zurNOTfastARZT: Rettungsassistent in Soest wegen Rückenschild fristlos gekündigt

  • Die Kreisverwaltung Soest (NRW) hat einen 28-Jährigen Rettungsassistenten fristlos gekündigt, da dieser ein Rückenschild mit der Aufschrift "zurNOTfastARZT" getragen hatte. Auf einem Foto war der Rettungsassistent mit dem Rückenschild zu sehen. Der Anwalt des 28-Jährigen erklärte, dieser habe das Rückenschild niemals während eines Einsatzes getragen, das Foto sei während eines Bereitschaftsdienstes entstanden. Die Kündigung wurde dem Rettungsassistenten zunächst ohne Begründung zugestellt; dessen Anwalt hat diese inzwischen angefordert.

    Für den Anwalt ist der Rettungsassistent ein "Bauernopfer". Da die Rettungswache in den letzten Wochen mehrfach negativ in den Schlagzeilen gewesen sei (siehe auch diese Meldung), hätten die Vorgesetzten seines Mandanten besondere Tatkraft demonstrieren wollen.


  • Das Schild ist auf jeden Fall saupeinlich. Die Kündigung aber auch (sofern das Schild den Grund darstellt).

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Naja, soweit man das nachlesen kann, ist der Kreis wiederholt negativ in der Presse gewesen. Und der genannte Rettungsdienstmitarbeiter hat es fertig gebracht, sich mit dem Rückenschild außerhalb eines Einsatzes fotografieren zu lassen. Im öffentlichen Dienst wird die Rufschädigung sehr ernst genommen. Allerdings halte ich es für fragwürdig, ob es dem Kreis nicht länger zugemutet werden kann, den Mitarbeiter auch nur einen Tag länger zu beschäftigen. Eine fristlose Kündigung ist das schärfste Schwert des Arbeitgebers und ich persönlich habe erheblichen Zweifel an der Angemessenheit der Mittel in diesem Fall. Dennoch bleibt zu sagen, dass die Aktion des Mitarbeiters auch nicht zur Nachahmung empfohlen werden kann.


    Wobei ich mich ehrlich gesagt an Phasen erinnere, wo bei einem alten Arbeitgeber Rückenschilder mit der Aufschrift "Kronkewogenfohrer" recht verbreitet waren. Der Wachleiter hat das allerdings mit einem kräftigen Machtwort in den Griff bekommen, ganz ohne Kündigungen.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Finde auf die Schnelle das Bild nicht; aber in Österreich gabs auch mal einen NFS der bei einem Einsatz mit einem Shirt mit der Aufschrift "Ich brauche keinen Notarzt!" sich fotografieren ließ ...

  • Schlechte Presse hin oder her...
    Mit diesem Rückenschild (bei dem man ja tatsächlich das "Kleingedruckte" lesen muss) besteht schon Gefahr der Verwechslung mit einem Notarzt.
    Für mich hat ein solches Schild den gleichen Wert, als hätte er direkt "Notarzt" drauf stehen...


    Ob man deswegen gleich kündigen muss, weiss ich nicht.
    Wäre es mein Angestellter hätte es zumindest eine Ermahnung bzw. Abmahnung gegeben.

  • Vossi
    ich sah das aehnlich, nur wissen wir nicht ob der Kollege vieleicht schon ein paar andere Vorfaelle aehnlicher Art hiner sich hat. Eine fristlose Kuendigung ohne vorherige Abmahnung wegen aehnlicher Delikte ist schon hart.

  • Die Verwechselungsgefahr außerhalb eines Einsatzes ist wohl eher gering. Der Kollege auf dem Auto wird schon wissen, wer da neben ihm sitzt. Es ist explizit erwähnt, dass dieses Rückenschild nicht im Einsatz getragen wurde. Und im Alarmfall ist das Entfernen eines Rückenschilds kein zeitlicher Aufwand. Ob man nun die Aussage mit der zweiten Jacke glaubt oder nicht.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Mein Rettungsdienstleiter während meines Zivildienstes hatte während seiner regulären RTW-Schichten ein Rückenschild "Rettungsdienstleiter", was einen Kollegen zum Rückenschild "Noch wichtiger" motiviert hat. Naja, man hat es mit Humor getragen.


    Ansonsten wäre ich mit solchen Aktionen vorsichtig, heutzutage kann ja niemand verhindern, dass ein Bild im Netz auftaucht.


    Eddy

  • Die Verwechselungsgefahr außerhalb eines Einsatzes ist wohl eher gering. Der Kollege auf dem Auto wird schon wissen, wer da neben ihm sitzt. Es ist explizit erwähnt, dass dieses Rückenschild nicht im Einsatz getragen wurde. Und im Alarmfall ist das Entfernen eines Rückenschilds kein zeitlicher Aufwand. Ob man nun die Aussage mit der zweiten Jacke glaubt oder nicht.


    Als Vorgesetzter wäre es mir relativ egal, ob das Schild im Einsatz oder in der einsatzfreien Zeit in der Öffentlichkeit getragen wurde....
    So geht man zum Fasching - aber nicht zum Dienst.
    Sorry - da bin ich konservativ.

  • Als Vorgesetzter wäre es mir relativ egal, ob das Schild im Einsatz oder in der einsatzfreien Zeit in der Öffentlichkeit getragen wurde....
    So geht man zum Fasching - aber nicht zum Dienst.
    Sorry - da bin ich konservativ.


    :positiv:

  • Wenn ich das richtig verstehe, hat sich der Ex-Kollege also in Dienstbekleidung mit dem Schild fotografieren lassen? Anders kann ich es mir grad nicht vorstellen. Wenn es sich so verhält und der Arbeitgeber auch noch zu erkennen war, dann sieht die Situation ganz anders aus. Kann mir nicht vorstellen, daß der sich als Saftladen betrieben von Deppen in der Öffentlichkeit darstellen lassen möchte. Nichts anders sagt so ein Schild nämlich aus.


    Es ist zwar richtig, daß eine Kündigung nur das äusserste Mittel sein sollte, aber da hat der Arbeitgeber auch Ermessensspielraum.


    PS: Der Kreis dürfte über das Wappen z.B. sehr gut zu erkennen sein.

  • Womit sich aber doch nur wieder einmal zeigt, dass vielen Leuten überhaupt nicht klar ist das Jeder nur maximal 15 Monate von Hartz-IV entfernt ist.
    Eine schriftliche Abmahnung wäre das mindeste bei einem solch Arbeitgeber und Berufsstand schädigenden Aktion. Das müssten sogar Gewerkschaft und Berufsverband einsehen.

  • a) In seiner SEG gibts Schnitten zum berindrucken
    b) Mangelnde Intelligenz
    c) Zuviele Besuche an bekannten Ständen auf der Rettmobil
    d) Er hatte Lust auf Streit


    Irgendwas davon muss es sein...

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Ich frage mich die ganze Zeit: Warum hat er das gemacht?



    Eventuell um auf die momentane Situation des RD Personals aufmerksam zu machen? Also nur so aufgrund dieses isolierten Sachverhaltes so wie er beschrieben ist, ist eine fristlose Kündigung nicht zu rechtfertigen. Da muss noch mehr gewesen sein.


    http://www.kanzlei.de/archiv/frlk-htm


    ..." Nach § 626 Abs. 1 BGB ist ein Arbeitsverhältnis (auch: Handelsvertreterverhältnisse,Berufsausbildungsverhältnisse, Heuerverhältnisse, Heimarbeitsverhältnisse) aus wichtigem Grund außerordentlich kündbar. Ein wichtiger Grund ist dann gegeben, wenn Tatsachen vorliegen, die unter Berücksichtigung aller Umstände und unter Abwägung der Interessen beider Vertragsteile dem Kündigendem die Fortsetzung des Vertragsverhältnisses unzumutbar machen. Regelmäßig geeignet, einen wichtigen Grund zu bilden, sind – Einstellungsbetrug, – dauernde oder anhaltende Arbeitsunfähigkeit, – beharrliche Arbeitsverweigerung, – beharrlicher Arbeitsvertragsbruch, – grobe Verletzung der Treuepflicht, – Verstöße gegen Wettbewerbsverbote usw. Andererseits gibt es Sachverhalte, die grds. als Kündigungsgründe ausscheiden, insbes. – Gründe, die sich nicht zum Nachteil eines Arbeitnehmers auswirken dürfen (z.B. Rasse, Geschlecht, politische und gewerkschaftliche Betätigung), und – Gründe, die der Kündigende schon zuvor gekannt hat bzw. die sich nicht nachteilig auf das Arbeitsverhältnis auswirken können oder zum Bereich des Unternehmerrisikos gehören...."

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Eventuell um auf die momentane Situation des RD Personals aufmerksam zu machen?


    Das würde ich Chuzpe nennen. Macht natürlich keinen Sinn, es dann nicht in der Öffentlichkeit (sprich: im Einsatz) zu tragen, bzw. so zu argumentieren.

  • Also die Verwechselung IM Einsatz sehe ich schon gegeben. Menschen in Panik lesen nur das NOT und ARZT raus.
    Ich hoffe wirklich, dass das Schild nie im Einsatz getragen wurde. Und schüttel sowieso ständig den Kopf seit ich das gelesen habe.


    Kündigung finde ich übertrieben. Abmahnung, ok!
    Ansonsten tippe ich bei GuyFawkes auf a)

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    Aktuelle "Patient bleibt zu Hause Quote": 67% :stop_1:

  • Ich wage mal zu prognostizieren: Der Rausgeschmissene wird auf Wiedereinstellung klagen, am Ende wird sich ohne Urteil auf ordentliche Kündigung geeinigt.
    Qualifikationsunterschied RDF/Arzt und bolleriges Auftreten in der Öffentlichkeit ("Rettungsrambo") sind aber für jeden "Insider" als sensible Themen bekannt. Wenn man beides so gekonnt kombiniert, muss man sich eigentlich nicht wundern. Wer in der Öffentlichkeit als Profi ernstgenommen werden will, müsste so eine Aktion imho sogar noch unlustiger finden.

  • puh - erinnert sich noch jemad an die Reportage über den Hamburger Rot-Kreuz-Rettungswagen? Einer der beiden RetAss ist da die ganze Zeit mit einem "Notarzt" Tshirt vor laufender Kamera rumgerannt. Das das damals keinen Ärger gegeben hat, hat mich gewundert... Aber das blieb wenn dann wohl einfach Rot-Kreuz-intern.


    So hätte das auch in dem Fall besser laufen sollen, allein schon des "Streisand-Effekts" Willen, denn ganz ehrlich, jetzt dürfte das Interesse an dem fraglichen Bild deutlich höher sein, als vorher...


    Ciao,


    Madde

    "You won't like me when I'm angry.


    Because I always back up my rage with facts and documented sources."



    The Credible Hulk.