17-Jähriger spritzt Mutter eines Freundes Medikamente aus einem gestohlenen Notfallkoffer

  • Mit Medikamenten aus einem bei der Deutschen Bahn gestohlenen Notfallkoffer "behandelte" ein polizeibekannter 17-Jähriger in Österreich die 39-Jährige Mutter eines Freundes. Aufgrund psychischer Probleme und weil der Jugendliche ihr gegenüber angab, eine entsprechende Ausbildung zu haben, ließ sich die 39-Jährige Cortison, Tramal und Paspertin spritzen. Nach der dritten "Behandlung" allerdings brach die Frau zusammen und musste vom Rettungsdienst in eine Klinik eingeliefert werden.


    Quelle: http://www.salzburg24.at/stadt…u-bricht-zusammen/3657411

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Ich dachte immer bei der Bahn gibt es keine richtige Notfallausrüstung...
    Aber wenn da was von Tramal steht... kann man sich darüber streiten, ob es eine "richtige" Ausrüstung ist. ;-)

  • Das stimmt schon, aber es ist hal extrem emetisch.
    Wir hatten es früher im Rettungsdienst. Ausnahmslos jeder Patient hat sich bis zur Einfahrt ins Krankenhaus übergeben.
    Ebenso habe ich schon von einigen Personen aus dem Gesundheitswesen negative Erfahrungen bezüglich dem emetischen Potential bei eigener Anwendung gehört.
    ...
    Bzgl. des Betäubungsmittelgesetzes gibt es ja noch Nalbuphin und Meptazinol. Mit denen fehlt mir aber jegliche Erfahrung.

  • Tramadol ist eine Substanz, die den meisten Ärzten bekannt ist. Das macht die Anwendung recht sicher. Die emetische Wirkung lässt sich durch die vorherige Gabe von Antiemetika und eine langsame Injektion in vielen Fällen reduzieren. In der Literatur wird Tramadol und Morphin von einigen Autoren als gleich emetogen beschrieben.


    In dem Krankenhaus, in dem ich zuletzt gearbeitet habe, wurde der gute alte Würzburger Schmerztropf verwendet. Bereits im AWR wurde mit der Therapie begonnen. Durch das darin enthaltene DHB und die langsame Infusionsgeschwindigkeit (400 mg Tramadol/24 Std.) gab es so gut wie kein Auftreten von Übelkeit und Erbrechen im AWR, obwohl routinemäßig keine Emesisprophylaxe präoperativ gegeben wurde.


    In vielen Fällen hat man es beim Tramdol mit einer selbsterfüllenden Prophezeiung zu tun. Erbrechen Patienten nach Tramadol-Gabe ist das eine positive Bestätigung von dem, was man uns schon seit unserer Ausbildung einredet ("War ja klar, daß die jetzt kotzt!"). Diese Suggestion führt dazu, daß wir ausbleibendes Erbrechen gar nicht bewusst wahrnehmen, weil es unsere Erwartungen nicht erfüllt. Hinzu kommt, daß wir Morphium fast routinemäßig mit einem Antiemetikum kombinieren und wir deshalb weniger Erbrechen beobachten. Würden wir das beim Tramadol genauso machen und eine andere Wahrnehmung an den Tag legen, würden wir den Glauben an das "Brechmittel" Tramadol deutlich relativieren müssen.

  • Teil-Antagonisten wie Nalbuphin sind aus therapeutischer Sicht in der Akutmedizin ungünstig für eine weitere Therapie mit reinen Agonisten.


    P.S.: Sorry für den späten Kommentar. Mußte noch schnell einen LNA-Einsatz abarbeiten.


  • P.S.: Sorry für den späten Kommentar. Mußte noch schnell einen LNA-Einsatz abarbeiten.

    Der Herr der (Helm-)Ringe. Gibt es eine medienwirksame Geschichte?


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Nicht wirklich. Bei meinem Eintreffen rollte gerade der letzte RTW mit Patient vom Platz. VU im Begegnungsverkehr mit fünf Verletzten. Der ÄLRD war mit der FF vor Ort und hat alles inoffiziell organisiert. Führte zu einer verständlichen Irritation von Leitstelle und Bodenpersonal vor Ort, weil er den LNA und OrgL. auch nicht abbestellte. So waren die Zuständigkeiten etwas unklar und undurchsichtig. Nett war aber, daß mich die Leitstelle auf der Anfahrt anrief und "vorwarnte".

  • Teil-Antagonisten wie Nalbuphin sind aus therapeutischer Sicht in der Akutmedizin ungünstig für eine weitere Therapie mit reinen Agonisten.


    Wobei es Ärzte gibt, die von solchen Kombinationen schwärmen (und dies auch gerne so lehren).

  • Das mit den Partialagonisten und einem Wechsel auf reine Agonisten funktioniert nur dann, wenn noch ausreichend Opiatrezeptoren zur Verfügung stehen, die durch den Agonisten effektiv besetzt werden können. Das ist aber nicht vorhersehbar. Im unangenehmsten Fall kann man keine oder nur eine unzureichende Analgesie durchführen.


    Wir haben in der Orthopädie früher häufiger Patienten mit Temgesic-TTS operiert. Zum Teil war eine Schmerzreduktion ohne zusätzliche Regionalanästhesieverfahren nicht unter VAS 5 - 7 möglich. Einer dieser Patienten bekam unter so einer Schmerzepisode im AWR einen Myocardinfarkt. Glücklicherweise werden Pflastersysteme mit Buprenorphin immer seltener verwendet.

  • Zitat

    Worauf begründet sich die Schwärmerei?


    Wie so oft: man nennt es Erfahrung und meint eigentlich Gewohnheit !

  • Zurück zum Thema: Der 17jährige hat Tramadol mit MCP kombiniert. So wenig Ahnung kann er also nicht haben. :ironie:

  • Was ich mich noch frage:


    Woher stammt der Koffer genau?


    Wieso lässt man sich einfach irgendwelche Mittel (Anabolika?!?) spritzen?



    Kaum zu glauben, daß die Dt Bahn sich so ein Zubehör entwenden lässt.

  • Es stand "bei der deutschen Bahn gestohlen" nicht "von der deutschen Bahn gestohlen" - kann also durchaus der Koffer eines Reisenden gewesen zu sein.


    Das Vorhandensein der Medikamente - gerade in den Mengen für dreifache Anwendung - spricht ja eher gegen einen Notfallkoffer, sondern eher für einen Koffer für KVB- oder Hausarztdienste.

  • Es stand "bei der deutschen Bahn gestohlen" nicht "von der deutschen Bahn gestohlen" - kann also durchaus der Koffer eines Reisenden gewesen zu sein.


    Das Vorhandensein der Medikamente - gerade in den Mengen für dreifache Anwendung - spricht ja eher gegen einen Notfallkoffer, sondern eher für einen Koffer für KVB- oder Hausarztdienste.


    Ein Blick in die Pressemeldung der LPD Salzburg schafft mehr Klarkeit. Dort steht eindeutig daß der Notfallkoffer Eigentum der DB ist.


    Hier geht`s zur Pressemeldung der LPD Salzburg. Da der Link nicht immer funktioniert im Anhang die PM als pdf.



    Vor einigen Jahren lies die DB Sonderzüge teilweise sanitätsdienstlich und/oder (not-)ärztlich betreuen. Damals wurde von der DB ein Notfallkoffer gestellt. Lediglich die EKG/Defi-Kombination kam von uns bzw. dem Doc. Am Zielort blieb das Material in der verschlossenen Zugkabine, so daß im Prinzip jeder, der davon wusste und entsprechendes "Werkzeug" (Einheits-DB-Vierkantschlüssel) besaß an das Material gekommen wäre. Der Zug stand ja unbeaufsichtigt irgendwo im Umfeld des Zielbahnhofs.

    Em Herrgott sei schönschde Gab`isch ond bleibt dr`Schwob!

    Einmal editiert, zuletzt von Sargnagel ()

  • Hattet ihr noch nie einen NA Einsatz in nem ICE? Der Zugbegleiter ruft "einen Arzt an Bord" aus und gleichzeitig wird der bordeigene Ulmer Koffer zum Patienten gebracht. Quasi wie im Flugzeug....