Österreich: Ehrenamtliche und Zivildienstleistende sind zunehmend frustriert

  • Ehrenamtliche Rettungssanitäter und Zivildienstleistende im Tiroler Rettungsdienst sind zunehmend frustriert. Seit dem der Rettungsdienst durch die neu gegründete Rettungsdienst GmbH der Bietergemeinschaft der Hilfsorganisationen durchgeführt wird, gab es auch einige Veränderungen für sie. So sind Zivildienstleistende kaum noch in der Notfallrettung zu finden, sondern werden für Labor-, Proben- oder Krankentransporte eingesetzt. Rettungswagen, die mit hauptamtlichem Personal besetzt sind, sollen aus Kostengründen keine Krankentransporte mehr durchführen. Die Zivildienstleistenden würden beklagen, dass sie nicht zur Rettung gegangen sind, um ältere Menschen spazieren zu fahren.
    Ehrenamtlichen Mitarbeiter klagen über nachlassende Wertschätzung. Die Zentralisierung des Rettungswesens habe dazu geführt, dass die Kameradschaft, das Zusammengehörigkeitsgefühl in den Bezirken, auf der Strecke bleibt. So würden Fortbildungen nun zentral in der Akademie des Roten Kreuzes in Innsbruck stattfinden, statt wie bisher in den einzelnen Ortststellen. Durch die Disposition durch die landesweite Leitstelle würde man die Mitarbeiter dort nicht mehr kennen. Auch ist man über den fehlenden Informationsfluss verärgert. Vieles würde man erst aus der Zeitung erfahren.


    Quelle und ausführlicher Text: http://diepresse.com/home/pano…rama/oesterreich/index.do

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Die Zivildienstleistenden würden beklagen, dass sie nicht zur Rettung gegangen sind, um ältere Menschen spazieren zu fahren.


    Ich weltfremder Romantiker bin eigentlich davon ausgegangen, daß ein Zivildienst in erster Linie ein Ausdruck der bewussten Verweigerung des Wehrdienstes ist. :-D
    Wenn ein junger Österreicher "Action" haben möchte, soll er in's dortige Bundesheer gehen.
    Er bekommt dort sicher einige Grundlagen mit, die ihn befähigen, in einer "richtigen" Armeegliederung im EU-Partner Frankreich anzufangen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich weltfremder Romantiker bin eigentlich davon ausgegangen, daß ein Zivildienst in erster Linie ein Ausdruck der bewussten Verweigerung des Wehrdienstes ist. :-D
    Wenn ein junger Österreicher "Action" haben möchte, soll er in's dortige Bundesheer gehen.
    Er bekommt dort sicher einige Grundlagen mit, die ihn befähigen, in einer "richtigen" Armeegliederung im EU-Partner Frankreich anzufangen.


  • Ich weltfremder Romantiker bin eigentlich davon ausgegangen, daß ein Zivildienst in erster Linie ein Ausdruck der bewussten Verweigerung des Wehrdienstes ist. :-D
    Wenn ein junger Österreicher "Action" haben möchte, soll er in's dortige Bundesheer gehen.
    Er bekommt dort sicher einige Grundlagen mit, die ihn befähigen, in einer "richtigen" Armeegliederung im EU-Partner Frankreich anzufangen.


    So ein Unsinn. Wenn ich den Wehrdienst verweigere kann ich mich ja bewußt dazu entscheiden, wo ich meinen Zivildienst ableisten möchte. Und wenn ich mich Bewußt nicht für den Behindertenfahrdienst entschiede sondern für den Rettungsdienst kann ich durchaus verstehen das man entäuscht ist, wenn man nicht in der Notfallrettung eingesetzt wird.


    Dein Vergleich ist das selbe wie wenn du jemanden sagst der Urlaub in einem Hotel am Meer gebucht hat aber dann vor Ort vorstellt das er 1 Stunde Fußmarsch vom Meer entfernt wohnt, dass es ja im Urlaub nicht um das Meer sondern Primär um Erholung geht.

  • Äh, der Zivildienst in Österreich dauert NEUN Monate.
    Welche qualifizierte Ausbildung und Arbeit ist denn damit möglich?
    Sind die Österreicher insgesamt qualifizierter im Vgl. zu den deutschen Verhältnissen?


    Die UserInnen dieses Forums verlangen völlig zu Recht von freiwilligen/ehrenamtlichen HelferInnen die gleiche Aus- und Fortbildung.
    Sofern hierzulande FSJ'ler oder Bufdi's im RD-Bereich eingesetzt werden, haben sie entweder bereits eine entsprechende
    Qualifikation oder sind im Bereich des (unqualifizierten) RD tätig.
    Dort, wo bspw. FSJ-lerinnen als RS auf dem RTW eingesetzt werden (in HE möglich) stösst das nicht unbedingt auf die Gegenliebe des Rettungsfachpersonals - was ich nachvollziehen kann.


    Selbst, wenn sich jetzt ein Teil der österreichischen Zivildiener betrogen fühlt; daß betrifft nur die derzeitig Aktiven bzw. diejenigen, die in Kürze ihren Dienst mit der festen Vorstellung antreten, daß sie sich ja für den RD-Bereich gemeldet haben.
    In zwei Jahren redet da kein Mensch mehr drüber - mit Ausnahme der jammernden Vorstände.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Sei mir nicht böse, aber das ist Blödsinn.
    Ich kenne in Hessen mehrere RD-Bereiche in denen FsJler und Zivis bzw jetzt Bufdis im Rettungsdienst eingesetzt werden. Auch ohne Vorkenntnisse werden diese zu Rettungshelfern ausgebildet und fahren dann als 2.te auf dem RTW/MZF. Ein Beispiel ist der bekannte mittelhessische Rettungsdienstanbieter mit den viel zu kleinen Autos und den Morphin-Assistenten.
    Das hier die FsJler/Bufdis nicht als Kollegen aktzeptiert werden höre ich auch zum ersten Mal.


    Ich persönlich würde mich als Zivi auch ärgern.

  • Da ich schrieb, daß FSJ'lerinnen als RS auf dem RTW eingesetzt werden, ist davon auszugehen, daß sie auch eine RS-Qualifikation haben.
    Im eigenen RD-Bereich sind FSJ'lerinnen auf dem RTW (Mehrzweckfahrzeugsystem) seit Jahren eine Selbstverständlichkeit.
    Dennoch gibt es immer wieder Aussagen, die sich dahingehend äussern, daß zwei RA auf dem Fzg. besser wären.
    Nicht mehr habe ich geschrieben.


    Die Wahrscheinlichkeit, daß ein FSJ-ler oder ein Bufdi entsprechende Vorkenntnisse hat, geht gegen Null - der Vollständigkeit halber gehört diese Option aber erwähnt.


    Und böse bin ich Dir deswegen natürlich nicht.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Naja, Du meintest eben

    Zitat

    Sofern hierzulande FSJ'ler oder Bufdi's im RD-Bereich eingesetzt werden, haben sie entweder bereits eine entsprechende
    Qualifikation oder sind im Bereich des (unqualifizierten) RD tätig.


    Ich vermute Du meinst mit "unqualifiziertem RD" den unqualifizierten Krankentransport, also bspw MTM, MSD etc.
    Dieses entweder oder ist in meinen Augen halt nicht ganz richtig.
    Ich kenne genug Leute, und bin auch häufig mit solchen gefahren, die ihr FsJ oder ihren Zivildienst überwiegend auf Fahrzeugen der Notfallrettung abgeleistet haben und vorher keine speziellen Kenntnisse hatten.


    Dann ist ja fein. :beer:

  • Ich persönlich würde mich als Zivi auch ärgern.


    Dann sollen sie eine Ausbildung im Rettungsdienst machen und hinterher darin arbeiten. Eine kurzweilige Lösung mit Zivis im RD oder Bufdis ist wenig erstrebenswert und geht gegen den angestrebten Grundsatz der Professionalisierung. KTW okay, aber RTW - halt ich für wenig sinnig.
    Kaum sind sie mit der Ausbildung fertig, sind eingearbeitet, verlassen sie das Unternehmen wieder.


    Was man will und was das System nun vorgibt, sind eben manchmal ein paar andere Schuhe. Insgesamt finde ich, das Österreich einen guten Weg hin zur Professionalisierung geht.
    - Akademie mit Fortbildung
    - HA Personal auf dem RTW


    Find ich gut!
    :thumbup:


    Ob das Ehrenamt das toll findet, ist dabei erstmal nebensächlich.

  • Wahnsinn, was du schreibst RaWi.


    Wo stand denn in dem Text das die österreichischen Zivis nicht auch eine RS Ausbildung durchlaufen haben, so wie in Deutschland??

  • Ich unterstütze RaWies grundsätzliche Position zu den Zivis. Als ich Wehrpflichtiger war, hat mich auch niemand gefragt, ob ich heute lieber durch den Wald robben, auf Holzplatten schießen oder die Kaserne putzen möchte. Wenn ich da gesagt hätte, dass ich den 30km-Marsch lieber mit dem Auto machen möchte als zu Fuß, wäre ich dafür vermutlich nicht mal ausgelacht worden, sondern direkt für verrückt erklärt. Man kann/konnte den Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigern, aber es steht nirgendwo, dass der Ersatzdienst dann ein Wunschkonzert ist. Dann lernt man eben, mit Enttäuschungen umzugehen.


    J.

  • @CP

    Zitat

    Kaum sind sie mit der Ausbildung fertig, sind eingearbeitet, verlassen sie das Unternehmen wieder.


    Das kann dir bei hauptamtlichen Mitarbeitern aber auch passieren.
    Ich sehe hier auch keinen großen qualitativen Unterschied zum hauptamtlichen Personal mit gleicher Berufserfahrung.
    Ob ich nun mit einem FsJler oder einem hauptamtlichen RH/RS mit drei Monaten Einsatzerfahrung fahre, bleibt sich unterm Strich doch irgendwie gleich.
    Für die jungen Kollegen finde ich das eine gute Möglichkeit sich die Sache mal anzuschauen, ohne vorher eine Ausbildung selbtfinanzieren zu müssen.


    Jörg
    Nur weil beim Bund das "Befehl-Gehorsam" Prinzip gilt muss dies doch lange nicht in dieser Form auch im Zivilen gelten!?
    Außerdem hast Du dafür den LKW-Führerschein bezahlt bekommen. ;)

  • Das kann dir bei hauptamtlichen Mitarbeitern aber auch passieren.
    Ich sehe hier auch keinen großen qualitativen Unterschied zum hauptamtlichen Personal mit gleicher Berufserfahrung.
    Ob ich nun mit einem FsJler oder einem hauptamtlichen RH/RS mit drei Monaten Einsatzerfahrung fahre, bleibt sich unterm Strich doch irgendwie gleich.
    Für die jungen Kollegen finde ich das eine gute Möglichkeit sich die Sache mal anzuschauen, ohne vorher eine Ausbildung selbtfinanzieren zu müssen.


    Jain - prinzipiell wählt der hauptamtliche Kollege den Beruf aus und ja, es gibt eine Ziffer (zukünftige Studenten etc.) die ein "Durchläufer" sind.
    Der Zivi wählt den RD weil es spannend ist und er einen Ersatzdienst oder Bufdi Dienst machen muss/will. Da sehe ich doch noch einen grunsätzlichen Unterschied.
    Die Komponente mit der Ausbildung mag interessant für diese Kollegen sein, für den HA RettAss wird es aber sicherlich eher nervig sein, alle 6 Monate einen Schwung neue Zivi zu bekommen, die eingearbeitet werden müssen und danach verschwinden.
    Mir würde als RettAss es sehr auf die Nerven gehen, da eine gewissen Kontinuität fehlt.
    Auch kann man durchaus argumentieren, das die Zivi und Bufdis HA Kollegen die Stelle wegnehmen, welches nicht das Ziel sein sollte.
    Qualitativ ist am Anfang kein Unterschied zu sehen, doch wir wollen die Kollegen ja aufbauen und sie weiter professionalisieren. Geht nur schwer, wenn der Kollege nach 6 Monaten weg ist ;).

  • Warum eigentlich nicht?


    :thumbup:
    Fehlt mir manchmal sehr bei dem Tagesgeschäft. Einfach mal mehr Disziplin und ein "wenig" miltärischen Charakter würden nicht schaden. Siehe Feuerwehr.

  • Das Internet ist eine segensreiche Erfindung!
    Die ZivildienstServiceAgentur der Republik Österreich vermeldet aktuell ganze 38 Einrichtungen in -A- , die Zivildiener für den RD-Bereich suchen.


    Die Dienststellen beschreiben den Aufgabenbereich wie folgt:
    Hilfsdienste im Rettungs- u Krankentransport u Katastrophenhilfe Journal- Reinigungs- u Verwaltungsdienste
    Verein Grünes Kreuz - Ambulance Tirol


    Hilfsdienste im Rettungs-, Krankentransport-, Katastrophenhilfsdienst und Behindertenfahrdienst, Arbeiten auf Sanitäts-Hilfsplätzen; im untergeordneten Ausmaß: Hilfsdienste bei Telefon-, Journal-, Reinigungs- sowie Verwaltungsarbeiten
    ASBÖ, Wels


    Hilfsdienste im Rettungs-, Krankentransport-, Katastrophenhilfsdienst und Behindertenfahrdienst, Arbeiten auf Sanitäts-Hilfsplätzen; im untergeordneten Ausmaß: Hilfsdienste bei Telefon-, Journal-, Reinigungs- sowie Verwaltungsarbeiten
    Johanniter Unfall Hilfe Österreich, Wien


    Hilfsdienste im Rettungs- Krankentransport- Katastrophenhilfs- u Blutspendedienst Betreuung v Flüchtlingen Vertriebenen u Patienten im Gesundheits-u Sozialdienst Desinfektionsarbeiten Verwaltungs- u Reinigungsdienste
    ÖRK LV Kärnten, Klagenfurt


    Alle weiteren Ausschreiben sind sinngemäß gleich.
    Alle Dienststellen beschreiben also Hilfsdienste und nennen eine Vielzahl von Aufgaben abseits des RD.


    Es ging und geht mir nicht darum, den Zivildienst zu verunglimpfen; ich war selbst ZDL im RD für 18 Monate.
    Der RS war damals die höchsterreichbare Qualifikation; kein Mensch hätte sich eine RA-Ausbildung vorstellen können.
    Was damals Standard war, lässt sich aber auf die Verhältnisse des Jahres 2012 NICHT übertragen.
    Dies gilt ebenso für ehrenamtliche HelferInnen oder FSJ-ler bzw. relativ neu die Bufdi's.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ein Zivi muss im RD eingesetzt zu werden auch in der Republik Österreich seinen RettSan machen. Nur ist der RettSan in .at 100 h Theorie und 160 h Praxis uns über deren durchführung schweigen wir lieber.

  • :thumbup:
    Fehlt mir manchmal sehr bei dem Tagesgeschäft. Einfach mal mehr Disziplin und ein "wenig" miltärischen Charakter würden nicht schaden. Siehe Feuerwehr.

    Die Zeiten sind vorbei und diese Art der Führung gottseidank völlig überholt. Schließlich will man auf der einen Seite mündige Mitarbeiter haben und keine Arbeitsdrohnen. Auf der anderen Seite lässt sich kein einigermaßen intelligenter Mensch mehr sowas bieten, wenn er die Wahl hat. Der Rest kommt dann wohl zu euch beiden. :kaffee:

  • Die Zeiten sind vorbei und diese Art der Führung gottseidank völlig überholt. Schließlich will man auf der einen Seite mündige Mitarbeiter haben und keine Arbeitsdrohnen. Auf der anderen Seite lässt sich kein einigermaßen intelligenter Mensch mehr sowas bieten, wenn er die Wahl hat. Der Rest kommt dann wohl zu euch beiden. :kaffee:


    Die Rede war von Wehrpflichtigen bzw. Zivildienstleistenden, also eben nicht von jemandem, der "die Wahl hat".


    J.

  • Die Zeiten sind vorbei und diese Art der Führung gottseidank völlig überholt. Schließlich will man auf der einen Seite mündige Mitarbeiter haben und keine Arbeitsdrohnen. Auf der anderen Seite lässt sich kein einigermaßen intelligenter Mensch mehr sowas bieten, wenn er die Wahl hat. Der Rest kommt dann wohl zu euch beiden. :kaffee:


    Ich sehe eine gewisse militärische/organisierte Struktur durchaus positiv im Sinne der Disziplin. Leider fehlt es bei vielen Rettungswachen die ich in meinem Verlauf durchlaufen bin, an Struktur und ernsthafter Mitarbeiterorganisation. Dort wo ich diesen leicht militärisch angehauchten Ton/Organisation erleben durfte, war es angenehm (man durfte trotzdem Mitdenken) und es wurde die Arbeit effizienter und besser erledigt, als ich es aus den Laissez faire RW kannte.
    Das hat nichts mit "überholter" Mitarbeiterführung zu tun, sondern mit einer Organisationsstruktur, oder willst Du damit sagen das Militär und Berufsfeuerwehr "überholte" Mitarbeiterführung betreiben?