EU-Pläne zur Neuregelung der Arbeitszeitrichtlinie: Sozialkommissar Laszlo Andor bekräftigt seine Absicht, das Ehrenamt einbeziehen zu wollen

  • du hast anscheinend eine andere Sicht auf Belastungen am Arbeitsplatz als ich und ich würde annehmen, dass du auch vollkommen andere Belastungen erfährst als ich.


    Gut möglich. Ich nehme an, Du wolltest nicht unterschwellig andeuten, dass man im Büro weniger belastet lebt.


    Dass die Situation mit dem Studenten, der zudem zumeist vermutlich auf das Nebeneinkommen angewiesen ist trotzdem kompliziert und belastend sein kann und darüber hinaus nicht als exemplarisch für die Gesamtsituation angesehen werden kann, könntest du aber womöglich anerkennen.


    Habe ich nicht bestritten, ich habe oben im Gegenteil darauf hingewiesen, dass ich dieses - zur Rechtfertigung der Rechtsänderung vorgetragene - Beispiel für ungeeignet halte, das Geforderte zu stützen.


    Ich könnte als Gegenbeispiel jemanden anführen, der einen Job bei einem AG hat, welcher Lenktätigkeiten im Wechselschichtdienst beinhaltet und dennoch wenn die HiOrg ruft direkt im Anschluss noch eine 8h-Schicht auf dem RTW nachlegt. Und das ist nicht gesund und auch nicht gesetzeskonform - darüber wirst du wohl nicht streiten wollen, nehme ich an?


    Das kommt auf die beiden Tätigkeiten an. Ich kenne die eine oder andere Rettungswache, auf der man eben nicht acht Stunden am Stück durch die Gegend fährt, sondern eine Menge Zeit mit Rumliegen, Fernsehgucken, Autowaschen etc. verbringt.


    Wenn im Übrigen deine These korrekt wäre, dass Menschen ihre Belastbarkeit/Leistungfähigkeit korrekt einschätzen können, dürfte man im urbanen Raum der BRD ca. ein Viertel aller Rettungsmittel stilllegen können. Denn die Menschen würden dann gesünder Leben, weniger mutwillige Risiken eingehen und somit die Belastungen für die Sozialkassen deutlich dämpfen.


    Oder der Umstand, dass dem nicht so ist, belegt schlicht und ergreifend, dass die Einsatzgründe für Rettungsmittel wenig mit einer allgemeinen beruflichen Belastung zu tun haben.

  • Ich glaube, Menschen können im Großen und Ganzen ganz gut einschätzen, ob sie am Wochenende etwas tun oder lassen.


    Das glaube ich aus eigener Erfahrung weniger. Wenn eine Schicht auf dem RTW lockt, werden schnell alle Bedenken und die Müdigkeit über Bord geworfen. Gerade letztere holt so Manchen aber oft schnell wieder ein und dann ist der Punkt erreicht, an dem ich eine solche Regelung begrüßen würde.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Mowl:
    Böse war das nicht gemeint, sondern mein voller Ernst. Ich hab ja nirgends einbezahlt und nix erwirtschaftet... Und ich fand es sehr entspannend, etwas neben dem Studium her zu tun...



    Edit: ich kann aber genauso gut falsch liegen. Das war eine reine Vermutung von mir:-)

    We are the pilgrims, master; we shall go always a little further.

    Einmal editiert, zuletzt von trident ()


  • Das glaube ich aus eigener Erfahrung weniger. Wenn eine Schicht auf dem RTW lockt, werden schnell alle Bedenken und die Müdigkeit über Bord geworfen. Gerade letztere holt so Manchen aber oft schnell wieder ein und dann ist der Punkt erreicht, an dem ich eine solche Regelung begrüßen würde.


    Ich bin auch der Meinung, dass es im Rettungswesen Personal gibt, dem die persönliche Eignung fehlt. Ich weiß aber nicht, ob man dagegen nicht andere Mittel suchen sollte.

  • Mowl: Dann sollte man konsequenterweise erst mal damit anfangen, endlich alle 24h-Schichten im Rettungsdienst abzuschaffen. Da habe ich regelmäßig größere Bedenken, was die Leistungsfähigkeit am Ende einer solchen angeht.


    J. :)


    Mit der Forderung hättest du aber ganz schnell ganz viele Kollegen gegen dich.

  • Mit der Forderung hättest du aber ganz schnell ganz viele Kollegen gegen dich.

    Aber es ist was dran! Auf einer einsamen Landwache mag das kein Problem sein, aber auf einer Klingelwache halte ich das auch für nicht vernünftig!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Die Dienstzeiten müssen individuell an die Arbeitsbelastung angepasst werden. Für manche Arbeitnehmer sind 12-Stunden-Schichten mit mehr Stress und Belastung verbunden als 24 Stunden-Schichten. Wir haben diese Veränderung bei uns im Kreis mitverfolgen können. Nachdem damals alles auf 12-Stunden-Schichten umgestellt wurde, wird jetzt schon seit längerem wieder zurückgefahren.

  • Gut möglich. Ich nehme an, Du wolltest nicht unterschwellig andeuten, dass man im Büro weniger belastet lebt.


    Jeder Arbeitsplatz bietet unterschiedliche Belastungen, deswegen gibt es in der Arbeitsmedizin auch Arbeitsplatz Begehungen.
    Und es gibt aus arbeitsmedizinischer Sicht durchaus Tätigkeiten, die zeitlich beschränkt werden müssen, weil dem Arbeitnehmer ansonsten gesundheitliche Schäden drohen.


    Für Bürotätigkeiten sind mir solche zeitlichen Beschränkungen nicht bekannt.
    (Für den Rettungsdienst allerdings auch nicht. ;-) )

  • Jeder Arbeitsplatz bietet unterschiedliche Belastungen, deswegen gibt es in der Arbeitsmedizin auch Arbeitsplatz Begehungen.
    Und es gibt aus arbeitsmedizinischer Sicht durchaus Tätigkeiten, die zeitlich beschränkt werden müssen, weil dem Arbeitnehmer ansonsten gesundheitliche Schäden drohen.


    Für Bürotätigkeiten sind mir solche zeitlichen Beschränkungen nicht bekannt.
    (Für den Rettungsdienst allerdings auch nicht. ;-) )


    Wenn ich auf dem Hubi Dienst habe, dann unterliege ich automatisch den geltenden Regelungen der Flugdienst- und Ruhezeiten. Da ist zu einem fixen Zeitpunkt einfach Ende und das hat nichts mit dem Schichtende zu tun.
    Ich glaube nicht, dass es hierbei ausschliesslich um die Gesundheit der fliegenden Besatzung (also dem Arbeitnehmer), sondern der Bevölkerung und Passagiere / med. Passagiere geht. Das gilt auch für Berufskraftfahrer.
    Aber nicht für RTW und NEF Fahrer. Die könnten 24 Stunden durchbrettern und müssten nur Pinkel- und Tankpausen einplanen. Mit Urinente und Zusatztank kann man sicher noch die eine oder andere Überstunde rausholen. Pervers.
    Achja, selbstverständlich gilt immer: wer sich nicht in der Lage dazu fühlt, darf natürlich kein KFZ führen. Subjektiv.

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Und es gibt aus arbeitsmedizinischer Sicht durchaus Tätigkeiten, die zeitlich beschränkt werden müssen, weil dem Arbeitnehmer ansonsten gesundheitliche Schäden drohen.


    Dabei geht es allerdings nicht um die Begrenzungen der Wochenarbeitszeit durch allgemeine arbeitszeitbezogene Regelungen, auif welche sich der hier diskutierte Regelungsvorschlag bezieht.

  • Meine Aussage bezog sich auf deine Aussage mit der Vergleichbarkeit von Büroarbeit gegenüber anderen Tätigkeiten.

  • @Schmunzel



    Zitat von ?Mowl? du hast anscheinend eine andere Sicht auf Belastungen am Arbeitsplatz als ich und ich würde annehmen, dass du auch vollkommen andere Belastungen erfährst als ich.



    Gut möglich. Ich nehme an, Du wolltest nicht unterschwellig andeuten, dass man im Büro weniger belastet lebt.


    Edit:
    Es geht bei den arbeitsmedizinischen Empfehlungen, nicht um das Arbeitszeitgesetz, sondern um die Prävention von Berufskrankheiten.


    Habe dies Posts nochmal gelesen und gemerkt, dass wir aneinander vorbei schreiben.

  • Zum Thema Stress. Ich kenne einige PDL die 4 oder 6 h Dienste implementieren wollen wegen der Stressbelastung. Sorry aber ich bin lieber 12 h im Dienst dann habe ich die 38 h in 3 Tagen + einmal im Monat 4 Tagen die Woche drin. Bei 6 h brauche ich 6 Tage wobei einer eben ein 8 h Dienst ist und bei 50 % Teilzeit mit 4 h bin ich auch 5 Tage die Woche im Haus.
    Von daher sollte man immer beide Seiten sehen, diese Kurzdienste finde ich persönlich wesentlich belastender.

  • @schmunzel: Nein, ich wollte unterschwellig gar nichts andeuten, aber schön das du fragst ;-) . Ich habe 11 Jahre auf Leitstellen gearbeitet, was man irgendwie schon als Bürojob sehen kann und ich habe auch Erfahrungen mit anderen Tätigkeiten als dem RD, so daß ich nie auf die Idee käme zu unterstellen, jemand in einem Büro hätte keine Belastungsfaktoren - sie sind einfach nur anders gelagert, das wissen wir beide. Und die Kombination mehrerer Arbeitstellen, von denen eine unter EA läuft kann als Abwechslung empfunden werden, oder auch nicht. In jedem Fall können die physischen und psychischen Belastungen über dem sinnvollerweise leistbaren liegen und das ist weder für denjenigen der es tut, noch für diejenigen, die davon eventuell betroffen sind gut. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. fakl hat'S schon gesagt, Arbeitsmedizin hat nichts mit Gängelung/PAternalismus zu tun, sondern mit Schutz/Prävention. Schließlich sollen/wollen wir ja bis 67+ leistungsfähig bleiben.


    Jörg: Wenn jemand im hessischen Odenwald bei statistisch 2,1 Einsätzen/24h gerne seine 24h am Stück absitzen möchte, kann ich das verstehen, physiologisch wird es dadurch natürlich trotzdem nicht. Zudem solche Waldesruhwachen mittlerweile dank Arbeitsverdichtung auch im ruralen Bereich nicht mehr so dicht gesät sind. Da spielen außerdem andere eher psychologische Belastungsfaktoren eine Rolle.


    trident: Ich verstehe das. Mir geht's hier auch nicht darum, pauschal irgendjemandes Engagement beschneiden lassen zu wollen, sondern vielmehr darum, das betimmte Handlungskonstellationen über deren Folgen sich der Handelnde manchmal vielleicht gar nicht bewußt ist unterbleiben sollen. Das unterschiedliche Ehrenamtliche Tätigkeiten bei dieser Betrachtung hinsichtlich der entstehenden Belastungen unterschiedlich zu würdigen sind war von vornherein klar - dachte ich zumindest


    @schmunzel: Nachtrag: deine Äußerung hinsichtlich der persönlichen Eignung würde ich jederzeit genauso treffen - das gilt allerdings für viele andere Berufsgruppen in exakt gleichem Umfange: Ärzte, Polizisten, Taxifahrer, Juristen, Sachbearbeiter in Callcentern uswusf.

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • Aus meinen alten Zeiten der Krankenpflege weiß ich noch, wie unangenehm ich den Dienstplan empfand (12 Tage arbeiten, dann 2 Tage frei). Da gefällt mir mein Dienstplan heute besser (2 Tag, 2 Nacht, 4 Tage frei). Nur die ständige Personalnot macht einen zu schaffen (Sollstärkenunterschreitung).


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Nein, ich wollte unterschwellig gar nichts andeuten, aber schön das du fragst ;-) .


    Ich kann ja zwischen den Zeilen lesen ;).


    deine Äußerung hinsichtlich der persönlichen Eignung würde ich jederzeit genauso treffen - das gilt allerdings für viele andere Berufsgruppen in exakt gleichem Umfange: Ärzte, Polizisten, Taxifahrer, Juristen, Sachbearbeiter in Callcentern uswusf.


    Keine Frage. Deshalb ist das ja um so weniger ein Thema von Arbeitszeitrichtlinien.

  • hk-um: Ich warte noch auf eine Antwort auf meine gestellte Frage. Oder hast du nur gehofft, dass niemand deine Aussage hinterfragt?


    Dennoch hätte ich gern ein Beispiel von dir, wie es rechtlich zulässig sein soll, derzeit in Deutschland legal 84 Stunden pro Woche als nichtselbstständiger Arbeitnehmer zu arbeiten. Diese Möglichkeit wäre mir nicht bekannt, und ich bezweifele ernsthaft, dass es sie gibt. Aber ich bilde mich schließlich gern weiter. Wie also soll das funktionieren?

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!