungen hat auf denen rettungsdienstliche relevante behandelte Themen aufgelistet sind (da gibt es einen entsprechenden Runderlass vom zuständigen Ministerium zu). Mache ich schon seit Beginn des Studiums so, mit selbstgestaltetem Vordruck den ich mir vom Kursleiter nur noch unterschreiben und stempeln lasse. Hat bis jetzt bei jedem Institut geklappt und wird anstandslos vom Arbeitgeber akzeptiert.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.