Religionszugehörigkeit als Mitarbeiter christlicher Hilfsorganisationen

  • Jörg: Ja, habe ich. Und ich habe eine ... primäre Quelle... bzgl der Malteser herausgesucht, mein Zitat findet sich dort im Wortlaut wieder. Die einzigen weiteren Bezüge zur Kirche ist der Caritastarifvertrag und ein Paragraph, der eine ausserordentliche Kündigung bei einem groben Achtungsverstoss gegen die katholische Kirche androht. Gerade deswegen habe ich das so geschrieben! Es werden hier sehr stark Regulierungen für die ehrenamtliche Vereinsstruktur und für die gGmbH Betriebe vermischt.


    Solltest du noch etwas zu den Auszubilden meinen, dann habe ich dies wirklich überlesen. Solltest du etwas ganz anderes meinen, steh ich gerade völlig auf dem Schlauch und bitte um Erleuchtung.


    Ja. Ich meinte, dass es für Angestellte der JUH praktisch keine Rolle spielt, ob sie evangelisch sind oder nicht. Für ehrenamtliche Helfer oder Führungskräfte (außer den explizit genannten Ebenen Bundes- bzw- Landesvorstände) spielt es auch keine Rolle. Du kannst bei der JUH sogar Präsidiumsmitglied werden, ohne evangelisch zu sein.


    J.

  • Also lieber dabei Abstriche machen, dafür einen gläubigen Ja-Sager mit Streifen am Helm rum laufen lassen... :fie:


    Manchmal in diesem Thread (und gelegentlich im echten Leben) kommt es mir so vor, als ob die Gegner gewisser Einschränkungen durch die kirchlichen Träger weniger tolerant sind als diejenigen, denen sie Intoleranz vorwerfen.


    Der zitierte Satz ist da nur ein Beispiel und ja, er ist aus dem Zusammenhang gerissen. Dennoch spiegelt er in gewisser Hinsicht eine pauschale Intoleranz gegenüber den Kirchen und vor allem deren "aktiven" Mitgliedern wider. Darüber könnte man auch mal nachdenken.


    J.

  • Ich denke, das ist ein Trugschluss dieser Leute! Warum sollte denn ein "Ungläubiger" weniger von Moral und Ethik verstehen bzw. entsprechend handeln wie ein gläubiger Mitarbeiter?


    Gruß


    Man geht davon aus, dass sich jeder gläubige Mensch mit diesen Themen auseinandergesetzt hat, da er sich u.a. in der Firmung oder vergleichbaren damit beschäftigt hat. Zudem geht man davon aus, dass er im Gemeinwohl besser verankert ist. So zumindest sind die Begründungen.
    Ich sage nicht, dass ich sie teile, aber diese Begründungen wurden mir seinerzeit auf Nachfrage genannt.

  • jeder gläubige Mensch mit diesen Themen auseinandergesetzt hat, da er sich u.a. in der Firmung


    Laut Steuerkarte (Gott habe sie selig.) bin ich katholisch, zur Firmung bin ich jedoch nicht gegangen.
    Außerdem haben mir meine Eltern, meine Schulbildung (Ja, ok, es war eine kath. Schule... ;)), mein Zivildienst und meine Ausbildung deutlich mehr zum Thema Moral und Ethik vermittelt, als die katholische Kirche. Insofern erachte ich das doch als Trugschluss. Vor allem gibt es ja unter den "nicht-konfessionslosen" - aus bereits hier im Thread erwähnten Gründen - auch ziemlich viele "Karteileichen".


    Eine Religionszugehörigkeit als Voraussetzung finde ich heutzutage nicht mehr zeitgemäß, jedoch sollte einem bewusst sein, wenn man bei einem kirchlichen Träger beschäftigt ist, dass damit schon eine gewisse "Verplichtung" verbunden ist.
    Ein praktisches, selbst erlebtes Beispiel: Ein Zivi - selbst konfessionslos - in einer Einrichtung der evangelischen Kirche wollte sich seiner Tätigkeit an Heiligabend entziehen mit der Begründung, er habe mit der Kirche und ihren Feiertagen usw. nichts am Hut. Antwort seines Vorgesetzten: Wer in der Kirche arbeitet, sollte damit rechnen auch an Weihnachten arbeiten zu müssen.

  • In Ergänzung zum Beitrag von Monschi:


    Welche Alternative stünde denn zur Verfügung ausser der steuerzahlenden Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft, um die Bindung des MA zu überprüfen?
    Es blieben ja nur mehr-oder-weniger "Gewissensbefragungen" der MitarbeiterInnen.
    Bei allen Sonderregelungen im Tarif- und Arbeitsrecht bzgl. "Tendenzbetrieben" wäre dies aber ein Verstoss gegen das GG. Also nicht möglich.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Manchmal in diesem Thread (und gelegentlich im echten Leben) kommt es mir so vor, als ob die Gegner gewisser Einschränkungen durch die kirchlichen Träger weniger tolerant sind als diejenigen, denen sie Intoleranz vorwerfen.


    Der zitierte Satz ist da nur ein Beispiel und ja, er ist aus dem Zusammenhang gerissen. Dennoch spiegelt er in gewisser Hinsicht eine pauschale Intoleranz gegenüber den Kirchen und vor allem deren "aktiven" Mitgliedern wider. Darüber könnte man auch mal nachdenken.


    J.

    Da könntest Du sogar Recht haben. In dem von Dir zitierten Beispiel finde ich jedoch sogar zu Recht! Wenn es wirklich so sein sollte, dass ein besser qualifizierter Mitarbeiter (oder Helfer im ehrenamtlichen Bereich) aufgrund seiner fehlenden Glaubenszugehörigkeit im Nachteil ist, also der weniger qualifizierte Mitarbeiter (Helfer) aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einer Kirche die Stelle bekommt, dann stimmt was nicht! Wenn wir jedoch so tolerant wären und das so hinnehmen würden, dann würde sich die Sonne immer noch um die Erde drehen...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Außerdem haben mir meine Eltern, meine Schulbildung (Ja, ok, es war eine kath. Schule... ), mein Zivildienst und meine Ausbildung deutlich mehr zum Thema Moral und Ethik vermittelt, als die katholische Kirche. Insofern erachte ich das doch als Trugschluss.

    Eben, so sehe ich das auch! Auch ich würde das für mich so auch sagen, dass eher meine Eltern, die Schule allgemein und meine Ausbildung und die Erfahrung die ich dadurch gesammelt habe, dazu beigetragen haben, dass ich eine gewisse Sozialkompetenz entwickeln konnte.


    Eine Religionszugehörigkeit als Voraussetzung finde ich heutzutage nicht mehr zeitgemäß, jedoch sollte einem bewusst sein, wenn man bei einem kirchlichen Träger beschäftigt ist, dass damit schon eine gewisse "Verplichtung" verbunden ist.

    Warum? Wenn ich als Krankenpfleger in einem Krankenhaus mit kirchlichen Träger angestellt bin, dann bin ich doch zum pflegen dort, nicht um die Bibel zu missionieren, oder? 8|


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • @Harris:
    ich hab nicht zur Hexenjagd aufgerufen, und das war auch nicht so gemeint. Ich wollte auf etwas ganz anderes hinaus, was von Rawi in seinem letzten Beitrag schon diskutiert wurde und deswegen nicht wiederholt werden muss. Ergänzend möchte ich hinzufügen, dass Kranken- und Armenfürsorge ein zentraler Bestandteil all der Religionen ist, die ich kenne (Christentum, Judentum, Islam). Und ich gehe nicht davon aus, dass es "im Rest der Welt" anders sein wird. So ähnlich ist es auch mit dem Thema Bildung. Bei Stellenanzeigen des Roten Kreuzes lese ich immer wieder, dass potentielle Arbeitnehmer sich mit den Zielen des Roten Kreuzes zu identifizieren haben. Warum sollen christliche Arbeitgeber nicht gleiches verlangen dürfen? So neben den Vorstellungen unserer Gesellschaft ist das nicht. Platt gesagt erwarten wir ja auch, dass in einem Stripclub nackte Frauen arbeiten, oder? (ich weiß, ein sehr plattes Beispiel). Und ja, die verschiedenen Weltreligionen haben in ihrer Vergangenheit Fehler gemacht. Gewaltige sogar. Allerdings halte ich es für verfehlt, hier mit Rechnen zu beginnen, weil sonst einer auf die Idee kommen könnte und aufrechnen, wer alles im Namen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sein Leben hat lassen müssen. Fortschritt war auch immer sehr beliebt. Ich selber bin Christ, da ich finde, dass mir Glauben Antwort gibt auf Fragen, die ich nicht alleine lösen kann. Dass andere Menschen andere Problemlösungsmechanismen haben, das ist etwas, das ich respektiere und akzeptiere. Ich finde meinen Glauben tröstlich. Wie andere ihre Welt sehen, das geht mich dabei nichts an.


    Grüße:-)

    We are the pilgrims, master; we shall go always a little further.

  • Wenn ich als Krankenpfleger in einem Krankenhaus mit kirchlichen Träger angestellt bin, dann bin ich doch zum pflegen dort, nicht um die Bibel zu missionieren, oder?


    Klar, aber warum sollte der Träger jemanden beschäftigen, der den Träger blöd findet?

  • Ein nichtkirchlicher bzw. nichtreligiös interessierter bzw. organisierter Mensch hat dann aber u.U. keine Ahnung von den Angeboten der Einrichtung, die über die reine Medizin und Pflege hinausgehen.
    Zum Arbeitsauftrag gehört m.E. durchaus, die seelischen Nöte eines Menschen wahrzunehmen und soweit möglich, abzustellen.
    Dies muß der einzelne MA nicht selbst tun, dies kann er delegieren.
    Hier liegt dann durchaus ein Vorteil eines kirchlichen Trägers.


    Wer sich mit einer Religion in irgendeiner Weise idendifiziert, wird sich mMn leichter tun, diese Bedürfnisse zu erkennen und für Abhilfe sorgen.
    Das hat zunächst erst einmal gar nichts mit einer ethisch-moralischen Grundhaltung zu tun.
    Das dies bei einer Person vorhanden sein kann, die sich als "nichtgläubig" bekennen, steht ausser Frage.
    Wieder aber ist der Dienstherr bzw. der "Endverbraucher" (Patient) im Dilemma: wie ist dies erkennbar?
    Ganz klar im Handeln - wobei die Zeit für den Endverbraucher oft nicht reicht, um dies überprüfen zu können.


    Er hat sich - mal abseits von Notfallsituationen - im Rahmen der freien Arztwahl ja wohl bewusst für eine bestimmte Einrichtung entschieden.
    Die medizinisch-fachliche Qualität wird hierbei eindeutig im Vordergrund stehen - keine Frage.
    Doch u.U. spielen auch andere Faktoren eine Rolle.


    Es gibt Menschen, die möchten auf jeden Fall in eine Universitätsklinik, weil: "die können und machen alles".
    Andere Menschen möchten dies bewusst nicht, weil: "ich bin kein Versuchskaninchen für die Studenten".
    Wir brauchen uns jetzt nicht über Sinn bzw. Unsinn dieser Argumente austauschen.
    Sie sollen lediglich dazu dienen, es ein wenig verständlicher zu machen.


    In meiner Klinikzeit gab es relativ viele muslimische Frauen, die zu Entbindung kamen.
    Das Haus war (und ist) unter kath. Trägerschaft; in jedem Zimmer hängt der "Lattengust'l" an der Wand und damals wurde der Kreißsaal sogar noch von einer Ordensschwester geleitet.
    Auf wiederholte Fragen, was denn Muslime verleitet, ausgerechnet in einem kath. Haus zu entbinden (es gab genügend Altrnativen) war die sinngemäße Antwort stets gleich:
    "Hier arbeiten fromme Menschen. Die beten anders und haben auch andere Regeln. Aber sie glauben an den gleichen Gott. Das ist uns wichtig, deswegen kommen wir hierher. Wenn wir hier beten, wird das respektiert von den Menschen"


    Mir selbst noch erinnerlich ist die Reanimation eines kath. Patienten in der ZNA.
    Die zutiefst fromme Familie bat sofort nach ihrem Eintreffen um den Pfarrer.
    Der kam auch sofort, nahm am Kopfende seinen Platz neben dem Doc ein.
    Beide arbeiteten einträchtig nebeneinander - und selbstverständlich machte der Pfarrer auch einmal kurz Platz bzw. hielt mit seiner freien Hand einen med. Gegegnstand.

    raphael-wiesbaden


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    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich sehe überhaupt kein Problem darin, wenn ein AG von seinen Führungskräften eine Vorbildfunktion verlangt, sei es nun ein sauberer Haarschnitt in der Bank, ein Sparsames Auto in einem Umweltverband oder eben die Mitgliedschaft und damit die Solidarisierung in/mit einer christlichen Kirche. Nur weil letzteres eben an einem festen Merkmal, zur Not eben der Lohnsteuerkarte, festgemacht werden kann, ist es weder rechtlich noch moralisch problematisch.

  • Klar, aber warum sollte der Träger jemanden beschäftigen, der den Träger blöd findet?

    Ich finde deswegen einen kirchlichen Träger eines Krankenhauses nicht generell doof, nur weil dieser einem Glauben angehört. Ich finde nur, dass man von seinem Personal nicht verlangen darf, dass es das auch tut. Auf die Fach- und Sozialkompetenz kommt es an, finde ich...


    ich hab nicht zur Hexenjagd aufgerufen, und das war auch nicht so gemeint.

    Vielleicht war ich da zu empfindlich...! Eigentlich will ich ja nur klar machen, dass ich generell nichts gegen Glaubensrichtungen / Religionen habe. Ich respektiere diese, finde aber, dass diese sich auf den privaten und kirchlichen Bereich beschränken sollte. Also diese quasi im Bereich Politik, Verwaltung und öffentliche Aufgaben (u.a. RD, KatS, usw.), Schule, usw. außen vor sein sollte. Ist diese Ansicht so radikal bzw. intolerant?


    Ergänzend möchte ich hinzufügen, dass Kranken- und Armenfürsorge ein zentraler Bestandteil all der Religionen ist, die ich kenne (Christentum, Judentum, Islam). Und ich gehe nicht davon aus, dass es "im Rest der Welt" anders sein wird.

    Das ist auch gut so, dafür haben diese auch meinen Respekt verdient.


    Bei Stellenanzeigen des Roten Kreuzes lese ich immer wieder, dass potentielle Arbeitnehmer sich mit den Zielen des Roten Kreuzes zu identifizieren haben. Warum sollen christliche Arbeitgeber nicht gleiches verlangen dürfen?

    Diese haben aber nichts mit der religiösen Zugehörigkeit zu tun. Es geht u.a. ja um Neutralität und Unparteilichkeit! Da ich den größten Teil meines Lebens bei DRK und Feuerwehrs tätig war kann ich sagen, das Religion da noch nie ein Thema war.


    Ich selber bin Christ, da ich finde, dass mir Glauben Antwort gibt auf Fragen, die ich nicht alleine lösen kann. Dass andere Menschen andere Problemlösungsmechanismen haben, das ist etwas, das ich respektiere und akzeptiere. Ich finde meinen Glauben tröstlich. Wie andere ihre Welt sehen, das geht mich dabei nichts an.

    Das würde ich Dir (oder jemanden) auch nie vorwerfen! Ich respektiere das selbstverständlich, denn darum ging es mir auch nie.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Zitat

    Vielleicht war ich da zu empfindlich...! Eigentlich will ich ja nur klar machen, dass ich generell nichts gegen Glaubensrichtungen / Religionen habe. Ich respektiere diese, finde aber, dass diese sich auf den privaten und kirchlichen Bereich beschränken sollte. Also diese quasi im Bereich Politik, Verwaltung und öffentliche Aufgaben (u.a. RD, KatS, usw.), Schule, usw. außen vor sein sollte. Ist diese Ansicht so radikal bzw. intolerant?


    Nicht radikal oder intolerant, sondern unrealistisch (und das meine ich nicht wertend). Der Mensch ist so nicht gestrickt (Ich weiß, es gibt Ausnahmen).


    Grüße:-)

    We are the pilgrims, master; we shall go always a little further.

  • Ein mir persönlich ganz gut bekannter, mittlerweile pensionierter evang. Pfarrer sagte einmal bei einer dieser Endlos-Diskussionen um Glaube-Religion-Kirche folgendes:


    "Die Airline ist SUPER. Das Bodenpersonal ist aber manchmal nur einfach SCH..."

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • :thumbsup: Nun ist auch von mir gut...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Eigentlich will ich ja nur klar machen, dass ich generell nichts gegen Glaubensrichtungen / Religionen habe. Ich respektiere diese, finde aber, dass diese sich auf den privaten und kirchlichen Bereich beschränken sollte. Also diese quasi im Bereich Politik, Verwaltung und öffentliche Aufgaben (u.a. RD, KatS, usw.), Schule, usw. außen vor sein sollte. Ist diese Ansicht so radikal bzw. intolerant?


    In gewisser Hinsicht finde ich das intolerant, ja. Meiner Meinung muss die Toleranz nämlich auch denen zugestanden werden, die ihre Religiosität offen bekennen möchten. Das sind beispielsweise christliche Organisationen und Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft, also auch Hilfsorganisationen und beispielsweise kirchliche Schulen - und deren "Kunden". Diese stehen nicht nur zu ihrem christlichen Fundament, sie betonen es und stellen es als ihr eigenes Profil besonders heraus. Niemand wird gezwungen, deren Dienste zu nutzen, genauso wenig wird irgend jemand gezwungen, für diese Organisationen oder Träger zu arbeiten. Wer es doch tut, sollte dies bewusst tun oder sich zumindest nicht offen gegen die Position des jeweiligen Arbeitgebers wenden. Ich kann nicht in der Führung einer christlichen Organisation arbeiten, wenn ich deren Ziele und Ideen nicht teile. Ich kann nicht im pädagogischen Bereich einer christlichen Kirche arbeiten (z.B. in einem Kindergarten), wenn ich mich nicht mit deren Grundausrichtung identifizieren kann. Schließlich erwartet ein Teil der jeweiligen Kunden die Vermittlung genau dieser Werte (z.B. in der Erziehung ihrer Kinder). Ein Kirchenaustritt stellt aber ein sehr deutliches Signal dar, dass ich diese Grundausrichtung eben nicht teile, weshalb er auch von den Arbeitsgerichten in entsprechenden Urteilen als Loyalitätsbruch gewertet wird.
    Was die Schulen angeht, so gesteht der Staat ihnen nicht nur zu, Religion als Unterrichtsfach zu integrieren, sondern dieses ist ausdrücklich in unserer Verfassung verankert (Grundgesetz, Artikel 7(3): "Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt").


    Toleranz bedeutet also nicht nur zu akzeptieren, dass ein Teil der Bürger kein Interesse an Religion hat und nicht damit behelligt werden möchte, sondern heißt auch anzuerkennen, dass ein anderer Teil eben doch (unterschiedlich stark) in der Religion verwurzelt ist und entsprechende Angebote (Kindergärten, Schulen, Sozialverbände etc.) nutzen möchte. Niemand muss diese Angebote nutzen, niemand muss diesen Verbänden beitreten, wer es aber doch tut, sollte dies bewusst tun und die jeweiligen Grundsätze anerkennen.


    J.

  • Jedem potentiellem Bewerber beim kirchlichen (in meinem Falle katholischen) Träger soll im Vorstellungsgespräch deutlich gemacht werden, auf was er sich einlässt: eine christliche Dienstgemeinschaft, die von ihren Mitarbeitern verlangt, daß sie im Sinne der christlichen Nächstenliebe wirken, die Grundsätze und "Regeln" der katholischen Kirche achten und respektieren.
    Dazu muß der Bewerber weder katholisch, evangelisch oder gar christlich sein. Auch ein Atheist kann anderen im Sinne der christlichen Nächstenliebe helfen. Wenn er weis, daß die katholische Kirche besondere Regeln hat, diese akzeptiert und sich innerhalb dieser bewegt, gibt es keine Probleme.
    Die wesentlichen Unterschiede zum rein weltlichen Arbeitsverhältnis werden dem Bewerber mitgeteilt und am Ende kann er für sich entscheiden, ob er sich damit identifizieren kann. So einfach ist das.
    Daß die Kirche von ihren besonderen Führungsleuten erwartet, daß sie die Verbundenheit durch Zugehörigkeit zum Ausdruck bringen, finde ich auch in Ordnung. Hier muss man nur sensibel sein, ab welcher "Führungsstufe" diese Zugehörigkeit verlangt wird.
    Ich bin Führungskraft beim Dienstgeber "katholische Kirche" und habe den evangelischen Glauben. Das hat mir weder im Haupt-, noch im Ehrenamt in 20 Jahren Dienstverhältnis an irgendeiner Stelle einen Nachteil eingebracht.

    Zitat

    Ich respektiere diese, finde aber, dass diese sich auf den privaten und kirchlichen Bereich beschränken sollte. Also diese quasi im Bereich Politik, Verwaltung und öffentliche Aufgaben (u.a. RD, KatS, usw.), Schule, usw. außen vor sein sollte.


    So ist es im RD u. KatS auch. Die konfessionellen Hiorg helfen ungeachtet der Religion und lassen diese in der Ausführung der Dienstleistung auch weitestgehend - von der gelebten christlichen Nächstenliebe abgesehen - außen vor. Das sagt aber doch nix über das Innenverhältnis von Dienst (Arbeit-)geber und Dienst- (Arbeit-)nehmer aus.

    Ich bin nur für das verantwortlich, was ich schreibe...
    ...nicht für das, was Du verstehst!!!

  • In gewisser Hinsicht finde ich das intolerant, ja. Meiner Meinung muss die Toleranz nämlich auch denen zugestanden werden, die ihre Religiosität offen bekennen möchten.

    Das tue ich doch auch! Ich erwarte jedoch in den öffentlichen Einrichtungen, gerade wenn es um die Darseinsvorsorge geht (RD, KH, KatS, Verwaltungen, usw.), dass der Glauben außen vor steht. Die Neutralitätspflicht sollte hier im Vordergrund stehen! Die Religion macht i.d.R. keine Probleme, das stellten wir schon fest und das sagte ich auch schon, aber meine Toleranzgrenze ist dann erreicht, wenn solche Dinge als Einstellungsvoraussetzung erwartet werden oder sogar fachliche Qualifikationen dadurch ins Abseits geraten. Wie ich auch bereits sagte, dass ich durchaus den Glauben der Menschen und deren Ausübung respektiere, z.B. in ihrer Freizeit und in der Kirche. Jedoch in der Ausübung öffentlicher Ämter / Tätigkeiten, z.B. im RD, KatS, der Verwaltung, usw., eben nicht! Ich empfinde das nicht unbedingt als intolerant, sondern eher als Pflicht zur Neutralität!


    Vielleicht kommen wir einfach nicht auf einen gemeinsamen Nenner?! Ist doch auch egal, gerade bei dem schönen Schlusswort von RaWi...


    Gute Nacht und Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich erwarte jedoch in den öffentlichen Einrichtungen, gerade wenn es um die Darseinsvorsorge geht (RD, KH, KatS, Verwaltungen, usw.), dass der Glauben außen vor steht.


    Huiii, das wird aber schwierig wenn wir all die Malteser Kreuze, Johanniter Kreuze und roten Kreuze von den RTW kratzen müssen.


    Jedoch in der Ausübung öffentlicher Ämter / Tätigkeiten, z.B. im RD, KatS, der Verwaltung, usw., eben nicht! Ich empfinde das nicht unbedingt als intolerant, sondern eher als Pflicht zur Neutralität!


    Eine Pflicht zur Neutralität gibt es, wie du sagst, in öffentlichen Ämtern. Der RD ist aber kein öffentliches Amt. Und daher darf man das schon zum Ausdruck bringen, solange ich jedem helfe.


    Und wenn ich eine Restaurant für Vegetarier aufmache, kann ich ja auch sagen ich will einen vegetarischen Koch haben. Und das findet keiner komisch...warum?