Ärztemangel problematisch für Rettungswesen

  • Da stimme ich Daniel aber voll und ganz zu! Gerade in einem ländlichen Raum ist eine durchgehende Besetzung der Notarztstandpunkte nicht immer gewährleistet. Und das bei einer steigenden Anzahl von Einsätzen und immer wenigeren Notärzten (bzw. von Notärzten die durch ihre fachärztliche Tätigkeit im Krankenhaus immer mehr gebunden sind und den Notarztdienst nicht mehr weiter ausüben können). Es wird meiner Meinung nach auch zwangsläufig auf eine Art Mischsystem von "Paramedics" o.ä. und Notärzten, zumindest in Teilgebieten der BRD, hinaus laufen...
    By the Way: Warum ist "TT" denn jetzt ein niederländischer Paramedic lieber als ein Notarzt mit umfangreichem Grundstudium, Facharztweiterbildung, Fachkundenachweis und meist jeder Menge Berufserfahrung? ?(


    EDIT: Ein "völliges Kollabieren" des Notarztsystems ist vermutlich zu hoch gegriffen. Aber ein irgendwann nicht mehr ausreichendes System ist durchaus nicht auszuschließen. Vor allem wenn ich mir die Besetzung von Diensten im ländlichen Raum zur Zeit anschaue wo zum Teil Ärzte im gehobenen Alter fahren die seit einigen Jahren nicht mehr in der Klinik arbeiten (wobei ich diesen Ärzten fachlich nichts unterstellen will!!) oder nach einer Durststrecke mit häufigen "NEF-Status-6" Zeiten kostspielige Verträge mit Ärzten aus Großstädten abschließen, die eine dauerhafte Besetzung auch am Wochenende sicherstellen...

    Wer Fehler findet darf sie behalten!

    Einmal editiert, zuletzt von Eifelretter87 ()

  • Ich korrigiere bzw. präzisiere meine Aussage:


    Wenn Notarztstandorte nicht mehr durchgehend besetzt werden können, ist das System unbestreitbar kollabiert.


    Von Einzelfällen, bei denen es z.T. lokalspezifische Probleme gibt (z.B. Neuburg a. D.) und die sehr breit in der Presse ausgelatscht werden, auf das gesamte System zurück schliessen zu wollen, ist schon etwas gewagt, speziell auch, da es, wenn man den Blick hinter die Kulissen wagt, dann doch so ist, dass der entsprechende Standort durchgehend ärztlich besetzt ist.


    Viel eher scheint es mir aktuell so zu sein, dass die Einsatzfrequenz (und die Dauer) der einzelnen Einsätze im deutschen RD zunimmt, ohne dass die Zahl der Fahrzeuge damit Schritt hält, was aber aktuell öffentlich nicht so breit ausgelatscht wird.
    Und hierbei würde eine bessere (und auch großräumigere) Disposition von Rettungsmitteln mit flexibelen, an das Einsatzgeschehen angepassten "Standorten" mehr bringen, als das althergebrachte auf der Wache sitzen.
    EIn weitere Punkt wäre meiner Meinung nach auch die Qualität der Leitstellenabfrage und Indikationsstellung. M.M. nach fahren RTW immer noch (oder besser immer mehr) KTW-Einsätze, und auch die Schwelle, das NEF mit raus zu schicken, hat abgenommen, sicher auch aus Gründen der juristischen Absicherung des Leitstellenpersonals.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Ohne jetzt gross weiter darauf eingehen zu wollen, weil mir das tatsächlich ein
    wenig zu hahnebüchen ist:


    Wieviele NEF Deutschlands gehen denn regelmässig in den Status 6, weil
    kein Arzt den Dienst antritt?


    Jemand, der solche Thesen propagiert, kann ja
    sicher mit irgendeiner Art von Zahlen aufwarten!?

  • Man könnte aufgrund eurer Einwendungen fast glauben, es gäbe keinen Notarztmangel und das Thema wäre lediglich künstlich aufgebaut.


    condorp4


    Viele Standorte können inzwischen nur noch durchgehend besetzt werden, weil sie auf externe Notärzte zurückgreifen, die sich ihre Dienste teilweise sehr gut bezahlen lassen - die ebenfalls zunehmende Anzahl diverser Notarztbörsen und Vermittlungsagenturen unterstützt diesen Eindruck. Und die Meldungen über fehlende Notärzte, Ausfällen von Diensten und verlängerten Eintreffzeiten sind bundesweit zunehmend zu finden.
    Ganz sicher nimmt die Einsatzfrequenz und die Dauer der Einsätze zu und wir stoßen mit den vorgehaltenen Ressourcen vielerorts an die Grenzen - oder darüber hinaus. Wie allerdings eine flexiblere Einsatzdisposition von NEF aussehen soll, kann ich mir gerade nicht vorstellen. Welcher Zusammenhang zwischen der Disposition der RTW und den Eintreffzeiten der Notärzte besteht, kann ich ebenfalls gerade nicht nachvollziehen. Und ja, die Indikationsstellung für einen Notarzteinsatz muss überarbeitet werden. Wenn allerdings zu jedem Einsatz der aktuellen Notarzteinsatzindikationskataloge tatsächlich ein Notarzt entsandt werden würde, käme es meiner Meinung nach noch häufiger zu Engpässen in der notärztlichen Versorgung. Ich denke, gerade aufgrund der nur begrenzt vorhandenen Ressource Notarzt sind viele Disponenten zurückhaltend, was die Alarmierung betrifft. Wie sonst wäre es z.B. zu erklären, dass die Mehrzahl der Notfalleinsätze heute durch die Besatzung eines RTW alleine abgearbeitet werden ?



    @Felix


    Es gibt keine konkreten Zahlen hierzu. Es gibt Nachrichtenmeldungen, Berichte und fachinterne Diskussionen zum Thema, die ein recht deutliches Bild liefern. Und es gibt die Statistik der BASt.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Man könnte aufgrund eurer Einwendungen fast glauben, es gäbe keinen Notarztmangel und das Thema wäre lediglich künstlich aufgebaut.


    condorp4


    Viele Standorte können inzwischen nur noch durchgehend besetzt werden, weil sie auf externe Notärzte zurückgreifen, die sich ihre Dienste teilweise sehr gut bezahlen lassen - die ebenfalls zunehmende Anzahl diverser Notarztbörsen und Vermittlungsagenturen unterstützt diesen Eindruck. Und die Meldungen über fehlende Notärzte, Ausfällen von Diensten und verlängerten Eintreffzeiten sind bundesweit zunehmend zu finden.


    Die verlängerten Eintreffzeiten liegen aber weniger an den nicht besetzten Standorten, sondern an der Zunahme der Einsätze. (Bei uns z.B. +41% NA-Einsätze in 8 Jahren bei "nur" +23% RD-Einsätze. Zusätzliche KTW und RTW gibt es, zusätzliche NEF nicht, und werden vom Bereichsausschuss aktuell auch nicht gewünscht (sprich: bezahlt).)
    Die Vermittlungszahlen der Notarztbörsen sind aber angeblich (genau Zahlen verschweigen die ja lieber), geringer als vermutet.
    Und das "Freelancen" (gegen gute Bezahlung versteht sich) ist nicht nur im Bereich der Notfallmedizin aktuell en vogue, sondern eher ein allgemeiner Trend.

    Zitat


    Ganz sicher nimmt die Einsatzfrequenz und die Dauer der Einsätze zu und wir stoßen mit den vorgehaltenen Ressourcen vielerorts an die Grenzen - oder darüber hinaus. Wie allerdings eine flexiblere Einsatzdisposition von NEF aussehen soll, kann ich mir gerade nicht vorstellen. Welcher Zusammenhang zwischen der Disposition der RTW und den Eintreffzeiten der Notärzte besteht, kann ich ebenfalls gerade nicht nachvollziehen. snipp


    Mir geht es hier nicht um die NA-Einsätze alleine, sondern um die Gesamtzahl der RD-Einsätze, da dies m. M. nach ein Problem des gesamten RD ist. Es wird nur im Moment (noch) nicht so thematisiert.


    Zitat

    @Felix


    Es gibt keine konkreten Zahlen hierzu. Es gibt Nachrichtenmeldungen, Berichte und fachinterne Diskussionen zum Thema, die ein recht deutliches Bild liefern. Und es gibt die Statistik der BASt.


    Also keine harte Statistik. Die BASt-Zahlen sagen ja nichts über die Gründe der verlängerten Eintreffzeiten aus. So deutlich ist das Bild nämlich dann doch nicht, es wird nur gerne berufspolitisch (von allen Beteiligten) verschwurrbelt und wird deshalb auch gerne mal aufgebauscht, egal von wem.
    Die beiden Standorte, bei denen ich etwas mehr Einblick habe, und die in letzter Zeit durch die Presse gingen, hatte zwar kurzzeitig Probleme, alle Dienste zu besetzten, die Probleme waren aber in beiden Fällen "home grown".

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    James Elroy Flecker

  • Die ganzen Diskussionen NA vs Paramedic seien mal dahin gestellt. AUfhängen sollte man sich doch eher an der Aussage des von mir für prinzipiell recht kompetent gehaltenen Peter Sefrin:

    Gravierende Auswirkungen auf die rasche ärztliche Versorgung von Unfallopfern hat der Ärztemangel in Deutschland. Die Zeit bis zum Eintreffen eines Notarztes habe sich von durchschnittlich fast acht Minuten um 2,2 Minuten verlängert.

    1) Ist die Veränderung um 2,2 Minuten statistisch signifikant oder handelt es sich um eine zufällige Schwankung bzw methodische Unterschiede, Messungenauigkeiten & Co.


    2) Falls die Veränderung aus 1) statistisch signifikant ist: gibt es eine statistisch signifikante Verschlechterung in der Versorgungsqualität und über welche Parameter mit welchen Endpunkten wird diese Festgemacht?


    3) Falls eine statistisch signifikante Verschlechterung der Versorgung in 2) vernüftig dargelegt werden kann: gibt es einen kausalen Zusammenhang bzw eine Korrelation der Veränderungen aus 1) und 2) oder spielen andere Aspekte wie abnehmende KH-Dichte, zunehmender Verkehr, Veränderung der Bevölkerungssturktur etc eine beeinflussende Rolle?



    Mit den Aussagen von Herrn Sefrin kann man ggf Bevölkerung & Politik erschrecken und zur Finanzierungsunterstützung mahnen. Wer aber wegs sowas für ein Paramedicsystem plädiert sollte ggf morgens einfach nicht zum Dienst erscheinen.


    Das bedeutet nicht, über eine Weiterentwicklung im RD nicht nachdenken zu dürfen. Und die Kompetenzausweitung der paramedizinischen Personals bei Entsprechenden Ausbildungen/Fallzahlen kann eine Idee davon sein.
    Aber bitte begründet es ordentlich. Und denkts über subjektive Wahrnehmung und objektive Tatsachen (Wirkung) und deren Ursache nach.


    Als Wort zum Feiertag: seids froh, in DE über NA und Rettass/Paramedic zu streiten. In Tirol wird gestritten ob die Gesamtgsellschaft sozial zugrunde geht, falls ein ehrenamtlich mit RS besetzter RTW keinen Dienst mehr versehen darf.

  • In Tirol wird gestritten ob die Gesamtgsellschaft sozial zugrunde geht, falls ein ehrenamtlich mit RS besetzter RTW keinen Dienst mehr versehen darf.


    Wenn jetzt aber auch die Gefahr besteht, dass der "Heiratsvermittler" Nr. 1 in Zukunft kein interessantes Rahmenprogramm (A bisserl Blaulicht fahren bringt bekanntlich die Hormone in Wallung!) zur Partnersuche mehr bieten kann. :D

  • Die verlängerten Eintreffzeiten liegen aber weniger an den nicht besetzten Standorten, sondern an der Zunahme der Einsätze. (Bei uns z.B. +41% NA-Einsätze in 8 Jahren bei "nur" +23% RD-Einsätze. Zusätzliche KTW und RTW gibt es, zusätzliche NEF nicht, und werden vom Bereichsausschuss aktuell auch nicht gewünscht (sprich: bezahlt).)
    Die Vermittlungszahlen der Notarztbörsen sind aber angeblich (genau Zahlen verschweigen die ja lieber), geringer als vermutet.
    Und das "Freelancen" (gegen gute Bezahlung versteht sich) ist nicht nur im Bereich der Notfallmedizin aktuell en vogue, sondern eher ein allgemeiner Trend.


    Da möchte ich nicht widersprechen. Den Umstand, dass wir mit steigenden Einsatzzahlen rechnen müssen, erwähnte ich ja bereits. Die nicht bzw. nicht mehr durchgehend besetzten Stationen sorgen dabei nur für zusätzliche Spannung.
    Dass ein KTW oder ein RTW leichter durchzusetzen ist, als ein weiterer Notarztsütztpunkt, ist aus finanzieller Sicht nachzuvollziehen. Die Frage, die sich bei diesem Thema zwangsläufig stellt, ist, wieviel der Allgemeinheit die Versorgung durch einen Notarzt wert ist. Natürlich möchte jeder die bestmögliche Versorgung, die aktuell im Regelfall ohne Zweifel die Versorgung durch einen Notarzt vor Ort ist. Dem ist aber heute mehr denn je eine Grenze gesetzt - die finanzielle. Da Abhilfe in diesem Punkt nicht zu erwarten ist, müssen Alternativen gefunden werden.


    Mir geht es hier nicht um die NA-Einsätze alleine, sondern um die Gesamtzahl der RD-Einsätze, da dies m. M. nach ein Problem des gesamten RD ist. Es wird nur im Moment (noch) nicht so thematisiert.


    Nunja, die steigenden Einsatzzahlen der Rettungsdienste sind ja auch für Laien allenthalben Zeitungsartikeln und Statistiken zu entnehmen. Hier gäbe es viele Punkte, an denen man verbessernd ansetzen könnte, was allerdings kein einfaches Unterfangen ist.


    Also keine harte Statistik. Die BASt-Zahlen sagen ja nichts über die Gründe der verlängerten Eintreffzeiten aus. So deutlich ist das Bild nämlich dann doch nicht, es wird nur gerne berufspolitisch (von allen Beteiligten) verschwurrbelt und wird deshalb auch gerne mal aufgebauscht, egal von wem.
    Die beiden Standorte, bei denen ich etwas mehr Einblick habe, und die in letzter Zeit durch die Presse gingen, hatte zwar kurzzeitig Probleme, alle Dienste zu besetzten, die Probleme waren aber in beiden Fällen "home grown".


    Nein, es gibt meines Wissens bislang keine harten Zahlen, es gibt lediglich die subjektive Wahrnehmung diesbezüglich, welche sich aus verschiedenen Quellen ergibt und die recht deutlich ist. Die Hauptgründe für die Ausfälle bzw. Probleme sind immer die gleichen: veränderte Krankenhaus-Strukturen sowie fehlende finanzielle Anreize. Beide Punkte werden sich nur schwerlich - wenn überhaupt - verbessern lassen.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Nein, es gibt meines Wissens bislang keine harten Zahlen, es gibt lediglich die subjektive Wahrnehmung diesbezüglich, welche sich aus verschiedenen Quellen ergibt und die recht deutlich ist.


    Die Wahrnehmung bleibt subjektiv. Seine Argumentation auf einzelne Pressemeldungen aufzubauen, ist aus mehreren Gründen unseriös.


    Anstatt die angeblichen engen finanziellen Grenzen als gottgegeben darzustellen (und zu akzeptieren?), könnte man sich als (rettungsdienstlicher) Berufsverband ja auch öffentlich dafür einsetzen, dass entsprechende Mittel fließen *müssen*, um die bestehenden (und benötigten) Notarztstandorte zuverlässig zu besetzen. Das hängt natürlich davon ab, ob es einem in Wahrheit um die effektive Qualität der Patientenversorgung in Deutschland, oder um die Stärkung der eigenen Verhandlungsposition in Bezug auf die so sehnsüchtig gewünschte Novellierung des eigenen Berufsbildes geht. Wie so oft also auch eine Frage der Perspektive...


    J.

  • Würden Paramedic-Rettungsassisenten zum gleichen Gehalt wie die heutigen "Nur"-Rettungsassistenten arbeiten. Wer würde die höheren Ausbildungskosten tragen?


    Nein, würden sie nicht. Die höheren Ausbildungskosten werden durch die Kassen getragen.


    Die Wahrnehmung bleibt subjektiv. Seine Argumentation auf einzelne Pressemeldungen aufzubauen, ist aus mehreren Gründen unseriös.


    Würde es sich um ein paar einzelne Pressemitteilungen handeln, würde ich dir zustimmen. Wir haben aber regelmäßig und zunehmend Meldungen über mangelnde notärztliche Versorgung - bundesweit. Und dieses Szenario kommt nicht unerwartet. Es bedarf nicht immer harter Zahlen, manchmal genügen offene Augen und Ohren.


    Anstatt die angeblichen engen finanziellen Grenzen als gottgegeben darzustellen (und zu akzeptieren?), könnte man sich als (rettungsdienstlicher) Berufsverband ja auch öffentlich dafür einsetzen, dass entsprechende Mittel fließen *müssen*, um die bestehenden (und benötigten) Notarztstandorte zuverlässig zu besetzen. Das hängt natürlich davon ab, ob es einem in Wahrheit um die effektive Qualität der Patientenversorgung in Deutschland, oder um die Stärkung der eigenen Verhandlungsposition in Bezug auf die so sehnsüchtig gewünschte Novellierung des eigenen Berufsbildes geht. Wie so oft also auch eine Frage der Perspektive...


    Die finanziellen Grenzen sind nicht gottgegeben, aber dennoch vorhanden. Und anstatt die Bemühungen auf realitätsfremde Forderungen zu konzentrieren, muss man nach gangbaren Lösungen suchen, die - selbstverständlich - auch berufspolitisch beeinflusst werden. Die tatsächlich benötigten Notarztstandorte könnten besetzt werden, wenn man die Notarzteinsätze auch auf das tatsächlich Notwendige beschränken würde.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Nein, würden sie nicht. Die höheren Ausbildungskosten werden durch die Kassen getragen.

    Würde dann das System nicht teurer werden, wenn man in einem Kreis mehrere Paramedic-Rettungsassistenten ausbilden und unterhalten müsste, anstatt die Entlohnung eines Notarztes im gleichen Kreis so zu gestalten, dass durch die gesteigerte Attraktivität kein Mangel mehr bestünde?

  • Würde dann das System nicht teurer werden, wenn man in einem Kreis mehrere Paramedic-Rettungsassistenten ausbilden und unterhalten müsste, anstatt die Entlohnung eines Notarztes im gleichen Kreis so zu gestalten, dass durch die gesteigerte Attraktivität kein Mangel mehr bestünde?


    Auf den ersten Blick natürlich.
    Betrachte deine Frage aber einmal aus Sicht der Kostenträger - ist es günstiger, etwas mehr Geld in nichtärztliches Personal zu investieren, wenn ich dadurch* langfristig noch mehr Geld einsparen kann?


    *(durch die Reduzierung der Notarzteinsätze und damit Einsparung von Notarztstandorten bzw. die Vermeidung neuer Standorte)

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Auf den ersten Blick natürlich.
    Betrachte deine Frage aber einmal aus Sicht der Kostenträger - ist es günstiger, etwas mehr Geld in nichtärztliches Personal zu investieren, wenn ich dadurch* langfristig noch mehr Geld einsparen kann?


    *(durch die Reduzierung der Notarzteinsätze und damit Einsparung von Notarztstandorten bzw. die Vermeidung neuer Standorte)

    Das ist die Frage. Ist es billiger, viele oder nur einen besser zu bezahlen. Und macht es Sinn, wenn ein Notarzt nur noch in schweren Fällen hinzugezogen werden soll, diesen von einem, nach Ausdünnung der Standorte, weit entfernten Ort anfahren zu lassen? Gerade hier ist doch eine schnelle Verfügbarkeit wichtig.

  • Das ist die Frage. Ist es billiger, viele oder nur einen besser zu bezahlen. Und macht es Sinn, wenn ein Notarzt nur noch in schweren Fällen hinzugezogen werden soll, diesen von einem, nach Ausdünnung der Standorte, weit entfernten Ort anfahren zu lassen? Gerade hier ist doch eine schnelle Verfügbarkeit wichtig.


    Wenn ich lese, dass ein Notarzt z.B. für eine 24-Stunden-Schicht 624 Euro erhält (Link), dann gibt es für die Kostenträger doch durchaus Aussichten auf Einsparungen, berücksichtigt man auch die für einen Notarztstandort notwendige Infrastruktur sowie weiteres Personal (Rettungsassistent).
    Die Notarztstandorte müssen ohne Frage auch künftig so verteilt sein, dass ihre Einsatzbereiche innerhalb der vorgeschriebenen Hilfsfristen erreicht werden können. Kommen die Notärzte aber insgesamt weniger zum Einsatz, steigt die durchschnittliche Verfügbarkeit an den einzelnen Standorten. So wäre es beispielsweise denkbar, gerade in Städten mit mehreren NA-Standorten einen Teil davon reduzieren zu können.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Ein - auch im Kontext zu diesem Thema - nicht uninteressanter Artikel erschien im Deutschen Ärzteblatt unter dem Titel "Deutsches Gesundheitssystem: Mehr Mut zum NEIN-Sagen": http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=54156

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Kommen die Notärzte aber insgesamt weniger zum Einsatz, steigt die durchschnittliche Verfügbarkeit an den einzelnen Standorten. So wäre es beispielsweise denkbar, gerade in Städten mit mehreren NA-Standorten einen Teil davon reduzieren zu können.


    Gerade in Städten mit mehreren NA-Standorten gibt es aber eher keinen Notarztmangel. Ich kann der Argumentation insgesamt immer noch nicht folgen - abgesehen von dem sich mir immer stärker aufdrängenden berufspolitischen Aspekt aus Sicht der "Paramedics". Ich glaube immer mehr, dass es vordergründig um die eigenen Interessen des Berufsverbandes geht - das Problem Noatarztmangel ist da nur ein gerne genommenes Argument.
    Außerdem würde ich massiv davor warnen wollen, als Berufsverband Kostenersparnis als Argument hochzustilisieren. Der Schuss könnte sehr schnell nach hinten losgehen. Der Tag könnte kommen, an dem die Kostenträger das gegen euch/uns verwenden, indem sie argumentieren: "Den Kostendruck habt ihr ja bereits als stichhaltig anerkannt, um das System zu retten, müssen wir nun leider...!" Ich selbst bin volkswirtschaftlicher Laie, und ich fürchte, der Großteil der Vertreter der Berufsverbände ist es auch. Hier wird doch offenichtlich von Laien mit volkswirtschaftlichem/betriebswirtschaftlichem Halbwissen jongliert - ein Umstand, der von gleicher Seite mit gewisser Regelmäßigkeit (und zu recht) den regionalen Führungen von HiOrgs vorgeworfen wird...

  • Ich finde die Zunahme des "Ärztetourismus", der mit der Problematik einher geht erschreckend.
    Auch mir sind Standorte bekannt, die auf reine Freelancer zurück greifen. Im Individualeinsatz funktioniert das i.d.R. auch sehr gut. Aber dann, wenn auch der NA über grundlegende Strukturen des Bereiches bescheid wissen muß, um auf diese zurück zu greifen, scheitert das System manchmal.

    Wenn ich lese, dass ein Notarzt z.B. für eine 24-Stunden-Schicht 624 Euro erhält (Link), dann gibt es für die Kostenträger doch durchaus Aussichten auf Einsparungen, berücksichtigt man auch die für einen Notarztstandort notwendige Infrastruktur sowie weiteres Personal (Rettungsassistent).


    Im Gespräch mit Kollegen anderer Kreise wurden mal die Vergütungen diskutiert. Der Spitzenreiter zahlt einem Arzt für 24h Tätigkeit knappe 2.000 EUR. Dieser RD - Bereich hat keine Probleme, Ärzte zu rekrutieren. Die Nachbarn drumherum sehr wohl, weil hier die Vergütung deutlich niedriger ist.
    Ich bin ganz ehrlich: wenn ich einen Freelancer im NEF sitzen hätte, der für seine Tätigkeit eine solche Vergütung, wie o.g. erhält, wäre mein Futterneid riesig. Und wenn ich dann nachts um 2 Uhr nach einem Einsatz anfange, die Geräte putzen zu müssen, während er sich wieder ruhen legt, hätte ich Bluthochdruck.
    Aber mein Resümee der Geschichte ist, dass der Ärztemangel zum großen Teil ein Vergütungsproblem ist, welches zu lösen ist. Eine "Paramedicisierung" kann aus Qualitätsgründen nicht das erklärte Ziel sein.
    Eine Veränderung der Indikationskataloge kann zwar sicherlich zu einer Abnahme der Notarzteinsätze führen, aber doch nicht zu einer Reduzierung der Notarztstandorte. Die Kosten wären die Gleichen bei niedrigeren Einsätzen. Das widrum lässt den einzelnen Einsatz sicherlich teurer werden.

    Ich bin nur für das verantwortlich, was ich schreibe...
    ...nicht für das, was Du verstehst!!!

  • Andere Länder fahren ohne viele Notärzte durch die Lande. Und da funktioniert das ohne große Probleme. Entweder wir bekommen in Deutschland die Kurve und es gibt mehr Notärzte und den Facharzt für Notfallmedizin, oder wir stellen auf ein System um, welches weniger NEF enthält und dafür die Ausbildung des nichtärztlichen Personal so qualifiziert gesteigert wird, das diese viele Einsätze unabhänig abarbeiten können. Wir haben jahrelang den Trend verpennt in Deutschland die Weichen zu stellen.


    In meinem RD Bereich ist es teilweise schon so, dass Freelancer teilweise 5 Dienste am Stück machen, weil sich sonst niemand findet. Und ich glaube auch nicht, das eine Erhöhung der Entlohnung für Notärzte eine Verbesserung der aktuellen Lage bringt.