Neue Regelung im Kreis Warendorf: bald keine Ehrenamtliche im Rettungsdienst mehr ?

  • Eine neue Regelung im Kreis Warendorf (Nordrhein-Westfalen) könnten dazu führen, dass viele der bisherigen "Ehrenamtler im Rettungsdienst", die rechtlich bislang als geringfügig Beschäftigte geführt wurden, dem Rettungsdienst künftig nicht mehr zur Verfügung stehen. Aufgrund der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes, der eine wöchentliche Höchstarbeitszeit für abhängig beschäftigte Arbeitnehmer auf 48 Stunden festgelegt, ist eine darüber hinausgehende nebenberufliche abhängige Tätigkeit nicht mehr möglich, wie der Leiter des Kreisordnungsamtes Warendorf, Ralf Holtstiege, den Westfälsichen Nachrichten gegenüber berichtet. Eine Tätigkeit im reinen Ehrenamt hingegen sei zulässig.
    Aus diesem Grund reduziert der Kreis die an die Ehrenamtlichen ausgezahlten Gelder und zahlt künftig lediglich noch Verpflegungspauschalen, eine Fahrtkostenpauschale von sechs Euro pro Schicht und diverse Ehrenamtspauschalen, welche am Ende eines Jahres nach Ableisten einer vom Kreis vorgegebenen Stundenzahl gezahlt werden. Zudem müssen die Ehrenamtlichen künftig jährlich an einer 30-Stunden-Fortbildung teilnehmen.


    Die neue Regelung stößt bei den Ehrenamtlichen auf Ablehnung; Klaus Uhlenhake, seit 20 Jahren ehrenamtlich im Rettungsdienst tätig, wird seinen Einsatz im Rettungsdienst deshalb beenden - der Einsatz rechne sich nicht mehr. Auch weitere ehrenamtliche Kollegen würden ihr Engagement im Rettungsdienst daher beenden.
    "Wenn viele ehrenamtliche Kräfte ebenso wie ich die Arbeit aufgeben, dann wird der Kreis mehr hauptamtliche Helfer im Rettungsdienst beschäftigen müssen. Das wird sicher teurer als die geringe Vergütung, die wir bisher erhalten haben", so Uhlenhake gegenüber den Westfälischen Nachrichten.


    Quelle: http://www.westfaelische-nachr…r_wirft_das_Handtuch.html

  • Man muss auch Prioritäten setzen. Minimale Ausbildung, keinerlei erbrachte Fortbildung, möglichst wenig Einsätze in den paar Diensten die man macht...........aber dafür ordentlich entlohnt werden.


    Ein richtiger und wichtiger Schritt. Gleiche Rechten und Pflichten für alle im Rettungsdienst eingesetzten Menschen.


    Und im Übrigen seit Jahren ein Streitthema und vielleicht sogar Grauzone. Wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden bei ehrenamtlichen Helfern, die ja im Regelfall noch einen Hauptberuf mit 35- x Arbeitsstunden/Woche haben.


    Grüße

  • Zudem müssen die Ehrenamtlichen künftig jährlich an einer 30-Stunden-Fortbildung teilnehmen.

    Soll man jetzt daraus folgern, dass das RettG NRW §5 Absatz 5 dort bisher keine Verwendung fand? 8o


    Zitat von RettG NRW

    Das in der Notfallrettung und im Krankentransport eingesetzte nichtärztliche Personal hat jährlich an
    einer mindestens 30stündigen aufgabenbezogenen Fortbildung teilzunehmen und dies nachzuweisen.

  • Minimale Ausbildung, keinerlei erbrachte Fortbildung, möglichst wenig Einsätze in den paar Diensten die man macht...........aber dafür ordentlich entlohnt werden.

    Auf die Gefahr hin, hier mal wieder eine neue Diskussion Hauptamt-Ehrenamt loszutreten:


    Bei so einem Mist platzt mir der Kragen.
    Mindestens 50 % aller ehrenamtlichen Mitarbeiter im Rettungsdienst, mit denen ich zusammenarbeite, haben die GLEICHE Qualifikation wie die hauptamtlichen Kollegen, die Mehrzahl dieser hat sogar weitaus höhere rettungsdienstliche Qualifikationen. Viele haben diese aus Interesse gemacht und teilweise aus eigenener Tasche bezahlt. Da rechnet sich bei der Auswandsentschädigung, selbst auf Lebenszeit gerechnet, gar nichts mehr.
    Im weiteren gibt es in NRW eine Fortbildungspflicht, die Bedingung für den Einsatz im RD ist. Ironischerweise führen viele Ehrenamtliche diese sogar als Dozenten durch, weil sie noch was anderes können als Rettungsdienst und unterrichten die HA.


    Diese Fähigkeiten von den ehrenamtlichen Betriebswirten, Ärzten, Ingenieuren , Juristen, Krankenpflegern, Schlossern, KFZ-Mechatronikern usw. werden übrigens immer wieder gerne gesehen. Für Aufgaben von denen der reine Rettungsassistent keine Ahnung hat, die aber trotzdem ansonsten von ihm erledigt werden müssten. Für diesen Aufwand, der neben dem Rettungsdienst läuft, zahlt dann übrigens auch keiner, obwohl manche Fachkräfte einen Stundenlohn von >100 Euro verlangen könnten (fachspezifisches Studium und freiberufliche Tätigkeit) und der Arbeitsaufwand auch ab und an mal locker ein ganzes Wochenende dauert. Den eigentlichen Nutzen haben die Hauptamtlichen, die durch die professionell durchgeführte Arbeit besser darstehen und bessere Arbeitsbedingungen vorfinden. Oder für eigene Rechtsberatung, Steuer- und Finanzberatung, die ohne Entgeld durchgeführt wird.



    Zu der o.a. Diskussion in WAF:
    Dort will man anscheinend die ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht mehr im Rettungsdienst haben und schiebt andere Gründe vor. Wer schafft es bei einem durchschnittlichen Beruf von 38,5h/Woche noch einmal zusätzlich 4 Tagschichten a 10h am Wochenende zu fahren, um im Monatsschnitt auf über 48h/Woche zu kommen. Von Nachtschichten unter der Woche muss man bei Arbeitnehmern ja auch nicht reden. Und Studenten ist die Wochenarbeitszeit auch egal.
    Man hätte auch eine Mischregelung finden können.


    Der dumme ist im Endeffekt jeder Bürger, der die gestiegenen Kosten durch höhere Krankenkassenbeiträge oder auch Steuermittel finanzieren muss, obwohl es unnötig ist. Qualitätseinbußen wird es vermutlich nicht geben, ob es aber zu signifikanten Steigerungen durch hauptamtliches Personal kommt, wage ich zu bezweifeln.

  • Zitat von ?Nachrichten?
    Zudem müssen die Ehrenamtlichen künftig jährlich an einer 30-Stunden-Fortbildung teilnehmen.


    Soll man jetzt daraus folgern, dass das RettG NRW §5 Absatz 5 dort bisher keine Verwendung fand? 8o


    Yep! Das erstaunte mich gerade auch.

  • Ich bin noch in einem anderen Verein tätig. Dort bezahle ich einen Mitgliedsbeitrag. Den kann ich durch geleistete Arbeitsstunden reduzieren, aber nie auf Null. Auch hier profitiert der Verein durch meine Arbeitskraft. Und mir macht es trotzdem Spaß!
    Warum sollte es ehrenamtlichen Rettern da anders gehen?


    lumberjack: Nicht nur die Qualifikation auf dem Papier ist für den RA wichtig. Jede Menge Praxis ist elementar. Aber ich denke, da gehen wir d´accord.

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Sollte ich jemandem zu nahe getreten sein, bitte ich dies zu entschuldigen.


    Und lumberjack....würde ich so paradiesische Zustände kennen, wie du sie beschreibst, würde ich sicher gar nichts sagen.


    Die Realität (z. B. hier im BW): meist Ausbildung als RH (vereinzelt RS und ganz selten RettAss), oft keinerlei nachgewiesene Fortbildung und oftmals der zitierte Spruch "Dienstanweisungen, Arbeitspläne, Desinfektion, etc. geht mich nix an. Ich bin bloß EA.".


    Richtig mag sicher sein, dass es auch EA gibt, die sicher mehr auf der Pfanne haben als ihr hauptamtliches Pendant. Aber das sind eben wenige. Nur nebenbei: ich komme ursprünglich auch aus dem Ehrenamt. Nur musste ich irgendwann die Realität erkennen, dass das Ehrenamt im Rettungsdienst nicht so das Wahre ist und letztendlich auch auszusterben droht. Nur als EA sieht man immer nur eine Seite und macht alles nach bestem Wissen und Gewissen (und ist überzeugt alles richtig zu machen). Macht man die gleiche Arbeit mal Tag für Tag, sieht man das etwas differenzierter.


    Grüße

  • Nur musste ich irgendwann die Realität erkennen, dass das Ehrenamt im Rettungsdienst nicht so das Wahre ist und letztendlich auch auszusterben droht.

    Ob es das Wahre ist, kann ich nicht beurteilen, aber im zweiten Punkt gebe ich dir Recht.

  • Ich bin noch in einem anderen Verein tätig. Dort bezahle ich einen Mitgliedsbeitrag. Den kann ich durch geleistete Arbeitsstunden reduzieren, aber nie auf Null. Auch hier profitiert der Verein durch meine Arbeitskraft.

    Dort werden mal wieder Äpfel mit Birnen verglichen.

  • Ehrenamt rechnet sich nicht mehr... das ist ja mal eine tolle Aussage.
    Ich bin seit Jahren bei meiner Heimatfeuerwehr ehrenamtlich tätig und bekomme außer einer Quittung für den Jahresbeitrag auch nichts. Weder Verpflegung noch Kilometerpauschalen.. beschwere ich mich?


    Man sollte klar das Ehrenamt von bezahltem Dienst unterscheiden können.

  • Denen selbst vielleicht schon, nicht aber der Krankenversicherung. Das Studium muss zeitlich eindeutig im Vorderfrund stehen, ansonsten ist es vorbei mit dem Studententarif bei der KV.


    Wo soll das stehen?



    Dank Bachelor und Master ist das mit den Stunden nicht mehr wirklich schwer.


    Nicht anders als vorher auch.

  • Wo soll das stehen?

    Kann leider keine Quelle finden auf die schnelle. Werde aber noch mal suchen. Es ist nur definitiv so, dass Du als normaler AN angesehen wirst, wenn Du durchschnittlich mehr als 20 Stunden pro Woche arbeitest. Dann bekommst Du bei der GKV einen individuellen Beitrag berechnet statt des Studententarifs.


    Ich weiß das so genau, weil bei uns viele Studenten im RD arbeiten und es da mal richtig deftige Nachtzahlungen gab.