Stehen Rettungsdienste in Deutschland bald vor dem Kollaps?

  • Zitat

    5 sind mindestens 3 EG zu wenig für einen RettAss (meine Meinung). Auch wenn Geld vielleicht nicht alles ist, ist Geld jedoch enorm wichtig um vernünftig leben zu können...

    Das ist aber ein generelles Problem beim TVöD und kann nur über die Eingruppierungsreglung gelöst werden.
    Also eine Aufgabe der Gewerkschaften und der VKA.

  • Den letzten Vorpostern muß ich Recht geben. TVöD 3-5 ist nicht ausreichend!!
    Die Eingruppierung im TVöD ist nach Arbeitern und Angestellten geregelt, wobei der nach meinem Wissen RettAss als Arbeiter gilt.Da sind, wie schon geschrieben, Verhandlungen nötig.
    Für TVöD 5 gehe ich nicht los... Bei der BF-Hamburg z.B. sind einige der Meinung das wäre ein gutes Gehalt für einen Angestellten im RD, zumal es keine Zulagen gibt/geben soll.


    @ Zoidberg: Bei meinem AG (HiOrg) verdient der unverheiratete RettAss netto etwa soviel wie die Angestellten bei der BF brutto.

  • Das kann ich mir ehrlich gesagt kaum vorstellen. MHD und JUH zahlen ein im Vergleich zum TVöD minimal höheres Grundgehalt, vorausgesetzt man wird im TVöD in Stufe 1 eingestellt (war bei meinem ehemaligem Arbeitgeber zum Beispiel nicht der Fall, dort wurde grundsätzlich in Stufe 2 angefangen). Das aber natürlich nur, wenn man auch tatsächlich als Rettungsassistent eingestellt wird. Die Angestellten der BF Hamburg erhalten keine Zulagen, da sie keine Wechselschicht haben und auch nicht zu den zuschlagspflichtigen Zeiten eingesetzt werden.


    Bei welcher HiOrg verdient man netto (als Berufsanfänger) annähernd 2000 Euro?


    Edit: unklare Formulierung verbessert

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

    2 Mal editiert, zuletzt von Zoidberg ()

  • ...


    @ Zoidberg: Bei meinem AG (HiOrg) verdient der unverheiratete RettAss netto etwa soviel wie die Angestellten bei der BF brutto.


    Aber doch auch nur, wenn er seit min. zehn Jahren dort unbefristet beschäftigt ist oder?


    Um mal in der Freien und Hansestadt zu bleiben... dort gibt es eine große HiOrg, welche eine GmbH betreibt, in der junge Rettungsassistenten mit 1700 Euro Bruttogehalt abgespeist werden.


    LG, TT

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  • Die Eingruppierung im TVöD ist nach Arbeitern und Angestellten geregelt


    Aha?


    Für TVöD 5 gehe ich nicht los


    Nur, um das kurz mit Zahlen zu füllen:


    EG5 bedeutet für einen Berufsanfänger ein Grundgehalt von 1884,71 Euro, ab einem Jahr Berufserfahrung 2087,51 Euro und ab dem vierten Berufsjahr 2190,52 Euro. Dazu kommen i.d.R. 105 Euro Wechselschichtzulage, weitere 100-200 Euro Nacht- und Wochenendzulagen sowie an Feiertagen quasi doppelter Stundensatz. Weiter ein 13. Gehalt (Weihnachtsgeld) sowie die LOB (waren bei mir damals etwas über 200 Euro). Das ist ehrlich gesagt mehr, als ich aus so mancher Hilfsorganisation an Vergütungen kenne.

  • Ich möchte nicht behaupten das der Rettungsdienst in S-H landeseinheitlich ist, aber hier gibt es wenigstens ein einheitliches Erscheinungsbild (Fahrzeuge und zum Großteil auch Kleidung) und das sogar organisationsübergreifend.


    Aber nur bei jenen, die da mitmachen wollen. In Lübeck teilt es sich bei den HiOrgs: die haben jeweils von der BF gestellte Fahrzeuge, diese haben das Landeslayout. Und dann gibt es da die selbst beschafften Fahreuge, da geht es kreuz und quer durch Hersteller, Ausbauer und Ausstattung.


    Ähm.. also ich arbeite ja bei ner Feuerwehr und bin mir sicher, dass bei einem hauptamtlichen Feuerwehrman die Berufsbezeichung Feuerwehrmann ist... egal was für einen Dienstrang er hat oder welchen Kurs er Besucht hat. Es geht ja schließlich nicht um irgendwelche internen Feinheiten, sondern grobe Aufgabenunterscheidungen.


    Ok, dann reicht "Rettungsdienstler" für die breite Bevölkerung ja völlig aus. Der Rest sind organisationsinterne Feinheiten.


    1. Rettungsdienst verstaatlichen. Ob als Landes- oder Bundesbehörde sei dahin gestellt, aber der Rettungsdienst sollte äquivalent zu Polizei und Feuerwehr staatlich werden. Das bringt nicht nur Sicherheiten was Tarif/Bezahlung/Arbeitsplatz angeht, sondern beitet dem "AG" auch mehr Möglichkeitem dem Kostenträger gegenüber. Zum anderen ist so alles standartisiert und kann in großen und damit günstigen Mengen bezogen werden. Egal ob Fahrzeuge, Material oder Einsatzkleidung... (siehe Niederlande)
    2. RD Schulen müssen extern zertifiziert werden und mit der Landes/Bundesbehörde zusammen arbeiten. Ausbildungsplätze an Schulen werden nur noch in Kooperation mit dem Bund/Land, also einer späteren Anerkennungsstelle, resp. bei Veränderung der Ausbildung "Ausbildungsbetrieb/Ausbildungswache" vergeben. Es wird also nur Personal ausgbeildet, dass man später auch brauchen kann und es wird deutlich vorgesiebt werden. Dafür kann der Auszubildende später aber auch mit einem sicheren Arbeuitsplatz rechnen.


    Das verstehe ich nicht. Wenn der RD verstaatlicht wird, dann wird auch die Ausbildung von denen durchgeführt. Alles andere ist doch eine halbgare Lösung.


  • Ok, dann reicht "Rettungsdienstler" für die breite Bevölkerung ja völlig aus. Der Rest sind organisationsinterne Feinheiten.


    Wenn man "Rettungsdienstler = Rettungsassistent = DEN hauptamtlichen Rettungsfachmenschen" sieht und das auch so reproduziert/aufgefasst wird und mit den richtigen Sachen verbunden, dann hab ich ganz sicher nichts dagegen.
    Leider existiert dieses Berufsbild ja gerade mal so in unseren Reihen und enstprechend weniger in der Bevölkerung.


    (Den Unterschied zwischen Notarzt und Rettungsdienstler darf es dann aber schon noch geben, oder?)

  • ...mal zurück zur Kernfrage:

    Zitat

    ..und hier meine Prognose: NEIN


    Meine Prognose sagt aber nichts aus über die zukünftige Qualität, Quantität und anderen Veränderungen im deutschen Rettungswesen aus. Hier denke ich, das die nächsten Jahre spannend werden, da dann doch einige zukünftige Weichen bzgl. des Rettungsdienstes verstellt werden.


    Und das könnte in etwa so aussehen:
    Verbesserte Ausbildung (z.B. Novellierung des RettAssG).
    Vermehrter Einsatz technischer Hilfsmittel (Telemetrie - evtl. sogar Telemetriedoktor)
    Stagnierende, wenn es ganz gut läuft, leichte Erhöhung der finanziellen Mittel im Rettungswesen

  • Gerade noch mit einem Kollegen gesprochen: eine Erhöhung der Rentenaltersgrenze. Wir können uns nicht davor verschließen, daß die Lebenserwartung und -qualität sukzessive steigt und sich das auch in der Rentenaltersgrenze abbilden muß.

  • Wir können uns nicht davor verschließen, daß die Lebenserwartung und -qualität sukzessive steigt und sich das auch in der Rentenaltersgrenze abbilden muß.


    Bedeutet dies aber auch gleichzeitig eine längere, körperliche Leistungsfähigkeit? Wenn ich mir die älter werdende Gesellschaft, aus der sich häufig unsere Patienten ergeben so anschaue, denke ich: nein. Eine längere Lebenserwartung und geistige Leistungsfähigkeit würde ich nicht mit der körperlichen bzw. physischen Leistungsfähigkeit gleichsetzen. Daher werden wir zunehmend ein größeres Missverhältnis zwischen Arbeitnehmern und (Früh-)Rentnern bekommen.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Wenn man "Rettungsdienstler = Rettungsassistent = DEN hauptamtlichen Rettungsfachmenschen" sieht und das auch so reproduziert/aufgefasst wird und mit den richtigen Sachen verbunden, dann hab ich ganz sicher nichts dagegen.
    Leider existiert dieses Berufsbild ja gerade mal so in unseren Reihen und enstprechend weniger in der Bevölkerung.


    (Den Unterschied zwischen Notarzt und Rettungsdienstler darf es dann aber schon noch geben, oder?)


    Keine Ahnung. Vermutlich aber nein, dein Beitrag, auf den ich reagierte, sagte ja:


    Ähm.. also ich arbeite ja bei ner Feuerwehr und bin mir sicher, dass bei einem hauptamtlichen Feuerwehrman die Berufsbezeichung Feuerwehrmann ist... egal was für einen Dienstrang er hat oder welchen Kurs er Besucht hat. Es geht ja schließlich nicht um irgendwelche internen Feinheiten, sondern grobe Aufgabenunterscheidungen.


    Daraus lese ich, dass Feuerwehrmann jeder aus dem Bereich Feuerwehr ist, vom Azubis bis zum Behördenleiter. So betrachtet ist unter dem Begriff "Rettungsdienstler" dann alles zusammenzufassen, was sich in der präklinischen Notfallmedizin so rumtreibt, von der "geeigneten Person" in BaWü bis hin zum ÄLRD in Rheinland-Pfalz. Alles andere sind schließlich organisationsinterne Feinheiten.


    Dein Vergleich ist da ein wenig schwierig, weil man im Gesundheitswesen sehr arztfixiert ist und zwischen dem Tätigkeitsfeld des Arztes und dem des Assistenzpersonals deutlich mehr unterscheidet als zwischen einem Feuerwehrmann des mittleren Dienstes und seinem Einsatzleiter mit Dipl.FH-Abschluss aus dem gehobenen Dienst. Aber du hast nun mal mit diesem Vergleich angefangen, da liegt es auch an dir, das Problem aufzulösen. Ich habe ja nur die Freiheit besessen, deinen Gedanken ein wenig wörtlich zu nehmen.

  • Bravo Daniel, :applaus:

    Zitat

    Eine längere Lebenserwartung und geistige Leistungsfähigkeit würde ich
    nicht mit der körperlichen bzw. physischen Leistungsfähigkeit
    gleichsetzen.

    ..dem kann ich mir nur voll und ganz anschließen.


    Ani, ich denke, hier wird vielmehr der Versuch gestartet, Rentenbetrug auf hohem Niveau durchzuführen. Eine SPD - Politikergröße denkt ja sogar über eine weitere Anhebung der Rentenaltersgrenze nach.
    Hier wird aber genau das deutlich, was häufig in der Bundesrepublik zu beobachten ist. Das auf ein Rentensystem, das vermutlich aufgrund der zukünftigen demografischen Verhältnisse nicht mehr klappen wird, einfach einer draufgesetzt wird, anstatt das System komplett zu verändern.


    Eine Lösung wäre z.B. Lebensarbeitszeit.


    Für den zukünftigen Rettungsdienst bedeutet dies mehr Einsätze bei gleichbleibenden Personal und gleichbleibenden finanziellen Mitteln. Und hier Ani wird man sich überlegen müssen, wie die Qualität des Rettungsdienstes aufrecht erhalten werden kann. Denn Hand auf´s Herz, gebraucht wird Transportkapazität. Woher nehmen wenn nicht stehlen? Eine Lösung wäre wiederum der Telemetriedoktor, da die Technik nur einmalige Kosten verursachen würde, das Personal zum Teil gestrichen, bzw. versetzt werden kann auf Transportfahrzeuge.
    Für einen kleinen oberbayerischen Landkreis würde dies bedeuten bei 4 NEF´s.
    Kürzung auf 1 NEF und ein Telemetriedoktor. 3 nichtärztliche Rettungsdienstler und 2 Notärzte würden pro Schicht frei werden, was zur Folge haben würde, dass z.B. 2 RTW´s Schichtweise und ein KTW oder RTW auf Stundenbasis mehr eingesetzt werden könnte um die Einsatzfülle zu bewältigen.

  • @DG


    Ich glaube, wir unterliegen da gerade in unserem Job einer ausgesprochen subjektiven Wahrnehmung. Wir sehen überwiegend den kranken Teil der Bevölkerung, die ganzen rüstigen Senioren nehmen wir überhaupt nicht wahr. Wenn man mal im Alltag die Augen aufmacht, sieht man, daß sich ein Siebzigjähriger heute ganz anders verhält und aussieht als noch ein Siebzigjähriger vor 20 Jahren. Ein nicht unerheblicher Teil von denen arbeitet ja sogar noch weiter nach der Berentung. Teilweise sogar im eigenen Beruf.

  • Teilweise ärgern sich die 65/zuk. 67 Jährigen über die Gängelung durch Tarifverträge aufhören zu müssen, da sie gerne noch ein paar Jahre anhängen möchten. Natürlich wird das eher die "höheren" Tätigkeiten betreffen. Ich kann es aber über mich nicht sagen, da mir bis dahin noch 40 Jahre bevorstehen.

  • Mit der subjektiven Wahrnehmung magst du sicherlich recht haben, Ani. Jedoch denke ich gerade in den körperlich anspruchsvollen/-volleren Berufen (körperliche Belastung/Schichtdienste) ist es nicht realistisch, die Leute mit einem erkennbaren Mehrwert für unser Sozialsystem länger einsetzen zu können. Das geht tatsächlich nur dann, wenn sie vor Eintritt in das spätere Rentenalter tot umfallen. Die Ausfälle aufgrund Arbeitsunfähigkeiten dürften mit zunehmendem Alter deutlich steigen. Wenn ich mir die älteren Kollegen auf den RTW anschaue bin ich mir fast sicher: ein höheres Renteneintrittsalter im Rettungsdienst ist nicht machbar.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • @DG


    Du darfst auch nicht die als Maßstab nehmen, die jetzt alt sind, sondern die, die heute zwanzig sind. :)


    Dann bin ich ja fein raus ;)
    Ich kann mir nämlich nicht mehr vorstellen, bis 67 im Rettungsdienst/Fahrdienst/Schichtdienst zu arbeiten.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Boah, Daniel, bist Du schon so ein alter Sack? :dead:

    Zitat

    @ Ani
    Du darfst auch nicht die als Maßstab nehmen, die jetzt alt sind, sondern die, die heute zwanzig sind. :)

    ..mal sehen was meine Urenkel zu Deinem Vorschlag sagen, falls ich das Glück haben darf, sie dann noch fragen zu können.

  • @DG


    Viele Retter steigen ja eh früher aus. Welcher Retter arbeitet heute tatsächlich bis 65? Das wird auch so bleiben. Aber auch diese Grenze wird sich nach oben verschieben.

  • Boah, Daniel, bist Du schon so ein alter Sack? :dead:


    Gefühlt - ja.


    Gibt es noch weitere Beiträge zur vorstellbaren oder wünschenswerten Zukunft des deutschen Rettungsdienstes?

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.